Deutsche Teams in Annecy in der Verfolgerrolle
Die deutschen Teams befinden sich beim Europacup in Annecy nach dem ersten Tag in der Verfolgerrolle. Die Frauen liegen mit 48 Zählern als Dritte unmittelbar hinter Frankreich (49) und den überlegenen Russinnen (69). Bei den Männern müssen die Leistungsträger in einigen Paradedisziplinen aus deutscher Sicht am Sonntag die für die Aufholjagd nötigen Punkte holen. Nach dem Samstag führt Frankreich (59) vor Großbritannien (57), Italien (48) und Deutschland (43). Vize-Weltmeister Ingo Schultz gab die Parole aus: „Ich hoffe, dass wir am zweiten Tag noch einige Punkte machen.“ Auch DLV-Vize-Präsident Rüdiger Nickel ist für den zweiten Tage guter Dinge: "Noch ist Madrid nicht verloren. Wir haben noch unsere Trümpfe wie Tim Lobinger oder Michael Möllenbeck in der Hinterhand."
Ingo Schultz gibt alles
Ihren flotten Beginn auf der ungünstigen Außenbahn musste die Berlinerin Claudia Marx Tribut zollen. Auf der Zielgerade fehlten ihr über 400 Meter die Kräfte. Die Ukrainerin Antonina Yefremova gewann in 50,70 Sekunden vor Grazyna Prokopek aus Polen (51,34 sec). Claudia Marx wurde in 52,45 Sekunden Achte.
Ingo Schultz ging auf Bahn drei in das Rennen der Männer und überholte eingangs der Zielkurve die vor ihm laufenden Viertelmeiler. Am Ende reichten aber die Reserven nicht mehr, um den ersten Rang nach Hause zu laufen. Der Brite Daniel Caines konterte in 45,14 Sekunden den deutschen Vize-Weltmeister, der in 45,33 Sekunden Zweiter wurde, aus. „Das Rennen war heute hart“, gestand ein entkräfteter Ingo Schultz, der alles gegeben hatte, „ich bin mit dem zweiten Platz auch noch zufrieden und es hat schon Spaß gemacht. Ich liebe eigentlich solches Wetter.“
Franek Haschke bissig gelernt
Ein bissiges Rennen lief der Pirnaer Franek Haschke über 1500 Meter. Er liess sich in dem taktischen Lauf bis zur Ziellinie nicht unterkriegen und wurde letztlich mit Platz vier in 3:48,81 Minuten belohnt. Trotzdem ärgerte er sich ein wenig. Denn die Lücke, die sich 300 Meter vor dem Ende bot, hatte er nicht genutzt: „Da habe ich nicht aufgepasst, aber das nehme ich an Erfahrung mit. Ansonsten habe ich keine Fehler gemacht und mich aus den Rangeleien raus gehalten.“ Die begeisterten Zuschauer freuten sich über einen französischen Sieg durch Mehdi Baala (3:47,21 min) vor dem Briten Michael East (3:48,26 min) und dem Polen Pawel Czapiewksi (3:48,77 min).
Über 3000 Meter der Frauen machten Gabriela Szabo (Weltjahresbestleistung in 8:38,03 min) und Yelena Zadorozhnaya (8:39,84 min) den Sieg unter sich aus. Die Deutsche Kristina Da Fonseca-Wollheim (9:07,40 min) behielt im Kampf um Platz vier hinter der enteilten Polin Lidia Chojecka (8:49,95 min) die Oberhand.
Franzose Sghyr zu offensiv
Der Leverkusener Mario Kröckert vertrat über 5000 Meter die deutschen Farben und kam in 14:22,60 Minuten als Sechster ins Ziel. Dabei hatte er sich anfangs mit an der Spitze gezeigt. Der zwischenzeitlich entflohene Franzose Ismail Sghyr musste sich in der Schlussphase noch dem Russen Dimitri Maksimov (14:09,92 min) und dem Briten Sam Haughian (14:11,60 min) beugen.
Im Diskuswerfen der Frauen gaben die russische Weltmeisterin Natalja Sadova (65,91 m) und Nicoleta Grasu (63,05 m) den Ton an, während die Neubrandenburgerin Franka Dietzsch über 59,30 Meter nicht hinaus kam, aber sechs Punkte für die deutschen Frauen holte.
Knoten bei Martin Buß noch nicht geplatzt
Für den deutschen Hochsprung-Weltmeister Martin Buß waren in Annecy die 2,25 Meter zu hoch, nachdem er zuvor die 2,19 und 2,22 Meter jeweils im ersten Sprung gemeistert hatte. Damit platzte auch in Frankreich nicht der erhoffte Knoten, nachdem die Trainingsleistungen des Leverkuseners teilweise sogar über seinen Wettkampfergebnissen liegen. Den Sieg in der Diziplin holte sich Franzose Gregory Gabella. Er meisterte als einziger 2,30 Meter.
Im Kugelstoßen landete der Neubrandenburger Ralf Bartels mit 19,85 Metern auf Platz vier. Es siegte der Favorit Yuri Belonog aus der Ukraine (20,55 m). Schahriar Bigdeli kam im Weitsprung nach drei ungültigen Versuchen im letzten Durchgang noch auf 7,82 Meter und Platz fünf. Der Brite Chris Tomlinson stellte mit 8,17 Metern vor Nicola Trentin (8,15 m) seine gute Verfassung unter Beweis.
Anna Pyatykh aus Russland gewann den Dreisprung der Frauen mit einer persönlichen Bestleistung von 14,67 Metern vor der Britin Ashia Hansen (14,62 m). Über 13,30 Meter und den letzten Platz kam die deutsche Starterin Nicole Herschmann nicht hinaus. Steffi Nerius scheiterte im Speerwurf um zwei Zentimeter an der 60-Meter-Marke. Tatjana Schikolenko (64,61 m) war hier die klare Siegerin.
Buschbaum holt sich EM-Ticket – Staffeln Zweite
Die Chance, sich das Ticket zur EM nach München als Top-Zwei-Platzierte vorzeitig zu sichern, liess sich Yvonne Buschbaum im Stabhochsprung nicht entgehen. Mit 4,60 Metern musste sie sich nur der russischen Europarekordhalterin Svetlana Feofanova (4,70 m) geschlagen geben. Als Dritte sprang die Französin Vanessa Boslak mit 4,45 Metern Landesrekord.
Den ersten Tag beendeten die 4x100-Meter-Staffeln. Die deutschen Sprinterinnen gaben sich in der Besetzung Melanie Paschke, Gabi Rockmeier, Sina Schielke und Marion Wagner nur um acht Hundertstel den heimischen Französinnen, die in 42,41 Sekunden Weltjahresbestleistung liefen, geschlagen. Die deutschen Männer standen den Frauen im letzten Bewerb des Tages in nichts nach und erkämpften sich auch den zweiten Rang in 38,88 Sekunden hinter den Briten (38,65 sec). Thomas Müller war nach Ronny Ostwald, Alexander Kosenkow und Marc Blume der Schlussläufer, der die Uhr zum Stoppen brachte.