| Trainingslager V

Deutsche Werfer-Hochburg liegt an der Küste Portugals

Beginnt der Frühling, machen sich alle Kaderathleten auf, noch sommerlichere Trainingsbedingungen aufzusuchen. In alle Winde verstreut schlagen sie ihre Trainingszelte auf. Wir haben ihre Camps aufgespürt und bringen in unserer Trainingslager-Serie das Flair aus der Ferne auf leichtathletik.de. Nummer fünf: die Werfer in Albufeira (Portugal).
Pamela Ruprecht

„Ich bin gerade dabei, das endgültige Gefühl für den Wettkampf-Speer zu bekommen“, erzählt Christin Hussong (LAZ Zweibrücken). Bis zum Aufenthalt in Albufeira hat die junge EM-Finalistin von Zürich (Schweiz) mit schweren Speeren geworfen. Das Feintuning für die anstehende Saison läuft auf Hochtouren, der Countdown bis zu den ersten Wettbewerben tickt. „Der optimale Wurf kommt dann hoffentlich auch im Wettkampf, ich bin sehr zufrieden, wie es momentan mit der Vorbereitung steht.“

Die Freizeit verbringen die Mädels aus dem B-und C-Kader am Pool oder Strand, der direkt neben dem Hotel liegt. „Die Atmosphäre hier ist schön und man kann sich gut auf den Sport konzentrieren, aber man kann sich auch gut ablenken“, beschreibt Hussong. Auch mit einem Fußmarsch in die nächstgelegene Stadt. Für den Wechsel zwischen hartem Training und Erholung bietet der portugiesische Urlaubsort in der Algarve beste Voraussetzungen.

Thomas Röhler Dauergast in Portugal

Diese nutzt auch Disziplinkollege Thomas Röhler. Der Sieger des Diamond Race 2014 ist schon zum zweiten Mal in diesem Frühling in Albufeira. Es steht ihm noch gut eine Woche mit seinem Heimtrainer Harro Schwuchow bevor, die Trainingsresultate sind vielversprechend. „Es macht einfach Spaß, nach langer Wurfpause im Winter wieder bei gutem Wetter an der Technik zu feilen“, sagt der Athlet vom LC Jena, der das Küstenklima angenehm findet und in dem ehemaligen kleinen Fischerdorf auch mal auf Angeltour geht.

Seinen ersten Wettkampf will Röhler beim Diamond League Meeting in Shanghai (China; 17. Mai) bestreiten. Bis dahin soll die Technik sitzen, Wettkampfbedingungen lassen sich jedoch im Vorfeld nicht simulieren. „Prinzipiell ist Wurf Wurf, aber es wäre falsch anzunehmen, dass Risiko und Aktivierungszustand im Training Wettkampfweiten zulassen würden“, erklärt Röhler. Die richtig weiten Flüge kommen im Konkurrenzkampf. Einen Vorgeschmack gibt das Training vor Ort mit internationalen "Gegnern", wie er sie nennt.

Christina Obergföll und Robert Harting auf der Anreise

Momentan ist es aus deutscher Sicht ruhig in Albufeira. Vor einigen Wochen hat unter Leitung von Jürgen Schult eine große Gruppe Diskuswerfer „aus allen Rohren gefeuert“, wie Nachwuchs-Bundestrainer Jörg Schulte vermeldete. Am Wochenende kommt nun eine Reihe weiterer DLV-Athleten nach. Allen voran die Trainingsgruppe von Bundestrainer Boris Obergföll, in der sich Weltmeisterin Christina Obergföll (LG Offenburg) den letzten Schliff für ihr Comeback nach der Babypause holt.

Auch die Gruppe aus Halle von René Sack um Nadine Müller schlägt ihre Zelte in der Küstenstadt auf. Genauso wie die Diskus-Clique um Olympiasieger Robert Harting (SCC Berlin), der nach seinem Kreuzbandriss noch Nachholbedarf hat und sdinen Saisoneinstieg offen lässt. Die Diskuswerfer werden von Marco Badura vom Institut für Angewandte Trainingswissenschaften (IAT) in Leipzig unterstützt.

Es gibt aber auch DLV-Werfer, die andere Ziele wählen. Die Leverkusener Speerwerferinnen Linda Stahl und Katharina Molitor starten im Laufe dieser Woche mit Trainer Helge Zöllkau nach Split (Kroatien), inklusive Dr. Frank Lehmann, dem Speer-Experten des IAT. Der Wissenschaftler rotiert bei der Begleitung der Lehrgänge.

Alles läuft nach Plan

„Wir sind bis jetzt planmäßig durch das Training gekommen und haben sehr gut werfen können“, sagt Maria Ritschel, Speerwurf-Bundestrainerin der Frauen. Das Wetter bei Temperaturen um 20 Grad war zwar teils windig, geregnet hat es aber zur Freude der Trainerin noch nicht. Die Wege sind kurz, der Kraftraum ist gut ausgestattet, die Trainingsbedingungen in den vergangenen Jahren vielfach erprobt und optimal.

Schwerpunkt ist in dieser Phase klar das Techniktraining mit vielen Würfen. „Es wird das Augenmerk auf wettkampfnahe Würfe gelegt“, so die Bundestrainerin. Die Werfer versuchen aus langem Anlauf und mit hoher Geschwindigkeit in den Abwurf zu gehen. Besonders wichtig ist dabei die Konzentration - hundert Prozent bei der Sache sein. Das und das hohe Pensum machen es anstrengend. Jüngere Athleten kommen auf 120 Würfe die Woche, erfahrene Athleten liegen bei 150 bis 180 Würfen.

Wer denkt, die Athleten hätten zur Abwechslung Lust auf einen lockeren Strandlauf, der irrt. „Da sind Werfer nicht so darauf erpicht“, scherzt Maria Ritschel. Der Blick auf den Strand genügt. Bis die Werfer in Topform sind, werden noch einige Wurfgeräte durch die Luft fliegen und Meereswellen an die creme- und kupferfarbenen Klippen schlagen.

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