| Olympische Spiele 2016

Deutsches Speerwurf-Trio darf am Donnerstag wieder ran

Vize-Europameisterin Linda Stahl zeigte am Dienstag in der Speerwurf-Qualifikation der Spiele von Rio eine souveräne Leistung und machte mit einem Wurf das Finalticket klar. Erst nach den letzten Würfen beider Gruppen stand fest: Zwei DLV-Athletinnen werden sie ins Finale begleiten.
Silke Morrissey

Zwei Gruppen, zwölf Finalplätze und eine direkte Qualifikationsweite von 63,00 Metern: Mit dieser Vorgabe gingen die Weltmeisterin von 2011 Christina Obergföll (LG Offenburg) und U23-Europameisterin Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) in die Olympia-Qualifikation. Mit Weiten von 62,18 und 62,17 Metern schlossen sie sie ab. Zunächst zu wenig für den unmittelbaren Einzug ins Finale. Auf den Rängen sechs und sieben mussten sie zittern, bis wenig später in Gruppe B die letzten Athletinnen ihre Würfe absolviert hatten.

Hier trat auch die Vize-Europameisterin von Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen) in Aktion. Noch nie in ihrer langen Karriere ist sie in einer Qualifikation ausgeschieden – diese Serie sollte auch in Rio nicht reißen. Im Gegenteil: Sie brauchte nur einmal Anlauf zu nehmen und konnte ihre Taschen wieder packen. Ihr Speer segelte auf 63,95 Meter, es war die viertbeste Weite des Abends, den überraschend die Polin Maria Andrejczyk mit Landesrekord von 67,11 Metern als Beste zu Ende brachte.

Christina Obergföll und Christin Hussong hatten schon auf dem Weg aus dem Stadion das Feld in Gruppe B unter die Lupe genommen und gerechnet: Würden ihre Weiten für die Top Zwölf reichen? Ihr Ergebnis: vermutlich schon. Sie sollten Recht behalten. Als Zehnte und Elfte der Qualifikation stehen auch sie im Finale, wo der DLV nun mit einem schlagkräftigen Trio antreten wird. Dort greift auch die Olympiasiegerin von London Barbora Spotakova (Tschechische Republik; 64,65 m) noch einmal nach den Sternen. Auch Europameisterin Tatsiana Khaladovich (Weißrussland; 63,78 m) gab sich keine Blöße.


STIMMEN ZUM WETTBEWERB

Christin Hussong (LAZ Zweibrücken)
Christina und ich sind beide direkt an der Grenze. Es kann gut gehen, es kann auch nicht gut gehen – oder der eine Zentimeter von Christina entscheidet. Draußen habe ich mich echt gut eingeworfen, drinnen war es ein bisschen schwer. Im ersten Versuch habe ich Druck nach vorne gemacht, so wie ich es wollte. Aber da ist mein Arm runtergefallen. Im zweiten ist meine Hüfte runtergefallen. Im Dritten dachte ich, er geht weiter… Aber so ist das Leben. An das Aus in der Qualifikation der EM in Amsterdam habe ich schon gedacht, aber ich habe eher versucht, mich an die WM in Peking zu erinnern. Da habe ich auch im Dritten die Weite fürs Finale geschafft. Ganz abschalten kann man die Erinnerung an EM aber nicht. Es war total schön hier ins Stadion zu kommen. Die Zeit vorher kam noch nicht so die Stimmung auf, aber wenn man dann hier einläuft und die Ringe auf der Startnummer sieht, dann ist das schon ganz schön. Ich hoffe, ich kann das noch einmal erleben. Mein Vater [Udo Hussong] hat mich hier gecoacht, meine Mutter ist da, meine Schwester, sogar Freunde. 

Christina Obergföll (LG Offenburg)
Die Hoffnung und die Zuversicht sind gerade größer als die Zweifel, dass es nicht reicht. Klar muss man jetzt abwarten. Es kann immer eine dabei sein, die für eine Überraschung sorgen kann. Aber Christin und ich haben gerade schon mal hochgerechnet: Es gibt fünf potenzielle Werferinnen, dann wäre ich immer noch Elfte. Schauen wir mal. Ich würde es auch Christin sehr wünschen. 65 Meter fallen mir nicht mehr so leicht wie es mal war. Das hat man auch im Hinterkopf. Physisch bin ich eigentlich voll da, aber der Kopf will manchmal nicht glauben, dass ich es noch kann. Es war technisch nicht so rund. Ich habe nicht so satt reinstemmen können, wie ich es sonst schaffe, wenn ich mich richtig gut fühle. Ich hatte auch ein paar Probleme mit der Hüfte, die müssen wir in den nächsten zwei Tagen ordentlich behandeln. Letztes Jahr in Peking habe ich mich in der Quali super gefühlt und im Finale nicht so. Jetzt hoffe ich erst mal, dass es reicht – und dass es dann hier umgekehrt ist.

Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen)
In der Quali bin ich noch nie rausgeflogen – das kann ich irgendwie ganz gut. Das Einwerfen draußen war auch schon gut. Aber vorher gab’s kurz Panik, da konnte ich mich nicht so richtig bewegen. Raymond Igl und Helmut Schreiber [Leitender DLV-Verbandsphysiotherapeut und Leitender DLV-Verbandsarzt] haben dann noch mal alles gegeben. Vielleicht brauchte ich das auch als Ablenkung. Ich habe mich voll auf meine Technik konzentriert. Der Belag ist schnell, ich bin auch schnell, den ersten Wurf habe ich ganz gut getroffen, auch wenn noch etwas mehr ginge. Aber übermorgen ist ein neuer Wettkampf. Der letzte Wurf von Amsterdam [der EM-Silber brachte] war wichtig – damit ich hier teilnehmen kann, aber auch, weil ich weiß, dass ich in jeder Situation noch mal einen raushauen kann. Das kann mir auch im Olympia-Finale passieren. Ich gehe mit einer positiven Spannung da rein, ich freue mich drauf.

 

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