Deutsches Team gewinnt Team-EM-Premiere
Das Team des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) hat die Premiere der Team-Europameisterschaft in Leiria (Portugal) gewonnen. Am Sonntag setzte sich die Mannschaft letztlich mit 326,5 Punkten gegen die favorisierten Russen (320) und Großbritannien (303) durch. Insgesamt verbuchten die deutschen Athleten an den beiden Wettkampftagen fünf Einzelsiege.
Souverän zeigte sich wieder einmal Hochspringerin Ariane Friedrich. Die 25 Jahre alte Frankfurterin übersprang 1,91, 1,95, 2,00 und 2,02 Meter gleich im ersten Versuch und hatte den Wettkampf damit bereits vor der Spanierin Ruth Beitia und der Italienerin Antonietta Di Martino (beide 2,00 m) gewonnen.Nur eine Woche nach ihrem deutschen Rekord (2,06 m) versuchte sich Ariane Friedrich dann an der Verbesserung dieser Bestmarke. Nach zwei Anläufen über 2,07 Meter beendete sie den Wettkampf. „Ich habe total Kopfschmerzen“, erklärte sie. „Am Ende ging es nicht mehr.“
Nadine Kleinert überlegen
Ariane Friedrich sammelte mit ihrem Sieg genauso zwölf wertvolle Punkte für das deutsche Team wie Kugelstoßerin Nadine Kleinert (SC Magdeburg), die ihren Wettkampf ebenfalls überlegen gewann. Jeder ihrer vier Versuche hätte gereicht, um die Konkurrenz in Schach zu halten, mit 19,59 Metern stieß sie über einen Meter weiter als die Zweitplatzierte Italienerin Chiara Rosa (18,57 m).
Für den einzigen männlichen Disziplinsieg sorgte der Rostocker Mark Frank, der sich im Speerwerfen durchsetzte. „Ich hatte heute etwas Probleme mit meiner Fußverletzung, was aber nicht als Entschuldigung gelten soll“, zeigte er sich mit seinen 78,63 Metern nicht vollkommen zufrieden.
Vier zweite Plätze am Sonntag
Knapp an Tagessiegen vorbei schrammten Hammerwerferin Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt), Diskuswerfer Robert Harting (SCC Berlin) und Stabhochspringer Malte Mohr (TSV Bayer 04 Leverkusen) sowie die 4x400-Meter-Staffel der Männer. Mit einem zweiten Platz und 74,97 Metern hatte Betty Heidler die deutsche Mannschaft am Sonntagmittag in der ersten Disziplin des Tages auf den Siegesweg geleitet. Nur die Polin Anita Wlodarczyk warf mit 75,23 Metern ein wenig weiter. „Ich hätte heute gern gewonnen, deshalb ärgere ich mich über meinen zweiten Platz“, zeigte sich die Frankfurterin selbstkritisch.
Mit 5,75 Metern und dem Silberrang tritt Malte Mohr die Heimreise an. Beugen musste er sich dem glänzend aufgelegten Hallen-Europameister Renaud Lavillenie. Nachdem dieser mit 5,90 Metern bereits den Wettkampf für sich entschieden hatte, schwang er sich im zweiten Anlauf über 6,01 Meter. Als insgesamt 17. Springer weltweit überquerte er die begehrten sechs Meter und scheiterte erst an 6,10 Metern, für die ihm nach der neuen Regel nur noch ein Versuch blieb.
Robert Harting hadert
„Ich hätte nicht gedacht, dass ich so kurz werfe“, beurteilte Robert Harting seinen Wettkampf. „Bei sechs Versuchen wären mir vielleicht noch 67 Meter gelungen. Das hätte dann für Platz eins gereicht“, spekulierte er, nachdem er sich mit 65,40 Metern dem Polen Piotr Malachowski (66,24 m) geschlagen geben musste.
Auch die abschließende 4x400-Meter-Staffel der deutschen Männer lief in 3:02,30 Minuten auf den zweiten Rang und zur WM-Norm. Der Kölner Miguel Rigau, Kamghe Gaba aus Frankfurt und der Saarbrücker Simon Kirch hielten sich stets im Schatten der Russen, die dem deutschen Team in der Gesamtwertung noch am ehesten gefährlich hätten werden können. Thomas Schneider (SC Potsdam) konnte den russischen Schlussläufer gar noch überholen und sicherte damit endgültig den deutschen Gesamtsieg.
Großbritannien erkämpft Position drei
„Vieles war gut, aber wir haben auch ein paar böse Einbrüche erlebt“, sagte Herbert Czingon, DLV-Cheftrainer Field, nach zwei hitzigen Tagen mit teilweise über 30 Grad. „Das Entscheidende war, dass ein Team am Start war. Für die WM sind wir auf einem guten Weg. Der erste Tag war eine Achterbahnfahrt mit Höhen und Tiefen. Heute gab es keine Einbrüche“, zeigte sich Rüdiger Harksen, DLV-Cheftrainer Track, vor allem mit dem zweiten Wettkampftag zufrieden.
Neben fünf deutschen Einzelsiegen gab es im Wettstreit der zwölf führenden Nationalteams des Kontinents weitere elf Podestplatzierungen. Am ersten Wettkampftag hatten bereits Speerwerferin Christina Obergföll (LG Offenburg) und Hindernisläuferin Antje Möldner (SC Potsdam) ihre Disziplinen gewonnen.
Deutsches Team feiert
Das britische Team, das den ersten Wettkampftag als Führende beendet hatte, musste gar noch um einen Platz unter den besten drei Nationen bangen, konnte sich aber letztlich mit zwei Punkten Vorsprung gegenüber Frankreich (301) Platz drei sichern.
Das deutsche Team feierte nach dem Triumph bei der Team-EM ausgelassen bei der Siegerehrung im Stadion und bei der anschließenden "Stillen Stunde". Immer wieder streckte Mannschaftsführerin Christina Obergföll den Sieger-Cup gen Himmel und die gesamte Mannschaft skandierte unaufhörlich "Berlin, Berlin - wir fahren nach Berlin." Standing Ovations gab es auch für Charles Friedek (Team Referenznetzwerk Leverkusen), der für seinen 25. Einsatz in der Nationalmannschaft geehrt wurde.
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Foto: Chai