Deutsches Team zur Halbzeit auf Schlagdistanz
Das deutsche Team liegt nach dem ersten Tag der Team-Europameisterschaft in Leiria (Portugal) mit 158,5 Punkten in Schlagdistanz auf Rang vier. Für die einzigen beiden deutschen Siege am Samstag sorgten Christina Obergföll (68,59 m) im Speerwerfen und Antje Möldner (9:32,65 min) über 3.000 Meter Hindernis. In Führung liegt Großbritannien mit 164 Punkten.
Erst in der letzten Stunde des Wettkampfes drehte die deutsche Mannschaft so richtig auf. Die Initialzündung zur Aufholjagd gab Antje Möldner (SC Potsdam) über 3.000 Meter Hindernis. Bei Temperaturen von 30 Grad lief die deutsche Rekordhalterin ein taktisch kluges Rennen, hielt sich stets im vorderen Drittel des Feldes auf und zog nach dem letzten Hindernis an der bis dahin führenden Französin Sophie Duarte (9:33,63 min) vorbei, um in 9:32,65 Minuten den ersten deutschen Sieg zu holen. "Mit der Zeit bin ich natürlich zufrieden. Inzwischen laufe ich viel mutiger als früher und am Ende war ich froh, dass ich die Französin noch geschlagen habe. Über den Sieg freue ich mich riesig", sagte die Deutsche Meisterin.Keine 20 Minuten später gab es vor 5.000 Zuschauern im Dr. Magalhaes Pessoa Stadion den nächsten deutschen Sieg zu bejubeln. Nachdem der erste Versuch ungültig war, warf die Offenburgerin Christina Obergföll im zweiten Versuch ihr 600 Gramm schweres Arbeitsgerät auf die Weltjahresbestweite von 68,59 Minuten. Damit glückte der Olympia-Dritten die Revanche für 2008, als sie beim Europacup im französischen Annecy mit 57,07 Meter nur den enttäuschenden fünften Platz belegt hatte. Dieses Mal klappte es mit dem Sieg. Weder die Olympiasiegerin Barbora Spotakova (Tschechische Republik; 65,89 m; Platz 2), noch die Olympia-Zweite aus Russland, Mariya Abakumova (62,01 m; Platz 3), hatten der Weite der deutschen Rekordhalterin etwas entgegenzusetzen.
Fünf weitere Podestplätze
Bei dem erstmals als Team-EM ausgetragenen Wettbewerb gab es fünf weitere Podestplatzierungen für deutsche Athleten. Markus Esser (TSV Bayer 04 Leverkusen) schleuderte den Hammer auf 77,62 Meter, Viertelmeiler Kamghe Gaba (LG Eintracht Frankfurt; Platz 3) blieb erstmals in dieser Saison mit 45,88 Sekunden unter 46 Sekunden und verpasste die Norm (2x 45,55 sec) für die Weltmeisterschaften in Berlin (15. bis 23. August) nur knapp.
Ebenfalls Rang drei gab es für Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen) im Stabhochsprung. Nachdem sie 4,55 Meter erst im dritten Versuch gemeistert hatte, schwang sich die Hallen-Europameisterin gleich beim ersten Anlauf über 4,60 Meter, musste sich aber dennoch der Polin Monika Pyrek (4,70 m) und der Russin Yuliya Golubchikova (4,65 m) geschlagen geben. "Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich bin natürlich sehr zufrieden. Durch das neue Regelwerk musste ich dauernd mitrechnen und sehen was die Konkurrenz macht", sagte die 23-Jährige, die erstmals wie alle Hochspringer und Stabhochspringer mit insgesamt nur vier Fehlversuchen auskommen musste.
Sprintstaffeln gut unterwegs
Platz zwei und drei gab es für die beiden 4x100 Meter-Staffeln. Während die Frauen in der Besetzung Katja Wakan, Anne Möllinger, Cathleen Tschirch und Marion Wagner in 43,57 Sekunden auf Platz drei kamen, sprintete das deutsche Männer-Quartett (Stefan Schwab, Till Helmke, Alexander Kosenkow, Martin Keller) in 38,78 Sekunden auf den zweiten Platz.
Pech hatte hingegen der Dresdner Hochspringer Raul Spank. Der Olympia-Fünfte knickte beim Einspringen um. Dennoch übersprang er 2,15 Meter im ersten Versuch, beendete anschließend aber den Wettkampf.
Jana Hartmann mit Bestzeit über 800 Meter
Über 800 Meter hätte Jana Hartmann (LG Olympia Dortmund) beinahe zum ersten Mal in ihrer Karriere die Zwei-Minuten-Barriere geknackt. In 2:00,71 Minuten verbesserte die Deutsche Meisterin ihre Bestleistung um knapp zwei Sekunden und blieb in einem schnellen Rennen als Fünfte nur knapp über der WM-Norm (2:00,00 min).
Nicht zufrieden war hingegen Kugelstoßer Peter Sack. Nachdem der Leipziger im Vorjahr den Wettbewerb zu seinen Gunsten entscheiden konnte, musste er sich dieses Mal mit Rang vier und 19,76 Metern zufrieden geben. Der Sieg ging hier an den Olympiasieger Tomasz Majewski (Polen; 20,81 m).
Neue Regeln sorgen für Verwirrung
Die hitzige Veranstaltung bei 30 Grad Celsius im Schatten von Leirias Königsschloss aus dem 12. Jahrhundert hinterließ vor allem wegen der erstmals ausprobierten neuen Regeln ratlose Athleten. Das Bestreben, durch weniger Sprung- und Wurfversuche sowie Ausscheidungsrennen auf den Langstrecken mehr Spannung zu erzeugen, scheiterte auf der ganzen Linie. "Das war total verwirrend", sagte Hammerwerfer Markus Esser. Von einem "ganz schönen Durcheinander" sprach die viertplatzierte Diskuswerferin Nadine Müller aus Halle (59,53 m).
Höhepunkt der Pannenserie war das 3.000 Meter-Rennen der Frauen, in dem die Spanierin Natalia Rodriguez als erste Läuferin ausscheiden sollte, aber nicht stehenblieb und letztlich sogar als Erste ins Ziel kam: "Ich bin weitergelaufen, weil ich so gut in Form war", sagte sie sie später im Ziel. Der Fall "Rodriguez" hatte auch zur Folge, dass die deutsche Starterin Simret Restle (LG Eintracht Frankfurt) vorzeitig aufhörte - obwohl sie gar nicht musste. "Mir hat ein Kampfrichter die Rote Karte gezeigt", berichtete die 25-Jährige. Ihr Verhalten wurde als Aufgabe bewertet - null Punkte.
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