DHM-Tag 2 - Alexander Kosenkow Europas Primus
Alexander Kosenkow mutiert zum Rockstar, Sebastian Keiner zum Alleinunterhalter und Raul Spank zum Flugobjekt. Auch am zweiten Tag der 56. Deutschen Hallen-Meisterschaften wurden den 4.000 Zuschauern in der Arena Leipzig leichtathletische Leckerbissen serviert. Auf den letzten Drücker lösten Hürdenläufer Willi Mathiszik (LAZ Leipzig), und die 1.500-Meter-Läufer Carsten Schlangen (LG Nord Berlin) und Stefan Eberhardt (LC Erfurt) das Ticket für die Hallen-EM in Turin (Italien; 6. bis 8. März).
200 MeterAlexander Kosenkow rockt die Hallenrunde
„You’re a rockstar“ dröhnte es aus den Boxen in der Arena Leipzig. Passend, denn Alexander Kosenkow hatte soeben die Hallenrunde gerockt. Und zwar so richtig. 20,78 Sekunden bedeuteten nicht nur Gold für den Wattenscheider. Schneller war dieses Jahr noch kein Europäer unterm Hallendach unterwegs. Mit dieser Zeit schiebt sich der 31-Jährige auf Platz vier der ewigen deutschen Hallen-Bestenliste. Sein Vereinskollege Sebastian Ernst, der bis zur Hallen-DM Führende der deutschen Jahresbestenliste, lief in Saisonbestzeit von 20,92 Sekunden zu Silber. Der Vierte der letztjährigen Hallen-DM, Florian Rentz (LG Stadtwerke München), nahm in diesem Jahr Bronze (20,17 sec) mit nach Hause.
400 Meter
Thomas Goller im Glück
Sekunden voller Ungewissheit, bange Blicke, die sich in die Videowand in der Arena Leipzig bohrten. Dann ein lauter Jubelschrei. Thomas Goller (TV Wattenscheid 01) ist Deutscher Hallen-Meister. Dabei war es Simon Kirch (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken), der vom ersten Schritt Druck machte, die Führung an sich riss und deutlich machte, dass er Gold mit nach Hause nehmen wollte. Doch, wie so oft über die Viertelmeile, waren es die allerletzten Meter, die den Unterschied zwischen Gold und Silber ausmachten. Die besseren Reserven hatte der Lebenspartner von Sprinterin Sina Schielke (TV Wattenscheid 01), der sich auf der Ziellinie an Simon Kirch vorbei schob und sich mit Saisonbestzeit von 47,19 Sekunden den Titel sichert. „Ich hatte Angst um meinen Staffelplatz“, begründete ein keck lachender Thomas Goller den auf den letzten Metern gezündeten Turbo. Der jahresschnellste Deutsche Simon Kirch erhielt Silber in 47,21 Sekunden. Bronze ging nach Magdeburg an Eric Krüger (47,28 sec).
800 Meter
Alleinunterhalter Sebastian Keiner
Es war die One-Man-Show des jüngsten Mannes im Feld. Der 19-jährige Sebastian Keiner (Erfurter LAC) beerbte Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen), der erkältungsbedingt nicht zur Titelverteidigung antreten konnte, aber in der Halle war. Ganz alleine von der Spitze weg lief der deutsche Jugend-Rekordler ein einsames Rennen, das mit Gold belohnt wurde und die Zuschauer mitfiebern ließ. Bei 1:47,81 Minuten blieb die Uhr stehen - eine winzige Hundertstel über der Hallen-EM-Norm. Aber Sebastian Keiner ist sowieso kein Fan von Turin. „Die EM-Norm war nicht mein Ziel heute. Denn diese Meisterschaft passt nicht in meinen Saisonplan, bei dem alles auf die WM in Berlin ausgerichtet ist.“ Steffen Co (LG Stadtwerke München), der sich vor allem als Edelhase bei deutschen Meetings einen Namen gemacht hat, lief in 1:50,19 Minuten zu Silber mit einem Hundertstel-Abstand vor Sören Ludolph (LG Braunschweig; 1:50,20 Min.).
1.500 Meter
Wolfram Müller staubt Gold ab
Die Arme weit ausgestreckt, den Zeigefinger zum Jubel in die Luft gestreckt - so überquerte Wolfram Müller (LG Asics Pirna) die Ziellinie. Es war nicht das typische Meisterschaftsrennen, das den Zuschauern geboten wurde. Titelverteidiger Carsten Schlangen (LG Nord Berlin) war sich als „Hase“ nicht zu schade und ließ vom ersten Schritt an keinen Zweifel daran aufkommen, dass dieses Rennen nur ein Ziel hatte: Hallen-EM-Norm. Wolfram Müller, als eigentlicher Favorit, da Jahresbester, nach Leipzig gereist, und der Erfurter Stefan Eberhardt genossen die Tempoarbeit des Berliners. Erst mit der Glocke zur letzten Runde übernahm Wolfram Müller die Spitze und gab diese trotz eines erbittert kämpfenden Carsten Schlangen nicht wieder her. In 3:38,04 Minuten geht der Meistertitel nach Pirna. Doch auch Carsten Schlangen wurde für seine Arbeit belohnt. In 3:39,06 Minuten blieb der Berliner erstmals diese Saison unter der Hallen-EM-Norm (3:41,00 min), ebenso wie Stefan Eberhardt, der in 3:39,22 Minuten Bronze ergatterte.
60 Meter Hürden
Erik Balnuweit verlängert Leipziger Gold-Abo
Die Leipziger Hürdenshow geht in die Fortsetzung. In Abwesenheit ihres Vorzeige-Hürdensprinters Thomas Blaschek war es sein Vereinskollege Erik Balnuweit, der das Leipziger Gold-Abo verlängerte. Der 20-Jährige bewies mit der Siegerzeit von 7,63 Sekunden, was die abermalige Unterbietung der Hallen-EM-Norm (7,68 sec) bedeutete, dass er zu Recht den Ruf des größten deutschen Hürdentalents genießt. Die LAZ-Show machte Willi Mathiszik mit Silber perfekt. Der Silber-Medaillengewinner der U23-EM 2005 riss bereits im Vorlauf seine Fans von den Sitzen. Mit 7,65 Sekunden stellte er nicht nur seine persönliche Bestzeit ein - er unterbot erstmals die Norm für die Hallen-EM in Turin. Eben diese Zeit bestätigte er auch im Finale. Zu Recht genoss der Lokalmatador die Ehrenrunde zusammen mit Erik Balnuweit in vollen Zügen. Dieser betonte: „Heute war nur eine Zwischenstation für Turin. Dort möchte ich meine Zeit bestätigen, vielleicht reicht das für das Finale.“ Dem Leipziger Duo schloss sich der Hamburger Helge Schwarzer an, der in 7,69 Sekunden Bronze gewann.
Hochsprung
Raul Spank fliegt wieder
Die ganze Halle stand hinter ihm, ging seinen Rhythmus mit, feuerten ihn mit „Raul, Raul“-Rufen an. Raul Spank (Dresdener SC) war der erwartete Überflieger. Der 20-Jährige stieg erst bei 2,18 Metern in den Wettkampf ein und stand da schon als Sieger fest. Der Fünfte der Olympischen Spiele floppte bis 2,28 Meter fehlerfrei über die Latte und ließ erst bei 2,33 Metern Schwächen erkennen. „Ich muss noch ein bisschen an meiner Lattenüberquerung feilen“, zeigte sich der Deutsche Hallen-Meister gewohnt konstruktiv selbstkritisch. Die Erfolge dieser Justierung kann er bei der Hallen-EM vorzeigen, denn für diese Meisterschaften war er ohnehin schon qualifiziert. Zweiter wurde Benjamin Lauckner (LAC Erdgas Chemnitz; 2,18 m) vor Martin Günther (LG Eintracht Frankfurt; 2,18 m). Enttäuscht von seiner Vorstellung in Leipzig war Tim Riedel (LG Euregio). Das Geburtstagskind hätte sich seinen Ehrentag sicher gerne mit einer Medaille versüßt. Doch der 25-Jährige, der diese Saison schon 2,27 Meter überflogen hatte, stürzte bereits bei 2,18 Metern ab. Übersprungene 2,10 Meter bedeuteten Platz acht.
4x200 Meter
Doppel-Gold für Alexander Kosenkow
Zum achten Mal in Serie ging das Staffel-Gold nach Wattenscheid. Die schnellen Jungs in Blau-Weiß in Form von Alexander Kosenkow, Sebastian Ernst, Julian Reus und Jan-Christopher Schulte stürmten in einer geschlossenen Mannschaftsleistung von 1:24,24 Minuten über die Ziellinie. Schneller war dieses Jahr noch kein Quartett unterwegs. Silber ging an den TuS Jena I (Roy Schmidt, Robert Hering, Christian Scholz, Michael Winkler; 1:25,11 min) vor dem TSV Friedberg-Fauerbach I (Till Helmke, Nils Müller, Julian Waschbüsch, Michael Weber; 1:26,34 min).
4x400 Meter
Ruwen Faller führt Halberstadt zum Sieg
Ruwen Faller war der Gold-Garant für das Team des StG Germania Halberstadt/Magdeburg. Der Viertelmeiler, der am Samstag im Vorlauf seinem hohen Anfangstempo Tribut zollen musste und den Einzug in das A-Finale verpasste, zeigte am Sonntag doch noch, was in ihm steckt. In 3:13,88 Minuten wurde die jahresschnellste 4x400-Meter-Staffel Deutschlands in der Formation Eric Krüger, Ronny Heck, Daniel Behlau und Ruwen Faller ihrer Favoritenrolle gerecht und verwieß die LG ASV/DSHS Köln (Oliver Scheer, Christoph Lindlein, Timo Klein, Torben Bieler/3:15,60 miin) auf den Silberrang. Bronze ging in 3:16,16 Minuten an die StG Germania Halberstadt/Magdeburg II (Christian Bos, Steffen Fricke, Alexander Bröcker, Sören Meusel).