Die "Golden Girls" in Berlin – Erfolg verpflichtet
Nicht nur Adel, sondern auch Erfolg verpflichtet. Das ist ganz besonders in der Golden League, der Königsklasse der Leichtathletik, so. Wenn das ISTAF am Sonntag als vierte Station der Serie zur Jagd auf den Millionen-Jackpot einlädt, werden die Augen auf zwei Athletinnen gerichtet sein, die noch die Chance haben diesen zu knacken. Chandra Sturrup und Maria Mutola betreten als "Golden Girls" mit der gleichfarbigen Startnummer das Stadion.
Mit der goldenen Startnummer kommt Chandra Sturrup zum ISTAF (Foto: Chai)
Chandra Sturrup von den Bahamas hat sich in den ersten drei Meetings in Oslo, Paris und Rom gegen die anderen schnellbeinigen Sprinterinnen aus der ganzen Welt behauptet. Etwas überraschend war sie es und nicht etwa eine Kelli White aus den USA oder die in den letzten Wochen angeschlagene ukrainische Weltmeisterin Zhanna Block, die während der Babypause von Olympiasiegerin Marion Jones das Kommando über 100 Meter bei den Frauen übernahm.Die inzwischen 31-jährige, die von Trevor Graham auf Erfolgskurs gebracht wird, kennt das Prädikat "Golden Girl" bereits bestens. Nach dem sensationellen Erfolg der Sprintstaffel bei den Olympischen Spielen in Sydney verpassten die heimischen Gazetten den schnellen Läuferinnen von den Bahamas dieses hochwertige Synonym.
Explosiver Start
Chandra Sturrup ist eine der ganz großen Sportlerinnen, die der Inselstaat je hervorgebracht hat. Seit 1995 zählt sie zu den schnellsten Sprinterinnen der Welt. Ihr Markenzeichen ist der explosive Start, der so manche Gegnerin vor Neid erblassen lässt. Davon profitiert sie auch unter Dach. Deshalb verwundert es nicht weiter, dass sie als erste Läuferin von den Bahamas eine Einzelgoldmedaille mit nach Hause brachte. Bei der Hallen-WM in Lissabon holte sie sich 2001 den Titel.
Wie viele Leichtathleten hat es auch Chandra Sturrup irgendwann in die Vereinigten Staaten gezogen, um dort ein Studium mit dem Sport zu verbinden. An der Norfolk State University machte sie ihren Wirtschaftsabschluss.
Doch jetzt liegt der Fokus ganz auf ihren schnellen Spikes und damit besonders auf den Coup in der Golden League, auf dem Kampf um den Jackpot. Ob es am Ende reicht? "Ich weiß es nicht, wir werden sehen", sagt die schnelle Sprinterin von den Bahamas vorsichtig, "ich denke schon darüber nach, habe aber in diesem Jahr zwei weitere Ziele: die Schnellste der Welt zu sein und Gold bei der WM zu holen."
Maria Mutola geht in die zweite Halbzeit
Noch längst nicht am Ziel ihrer Jackpot-Träume ist auch Maria Mutola. Gerade einmal Halbzeit. Das ISTAF ist für die frühere Fußballspielerin der Anstoß für die zweite Hälfte. Die Frau aus Mozambique weiß, dass noch ein sattes Stück Arbeit vor ihr liegt. "Jetzt lastet eine Menge Druck auf meinen Schultern", sagt sie, "es sind noch drei Rennen, die ich gewinnen muss. Das wird hart, aber ich werde alles versuchen."
Ein bisschen Understatement ist wohl dabei, denn der Auftritt der Maria Mutola in diesem Jahr waren allemal schon jetzt überzeugend. Ohne irgendeine Schwäche zu offenbaren, lief sie ihre ersten drei Golden-League-Siege in diesem Sommer heraus. Aber nicht nur dort überzeugte sie. Die 1:55,55 Minuten von Madrid waren eine Galavorstellung der Extraklasse - im Alleingang!
Die 30-jährige, die es wie Chandra Sturrup eines Tages in die USA zog, musste hart dafür arbeiten, um dorthin zu kommen, wo sie jetzt steht. "Es spielt keine Rolle, wo man herkommt, ob aus reichen oder armen Verhältnissen", sagt Maria Mutola, "entscheidend ist, dass man die Ziele, die man sich setzt, auch erreichen kann, wenn man sich genug darauf konzentriert."
Mit 14 Jahren entdeckt
Jose Craveirinha entdeckte das Talent bei ihr im Alter von 14 Jahren. "Er sagte mir damals schon, wenn ich hart trainiere, kann ich mein Land bei großen Meisterschaften im Ausland repräsentieren." Gesagt, getan!
Ihren größten Triumph feierte Maria Mutola bei den Olympischen Spielen in Sydney. Als erste Athletin holte sie Olympisches Gold für Mozambique, mit großem Jubel wurde sie danach zuhause in Empfang genommen. Der rote Teppich wartete bereits am überfüllten Flughafen auf sie! "Das war sehr emotional", erinnert sie sich.
Inzwischen hat sie bei etlichen Ereignissen das Nationaltrikot ihres Landes übergestreift und ist oft mit Gold um den Hals zurückgekehrt. Ingesamt fünf WM-Titel drinnen und draußen konnte sie als weitere große Erfolge neben ihrem Olympiasieg feiern, Maria Mutola ist mehr denn je auf Platz eins programmiert.
Starke Herausforderinnen
Davon ist sie auch schwer abzubringen, obwohl die Konkurrenz alles versucht, um sie von ihrem Sockel zu stürzen. Die Liste der Herausforderinnen ist lang und wird von Hallen-Weltrekordhalterin Jolanda Ceplak (Slowenien) und der Österreicherin Stephanie Graf angeführt.
Doch geht es nach dem Willen von Maria Mutola, dann können sich ihre Widersacherinnen ihre Zähne noch lange an ihr ausbeißen. Den Traum von den nächsten Olympischen Spielen in Athen wird sie (aus)leben wollen, danach muss man weitersehen. Doch die Versuchung, noch ein paar Jahre dranzuhängen ist für ein "Golden Girl" sicher groß!