Die große Braunschweig-Vorschau - Frauen
Wer wird am Wochenende (17./18. Juli) die Nase vorn haben und sich den Deutschen Meistertitel sichern? leichtathletik.de hat die einzelnen Disziplinen unter die Lupe genommen und für Sie einen Blick auf die Spitzenplatz-Anwärterinnen geworfen. Lesen Sie die große Braunschweig-Vorschau auf die Konkurrenzen bei den Frauen.
100 MeterVerena Sailer (MTG Mannheim) kann den fünften Titel in Folge und für die EM in Barcelona (Spanien; 27. Juli bis 1. August) weiter Schwung holen. Ihrer Saisonbestzeit von 11,29 Sekunden kamen vor zwei Wochen in Mannheim allerdings Vereinskollegin Anne Möllinger und die Deutsche Hallenmeisterin Yasmin Kwadwo (TV Wattenscheid 01) mit jeweils 11,33 Sekunden allerdings schon recht nahe. Mit der durch eine Blinddarm-OP zurückgeworfenen Cathleen Tschirch (TSV Bayer 04 Leverkusen) und der erfahrenen Mainzerin Marion Wagner laufen zwei Mitglieder der WM-Bronze-Staffel gegen die weitere Konkurrenz um ihren Platz im EM-Team.
200 Meter
Der Wettkampf bringt Unberechenbarkeit und verspricht Spannung. Mit den besten Vorleistungen sind die Wattenscheiderinnen Esther Cremer (23,43 sec) und Maike Dix (23,49 sec) gemeldet. Die eine ist aber auch auf den 400 Metern zuhause, die andere von Verletzungssorgen geplagt. Die Mannheimerin Anne Möllinger (23,50 sec) hat die Chance, sich mit ihrem ersten Freilufttitel weiter in den Vordergrund zu laufen. Aussichtsreich geht auch die zuletzt mit 23,56 Sekunden überzeugende Berlinerin Maren Schulze an den Start. Titelverteidigerin Cathleen Tschirch (TSV Bayer 04 Leverkusen) musste im Juni mit einer Blinddarm-OP einen Rückschlag hinnehmen.
400 Meter
Titelverteidigerin Sorina Nwachukwu (TSV Bayer 04 Leverkusen) fällt wegen Achillessehnenbeschwerden aus. So könnte die Potsdamerin Claudia Hoffmann, die von den 800 Metern auf ihre einstige Paradestrecke zurückkehrt, an ihre erfolgreichen Jahre 2005 bis 2008 anschließen. Konkurrenz droht vor allem von der Wattenscheiderin Esther Cremer. Unter 53 Sekunden blieben in diesem Jahr auch schon Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr), Janin Lindenberg (SC Magdeburg) und Wiebke Ullmann (TSV Bayer 04 Leverkusen).
800 Meter
Ein Angriff auf die EM-Norm von 2:01,00 Minuten ist nicht zu erwarten. Deshalb zieht die Potsdamerin Claudia Hoffmann auch die halb so lange Distanz vor. Titelverteidigerin Janina Goldfuß (TV Wattenscheid 01) verzichtet verletzungsbedingt gleich ganz. So könnte sich wie schon vor zwei Jahren die Dortmunderin Jana Hartmann den Titel sichern und sich über die verpasste EM-Norm hinwegtrösten. Zu beachten ist allerdings auch die Leverkusenerin Annett Horna. Allzweckwaffe Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) ist als deutsche Jahresbeste auch hier gemeldet.
1.500 Meter
Bei Titelverteidigerin Denise Krebs lief es zuletzt nicht rund. Die Wattenscheiderin kann aber den Hattrick perfekt machen. Die deutsche Jahresbestenliste führt allerdings die Potsdamerin Diana Sujew mit 4:14,04 Minuten an. Insgesamt sieben Mittelstrecklerinnen sind in diesem Jahr bislang unter 4:20 Minuten geblieben, bis auf die bei der U20-WM avisierte Regensburgerin Corinna Harrer sind alle gemeldet, was Spannung im Kampf um die Medaillen verspricht.
5.000 Meter
Immer wieder „Mocki“. Nur 2006 wurde die Siegesserie von Sabrina Mockenhaupt in den letzten Jahren durch Irina Mikitenko unterbrochen. Die Wattenscheiderin ist aber in Braunschweig nicht mit dabei. Hinter der Solo-Vorstellung von Sabrina Mockenhaupt dürften sich die weiteren Läuferinnen um die Medaillen rangeln. Dabei gehen Christina Kröckert (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Simret Restle (PSV GW Kassel) mit den besten Vorleistungen ins Rennen. Nicht zu unterschätzen ist auch die Münchnerin Ingalena Heuck.
100 Meter Hürden
Die Bremerin Carolin Nytra regiert im Hürdenwald. Nach ihrer neuen Bestzeit von 12,57 Sekunden sogar europaweit. Unter den Augen ihrer Familie - auch die Oma ist zum ersten Mal dabei - wird die Sportmanagement-Studentin Anlauf auf ihren vierten Titel in Folge nehmen. Cindy Roleder (LAZ Leipzig) und Nadine Hildebrand (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) kämpfen um die geforderte zweite EM-Normerfüllung.
400 Meter Hürden
Der auch über 400 und 800 Meter gemeldeten Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) fehlt auf dem Papier noch die zweite Erfüllung der EM-Norm von 56,00 Sekunden. Für die 20-Jährige geht es auch um ihren ersten deutschen Meistertitel bei den Frauen. Die Konkurrenz um die Leverkusenerin Laura Hansen und die Berlinerin Jill Richards muss sie normalerweise nicht fürchten.
3.000 Meter Hindernis
Die mit EM-Hoffnungen ausgestattete Verena Dreier (LG Sieg) wurde im Juni von einer Verletzung aus der Bahn geworfen. Nachdem die Titelverteidigerin Antje Möldner (SC Potsdam) krankheitsbedingt fehlt, könnte sich für die Regensburgerin Susi Lutz die große Chance eröffnen, ihren ersten Frauentitel einzuheimsen. Sie blieb in diesem Sommer als bislang einzige neben Verena Dreier unter zehn Minuten. Die Deutsche Meisterin von 2007, Julia Hiller (LAC Fürth), kam noch nicht in Tritt, nachdem sie mit Trainingsrückstand in den Sommer gegangen war.
Hochsprung
Ein ähnlich packender Zweikampf wie bei der Hallen-DM ist nicht zu erwarten. Die WM-Dritte Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt) dürfte im Eintracht-Stadion die Alleinunterhalterin sein. Der Berlinerin Meike Kröger, im Winter noch über zwei Meter, fehlte nach einem verletzungsbedingt späten Start in die Saison zuletzt noch die Form. Nur Marie-Laurence Jungfleisch (LC Rothaus Breisgau) ist in diesem Jahr neben Ariane Friedrich schon über 1,90 Meter oder höher gesprungen.
Stabhochsprung
Die Formel ist einfach: Aus Sechs mach Drei. Sechs Athletinnen haben die EM-Norm von 4,50 Metern einmal oder mehrfach erfüllt, allen anderen voran die Mainzerin Carolin Hingst (4,72 m) und die Leverkusenerin Silke Spiegelburg (4,71 m), die beide auch schon mit dem deutschen Rekord (4,78 m) liebäugeln durften. Nach Barcelona wollen aber auch U23-Europameisterin Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen), Anna Battke (USC Mainz) und Kristina Gadschiew (LAZ Zweibrücken; alle 4,60 m). Einen erfreulichen Aufwärtstrend zeigte zuletzt Julia Hütter (LAZ Bruchköbel; 4,50 m), die nach einem bösen Unfall vor zwei Jahren in Regensburg nun wieder Anschluss gefunden hat.
Weitsprung
Für die Hamburgerin Nadja Käther und die Deutsche Hallenmeisterin Sosthene Taroum Moguenara aus Wattenscheid geht es um die zweite Erfüllung der EM-Norm (6,60 m). Dieses Soll hat die erfahrene Bianca Kappler (LC Rehlingen) bereits erfüllt. Mit Vorleistungen von 6,50 Metern oder mehr sind die WM-Teilnehmerinnen Melanie Bauschke (LG Nike Berlin) und Beatrice Marscheck (LAZ Gießen) sowie Claudia Rath (LG Eintracht Frankfurt) auch gefährlich.
Dreisprung
Katja Demut (TuS Jena) hat die klare Favoritenrolle inne. Mit 14,31 Metern kam sie in diesem Sommer sogar in Reichweite des deutschen Rekords von Helga Radtke (14,46 m). Katja Demut könnte den vierten Titel in Folge holen. Für die Konkurrenz um die Chemnitzerin Kristin Gierisch war in diesem Sommer die EM-Norm von 14,00 Metern noch keine lösbare Aufgabe.
Kugelstoßen
Deutsche Meisterschaften sind nicht unbedingt das Ding von Vize-Weltmeisterin Nadine Kleinert (SC Magdeburg), die aber auf ihre Erfahrung setzen kann. Mit 19,64 Metern führt sie die deutsche Jahresbestenliste vor der immer wieder von Ellenbogenproblemen geplagten Hallen-Europameisterin Petra Lammert (SC Neubrandenburg; 19,42 m) an. Als Titelverteidigerin geht die Wattenscheiderin Denise Hinrichs an den Start. Christina Schwanitz (LV 90 Thum) lauert dahinter im Kampf um ein EM-Ticket auf ihre Chance. Beide konnten in diesem Sommer die 19 Meter aber noch nicht übertreffen.
Diskuswerfen
Im Jahr eins nach der Neubrandenburger Vorzeigeathletin Franka Dietzsch ist nun die Hallenserin Nadine Müller das Maß der Dinge. Die hochaufgeschossene Blondine ist derzeit auch weltweit mit ihrer Vorleistung von 67,78 Metern die Nummer eins. Aus dem Training und unmittelbar vom Diamond League-Meeting in Paris (Frankreich) kommend, liegt die Messlatte allerdings nicht ganz so hoch. Die frühere U23-Europameisterin Sabine Rumpf (LSG Goldener Grund) kämpft um die EM-Norm von 60,50 Metern, die sie unter der Woche in Eppstein schon übertreffen konnte.
Speerwerfen
Die Zeit der Duelle zwischen Steffi Nerius und Christina Obergföll ist vorbei, nachdem die Leverkusener Weltmeisterin die Speerwurf-Anlage nur noch als Zuschauerin verfolgt. Die Offenburger Olympia-Dritte muss sich nun neuen Herausforderinnen stellen. In Braunschweig machen vor allem die Leverkusenerinnen Linda Stahl und Katharina Molitor Jagd auf Christina Obergföll. Auf das Treppchen hofft auch Mareike Rittweg (LV 90 Thum). In Lauerstellung brachte sich die Saarländerin Esther Eisenlauer als Fünfte der deutschen Jahresbestenliste.
Hammerwerfen
Titel Nummer sechs in Folge für Betty Heidler? Einem neuerlichen Erfolg der Vize-Weltmeisterin von der LG Eintracht Frankfurt kann nur ihre Vereins- und Trainingskollegin Kathrin Klaas in die Quere kommen. In der Jahresbestenliste trennen sie mit 75,30 bzw. 74,53 Metern nur 77 Zentimeter. Bronze dürfte an die weitere Frankfurterin Andrea Bunjes gehen. Noch einmal zum Abschied im Ring stehen wird die frühere deutsche Rekordhalterin Kirsten Münchow (TuS Eintracht Minden).
5.000 Meter Gehen
Nur drei Athletinnen werden diesen Wettkampf in Angriff nehmen. Dabei ist die Potsdamerin Christin Elß im Aufeinandertreffen mit Kathrin Schulze (ASV Sangerhausen) und Sophie Stellmach (SV Kali Wolmirstedt) die klare Favoritin. Bereits in der Halle und auf der Straße war sie vorne. Titelverteidigerin Sabine Krantz (TV Wattenscheid 01) hat sich in eine Babypause verabschiedet. Die Potsdamerin Melanie Seeger konzentriert sich im Trainingslager auf eine zielgerichtete EM-Vorbereitung.
4x100 Meter
Die Sprinterinnen des TV Wattenscheid 01 stellen sich der Rolle der Titelverteidigerinnen und dürften dabei nicht so einfach zu schlagen sein. Allerdings werden die Mannheimerinnen um Verena Sailer und Anne Möllinger ebenso Paroli bieten wollen wie die Leverkusenerinnen. Im Vorjahr war die Hackordnung mit Wattenscheid vor Leverkusen und Mannheim eindeutig geklärt. Medaillenhoffnungen hat auch der USC Mainz.
4x400 Meter
Die Viertelmeilerinnen des TSV Bayer 04 Leverkusen haben in den letzten drei Jahren den Titel abgeräumt und auch diesmal haben sie gute Karten. Sie führen die deutsche Jahresbestenliste überlegen vor der LG Olympia Dortmund an. Im letzten Jahr schob sich noch der SC Potsdam zwischen diese beiden Teams, der aber diesmal gar nicht gemeldet ist.
Die große Braunschweig-Vorschau - Männer
DM in Braunschweig
17./18. Juli 2010