Die große Braunschweig-Vorschau – Frauen
Wer wird am Wochenende die Nase vorn haben und sich den Deutschen Meistertitel sichern? leichtathletik.de hat die einzelnen Disziplinen unter die Lupe genommen und für Sie einen Blick auf die Spitzenplatz-Anwärter geworfen. Lesen Sie die große Braunschweig-Vorschau auf die Konkurrenzen bei den Frauen.
Sina Schielke wird über 100 Meter gejagt (Foto: Krebs)
100mSina Schielke (Dortmund) führt die deutsche Jahresbestenliste überlegen an und hat als bislang einzige DLV-Sprinterin die Olympianorm (11,22 sec) unterboten. Damit wird sie automatisch zur Gejagten. Zu den Jägerinnen gehören neben der nach einer Verletzungspause wieder einsatzbereiten Gabi Rockmeier (Dortmund) auch Cathleen Tschirch (Weserbergland) und Katja Wakan (Halle), die sich vor allem für einen Olympia-Staffelplatz empfehlen wollen. Das Fürther Talent Verena Sailer (bereits 11,50 sec) ist nicht mit dabei, sie konzentriert sich auf die Junioren-WM in Grosseto. Esther Möller (Wattenscheid) wird verletzungsbedingt fehlen, die Mainzer DLV-Staffelgröße Marion Wagner sucht nach einem späten Saisoneinstieg noch den Anschluss.
200m
Sina Schielke (Dortmund) könnte am Sonntag, wenn sie über 100 Meter erfolgreich war, mit einem weiteren Start über 200 Meter nach dem Double greifen. Ihre stärkste Konkurrentin ist Vereinskollegin Birgit Rockmeier, die in Braunschweig auf die 400 Meter verzichtet und stattdessen im Kurzsprint glänzen will. Ihre Saisonbestzeit von 23,04 Sekunden deutet darauf hin, dass sie die Olympianorm (22,97 sec) durchaus in den Beinen hat.
400m
In Abstinenz von Grit Breuer (Magdeburg) muss die Berlinerin Claudia Marx, ohnehin Titelverteidigerin, mit der Bürde der Favoritin klar kommen. Ihre gute Saisonvorbereitung konnte sie noch nicht auf die Bahn bringen. An der Olympianorm von 51,37 Sekunden ist sie bislang um eine halbe Sekunde vorbei gelaufen. Platzt in Braunschweig der Knoten? Mit Blick auf die Staffelbildung für die Olympischen Spiele in Athen sollte man vor allem auf die aufstrebenden Jana Neubert (Chemnitz) und Claudia Hoffmann (Potsdam) achten.
800m
Nach der kurzfristigen Absage von Titelverteidigerin Claudia Gesell (Leverkusen) ist der Ausgang dieses Rennens völlig offen. Plötzlich haben Läuferinnen wie die Wattenscheiderinnen Monika Gradzki und Janina Goldfuß sowie die bislang formschwache Anja Knippel (Erfurt) und die zuletzt wieder angeschlagene Dortmunderin Ivonne Teichmann echte Titelambitionen. Die Olympianorm (2:00,00 min) wird unter diesen Vorzeichen keine Rolle spielen, die gewiefteste Taktikerin sollte gewinnen!
1500m
Kathleen Friedrich, die in diesem Sommer ihre Durststrecke wieder beendet und an alte Stärken angeschlossen hat, fehlt noch die Olympianorm von 4:05,80 Minuten. In Kassel verfehlte sie diese Zeit um rund eine halbe Sekunde. Nachdem ihr den Titel in Braunschweig wohl niemand nehmen kann, stellt sich – vor allem, falls die Vorläufe wieder ausfallen sollten - eher die Frage, ob sich die auch gemeldete Potsdamer Vereins- und Trainingskollegin Antje Möldner wie schon in Cuxhaven dafür hergibt, als Tempomacherin für eine schnelle (Olympianorm-)Zeit zu fungieren. Damit müsste sie aber eigene Medaillenhoffnungen begraben.
5000m
Das junge Duell zwischen der Titelverteidigerin Sabrina Mockenhaupt (Sieg) und der routinierten Frankfurterin Irina Mikitenko erlebt eine spannende Neuauflage. In diesem Jahr hinterließ in der Regel "Mocki" im Aufeinandertreffen den besseren Eindruck, aber Irina Mikitenko lief in Rom jüngst die Strecke klar unter 15 Minuten, was eine Prognose erschwert.
100m Hürden
Nur Juliane Sprenger-Afflerbach (Kindelsberg-Kreuztal) hat – und das auch nur über das "Hintertürchen" Leistungsbestätigung plus Norm aus dem Vorjahr – die Nominierungsrichtlinien für die Olympischen Spiele in Athen schon erfüllt. Deshalb werden in Braunschweig Titelverteidigerin Nadine Hentschke und die wieder gesunde Europacup-Starterin Kirsten Bolm (Mannheim) auf alle Fälle angreifen.
400m Hürden
Wie bei den Männern ist auch bei den Frauen auf dieser Distanz ein spannungsgeladenes Rennen mit offenem Ausgang zu erwarten. Titelverteidigerin Stephanie Kampf (Sindelfingen) und die ernsthaft in das Geschäft zurückgekehrte Ulrike Urbansky (Erfurt) haben die Olympianorm schon in der Tasche, die Berlinerin Anja Neupert sehnt sich noch danach. Dieses Trio sollte die Podestplätze unter sich ausmachen.
3000m Hindernis
Trainer Dieter Herrmann hat das Comeback der deutschen Rekordhalterin Melanie Schulz (Erfurt) nach Verletzungspause angekündigt. Wenn dieses Unterfangen gut verläuft, sollte sie Titelverteidigerin Katrin Engelen (Nordschwarzwald) und den Rest des Feldes distanzieren können.
5000m Gehen
Der Start der Titelverteidigerin Melanie Seeger wackelt nach einem Infekt. Damit ist auch das Duell mit ihrer Potsdamer Vereinsrivalin Sabine Zimmer, die den letzten Vergleich bei den Geher-Meisterschaften in Hildesheim über 20 Kilometer in Rekordzeit für sich entschieden hat, mit einem Fragezeichen zu versehen. Ohne diesen Zweikampf würde allerdings der Spannungsbogen bei der Eröffnung der Titelkämpfe am Samstagmorgen fehlen.
Hochsprung
Mit ihren Fußproblemen, die sie in diesem Sommer ständig begleiten, wackelt der Titelgewinn von Zwei-Meter-Springerin Daniela Rath. Im letzten Jahr musste die Leverkusenerin das Gefühl der besiegten Favoritin kennenlernen. Damals hatte sie die Fürtherin Melanie Skotnik, mit der bei Meisterschaften immer zu rechnen ist, bezwungen. Ein Wettkampftyp ist auch die DLV-Jahresbeste Ariane Friedrich (Frankfurt; 1,92 m). Ist die U20-Europameisterin reif für ihren ersten großen nationalen Titel? Die Olympianorm von 1,95 Metern wäre für alle Drei momentan eher eine Überraschung.
Stabhochsprung
Vize-Weltmeisterin Annika Becker (Erfurt) hat in dieser Woche ihre Olympiasaison schon beendet, die Titelverteidigerin Yvonne Buschbaum (Ludwigshafen) kämpft immer noch mit ihrer lädierten Achillessehne. Deshalb haben bislang auch drei andere, nämlich die Mainzerin Carolin Hingst, Nastja Ryshich (Ludwigshafen) und Floé Kühnert (Leverkusen) die Olympianorm (4,40 m) erfüllt. Kann eine weitere Springerin in Braunschweig noch in die Vergabe der Olympiatickets eingreifen?
Weitsprung
Olympiasiegerin Heike Drechsler (Karlsruhe) gab bekannt, dass sie sich auf die Olympianorm von 6,70 Metern keine Hoffnungen mehr macht. Also sind in Braunschweig auch andere in der Favoritenrolle. Allen voran Bianca Kappler. Die Rehlingerin ist in diesem Sommer schon 6,71 Meter gesprungen. Auf ihre Chance lauern dahinter Susen Tiedtke (Frankfurt) und Sofia Schulte (Saarbrücken), die auch schon 6,60 Meter erreicht haben.
Dreisprung
Der Frauen-Dreisprung bleibt im DLV eine Sorgendisziplin. Daran dürfte sich auch in Braunschweig nichts ändern. Frische Akzente gehen bestenfalls von der talentierten Jenaerin Katja Demut (schon 13,71 m) aus. Sie konnte schon im letzten Jahr in Ulm die erfahrene Berlinerin Nicole Herschmann schlagen. Die Olympianorm (14,20 m) ist für die deutschen Dreispringerinnen außer Reichweite.
Kugelstoßen
Same procedure as last year? Damals hieß die Reihenfolge standesgemäß Astrid Kumbernuss (Neubrandenburg) vor Nadine Kleinert (Magdeburg) und Nadine Beckel (Schwerin). Nadine Kleinert wird allerdings eine Chance wittern, denn Astrid Kumbernuss legte zuletzt eine Verletzungspause ein und will nun mit einer neuen Technik im Ring zum Erfolg kommen. Da könnte man also vielleicht am Thron der deutschen Vorzeigeathletin rütteln!?
Diskuswerfen
Im vergangenen Jahr gewann Ex-Weltmeisterin Franka Dietzsch in Ulm mit über vier Metern Vorsprung auf ihre Kolleginnen. Diesmal könnte die Dominanz der Neubrandenburgerin wieder ähnlich aussehen. Kontinuierlich steigerte sich allerdings die Leipzigerin Jana Tucholke, die in diesem Jahr die 60-Meter-Marke knackte. Damit darf sie auch auf die Olympianorm von 61,00 Metern hoffen.
Hammerwurf
Spannung verspricht wieder einmal der Hammerwurf der Frauen. Mit Betty Heidler (Frankfurt) und Andrea Bunjes (Holtland) gibt es in dieser Saison bereits zwei deutsche 70-Meter-Werferinnen, aber auch Simone Mathes (Kulmbach) und Kathrin Klaas (Frankfurt) haben die Olympianorm von 67,50 Meter schon übertroffen. Im Kampf um die Olympiaplätze könnten die deutsche Rekordhalterin Susanne Keil (Frankfurt) oder vielleicht auch die zuletzt noch am meisten mit sich selbst beschäftigte Regensburgerin Manuela Priemer bei einem Quäntchen Glück zum Hecht im Karpfenteich werden.
Speerwurf
Die Kräfteverhältnisse haben sich verschoben. Will aber nur heißen, dass die Lücke zwischen der WM-Dritten Steffi Nerius und den jüngeren Athletinnen wie Annika Suthe (Mettingen), die auch schon die Olympianorm (60,50 m) übertroffen hat, und Christina Obergföll (Offenburg) erfreulicherweise kleiner geworden ist. Trotzdem ist und bleibt die Leverkusenerin die Favoritin. "Ich habe keine Angst", sagt sie. Wovor auch? Wenn sie ihr Leistungsvermögen abruft, wird sie nicht zu schlagen sein!
Staffeln
Die LG Olympia Dortmund kann sich über 4x100 Meter nur selbst schlagen. Auch über 4x400 Meter gibt es mit der LG Nike Berlin ein klar favorisiertes Quartett. In der weiblichen Jugend werden über 4x400 Meter der Titel verteidigende SC Potsdam und der LAC Erdgas Chemnitz vorne erwartet, während auf den 3x800 Metern die Leverkusener Mädchen als voraussichtlich erfolgreiche Titelverteidiger ihre Runden drehen.
Alle Infos zu Braunschweig
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