Die große Dortmund-Vorschau (2) - Frauen
Wer wird am Wochenende die Nase vorn haben und sich in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle die deutschen Hallenmeistertitel sichern? leichtathletik.de hat die einzelnen Disziplinen unter die Lupe genommen und für Sie einen Blick auf die Favoriten geworfen. Der zweite Teil unserer großen Dortmund-Vorschau beschäftigt sich mit den Frauen.
Keine Kurvenläufe! Gabi Rockmeier konzentriert sich auf die 60 Meter (Foto: Kiefner)
60m"Wir sollten uns überraschen lassen", lautet die geheimnisvolle Parole der Mainzer Mitfavoritin Marion Wagner. Die Bankkauffrau dürfte den Titel mit den Dortmunderinnen Gabi Rockmeier, der bisher Jahresschnellsten, und Sina Schielke ausfechten. Beide meldeten sich nach Verletzungssorgen in dieser Hallensaison wieder ordentlich zurück. Sina Schielke sagt: "Ich freue mich auf mein Heimspiel in der Helmut-Körnig-Halle und hoffe, meinen Titel vom letzten Jahr über 60 Meter verteidigen zu können. Mein Ziel ist es, eine Zeit im Bereich von 7,20 Sekunden zu laufen." Das würde den Zuschauern sicher gefallen.
200m
Die leicht angeschlagene Gabi Rockmeier will es auf den 60 Metern wissen und auf einen Doppelstart und damit die 200 Meter verzichten. So ist der Weg frei für ihre Zwillingsschwester Birgit, die sagt: "Nach den letzten Starts und dem Training weiß ich nicht genau, was ich drauf habe." Im Rennen um die Eins wird sie aber kaum zu gefährden sein. Der Titel geht wohl – alles andere wäre eine faustdicke Überraschung - an die heimische LG Olympia Dortmund und ins bayerische Moosburg. Damit ist im Prinzip auch schon alles gesagt.
400m
"Ich habe in dieser Hallensaison einen enormen Leistungssprung gemacht, den ich so nicht erwartet hatte", berichtet die junge Chemnitzerin Jana Neubert. 53,21 Sekunden ist sie in dieser Saison schon gelaufen und damit nun hinter der haushohen Favoritin Claudia Marx auf das Treppchen gebucht. Die Potsdamerin Claudia Hoffmann, ebenfalls eine Läuferin aus der Nachwuchsgarde, wird aber – wenn sie fit ist - um Platz zwei kämpfen wollen. Titelverteidigerin Grit Breuer fehlt nach ihrer Achillessehnenoperation.
800m
Es war zum berühmten "Haare ausraufen". Die Wattenscheiderin Monika Gradzki eilte beim European Indoor Cup in Leipzig in 2:02,01 Minuten um eine Hundertstel an der Hallen-WM-Norm vorbei. Die deutsche Jahresbestenliste führt sie damit aber in Abwesenheit von Claudia Gesell und Ivonne Teichmann klar an. Simone Beutelspacher und Katrin Trauth bewerben sich um die Plätze zwei und drei. Die angeschlagene Vorjahressiegerin Anja Knippel hat nicht gemeldet.
1500m
Holt sich Kathleen Friedrich den Titel, den sie im letzten Jahr in Leipzig kampflos abgeben musste, wieder zurück? Die Potsdamerin ist zumindest eine inzwischen bekannt clevere Meisterschaftsläuferin, auch wenn die schnellen Zeiten noch nicht wieder zurückgekehrt sind. Nur die mögliche Doppelläuferin Irina Mikitenko, die nur dann an den Start geht, wenn die Vorläufe ausfallen, kann ihr wohl den ersten Rang streitig machen. In dem Fall zeichnet sich aber ein interessanter Schlagabtausch ab.
3000m
Ein Duell wird es auch über 3.000 Meter geben. Die Siegerländerin Sabrina Mockenhaupt greift nach dem Gold. Aber Titelverteidigerin Irina Mikitenko wird sich ganz bestimmt nicht einfach geschlagen geben. Vor Jahresfrist hieß es am Ende Mikitenko vor Mockenhaupt. Vor zwei Wochen lief beim Meeting in Dortmund aber "Mocki" vor ihrer Konkurrentin ein und sie jubelte: "Zum ersten Mal kam ich vor Irina ins Ziel." Das sollte ihr Auftrieb gebeben haben.
60m Hürden
Die letztjährige Siegerin Nadine Hentschke ist in den jüngsten Rennen immer besser in Schwung gekommen. Am letzten Wochenende verpasste sie in zweimal 8,06 Sekunden die Hallen-WM-Norm nur um jeweils eine Hundertstel. Bitter! Favoritin Juliane Sprenger-Afflerbach, die schon 7,94 Sekunden auf die Uhr brachte, ist also vorgewarnt. Sie sagt: "Ich glaube, dass Nadine die Norm laufen kann. Man darf sie nicht unterschätzen. Ich bin aber die Favoritin und ich hoffe, dass ich das Rennen gewinnen kann. Ganz klar!"
Weitsprung
Nach dem bisherigen Saisonverlauf zu urteilen, machen Youngster Sophie Krauel und die Titelverteidigerin Bianca Kappler den ersten Platz unter sich aus. Die 18-jährige U20-Europameisterin sagt: "Ich will über 6,50 und an die 6,60 Meter heranspringen. Auf jeden Fall möchte ich eine Medaille gewinnen." Wenn es mit der angepeilten Weite klappt, wird die Rehlinger WM-Teilnehmerin gefordert sein. Mit einer Sondergenehmigung von DLV-Vize Rüdiger Nickel konnte Susen Tiedtke ohne Vorleistung melden. Nach ihrer eineinhalbjährigen Pause wäre es der erste Auftritt der Neu-Frankfurterin in diesem Jahr.
Dreisprung
Klammheimlich hat sich Katja Demut mit 13,96 Metern bis auf vier Zentimeter an die Hallen-WM-Norm herankatapultiert. Auch die Erfurterin Silvia Otto zeigte schon früh in der Hallensaison Potenzial (13,73 m). Ob diese Hoffnungsschimmer in der Helmut-Körnig-Halle in einer Sorgendisziplin der deutschen Leichtathletik die dunklen Wolken weiter vertreiben?
Hochsprung
"Ich will den Hallentitel", hatte Daniela Rath bereits vor dem Saisoneinstieg unmissverständlich klargemacht. Und wirklich alles deutet bei der Leverkusenerin auf einen Meisterschaftssieg hin. Außer die 1,88 Meter vielleicht, die sie sich am vergangenen Sonntag in Karlsruhe wenige Stunden nach ihrem Zwei-Meter-Sprung vom European Indoor Cup in Leipzig leistete. Wenn sie sich in dieser Woche aber wieder mental gesammelt hat, kann sie sich nur selbst schlagen. U20-Europameisterin Ariane Friedrich ist eine Kandidatin für die Hallen-WM-Norm (1,93 m). Titelverteidigerin Elena Herzenberg schlug sich zuletzt mit Knieproblemen herum, fühlt sich aber stets bei deutschen Titelkämpfen wohl. Vor allem sich selbst etwas zu beweisen hat die Freiluftmeistern Melanie Skotnik nach nicht einfachen letzten Wochen. Damit ist auf alle Fälle hinter Daniela Rath ein interessanter Wettkampf im Wettkampf' vorprogrammiert.
Stabhochsprung
Mit dem vorzeitigen Saison-Aus von Vize-Weltmeisterin Annika Becker rückte die Ludwigshafenerin Nastja Ryshich in die Favoritenrolle. Nach fünf Jahren ist die frühere Hallen-Weltmeisterin mit einer Saisonbestleistung von 4,50 Metern wieder in der deutschen Spitze zurück. Carolin Hingst, Christine Adams und Martina Strutz, die alle bislang nicht in den Bereich der Hallen-WM-Norm von 4,40 Metern kamen, können nur auf einen Ausrutscher der Goldanwärterin hoffen.
Kugelstoßen
Nadine Kleinert, bereits für die Hallen-WM in Budapest qualifiziert, geht als Favoritin in den Wettkampf. Sie führt die Jahresbestenliste mit 18,62 über einen Meter vor Nadine Beckel an. Titelverteidigerin Astrid Kumbernuss ist in dieser Hallensaison nicht angetreten und fehlt auch in Dortmund.
Gehen
Selbstbewusst kehrte die Titelverteidigerin Melanie Seeger aus Südafrika zurück. "Ich habe das Trainingslager voll genutzt und es hat sich ausgezahlt", sagt die Potsdamerin. Trotzdem unterschätzt sie ihre Rivalin Sabine Zimmer nicht: "Es wird schwer, sie ist über drei Kilometer stark." Dieses Duell könnte also Spannung in sich bergen, allerdings standen auch im letzten Jahr die Vorzeichen ähnlich und am Ende war es eine klare Sache für Melanie Seeger.
4x200m
Die Formation der LG Olympia Dortmund wäre vor heimischem Publikum im Prinzip als Titelverteidiger-Formation fast schon zum Siegen verdammt. Aber Vorsicht! Vorläuferin Birgit Rockmeier schiebt die Favoritenrolle aufgrund der (Staffel-)Ausfälle von Sina Schielke und Gabi Rockmeier allerdings deutlich ab: "Wir können dieses Rennen kaum gewinnen, mein Tipp ist die LG Nike Berlin." Im Vorjahr holten der TSV Bayer 04 Leverkusen und die auch diesmal stark einzuschätzende LG Weserbergland die weiteren Medaillen. Doch als Geheimtipp reist zum Wochenende die junge Formation des LAC Quelle Fürth/München/Würzburg mit der besten Saisonleistung als Referenz nach Westfalen.
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