Die große EM-Vorschau - Frauen
Die Europameisterschaften in der finnischen Hauptstadt Helsinki stehen vor der Tür. Am Mittwoch (27. Juni) fallen die ersten Startschüsse und fortan gibt es Tag für Tag spannende Entscheidungen. leichtathletik.de blickt mit einer umfassenden Vorschau auf alle Disziplinen voraus und stellt auch die besten deutschen Chancen vor.
100 METER |
Olesya Povh hat in dieser Saison die schnellsten Zeiten vorgelegt - allerdings ist die Hallen-Europameisterin bisher nur in ihrer Heimat der Ukraine gelaufen. Ihre Bestzeit hat sie dort auf 11,08 Sekunden gesteigert. Titelverteidigerin Verena Sailer reist als drittschnellste an. Zeitgleich mit der Mannheimerin hat auch Tatjana Pinto (LG Ratio Münster) gezeigt, dass sie ins Finale laufen könnte. Anne Cibis (MTG Mannheim) komplettiert das deutsche Trio auf dieser Strecke.
Deutsche Starterinnen:
Verena Sailer (MTG Mannheim)
Tatjana Pinto (LG Ratio Münster)
Anne Cibis (MTG Mannheim)
200 METER |
Neun Athletinnen haben eine Zeit unter 23 Sekunden zu bieten. Ganz oben in der Meldeliste steht Abi Oyepitan. Die Britin war schon vor acht Jahren Olympia-Siebte. Rechnen muss sie besonders mit Frankreichs Titelverteidigerin Myriam Soumaré, die sich steigern könnte. Interessant wird auch sein, wie sich die schnelle Siebenkämpferin Dafne Schippers schlägt. Aus deutscher Sicht ist Inna Weit dabei. Die Paderbornerin hat für frischen Wind auf den 200 Metern gesorgt und will den Vorlauf überstehen.
Deutsche Starterinnen:
Inna Weit (LC Paderborn)
400 METER |
Einzig die Italienerin Libania Grenot hat mit einer Zeit unter 51 Sekunden gemeldet. Der EM-Vierten winkt die erste Medaille bei einer großen internationalen Meisterschaft. Die stärksten Russinnen sind nicht am Start, genauso wie die britische Olympia-Offnung Christine Ohuruogu, die nur in der Staffel eingesetzt werden soll. Deren Landsfrauen Nicola Sanders und Lee McConnell die EM nutzen wollen, um besser in Schwung zu kommen. Läuft die Wattenscheiderin Esther Cremer in den Bereich ihrer Bestzeit (51,76 sec), ist das Finale drin.
Deutsche Starterinnen:
Esther Cremer (TV Wattenscheid 01)
800 METER |
Der einzige Wettbewerb ohne deutsche Beteiligung sollte nach Russland gehen. Irina Maracheva und Yelena Arzhakova sind schon deutlich unter zwei Minuten geblieben, einige ihrer starken Landsfrauen um Weltmeisterin Mariya Savinova verzichten auf einen Start. So könnte für die Weißrussin Maryna Arzamasava eine Medaille drin sein. Die Britin Jennifer Meadows hat in diesem Jahr noch keine Zeit stehen und will sich in Helsinki für Olympia empfehlen.
Deutsche Starterinnen:
keine
1.500 METER |
Die deutschen Mittelstrecklerinnen sind wieder da und dürfen sich Hoffnung auf das Finale machen. Die Regensburgerin Corinna Harrer ist Fünfte in der Meldeliste, die Potsdamerin Diana Sujew Siebte, Denise Krebs aus Wattenscheid Neunte. Mit etwas Glück könnte es sogar in Richtung Podium gehen. Ganz vorne sind die Russinnen Yekaterina Gorbunova und Kristina Khaleyeva zu erwarten.
Deutsche Starterinnen:
Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg)
Diana Sujew (SC Potsdam)
Denise Krebs (TV Wattenscheid 01)
5.000 METER |
Bei der letzten EM gab es einen Doppelsieg der Türkei - damit ist diesmal nicht zu rechnen. In ein offenes Rennen gehen die Portugisin Sara Moreira und die Russin Svetlana Kireyeva mit den besten Vorleistungen. Für Maren Kock aus Regensburg geht es darum, Erfahrung zu sammeln. Die 22-Jährige wird hoffentlich besser mithalten als zuletzt bei den Deutschen Meisterschaften in Wattenscheid.
Deutsche Starterinnen:
Maren Kock (LG Telis Finanz Regensburg)
10.000 METER |
Die Portugiesin Dulce Félix hat zwar in diesem Jahr noch keine Zeit über 10.000 Meter stehen, könnte im Kampf um den Titel aber ein Wörtchen mitreden. Das gilt auch für die schnellste der Meldeliste, Fionnuala Britton (Irland). Hinter der Britin Jo Pavey liegt Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) an dritter Stelle der Meldeliste. Sie hat guten Chancen ihren sechsten Platz der letzten EM zu verbessern und möglicherweise in den Kampf ums Treppchen einzugreifen.
Deutsche Starterinnen: Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg)
100 METER HÜRDEN |
Nur die britische WM-Vierte Tiffany Porter war in diesem Jahr in Europa schon schneller als die Deutsche Meisterin Carolin Nytra. Für die Mannheimerin sieht es also gut aus, dass sie nach Bronze in Barcelona wieder nach einer Medaille greifen könnte. Viel wichtiger dürfte der Hallen-Europameisterin allerdings sein, dass ihr Rücken und die Beuger drei Rennen gesund überstehen. Für Cindy Roleder (LAZ Leipzig) und Nadine Hildebrand (LAZ Salamander Kornwestheim Ludwigsburg) geht es um einen Platz im Finale.
Deutsche Starterinnen:
Carolin Nytra (MTG Mannheim)
Cindy Roleder (LAZ Leipzig)
Nadine Hildebrand (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg)
400 METER HÜRDEN |
Der Titel wird vermutlich nach Osteuropa gehen. Die Russin Irina Davydova könnte Nachfolgerin von Landsfrau Natalya Antyukh werden, die auf einen EM-Start verzichtet. Nach der Papierform werden die Bulgarin Vania Stambolova, deren Start nach einem Sturz im Training aber infrage steht, Denisa Rosolova und Zuzana Hejnova (beide Tschechische Republik) sowie Angela Morosanu (Rumänien) um die Medaillen mitkämpfen. Die Saarbrückerin Tina Kron hat sich eine 55 vor dem Komma vorgenommen.
Deutsche Starterinnen:
Tina Kron (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken)
HINDERNIS |
Eine Türkin erobert die Hindernisse. Gülcan Mingir hat Anfang Juni mit 9:13,53 Minuten einen neuen Landesrekord aufgestellt, nachdem sie knapp drei Wochen auf der Flachstrecke nur rund zwei Sekunden schneller war. Die Zeit gilt es zu bestätigen. Die erfahrene Marta Dominguez (Spanien) lauert. Als Vierte und Fünfte der Meldeliste reisen Antje Möldner-Schmidt (LC Cottbus) und die Frankfurterin Gesa-Felicitas Krause an. Für Sanaa Koubaa (LG Hilden) ist es der erste große Auftritt.
Deutsche Starterinnen:
Antje Möldner-Schmidt (LC Cottbus)
Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt)
Sanaa Koubaa (LG Stadtwerke Hilden)
HOCHSPRUNG |
Ruth Beitia (Spanien) ist nach ihren 1,97 Meter vergangene Woche die Top-Favoritin. In Abwesenheit von Weltmeisterin Anna Chicherova (Russland), Titelverteidigerin Blanka Vlasic (Kroatien) und Olympiasiegerin Tia Hellebaut könnten Sieg und Medaillen mit Höhen unter zwei Metern weggehen. Für Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt) gilt es, die Olympia-Norm (1,95 m) zu knacken. Für Marie-Laurence Jungfleisch (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) ist das Finale möglich.
Deutsche Starterinnen:
Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt)
Marie-Laurence Jungfleisch (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg)
STABHOCHSPRUNG |
Wird es der erste große Titel für Silke Spiegelburg? Es sieht ganz danach aus: Die Leverkusenerin ist in blendender Verfassung und die größten Konkurrentinnen der letzten Jahre wie Yelena Isinbayeva, Svetlana Feovanova (beide Russland) und Anna Rogowska (Polen) sind nicht dabei. Stärkste Gegnerin ist die Tschechin Jirina Ptacnikova. Als dritte der Meldeliste stehen die Chancen für Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) nicht schlecht, ihre Bronzemedaille von Barcelona zu wiederholen. Vize-Weltmeisterin Martina Strutz (SC Neubrandenburg) will ihrer Form aus dem letzten Jahr näher kommen.
Deutsche Starter:
Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen)
Martina Strutz (SC Neubrandenburg)
WEITSPRUNG |
Wenn Sosthene Taroum Moguenara ihre Nerven im Griff hat, kann sie ganz weit vorne landen. Keine der EM-Starterinnen ist in diesem Sommer bisher weiter gesprungen als die Wattenscheiderin (6,88 m). Vier weitere Athletinnen sind schon über die Marke von 6,80 Meter geflogen. Die Berlinerin Melanie Bauschke steht in der Meldeliste auf Rang zehn. Sinje Florczak (LC Paderborn) ist auf Platz 18. Für beide ist die Olympia-Norm (6,75 m) noch ein Ziel.
Deutsche Starter:
Sosthene Taroum Moguenara (TV Wattenscheid 01)
Melanie Bauschke (LG Nike Berlin)
Sinje Florczak (LC Paderborn)
DREISPRUNG |
Mit ihren 14,76 Metern führt Kseniya Dzetsuk die Meldeliste deutlich an. Windunterstützt ist die Bulgarin sogar schon auf 14,81 Meter geflogen. Mit genau dieser Weite hatte Olha Saladuha (Urkaine) vor zwei Jahren gewonnen, diesmal ist die Europameisterin nicht dabei. Katja Demut (LC Jena) hat wenig Hoffnung, dass sie ihre technischen Probleme in den Griff bekommt. Mit dem Finale wird es damit schwer. Die Dresdnerin Jenny Elbe feiert ihre internationale Premiere bei den "Großen".
Deutsche Starterinnen:
Katja Demut (LC Jena)
Jenny Elbe (Dresdner SC 1898)
KUGELSTOSSEN |
Den sechsten Platz hatte Nadine Kleinert lange abonniert. Diesmal könnte es endlich mit einer EM-Medaille klappen, die noch in der Sammlung fehlt. Nur fünf Zentimeter trennen die Magdeburgerin in der Meldeliste von Platz eins und der Russin Olesya Sviridova (19,72 m). Titelverteidigerin Nadzeya Ostapchuk (Weißrussland) verzichtet. Als Vierte und Fünfte der Meldeliste haben auch Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) und Josephine Terlecki (SC Magdeburg) gute Karten.
Deutsche Starterinnen: Nadine Kleinert (SC Magdeburg)
Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge)
Josephine Terlecki (SC Magdeburg)
DISKUSWERFEN |
Das Duell Nadine Müller gegen Sandra Perkovic (Kroatien) geht in die nächste Runde. Das bisher einzige direkte Duell in diesem Jahr in Oslo (Norwegen) hat die Kroatin gewonnen. Dahinter steht - mit Respektsabstand - schon die Berlinerin Julia Fischer als Dritte der Meldeliste. Insgesamt sechs Athletinnen reisen mit 63er- und 64er-Weiten an. Dazu gehört auch Anna Rüh (SC Neubrandenburg). Sie dürften sich um Bronze streiten.
Deutsche Starterinnen:
Nadine Müller (Hallesche LAF)
Julia Fischer (SCC Berlin)
Anna Rüh (SC Neubrandenburg)
HAMMERWERFEN |
Der Titelverteidigung von Betty Heidler steht nichts im Wege. Aksana Menkova ist nicht am Start, die Weißrussin hatte mit 78,19 Metern aufhorchen lassen. Für Betty Heidler ist die EM aber nur eine Durchgangsstation auf dem Weg zu Olympia. Ex-Weltmeisterin Anita Wlodarczyk (Polen) liegt in der Meldeliste auf Rang zwei, vor Kathrin Klaas. Die Frankfurterin will sich nach ihrem Sturz in Eugene (USA) zurückmelden.
Deutsche Starterinnen: Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt)
Kathrin Klaas (LG Eintracht Frankfurt)
SPEERWERFEN |
Die beiden Titelsammlerinnen der vergangenen Jahre fehlen - Barbora Spotakova (Tschechische Republik) und Mariya Abakumova (Russland). Damit steht das Tor zum Titel für Christina Obergföll (LG Offenburg) weit offen. Fast genauso weit wie die Deutsche Meisterin hat in diesem Jahr auch schon die Ukrainerin Vira Rebryk geworfen. Auch Titelverteidigerin Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen) hat aufsteigende Form bewiesen, wie ihre Vereinskameradin Katharina Molitor.
Deutsche Starterinnen: Christina Obergföll (LG Offenburg)
Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Katharina Molitor (TSV Bayer 04 Leverkusen)
SIEBENKAMPF |
Die Namen der momentan stärksten Siebenkämpferinnen in Europa sucht man in der Meldeliste vergeblich - sie bereiten sich auf Olympia vor. So deutet sich ein Dreikampf zwischen Lyudmyla Yosypenko, Hanna Melnychenko (beide Ukraine) und der Russin Yekaterina Bolshova an. Die Frankfurterinnen Claudia Rath und Carolin Schäfer wollen sich verbessern und internationale Erfahrung sammeln.
Deutsche Starterinnen: Claudia Rath (LG Eintracht Frankfurt)
Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt)
4x100 METER |
Die Ukrainerinnen haben in diesem Jahr die bisher beste Zeit vorgelegt (42,60 sec). Überraschend stark waren auch die Niederländerinnen mit neuem Landesrekord (42,90 sec). Für das deutsche Quartett gilt es den Staffelstab nach Vorlauf-Ausfällen bei den großen Meisterschaften der vergangenen beiden Jahre wieder ins Ziel zu tragen. Dann kann es auch um eine Medaille gehen. Zu beachten sein werden traditionell auch die Französinnen und Russinnen.
Deutsche Starterinnen: Verena Sailer, Tatjana Pinto, Anne Cibis,
Leena Günther (LT DSHS Köln)
Yasmin Kwadwo (TV Wattenscheid 01)
4x400 METER |
Der Wettbewerb wird ein Härtetest Richtung Olympia und zeigen, wo die Nationen stehen. Noch haben wenige eine Rennen in Bestbesetzung absolviert. Die Ukraine stellt bisher das schnellste Quartett des Jahres (3:26,36 min). Stark einzuschätzen ist auch das britische Team. Die deutsche Staffel wird es wohl schwer haben, die Silbermedaille von Barcelona zu wiederholen. Dafür müssten die deutschen Viertelmeilerinnen mit dem Staffelstab in der Hand über sich hinauswachsen, was sie schon mehrfach getan haben.
Deutsche Starterinnen:
Esther Cremer
Janin Lindenberg (SC Magdeburg)
Christiane Klopsch (LG OVAG Friedberg/Fauerbach)
Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt/Gambach/Lohr)
Julia Förster (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Die große EM-Vorschau - Männer
Mehr zur EM in Helsinki:
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