Die große Europacup-Vorschau auf Annecy
Die deutsche Nationalmannschaft macht sich am Freitagmorgen nach Frankreich auf. Der Europacup in Annecy ruft. Die Plätze eins und zwei sind das Maß der Dinge. Eins und Zwei für die Mannschaften, um sich für den Weltcup in Madrid im September zu qualifizieren und Eins und Zwei für die Einzelstarter, denn damit können sie sich ihr Ticket zur Europameisterschaft in München bereits vorzeitig sichern.
Olympiasieger Nils Schumann erwartet am Wochenende keine leichte Aufgabe (Foto: Kiefner)
Der DLV hat den derzeit leistungsstärksten Kader, der verfügbar ist, nominiert. Bei den Männern ragen Olympiasieger Nils Schumann, Weltmeister Martin Buss, Hallen-Europameister Tim Lobinger, die Ex-Weltmeister Charles Friedek und Karsten Kobs sowie der Vize-Weltmeister Ingo Schultz und der WM-Dritte Michael Möllenbeck aus der Liste der Nominierten heraus. Briten wollen zum Weltcup
Die Konkurrenz ist allerdings stark und nicht zu unterschätzen. Im letzten Jahr waren die Polen in Bremen etwas überraschend die tonangebende Nation und hatten am Ende die meisten Punkte geholt. Hallen-Europameister Pawel Czapiewski ist diesmal einer der wenigen Top-Stars, während Hammerwurf-Olympiasieger und - Weltmeister Szymon Ziolkowski zuhause bleiben und Maciej Palyszko den Vortritt lassen musste.
Die Briten reisen nach Annecy mit dem klaren Ziel, die Weltcup-Qualifikation unter Dach und Fach zu bringen. Dwain Chambers, Daniel Caines, Colin Jackson, Chris Rawlinson, Jonathan Edwards und Steve Backley sind die Trümpfe auf die Einzelsiege. Die Russen mit 90-Meter-Werfer Sergej Makarov und Jungstar Yuri Borzakovsky sowie die gastgebenden Franzosen, die vor allem auf den längeren Läufen ihre Eisen im Feuer haben, sorgen außerdem dafür, dass es im Kampf um die Spitzenplätze sehr spannend werden könnte. Auch die Italiener sind zu beachten, während die Aufsteiger aus der Ukraine und Finnland in erster Linie um den Klassenerhalt kämpfen werden.
Junge DLV-Athletinnen zur Bewährungsprobe
Die DLV-Frauen glänzten im letzten Jahr im Weserstadion mit Platz zwei hinter den starken Russinnen. Das sollte auch in Annecy wieder das Ziel sein. Einige junge Athletinnen sind nominiert und haben die Chance, sich im Hinblick auf die Europameisterschaft in München schon einmal zu bewähren und ihr Level auszuloten. Allen voran ist es Yvonne Buschbaum, die mit ihrem deutschen Rekord in Kassel zeigte, dass sie auf dem Weg nach oben ist und sich auch beim Europacup vor Svetlana Feofanova aus Russland und Monika Pyrek aus Polen nicht zu verstecken braucht. Mit Astrid Kumbernuss, Franka Dietzsch und Steffi Nerius kommt im deutschen Team trotz bitterer Ausfälle wie Grit Breuer und Heike Drechsler aber gerade in den technischen Bewerben die Routine nicht zu kurz.
Die russische Frauen-Mannschaft muss sich nicht nur wegen dem Vorjahreserfolg klar der Favoritenrolle stellen. Die Weltmeisterinnen Natalja Sadova und Olga Yegorova, Hallen-Europameisterin Marina Kuptsova, Weitenjägerin Tatjana Kotova, Kugelstoßerin Svetlana Kriveljova sowie natürlich Svetlana Feofanova als Stabhochsprung-Europarekordhalterin führen das Aufgebot an.
Nutzen die Französinnen den Heimvorteil?
Die Französinnen werden vor heimischem Publikum sicher alles daransetzen, um sich im Vergleich zum dritten Platz des Vorjahres zu verbessern. Hallen-Europameisterin Muriel Hurtis könnte in den Sprints wichtige Punkte sammeln, Patricia Girard geht aussichtsreich über die Hürden und Manuela Montebrun wird den Hammer weit hinaus jagen. Die entscheidenden Zähler müssen aber ebenso erst einmal gemacht werden wie bei Großbritannien, das ohne Paula Radcliffe auskommen muss. Es wäre eine Überraschung, sollten die Rumäninnen mit ihrem Star Gabriela Szabo oder die Italienerinnen um die ganz vorderen Plätze im Gesamtklassement mitmischen. Polen (mit Olympiasiegerin Kamila Skolimovska) und die Ukraine reisen bei den Frauen als Aufsteiger nach Annecy.