Die große Hallen-EM-Vorschau - Frauen
Von Freitag bis Sonntag (6. bis 8. März) finden in Turin (Italien) die Hallen-Europameisterschaften statt - eine erste Standortbestimmung im Jahr der Weltmeisterschaften in Berlin. In insgesamt 26 Disziplinen werden Titelträger gesucht. leichtathletik.de hat sich für Sie die einzelnen Disziplinen vorgenommen. Wer gehört bei den Frauen zu den heißen Favoritinnen und welche Chancen haben die deutschen Starterinnen?
60 MeterEine Zeit unter 7,20 Sekunden peilt die Mannheimerin Verena Sailer bei der Hallen-EM an und damit hätte sie gar keine schlechten Chancen mindestens auf das Finale und vielleicht sogar dort auf eine vordere Platzierung. Die Jahresschnellste in diesem Jahr ist nämlich die Russin Anna Geflikh mit 7,18 Sekunden. Nur einen Hauch langsamer war ihre Teamkollegin Natalya Murinovich (7,18 sec), die damit auch Ansprüche auf eine Medaille angekündigt hat. Nach einer Verbesserung auf 7,24 Sekunden in Athen (Griechenland) sollte man auch die junge Bulgarin Inna Eftimova, Zweite der U20-EM 2007, auf der Rechnung haben.400 Meter
Egal wen die Russinnen an den Start schicken - der Titel wird wohl nur über sie gehen, zu dominant sind sie. Die besten sieben Viertelmeilerinnen kommen in diesem Winter aus Russland, die Schnellste unter ihnen war Antonina Krivoshapka in überragenden 50,55 Sekunden. Kann sie diese Leistung erneut abrufen, sollte ihr Gold kaum zu nehmen sein. Erste Anwärterinnen auf die Medaillen sind zudem ihre Teamkolleginnen Darya Safonova (52,05 sec) und die Olympia-Dritte von 2004, Natalya Antyukh (52,50 sec). Ohne deutsche Beteiligung.800 Meter
Sechs Läuferinnen sind in dieser Hallensaison schon unter zwei Minuten geblieben, fünf von ihnen gehen in Turin an den Start und sind damit erste Anwärterinnen auf eine Medaille. Gleich zwei Läuferinnen unter der markanten Marke schicken die Briten mit Marilyn Okoro (1:59,27 min) und Jennifer Meadows (1:59,52 min) ins Rennen. Die schnellste Europäerin war bislang allerdings die Italienerin Elisa Cusma Piccione, die mit ihrem Landesrekord von 1:59,25 Minuten auf sich aufmerksam machte. Immer auf der Rechnung haben sollte man allerdings auch die Russinnen, die durch die Russische Hallenmeisterin Mariya Savinova (1:59,45 min) und Titelverteidigerin Oksana Zbrozhek (2:00,04 min) vertreten werden. Und auch die Ukrainerin Tatyana Petlyuk (1:59,63 min) ist immer für eine vordere Platzierung gut, wie Silber bei der Hallen-EM vor zwei Jahren und der Hallen-WM im vergangenen Jahr beweisen. Ohne deutsche Beteiligung.1.500 Meter
Drei Läuferinnen haben sich mit ihren bisherigen Ergebnissen der Hallen-Saison ein wenig vom Rest des Feldes abgesetzt: Die Spanierin Nuria Fernández (4:01,77 min) sowie die beiden Russinnen Anna Alminova (4:02,23 min) und Oksana Zbrozhek (4:03,86 min), wobei Letzere in Turin die 800 Meter in Angriff nimmt. Beide Läuferinnen haben allerdings auch für die 3.000 Meter gemeldet, auf die sich zumindest die Spanierin konzentrieren will. Die 1.500 Meter will sie auch dann in Angriff nehmen, sollten die Vorläufe über die längere Distanz ausfallen. Ohne deutsche Beteiligung.3.000 Meter
Die 24 Jahre alte Russin Anna Alminova ist sowohl über 1.500 und 3.000 Meter gemeldet, über die längere der beiden Distanzen führt sie mit 8:28,49 Minuten und einem beeindruckenden Vorsprung von gut 15 Sekunden die Hallen-Bestenliste Europas an. Die Favoritenbürde muss sie als jetzt viertschnellste Läuferin aller Zeiten über diese Distanz tragen. Hinter ihr haben sich die Irin Mary Cullen (8:43,74 min) und die Portugiesin Jessica Augusto (8:44,81 min) einen kleinen Vorteil gegenüber der übrigen Konkurrenz erarbeitet, auf dem sie sich aber nicht ausruhen dürfen. Der Polin Lidia Chojecka könnte mit einem Sieg der Hattrick gelingen, in dieser Saison hat sie sich allerdings noch nicht sehr stark präsentiert. Ohne deutsche Beteiligung.60 Meter Hürden „Zwischen 7,95 und 8,10 Sekunden ist es auf europäischer Ebene sehr eng. Da wird der Kopf im Halbfinale entscheiden, wer in den Endlauf einzieht“, bringt es die Bremerin Carolin Nytra (8,08 sec) auf den Punkt. Sie und Nadine Hildebrand (8,06 sec; LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) liegen in diesem Gedränge mittendrin und rechnen sich bei einem guten Halbfinal-Lauf Chancen auf einen Platz im Endlauf aus. Auswertungen ergaben, dass Carolin Nytra bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig auf dem Weg zu einer Zeit unter acht Sekunden war, bis sie in eine Hürde trat. Mit einer solchen Zeit könnte sie um eine Medaille kämpfen. Beste Chancen auf Gold haben sich die Spanierin Josephine Onyia (7,95 sec), die Belgierin Eline Berings (7,97 sec) sowie die Ex-Hallen-Weltmeisterin Derval O’Rourke (7,99 sec) erarbeitet. Auch die Russin Tatyana Pavliy blieb schon unter acht Sekunden, steht aber nicht im russischen Aufgebot.Hochsprung Die Frankfurterin Ariane Friedrich ist aus deutscher Sicht wohl eine der heißesten Kandidatinnen auf Gold oder mindestens eine Medaille. Gemeinsam mit Weltmeisterin Blanka Vlasic (Kroatien) führt die 25-Jährige mit 2,05 Metern die Weltbestenliste an, das einzige Aufeinandertreffen der beiden entschied die Frankfurterin für sich. Bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften bewies Ariane Friedrich zudem mit knapp gerissenen Versuchen über 2,06 Meter, dass sie noch mehr drauf hat. Sollte das Duo an seinen Vorleistungen anknüpfen, wird ihnen Gold und Silber wohl kaum zu nehmen sein - für beide wäre es die erste Medaille bei einer Hallen-EM. Kommt die Berlinerin Meike Kröger an ihre Bestleistung von 1,92 Metern heran oder sogar darüber, kann sie den Einzug in das Finale schaffen.
Stabhochsprung
Weltrekordlerin und Überfliegerin Yelena Isinbayeva (Russland) verzichtet auf einen Start, so dass sich ein spannender Wettkampf mit offenem Ausgang ankündigt. Vier Springerinnen überflogen in der Halle schon 4,71 Meter, unter ihnen auch die frischgebackene deutsche Hallen-Rekordlerin Silke Spiegelburg aus Leverkusen. Sie hat, genauso wie die Mainzerin Anna Battke (4,60 m), die schon zahlreiche gute Versuche an den 4,71 Metern gezeigt hat, Chancen auf eine Medaille - vielleicht sogar auf Gold. Konkurrenz bekommen sie dabei vor allem von der Russin Yuliya Golubchikova (4,71 m). Wiederholt Kristina Gadschiew aus Zweibrücken ihre 4,50 Meter von den Deutschen Hallen-Meisterschaften oder kann gar noch ein bisschen zulegen, sollte auch ihr der Einzug in das Finale gelingen.Weitsprung
Drei Russinnen kämpfen um den ersten Hallen-EM-Titel in dieser Disziplin für ihr Land. Olga Kucherenko (6,84 m), Tatyana Voykina (6,70 m) und Yelena Sokolova (6,69 m) haben sich dafür bereits an der Spitze der diesjährigen Hallen-Bestenliste Europas in Position gebracht, so dass auch mehr als eine Medaille für Russland herausspringen könnte. Ein rein russisches „Treppchen“ will vor allem die Estin Ksenija Balta verhindern, die zuletzt mit 6,70 Metern einen neuen Landesrekord sprang. Die Berlinerin Melanie Bauschke sollte mindestens in den Bereich ihrer Saisonbestleistung springen, um das Finale zu erreichen.Dreisprung
Die Russin Anastasia Taranova-Potapova führt mit 14,67 Metern die Hallen-Bestenliste Europas an. Konkurrenz droht ihr aber auf jeden Fall von der Slowenin Marija Sestak. In diesem Jahr flog sie bislang auf 14,52 Meter, die Bestleistung der Hallen-WM-Dritten von 15,08 Metern datiert aus dem vergangenen Jahr. Um das Finale zu erreichen, muss die Jenaerin Katja Demut wahrscheinlich erneut in den Bereich ihrer Hallen-Bestleistung von 14,06 Metern springen.Kugelstoßen
Titelverteidigerin und Lokalmatadorin Assunta Legnante präsentierte sich zuletzt mit aufsteigender Form (18,85 m) und wird sicherlich um eine Medaille kämpfen. Noch besser präsentiert haben sich in diesem Winter allerdings drei andere Stoßerinnen. Neben der Rumänin Anca Heltne (19,54 m) waren dies die beiden Deutschen Denise Hinrichs (TV Wattenscheid 01; 19,25 m) und Petra Lammert (SC Neubrandenburg; 19,00 m). Beide kämpfen nicht nur um eine Medaille, sondern eventuell sogar um Gold.Fünfkampf
Siebenkampf-Olympiasiegerin Natalya Dobrynska (Ukraine) und die Olympia-Dritte Kelly Sotherton (Großbritannien) verzichten auf einen Start, Titelverteidigerin Carolina Klüft (Schweden) hat dem Mehrkampf ade gesagt und Hallen-Weltmeisterin Tia Hellebaut (Belgien) ist schwanger - es kündigt sich ein spannender Kampf um die Mehrkampfkrone an. Beste Aussichten auf eine Platzierung ganz oben auf dem „Stockerl“ haben die beiden Russinnen Anna Bogdanova und Olga Kurban, die beide Bestleistungen von mehr als 4.600 Punkten aufzuweisen haben. Die Deutsche Hallen-Meisterin im Mehrkampf, Christine Schulz aus Leverkusen, hat sich in diesem Jahr mit 4.517 Punkten schon in guter Verfassung präsentiert und auch die Neubrandenburgerin Sonja Kesselschläger kann nicht zuletzt wegen ihrer Erfahrung ein Wörtchen im Kampf um die vorderen Platzierungen mitreden.
4x400 Meter
Der Sieg geht wohl nur über die Russinnen, die die sieben schnellsten Viertelmeilerinnen des Winters stellen. Beste Chancen auf eine Medaille sollten den Britinnen, jeweils Dritte der beiden letzten Hallen-Europameisterschaften, und den weißrussischen Titelverteidigerinnen zugestanden werden. Ohne deutsche Beteiligung. Mehr:
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