Die große Hallen-WM Vorschau - Frauen
Von Freitag bis Sonntag (7. bis 9. März) finden die Hallen-Weltmeisterschaften in Sopot (Polen) statt. Insgesamt 26 Entscheidungen stehen an. leichtathletik.de hat für Sie die einzelnen Disziplinen unter die Lupe genommen. Wer sind die Favoriten auf Gold, Silber und Bronze, und welche Chancen können sich die deutschen Starter ausrechnen?
60 METER |
Veronica Campbel-Brown (Foto: Chai)
Ein großes Fragezeichen steht hinter der Leistungsfähigkeit der Titelverteidigerin: Veronica Campbell-Brown startet nach einem dreiviertel Jahr Dopingermittlungen, aus denen die Jamaikanerin am Ende mit einer Verwarnung davongekommen ist. Erster Auftritt danach ist gleich die Hallen-WM.Auch die anderen beiden Medaillengewinnerinnen des Finales von Istanbul (Türkei) sind wieder dabei und die bisher schnellsten Sprinterinnen des Jahres: Murielle Ahouré (Elfenbeinküste) und Tianna Bartoletta (USA). Die Sprintkönigin des Sommers Shelly-Ann Fraser-Pryce (Jamaika) nimmt erstmals an einer Hallen-WM teil.
Verena Sailer hat eine Spitzen-Saison mitgebracht. Die Mannheimerin möchte das bestätigen und wenn alles zusammenkommt mit einem Platz im Finale krönen.
Titelverteidigerin: Veronica Campbell-Brown (JAM)
Weltjahresbeste: Murielle Ahoure (CIV; 7,03 sec)
Deutsche Starterinnen: Verena Sailer; Yasmin Kwadwo (beide MTG Mannheim)
400 METER |
Esther Cremer (Foto: Chai)
Russland gegen die USA - die Athletinnen aus diesen Nationen haben den Titel in den vergangenen Jahren unter sich ausgemacht. Darauf könnte es auch diesmal wieder hinauslaufen. Für Russland geht Kseniya Ryzhova ins Rennen, die schon Gold-Erfahrungen mit der Staffel gesammelt hat und bei der WM Siebte wurde. Ähnliche Voraussetzungen hat auch die WM-Sechste Francena McCorory, die US-Amerikanerin reist mit der besten Vorleistung an.Die Deutsche Meisterin Esther Cremer braucht sich mit ihren 52,44 Sekunden nicht zu verstecken. Die Wattenscheiderin liegt im forderen Mittelfeld der Meldeliste. Gute Voraussetzungen, um Erfahrung in Richtung EM im Sommer zu sammeln und im Halbfinale die ein oder andere Athletin hinter sich zu lassen.
Titelverteidigerin: Sanya Richards-Ross (USA)
Weltjahresbeste: Francena McCorory (USA; 50,85 sec)
Deutsche Starterinnen: Esther Cremer (TV Wattenscheid 01)
800 METER |
Ajee Wilson (Foto: Crespel)
Ein Riesentalent könnte vor seinem ersten großen Coup stehen: Ajee' Wilson ist gerade einmal 19 Jahre alt und hat das Potential, um Gold mitzulaufen. In den Nachwuchsklassen hat die US-Amerikanerin alle Titel abgeräumt und auch schon bei der WM der "Großen" Rang sechs erreicht. Aufpassen muss die Senkrechtstarterin neben Landsfrau Chanelle Price auf die Athletinnen aus Osteuropa. Mit der gerade erst 18 Jahre alt gewordenen Aníta Hinriksdóttir (Island) ist noch ein Lauftalent dabei, dass für einen Platz ganz vorne aber noch Zeit braucht.
Titelverteidigerin: Pamela Jelimo (KEN)
Weltjahresbeste: Ajee Wilson (USA; 2:00,43 min)
Deutsche Starterin: keine
1.500 METER |
Abeba Aregawi (Foto: Chai)
Der große Zweikampf fällt aus. Die neue Hallen-Weltrekordlerin Genzebe Dibaba (Äthiopien) hat sich für einen Start über 3.000 Meter entschieden. Leider kommt es damit nicht zum Aufeinandertreffen mit Weltmeisterin Abeba Aregawi, was ein großes Rennen versprochen hätte.So ist der Weg für die zweitschnellste Athletin aller Zeiten frei. Abeba Aregawi ist in diesem Winter mehr als sieben Sekunden schneller gewesen als die besten Gegnerinnen. Da ist wohl ein Alleingang der Schwedin zu erwarten.
Titelverteidigerin: Genzebe Dibaba (ETH)
Weltjahresbeste: Genzebe Dibaba (ETH; 3:55,17 min)
Deutsche Starterinnen: keine
3.000 METER |
Genzebe Dibaba (Foto: Chai)
Sie hat in diesem Winter alle Rekorde gebrochen - genauer gesagt die über 1.500 Meter, zwei Meilen und 3.000 Meter. Genzebe Dibaba hat sich entschieden, ihre Stärke in Sopot über 3.000 Meter zu demonstrieren. Wenn sich die Äthiopierin an die Spitze setzt und ihr Ding knallhart durchzieht, wird ihr wohl niemand folgen können.Ganz so glorreich wie es diesen Winter läuft, sind die vergangenen Großereignisse für die 23-Jährige allerdings nicht gewesen. Im Sommer reichte es bei internationalen Meisterschaften bisher deutlich nicht zu einer Medaille.
Titelverteidigerin Helen Obiri aus Kenia ist immerhin auch schon unter 8:30 Minuten geblieben und könnte zur Gefahr werden.
Titelverteidigerin: Helen Obiri (KEN)
Weltjahresbeste: Genzebe Dibaba (ETH; 8:16,60 min)
Deutsche Starterinnen: keine
60 METER HÜRDEN |
Sally Pearson (Foto: Chai)
Eindrucksvoll hat Sally Pearson beim ISTAF-Indoor bewiesen: Sie ist wieder da! Im vergangenen Sommer war die Australierin nach einer Oberschenkelverletzung nicht mehr ganz so in Schwung gekommen und musste sich bei der WM mit Silber begnügen. Mittlerweile darf sie sich sogar wieder Gedanken um den Weltrekord machen.Kräftig in der Weltspitze mitgemischt, hat Nadine Hildebrand in diesem Winter. Die Sindelfingenerin hat sich auch gegen starke internationale Konkurrenz behauptet und ist fünfmal unter acht Sekunden geblieben. Das Finale ist das große Ziel.
Neu-Mehrkämpferin Cindy Roleder ist die Lockerheit der Deutschen Meisterschaften zu wünschen. Dann kann die Leipzigerin wieder ungeahnte Kräfte freiwerden lassen.
Titelverteidigerin: Sally Pearson (AUS)
Weltjahresbeste: Sally Person (AUS; 7,79 sec)
Deutsche Starterin: Nadine Hildebrand (VfL Sindelfingen); Cindy Roleder (LAZ Leipzig)
HOCHSPRUNG |
Blanka Vlasic (Foto: Chai)
Sopot könnte der Ort für das große Meisterschafts-Comeback von Blanka Vlasic werden. Die zweimalige Hallenweltmeisterin aus Kroatien hat die Saisonhöhepunkte der vergangenen beiden Jahre verletzungsbedingt verpasst. Mit einem Sprung über zwei Meter in Prag (Tschechische Republik) meldete die 30-Jährige Medaillenansprüche an.Zu schlagen sind die junge Russin Mariya Kuchina, Dauerbrennerin Ruth Beitia (Spanien) und die Polin Kamila Licwinko, die vor heimischer Kulisse besonders unterstützt werden wird.
Ins Finale will Marie-Laurence Jungfleisch nach einer starken Saison. Die Tübingerin hat sich in den 90er-Höhen etabliert und darf auf eine gute Platzierung hoffen.
Titelverteidigerin: Chaunte Lowe (USA)
Weltjahresbeste: Mariya Kuchina (RUS; 2,01 m)
Deutsche Starterinnen: Marie-Laurence Jungfleisch (LAV Stadtwerke Tübingen)
STABHOCHSPRUNG |
Anna Rogowska (Foto: Chai)
Die Weltspitze liegt so eng zusammen wie selten vor einem Großereignis. Höhen im Bereich von 4,70 Meter haben reihenweise Springerinnen angeboten. Vor heimischem Publikum ist Anna Rogowska einiges zuzutrauen, die schon 2004 Olympia-Dritte war.Olympiasiegerin Jenn Suhr (USA), Halleneuropameisterin Holly Bleasdale (Großbritannien), Europameisterin Jirina Svobodova (Tschechische Republik), die Olympia-Zweite Yarisley Silva (Kuba) und Ex-Weltmeisterin Fabiana Murer (Brasilien) wollen genauso eine Medaille wie die deutsche Rekordlerin Silke Spiegelburg aus Leverkusen.
Titelverteidigerin: Yelena Isinbayeva (RUS)
Weltjahresbeste: Anna Rogowska (POL; 4,76 m)
Deutsche Starterinnen: Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen)
WEITSPRUNG |
Sosthene Moguenara (Foto: Chai)
Gesucht wird eine Nachfolgerin für Brittney Reese. Die Siegerin der vergangenen beiden Hallen-Weltmeisterschaften ist nicht am Start. Die WM-Dritte Ivana Španović aus Serbien gehört zu den Favoritinnen, genauso die Russin Svetlana Biryukova, die schon zweimal in diesem Winter an den Sieben-Metern gekratzt hat. Für die USA könnte mit Tori Bowie ein neues Gesicht ganz vorne landen. Bei Sosthene Moguenara hat in diesem Winter noch nicht alles gepasst. Erwischt die Wattenscheiderin einen guten Sprung, könnte der fürs Finale reichen.
Titelverteidigerin: Brittney Reese (USA)
Weltjahresbeste: Svetlana Biryukova (RUS; 6,98 m)
Deutsche Starterin: Sosthene Moguenara (TV Wattenscheid 01)
DREISPRUNG |
Olha Saladuha (Foto: Chai)
Olha Saladuha gehört seit Jahren zu den Favoritinnen, wenn es um Edelmetall im Dreisprung geht. Auf Weltebene reichte es bisher erst einmal für den Platz ganz oben: Bei der WM 2011 im südkoreanischen Daegu. Schafft die Ukrainerin diesmal auch in der Halle den Sprung zu Gold?Die ganz großen Weiten fehlen in diesem Winter bisher. Vor allem der Russin Ekaterina Koneva ist zuzutrauen, dass zu ändern und im Kampf um den Titel einzugreifen.
Titelverteidigerin: Yamilé Aldama (GBR)
Weltjahresbeste: Olha Saladuha (UKR; 14,65 m)
Deutsche Starterinnen: keine
KUGELSTOSSEN |
Christina Schwanitz (Foto: Chai)
Gold im Kugelstoßen und der der Name Valerie Adams. Das gehörte in den vergangenen Jahren zusammen. Selbst von einer Knieoperation im Herbst lässt sich die Neuseeländerin nicht davon abhalten, nach dem nächsten großen Sieg zu greifen.Allerdings gibt es da eine ernstzunehmende Gegnerin, die ebenfalls deutlich über 20 Meter hinauskommen möchte: Christina Schwanitz. Die Athletin des LV 90 Erzgebirge möchte der Titelsammlerin einen Zweikampf bieten und wir können uns auf einen spannenden Wettkampf freuen.
Bei Josephine Terlecki ist der Knoten nach Trainerwechsel und Umzug nach Halle noch nicht geplatzt. Die Qualifikation in Sopot wäre mehr als ein passender Zeitpunkt dafür. Das erste WM-Finale winkt.
Titelverteidigerin: Valerie Adams (NZL)
Weltjahresbeste: Christina Schwanitz (GER; 20,05 m)
Deutsche Starterinnen: Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge), Josephine Terlecki (Hallesche Leichtathletik-Freunde)
FÜNFKAMPF |
Sharon Day-Monroe (Foto: Chai)
Die Vorzeichen sind ähnlich wie im Sommer: Die Athletinnen liegen eng beieinander, die US-Amerikanerin Sharon Day-Monroe reist mit der besten Vorleistung an, die sie bei der WM in Moskau (Russland) dann allerdings nicht bestätigen konnte.Weltmeisterin Hanna Melnychenko aus der Ukraine hat in einigen Einzeldisziplinen schon eine starke Form bewiesen.
Claudia Rath kann gelassen in den Wettkampf gehen. Eine Bestleistung scheint programmiert und die Frankfurterin und ihr Trainer Jürgen Sammert haben oft genug bewiesen, dass die Form zum Saisonhöhepunkt stimmt. Im nur acht Athletinnen starken Feld kann so ziemlich alles rauskommen.
Titelverteidigerin: Nataliya Dobrynska (UKR)
Weltjahresbeste: Sharon Day-Monroe (USA; 4805 Punkte)
Deutsche Starterinnen: Claudia Rath (LG Eintracht Frankfurt)
4x400 METER |
Die Britinnen haben im Jahr ihrer heimischen Olympische Spiele 2012 für eine kleine Sensation gesorgt und die USA und Russland hinter sich gelassen.
Ein ähnlicher Coup ist diesmal nicht zu erwarten. Jamaika könnte der größte Konkurrent für die USA und Russland sein. Achtmal hat Russland übrigens schon triumphiert - das bisher letzte Gold ist aber schon sechs Jahre her.
Titelverteidigerinnen: Großbritannien
Weltjahresbeste: University of Oregon (3:30,08 min)
Deutsche Starterinnen: keine