Die große Hallen-WM-Vorschau - Männer
Von Freitag bis Sonntag (7. bis 9. März) finden die Hallen-Weltmeisterschaften in Sopot (Polen) statt. Insgesamt 26 Entscheidungen stehen an. leichtathletik.de hat für Sie die einzelnen Disziplinen unter die Lupe genommen. Wer sind die Favoriten auf Gold, Silber und Bronze, und welche Chancen können sich die deutschen Starter ausrechnen?
60 METER |
Die bekanntesten Namen sind der britische Sieger von 2010 Dwain Chambers und der Jamaikaner Nesta Carter. Die Jahresschnellsten James Dasaolu (Großbritannien) und Jimmy Vicaut (Frankreich) fehlen verletzungsbedingt, wie auch Düsseldorf-Sieger Yunier Pérez aus Kuba. Damit reist der mit seinen 20 Jahren international unerfahren US-Meister Marvin Bracy als Schnellster (6,48 sec) an, gefolgt von Landsmann Trell Kimmons, der nach zweimal Rang vier seine erste Medaille gewinnen könnte.
Der Berliner Lucas Jakubczyk hat Anschluss an die Spitzenläufer und bisher in jedem seiner vier Rennen des Winters eine Bestzeit erreicht. Gelingt das im Halbfinale wieder, wäre das absolut beeindruckend. Der Stuttgarter Alex Schaf musste seine Teilnahme hingegen wegen einer Grippe am Dienstag absagen.
Titelverteidiger: Justin Gatlin (USA)
Weltjahresbester: James Dasaolu (GBR; 6,47 sec)
Deutsche Starter: Lucas Jakubczyk (SCC Berlin)
400 METER |
Pavel Maslak (Foto: Chai)
Hallen-Europameister Pavel Maslak fordert die starken Viertelmeiler aus Amerika. Die US-Boys Kyle Clemons und David Verburg haben bisher keine Erfahrung in Einzelrennen bei großen Meisterschaften. David Verburg war immerhin schon im siegreichen US-Staffel-Team bei der WM im vergangenen Sommer vertreten.Der Olympia-Dritte Lalonde Gordon aus Trinidad & Tobago hat seine Hallenbestzeit in diesem Winter um mehr als eine Sekunde gesteigert und führt die Meldeliste an. Nachdem er sich im vergangenen Jahr eher auf die 200 Meter konzentrierte, ist er auf seiner Spezialstrecke zurück.
Titelverteidiger Nery Brenes aus Costa Rica konnte in diesem Winter dagegen noch nicht an seine Zeiten von vor zwei Jahren anknüpfen.
Titelverteidiger: Nery Brenes (CRC)
Weltjahresbester: Deon Lendore (TTO; 45,03 sec)
Deutsche Starter: keine
800 METER |
Mohamed Aman (Foto: Chai)
Die Entscheidung könnte auf ein Duell hinauslaufen. Obwohl Weltmeister Mohamed Aman der Favorit ist. Der Äthiopier hat diese Rolle schon bei der WM im vergangenen Sommer ausgefüllt und Gold geholt. Außerdem steigerte er den Afrika-Rekord in diesem Winter auf 1:44,52 Minuten und lief damit an Position drei in der Geschichte der 800 Meter unterm Hallendach.Einem ist aber zuzutrauen, dass er dagegenhält: Hallen-Europameister Adam Kszczot. Der Pole wird vor heimischen Publikum alles in die Waagschale werfen und kann im Finale auf Unterstüzung durch Landsmann Marcin Lewandowski hoffen.
Titelverteidiger: Mohamed Aman (ETH)
Weltjahresbester: Mohamed Aman (ETH; 1:44,52 min)
Deutsche Starter: keine
1.500 METER |
Silas Kiplagat (Foto: Crespel)
Mohamed Moustaoui aus Marokko hat in diesem Winter die stärkste Zeit vorgelegt. Allerdings belegte er im WM-Finale im vergangenen Sommer nur Rang neun. Vier Plätze davor lief Homiyu Tesfaye in Moskau ins Ziel. Wenn der Fankfurter wieder einen so guten Tag erwischt, könnte es noch weiter nach vorne gehen. Zu berücksichtigen ist aber auch, dass der 20-Jährige zum ersten Mal an Hallen-Weltmeisterschaften teilnimmt.Mehr Erfahrung in internationalen Rennen hat Silas Kiplagat. Der Kenianer könnte reif sein für den ganz großen Coup. Zu beachten sind natürlich alle Läufer aus Afrika.
Titelverteidiger: Abdelaati Iguider (MAR)
Weltjahresbester: Mohamed Moustaoui (MAR; 3:35,0 min)
Deutsche Starter: Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt)
3.000 METER |
Hagos Gebrhiwet (Foto: Crespel)
Mit fast 40 Jahren nimmt Bernard Lagat noch einmal eine Hallen-WM in Angriff. Dreimal hat der Titelverteidiger hier schon Gold über 3.000 Meter gewonnen. Die Aussichten auf Titel Nummer vier sind im Angesicht der starken Konkurrenz allerdings nicht gerade rosig.Hagos Gebrhiwet aus Äthiopien könnte für eine Wachablösung der besonderen Art sogen. Der 19-Jährige Vizeweltmeister über 5.000 Meter ist nicht einmal halb so alt wie der Titelverteidiger. Der Olympiazweite über 10.000 Meter Galen Rupp könnte allerdings dafür sorgen, dass der Titel doch in den USA bleibt.
Titelverteidiger: Bernard Lagat (USA)
Weltjahresbester: Hagos Gebrhiwet (ETH; 7:34,13 min)
Deutsche Starter: keine
60 METER HÜRDEN |
Erik Balnuweit (Foto: Chai)
Ein französischer Hallen-Weltmeister im Hürdensprint, das gab es bisher nur bei der Premiere der Meisterschaften 1985 im heimischen Paris. Pascal Martinot Lagarde könnte in die Fußstapfen des damaligen Siegers Stéphane Caristan treten. Der Franzose ist in diesem Winter schon dreimal unter 7,50 Sekunden geblieben.Außer ihm gelang das bisher nur Jeff Porter, der bei den US-Meisterschaften aber einen Platz im Team für Sopot verpasste. Bei den Ausscheidungen setzten sich Dominic Berger und Omo Osaghae durch, die auch ein Wort um die Medaillen mitsprechen wollen.
Der Deutsche Meister Erik Balnuweit (LAZ Leipzig) kann vom Finale träumen, wenn ihm im richtigen Moment ein fehlerfreier Lauf gelingt. Für den Tübinger Gregor Traber ist mindestens das Halbfinale drin.
Titelverteidiger: Aries Merritt (USA)
Weltjahresbester: Pascal Martinot Lagarde (FRA; 7,45 sec)
Deutsche Starter: Erik Balnuweit (LAZ Leipzig), Gregor Traber (LAV Tübingen)
HOCHSPRUNG |
Ivan Ukhov (Foto: Chai)
Alles andere als eine Flugshow von Ivan Ukhov wäre eine Überraschung. Der Russe hat in diesem Winter in seinen sieben Wettkämpfen immer mindestens 2,36 Meter überquert, dreimal sogar 2,40 Meter oder mehr, inklusive dem eingestellten Europarekord von 2,42 Metern. Es sieht fast so aus, als würde sich der Olympiasieger den Weltrekord für die Hallen-WM aufsparen.Alle anderen Springer werden sich wohl nur noch um Silber streiten. Der Russe Aleksey Dmitrik wird dabei allerdings nicht mitreden können, obwohl auch er in Arnstadt 2,40 Meter bewältigte. Bei den Russichen Meisterschaften wurde er aber nur Vierter. Der Zweite dieses Wettkampfes, Daniil Tsyplakov, darf stattdessen auf Medaillenjagd gehen.
Titelverteidiger: Dimitiros Hondrokoukis (GRE)
Weltjahresbester: Ivan Ukhov (RUS; 2,42 m)
Deutsche Starter: keine
STABHOCHSPRUNG |
Malte Mohr)
Mit seinen Flügen über 5,84 Meter bei den Deutschen Hallenmeisterschaften und über 5,90 Meter beim ISTAF Indoor hat sich Malte Mohr in die Favoritenposition gesprungen - nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Weltrekordler Renaud Lavillenie (Frankreich), Weltmeister Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) und des Olympia-Zweiten Björn Otto (ASV Köln).Gegner in dem auf zwölf Springer und damit ein Finale beschränkten Feld sind zum Beispiel der wiedererstarkte Weltmeister von 2011 Paweł Wojciechowski, der sich in Deagu (Südkorea) überraschend den Titel geholt hatte, der Brite Luke Cutts oder Konstadinos Filippidis aus Griechenland.
Titelverteidiger: Renaud Lavillenie (FRA)
Weltjahresbester: Renaud Lavillenie (FRA; 6,16 m)
Deutsche Starter: Malte Mohr (TV Wattenscheid 01)
WEITSPRUNG |
Aleksandr Menkov (Foto: Chai)
Der Weltmeister im Freien hat auch beste Chancen diesen Titel in der Halle zu gewinnen. Neben einem Flug auf 8,30 Meter Anfang Februar setzte sich der Russe Aleksandr Menkov auch im britischen Birmingham in einem Weltklasse-Feld durch. Im Kampf um die Medaillen ist ein enger Wettkampf zu erwarten. Um 8,20 Meter können eine Handvoll Athleten erzielen. Die Tagesform wird letztlich den Ausschlag geben. Christian Reif (LC Rehlingen) konnte in diesem Winter noch nicht ganz die gewünschte Weite erreichen und musste bei den Deutschen Meisterschaften eine Niederlage einstecken. Ein bisschen Wut im Bauch könnte auf dem Weg zum erhofften Edelmetall hilfreich sein.
Titelverteidiger: Mauro da Silva (BRA)
Weltjahresbeste: Aleksandr Menkov (RUS; 8,30 m)
Deutsche Starter: Christian Reif (LC Rehlingen)
DREISPRUNG |
Pedro Pichardo (Foto: Chai)
Zehn Medaillen hat es für Dreispringer aus Kuba schon gegeben, davon war allerdings nur eine aus Gold. Wie gut Pedro Pichardo im Moment drauf ist, hat er vor allem im heimischen Havana schon gezeigt: Dort ist der WM-Zweite auf 17,76 Meter geflogen, Landsmann Ernesto Revé auf 17,58 Meter. Auch wenn es in der Halle noch nicht ganz so weit ging, haben beide die Möglichkeit, die Medaillen-Bilanz ihres Landes weiter aufzubessern. Vielleicht reicht es ja auch für ganz nach oben.Titelverteidiger Will Claye startet nicht. Die USA schicken dafür mit Chris Carter ein neues Gesicht auf die ganz große Bühne.
Titelverteidiger: Will Claye (USA)
Weltjahresbester: Pedro Pichardo (CUB; 17,32 m)
Deutsche Starter: keine
KUGELSTOSSEN |
Ryan Whiting (Foto: Chai)
Es gibt eine Neuauflage des Zweikampf der WM von Moskau: Ryan Whiting gegen David Storl (LAC Erdgas Chemnitz). Der Titelverteidiger aus den USA hat mit 22,23 Metern bei den US-Meisterschaften bewiesen, dass er für erneutes Gold gut ist. Dieser Wettkampf offenbart allerdings auch die Tücken seiner Drehstoßtechnik: In seiner Serie zeigte er neben seiner Spitzenweite auch 19,90 Meter oder 20,71 Meter.Die Angleittechnik von David Storl steht für mehr Konstanz und war bei den vergangenen beiden Freiluft-Weltmeisterschaften Gold wert - allerdings war der Deutsche Goldjunge zuletzt am Knie ein wenig angeschlagen, will sich davon aber nicht vom Kurs abbringen lassen.
Auch der Zweite der US-Meisterschaften Kurt Roberts ist zu beachten. Vor Heimpublikum ist außerdem Olympiasieger Tomasz Majewski (Polen) eine Steigerung zuzutrauen.
Titelverteidiger: Ryan Whiting (USA)
Weltjahresbester: Ryan Whiting (USA; 22,23 m)
Deutsche Starter: David Storl (LAC Erdgas Chemnitz)
SIEBENKAMPF |
Ashton Eaton (Foto: Gantenberg)
An der Spitze scheint wieder eine One-Man-Show programmiert. Ashton Eaton kennt nur einen Gegner: Sich selbst. Wird der US-Amerikaner seinen dritten Hallen-WM-Titel zum dritten Mal mit einem Weltrekord krönen? Der Olympiasieger ist optimistisch, dass mehr als 6.645 Punkte drin sind.Spannender wird der Kampf um Silber und Bronze. Der Niederländer Eelco Sintnicolaas ist ein heißer Kandidat. Kai Kazmirek (LG Rhein Wied) will vor allem Erfahrung sammeln, noch ein Ergebnis jenseits der 6.000 Punkte wäre aller Ehren wert. Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt) fehlen Diskus- und Speerwurf, wenn er den Faden findet, ist der Europameister im Zehnkampf aber immer für eine starke Vorstellung gut, auch er hat 6.000 Punkte im Visier.
Titelverteidiger: Ashton Eaton (USA)
Weltjahresbester: Eelco Sintnicolaas (NED; 6242 Punkte)
Deutsche Starter: Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt); Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied)
4x400 METER |
Bei den vergangenen vier Hallen-Weltmeisterschaften ging der Titel in die USA, insgesamt gab es schon achtmal Gold für die US-Boys bei dieser Meisterschaft. Alles andere als ein erneuter Sieg wäre eine Überraschung.
Großbritannien und Trinidad & Tobago holten in Istanbul (Türkei) Silber und Bronze. Russland oder Gastgeber Polen könnten diesmal ebenfalls ein Wörtchen darum mitreden.
Titelverteidiger: USA
Weltjahresbeste: University of Florida (USA; 3:04,46 min)
Deutsche Starter: keine