Die große Hallen-WM-Vorschau - Männer
Von Freitag bis Sonntag (9. bis 11. März) finden die Hallen-Weltmeisterschaften in Istanbul (Türkei) statt. Insgesamt 26 Entscheidungen stehen an. leichtathletik.de hat für Sie die einzelnen Disziplinen unter die Lupe genommen. Wer sind die Favoriten auf Gold, Silber und Bronze, und welche Chancen können sich die deutschen Starter ausrechnen?
60 METER |
Die Jamaikaner haben noch nie bei einer Hallen-WM den 60-Meter-Titel abgeräumt. Es ist an Lerone Clarke, der beim Hallen-Meeting in Birmingham (Großbritannien) mit einem Kontinentalrekord von 6,47 Sekunden aufwartete, und Nesta Carter, das zu ändern. Die USA setzen die beiden Schnellsten der US-Hallen-Meisterschaften, den Saisonprimus Trell Kimmons und den früheren Dopingsünder Justin Gatlin, entgegen.
Titelverteidiger Dwain Chambers (Großbritannien) könnte die dritte Medaille in Folge holen. Der Wattenscheider Christian Blum hat das Finale zu seinem Ziel erklärt. Zuletzt stand vor elf Jahren ein Deutscher im Endlauf.
Titelverteidiger: Dwain Chambers (GBR)
Weltjahresbester: Trell Kimmons (USA, 6,45 sec)
Deutsche Starter: Christian Blum (TV Wattenscheid 01)
400 METER |
Kirani James könnte seine Erfolgsgeschichte fortschreiben und in die Fußstapfen seines Landsmanns Allyne Francique, der 2004 und 2006 Hallen-WM-Gold für Grenada gewann, treten. Bei all seinen drei Starts des Winters war er siegreich, seine Saisonbestzeit von 45,19 Sekunden liegt unter dem Meisterschaftsrekord (45,29 sec).
Titelverteidiger Chris Brown (Bahamas) hat die vierte Medaille in Serie im Blick, dessen Teamkollege Bahamian Pinder ist neben den US-Amerikanern Gil Roberts und Calvin Smith besonders zu beachten. Schon fünf Titel gingen an die USA, der letzte liegt allerdings schon neun Jahre zurück.
Titelverteidiger: Chris Brown (BAH)
Weltjahresbester: Kirani James (GRN; 45,19 sec)
Deutsche Starter: keine
800 METER |
Die Zeit ist reif für einen neuen Mann. Titelverteidiger Abubaker Kaki (Sudan) hat keine Hallensaison bestritten und verzichtet damit auf den möglichen Hattrick.
In beeindruckender Form präsentierte sich Hallen-Europameister Adam Kszczot. Der Pole reist auch mit der besten Vorleistung an. Doch die Konkurrenz wird nicht schlafen. Vor allem den 18-jährigen Äthiopier Mohamed Aman, Boaz Lalang (Kenia), Ismail Ismail (Sudan) und den weiteren Polen Marcin Lewandowski sollte man auf der Rechnung haben.
Titelverteidiger: Abubaker Kaki (SUD)
Weltjahresbester: Adam Kszczot (POL; 1:44,57 min)
Deutsche Starter: keine
1.500 METER |
Gestatten, Ilham Tanui Ozbilen sein Name. Bis Mitte des vergangenen Jahres lief er noch als William Tanui Biwott unter kenianischer Flagge. Jetzt soll der 22-Jährige bei der Hallen-WM für Begeisterungsstürme seiner türkischen Landsleute sorgen.
Immerhin hat er als Vierter der Weltjahresbestenliste (3:34,76 min) berechtigte Medaillenhoffnungen. Schneller waren in diesem Winter nur der abgezockte Marokkaner Abdelaati Iguider sowie die Kenianer Bethwel Birgen und Nixon Chepseba. Letzterer fehlt allerdings in Istanbul, für ihn steht Silas Kiplagat am Start.
Nicht außer Acht sollte man auch den Äthiopier Mekonnen Gebremedhin lassen, der auf seinen Landsmann Deresse Mekkonen folgen könnte. Vieles ist möglich, vor allem wenn am Ende die Taktik entscheiden sollte.
Titelverteidiger: Deresse Mekkonen (ETH)
Weltjahresbester: Abdelaati Iguider (MAR; 3:34.10 min)
Deutsche Starter: keine
3.000 METER |
Titelverteidiger Bernard Lagat (USA) steht vor einer schweren Aufgabe. Er kann aber mit 37 Jahren auf seine Erfahrung vertrauen.
Im Kampf um die Medaillen stehen die Kenianer Augustine Choge und Edwin Soi, mit den besten Vorleistungen ausgestattet, und die Äthiopier Yenew Alamirew und Dejen Gebrmeskel unter Erfolgsdruck. Dahinter lauert vor allem Hallen-Europameister Mo Farah (Großbritannien) auf seine Chance.
Aus deutscher Sicht wird sehr interessant sein, ob der Tübinger Arne Gabius wie schon bei seinen Meetingstarts in Karlsruhe und Birmingham (Großbritannien) auf diesem internationalen Spitzenniveau mithalten kann.
Titelverteidiger: Bernard Lagat (USA)
Weltjahresbester: Augustine Choge (KEN), Edwin Soi (KEN; 7:29,94 min)
Deutsche Starter: Arne Gabius (LAV Tübingen)
60 METER HÜRDEN |
Es ist für Liu Xiang angerichtet. Der Chinese, der sich in Düsseldorf auf die Titelkämpfe vorbereitet hat, führt mit seinem Asienrekord von 7,41 Sekunden das Feld an. Der US-Amerikaner Dexter Faulk (7,40 sec) fehlt nämlich ebenso wie der verletzte Titelverteidiger Dayron Robles (Kuba).
Die Hoffnungen der US-Boys ruhen auf Aries Merritt und Kevin Craddock, die den bereits neunten Hürdentitel für ihr Land holen könnten. Besonders beachten sollte man den in diesem Winter stark auftretenden Russen Konstantin Shabanov. Auch der Franzose Pascal Martinot Lagarde ließ zuletzt aufhorchen.
Für die deutschen Starter Helge Schwarzer (Hamburger SV) und Gregor Traber (LAV Tübingen) geht es vor allem um die internationale Erfahrung. Bei einem runden Turnierverlauf ist ein Finaleinzug aber nicht ausgeschlossen.
Titelverteidiger: Dayron Robles (CUB)
Weltjahresbester: Dexter Faulk (USA; 7,40 sec)
Deutsche Starter: Helge Schwarzer (Hamburger SV), Gregor Traber (LAV Tübingen)
HOCHSPRUNG |
Sieben Athleten sind in diesem Winter schon 2,32 Meter und höher gesprungen, darunter ist auch der Dresdner Raúl Spank. Er will mindestens über 2,33 Meter springen und könnte damit in den Dunstkreis der Medaillen kommen.
Jedenfalls verspricht der Wettkampf einiges an Spannung. Titelverteidiger Ivan Ukhov (Russland) muss sich wie sein Landsmann, Olympiasieger Andrey Silnov, und Weltmeister Jesse Williams (USA) dem stürmischen Angriff von Mutaz Essa Barshim (Katar) und Robbie Grabarz (Großbritannien) erwehren.
Titelverteidiger: Ivan Ukhov (RUS)
Weltjahresbester: Mutaz Essa Barshim (QAT; 2,37 m)
Deutsche Starter: Raúl Spank (Dresdner SC 1898)
STABHOCHSPRUNG |
Das Feld ist mit voraussichtlich nur zehn Springern überschaubar. Die Aussichten der beiden Deutschen, Björn Otto (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) und Malte Mohr (TV Wattenscheid 01), sind damit auf keinen Fall schlechter.
Vor allem Björn Otto greift nach den Medaillen, wenn nicht sogar im Aufeinandertreffen mit dem französischen Klassenprimus Renaud Lavillenie nach Gold. Bei Malte Mohr lief die Vorbereitung nicht nach Wunsch, aber die 5,87 Meter von der Hallen-DM eröffnen Möglichkeiten.
Der Russe Dmitriy Starodubtsev und der US-Hallenmeister Brad Walker sind in diesem Winter auch schon höher als 5,80 Meter gesprungen. Steve Hooker (Australien) ist außer Form und wird seinen Titel nicht verteidigen.
Titelverteidiger: Steven Hooker (AUS)
Weltjahresbester: Renaud Lavillenie (FRA; 5,93 m)
Deutsche Starter: Björn Otto (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen), Malte Mohr (TV Wattenscheid 01)
WEITSPRUNG |
Der erst 21-jährige Henry Frayne soll die australischen Farben hochhalten, nachdem Titelverteidiger Fabrice Lapierre ebenso fehlt wie der Vize-Weltmeister Mitchell Watt. Mit seiner im heimischen Sommer gesprungenen Saisonbestleistung von 8,27 Metern ist dieses Unterfangen nicht aussichtslos.
Den besten Eindruck haben in der Hallensaison bislang der Russe Aleksandr Menkov und der US-Amerikaner Will Claye hinterlassen. Beide führen mit jeweils 8,24 Metern die Weltjahresbestenliste an.
Das Feld ist aber nicht so einfach auszurechnen. Darunter sind immerhin so bekannte Namen wie Ignisious Gaisah (Ghana) und Louis Tsatoumas (Griechenland). 21 Athleten sprangen in diesem Winter schon 8,00 Meter oder weiter. Davon sind aber nur fünf in Istanbul.
Titelverteidiger: Fabrice Lapierre (AUS)
Weltjahresbeste: Aleksandr Menkov (RUS), Will Claye (USA; 8,24 m)
Deutsche Starter: keine
DREISPRUNG |
Henry Frayne (Australien) und Will Claye (USA) sind neben dem Weitsprung auch im Dreisprung gemeldet. Ob und wie erfolgreich sie dann diesen Doppelstart absolvieren, bleibt abzuwarten.
US-Hallenmeister Will Claye ragt allerdings mit seiner Saisonbestleistung von 17,63 Metern in der Meldeliste deutlich heraus. Die Italiener Daniele Greco und Fabrizio Donato (beide 17,24 m) folgen mit dem keinesfalls zu unterschätzenden Weltmeister Christian Taylor (17,21 m) mit Respektsabstand. Medaillengaranten waren in der Vergangenheit oft die Kubaner, die diesmal Arnie David Girat und Alexis Copello am Start haben.
Titelverteidiger Teddy Tamgho (Frankreich) ist von seinem Verband aus disziplinarischen Gründen gesperrt.
Titelverteidiger: Teddy Tamgho (FRA)
Weltjahresbester: Will Claye (USA, 17,63 m)
Deutsche Starter: keine
KUGELSTOSSEN |
Der Chemnitzer David Storl ist zwar Weltmeister, doch der Papierform nach mehr Jäger als Gejagter. Schließlich waren es die US-Amerikaner Reese Hoffa (21,87 m) und Ryan Whiting (21,60 m), die in diesem Winter die besten Weiten vorlegten und auch eine gute Konstanz zeigten.
Auf diese kann jenseits der 21 Meter aber auch der junge Sachse bauen. In fünf von sieben Wettkämpfen übertraf er diese Marke, die aber nicht zwingend für eine Medaille reichen muss. Bei der letzten Hallen-WM überboten gleich fünf Athleten diese Marke.
Polens Olympiasieger Tomasz Majewski hat ebenfalls dieses Niveau nachgewiesen und ist damit der Vierte im Bunde der heißen Medaillenkandidaten. Titelverteidiger Christian Cantwell konnte sich nicht für das US-Team qualifizieren. Für Candy Bauer (LV 90 Erzgebirge) geht es um Erfahrungswerte.
Titelverteidiger: Christian Cantwell (USA)
Weltjahresbester: Reese Hoffa (USA; 21,87 m)
Deutsche Starter: David Storl (LAC Erdgas Chemnitz), Candy Bauer (LV 90 Erzgebirge)
SIEBENKAMPF |
Wenn Ashton Eaton im Winter antritt, dann liegt ein Weltrekord in der Luft. 2010 gelang ihm dieses Husarenstück mit 6.499 Punkten, 2011 setzte er mit 6.568 Zählern noch etwas drauf. Gelingt dem Vize-Weltmeister im Zehnkampf jetzt der nächste Streich? Wenn er in Form ist, dürfte er kaum zu schlagen sein.
Dahinter könnte der osteuropäische Konkurrenzkampf entbrennen. Oleksiy Kasyanov (Ukraine), Andrei Krauchanka (Weißrussland) sowie der Russe Artem Lukyanenko hegen Medaillenhoffnungen. Gespannt sein darf man auf den Kubaner Yordanis Garcia, der sich zum ersten Mal einer Hallen-WM stellt.
Der tschechische Altmeister Roman Sebrle musste seinen Start verletzungsbedingt absagen. Auch Titelverteidiger Bryan Clay (USA) ist nicht dabei.
Titelverteidiger: Bryan Clay (USA)
Weltjahresbester: Oleksiy Kasyanov (UKR; 6237)
Deutsche Starter: keine
4x400 METER |
Zwölf Nationen wollen die Staffelentscheidung in Angriff nehmen. Einmal mehr sind die US-Amerikaner die großen Favoriten. Immerhin stehen schon sieben Golderfolge in der Geschichte der Titelkämpfe zu Buche. Zuletzt gewann 2004 mit Jamaika eine andere Staffel.
Diesmal dürften sich aber vor allem die Viertelmeier von den Bahamas zu den ärgsten Verfolgern aufschwingen. Die Briten und Russen sowie Trinidad & Tobago hegen berechtigte Medaillenhoffnungen.
Titelverteidiger: USA
Weltjahresbeste: University of Arkansas (USA; 3:03,76 min)
Deutsche Starter: keine
Mehr zur Hallen-WM:
DLV-Team | DLV-Teambroschüre | Zeitplan