Die große Hallen-WM-Vorschau - Männer
Am kommenden Wochenende finden von Freitag bis Sonntag (7. bis 9. März) die Hallen-Weltmeisterschaften in Valencia (Spanien) statt. Insgesamt 26 Entscheidungen, in denen neue Titelträger gesucht werden, stehen im ausverkauften Palau Velódromo Luis Puig an. leichtathletik.de hat für Sie die Favoriten herausgeschält und auch die Chancen der deutschen Starter abgewogen.

60 Meter
Mehr als zwanzig Sprinter sind in diesem Winter schon unter 6,60 Sekunden geblieben. Der Schnellste davon ist der Nigerianer Olusoji Fasuba. Doch bei dem 23-Jährigen waren jene 6,51 Sekunden eher ein Ausrutscher nach unten, so dass es auf der kurzen Sprintstrecke durchaus recht spannend werden könnte. Michael Rodgers und Leroy Dixon tragen dabei die Hoffnungen der USA auf das Erbe von Leonard Scott. Besonderes Augenmerk liegt auf Dwain Chambers, den der britische Verband wegen seiner Dopingvergangenheit erst gar nicht mitnehmen wollte. Der Tübinger Marius Broening träumt vom Finale, was schwer werden dürfte, und hofft auf eine weitere Steigerung seiner Bestzeit von 6,60 Sekunden, was wiederum Voraussetzung dafür sein sollte.
400 Meter
Alleyne Francique hat Großes vor. Der Viertelmeiler aus Grenada will den Hattrick perfekt machen. Dafür wird er seine Saisonbestzeit von 46,82 Sekunden aber deutlich steigern müssen. Der Schnellste des Winters, der Kanadier Tyler Christopher, hat sein Kommen angekündigt und dürfte damit derjenige sein, über den der Weg zum Titel führt. In den Vordergrund konnte sich zuletzt Chris Lloyd (Domenica) laufen. Die USA haben mit David Neville und Greg Nixon zwei wenig namhafte Athleten als Überraschungsbonbons im Gepäck. Ohne deutsche Beteiligung.
800 Meter
Nachdem der Kenianer Wilfred Bungei das Unternehmen Titelverteidigung wegen eine leichten Verletzung abschreiben muss, könnte sein Landsmann Richard Kiplagat als Joker einspringen. Weil Olympiasieger Yuriy Borzakovskiy nur einen Staffelauftritt plant, soll Dmitriy Bogdanov für Russland die Kastanien aus dem Feuer holen. Aufsteiger des Winters ist der Youngster Abubaker Kaki (Sudan), auch der Lette Dmitrijs Miļkevičs konnte sich in Szene setzen. Nicht unterschätzen sollte man erfahrene Läufer wie Mbulaeni Mulaudzi (Südafrika) und Khadevis Robinson (USA). Ohne deutsche Beteiligung.
1.500 Meter
Fest steht bereits, dass es einen neuen Titelträger geben wird. Der heißeste Anwärter ist der Kenianer Daniel Kipchirchir Komen. Auch dessen Teamkollege Suleiman Simotwo verfolgt Medaillenambitionen. Der Äthiopier Derese Mekonnen würde diese Pläne nur allzu gerne durchkreuzen, während Bahrain Rashid Ramzi und Mansoor Ali Belal an den Start bringt. Die spannendeste Frage ist, ob die spanischen Mittelstreckler vor heimischem Publikum über sich hinaus wachsen können. Die beiden deutschen Starter, Carsten Schlangen (LG Nord Berlin) und Christoph Lohse (TV Wattenscheid 01), haben es immerhin unter die ersten Zwanzig der Weltjahresbestenliste gebracht. Sie können an ihre Aufgabe aber locker herangehen und sollten sich vor allem nicht den Schneid abkaufen lassen.
3.000 Meter
Mit dem Australier Craig Mottram fordert ein weißer Läufer die afrikanische Phalanx heraus. Der Äthiopier Tariku Bekele könnte in die Fußstapfen seines Bruders Kenenisa, der vor zwei Jahren in Moskau (Russland) vorne war, treten. Zweiter Starter dieser Läufernation ist Abraham Feleke, während Kenia Paul Kipsiele Koech und Edwin Soi ins Medaillenrennen entsendet. Sie alle sind auch in der Weltjahresbestenliste auf den vordersten Positionen zu finden. Beim Tübinger Arne Gabius wird viel davon abhängen, wie er seine Niederlage bei der Hallen-DM in Sindelfingen verarbeiten konnte. Das Erreichen des Finales wäre ein Achtungserfolg.
60 Meter Hürden
Mit den mit Abstand besten Vorleistungen reist der Kubaner Dayron Robles an. Er muss sich überraschen lassen, was Olympiasieger und Weltmeister Liu Xiang so drauf haben wird. Der Chinese geht ohne Vorleistung an den Start, man kann aber davon ausgehen, dass er in guter Form ist. Dahinter kämpfen eine Reihe weiterer Hürdensprinter um die Plätze. David Oliver und der unverwüstliche Allen Johnson sind dabei die Vertreter der USA. Yevgeniy Borisov (Russland) und Allan Scott (Großbritannien) haben sich als bislang schnellste Europäer von einer guten Seite gezeigt. Während der Leipziger Willi Mathiszik vor allem an Erfahrung gewinnen kann, muss sein Vereins- und Trainingskollege, der Vize-Europameister Thomas Blaschek, nach Höherem streben. Vor zwei Jahren hatte er als Sechster überzeugt.
Hochsprung
Der Papierform nach ist alles klar. Die Russen Yaroslav Rybakov und Andrey Tereshin kämpfen mit dem Schweden Stefan Holm die Podestplätze aus. Doch entschieden wird erst an der Anlage und dort ist auch der US-Amerikaner Jesse Williams jemand, der Ansprüche anmeldet. Weltweit sind in diesem Winter schon 19 Athleten 2,30 Meter oder höher gesprungen, Überraschungen sind nicht ausgeschlossen. Ohne deutsche Beteilung.
Stabhochsprung
Tim Lobinger hat etwas vor! Der Münchner, der in diesem Winter eine tolle Form offenbarte, könnte mit seinem 100. Jubiläumssprung über 5,80 Meter (oder höher) zu seinem zweiten Hallen-WM-Titel fliegen und das just an der Stelle, wo er vor zehn Jahren schon Hallen-Europameister geworden war – bei einem deutschen Medaillensweep. Diesmal ist aufgrund nur zwei Starter pro Nation bestenfalls ein schwarz-rot-goldener Doppelsieg mit dem Fabian Schulze drin. Der junge Springer vom LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg sprang kurzfristig für den verletzten Danny Ecker aus Leverkusen ein, im Finale sollte er um eine vordere Platzierung mitspringen. Ein deutsches Stabhochsprung-Märchen vereiteln will vor allem der Russe Yevgeniy Lukyanenko, der sich in der Szene immer besser positioniert. Brad Walker (USA) tritt als Titelverteidiger an. Aus Australien kommt der frischgebackene Sechs-Meter-Springer Steve Hooker.
Weitsprung
Nachdem Klassenprimus Irving Saladino (Panama) passt, ist die Weitenjagd nach Gold für ein breites Feld offen. Mohamed Salman Al-Khuwalidi (Saudi-Arabien) kann die nächstbeste Weite (8,24 m) aus diesem Winter vorweisen. Aber was ist mit dem Briten Chris Tomlinson, was mit den US-Boys Trevell Quinley und John Moffitt? Die Statistiken werfen mehr Fragen auf, als sie Antworten geben. Das wiederum könnte dem Tübinger Peter Rapp eine Chance eröffnen. Das Finale ist für ihn machbar.
Dreisprung
Acht 17-Meter-Springer gab es bislang in dieser Hallensaison. Weltmeister Nelson Évora (Portugal) war dabei der Beste und ist nun klar in der Rolle des Gejagten. Die Liste der Jäger führt mit Randy Lewis (Grenada) ein Wahl-Leverkusener an. Phillips Idowu (Großbritannien), Dmitrij Valukevič (Slowakei) und der Kubaner Osniel Tosca haben sich ebenso positioniert. Ohne deutsche Beteiligung.
Kugelstoßen
Reese Hoffa (USA) geht als Titelverteidiger in den Ring. Mit Christian Cantwell (USA; 2004), Manuel Martinez (Spanien; 2003) und Yuri Bilonog (Ukraine; 1997) folgen drei Athleten seinem Beispiel, die ebenfalls schon einmal Hallen-Weltmeister waren. Rutger Smith (Niederlande) ist mit seinen 20,89 Metern der bislang stärkste Europäer der Saison. Nur einen Zentimeter weniger bot der Leipziger Peter Sack an. Er hat aber vor allem ein Ziel: durch die Qualifikation kommen, zumal ihn zuletzt eine Erkrankung aus der Bahn warf.
Siebenkampf
Bei der Standortbestimmung in Tallinn (Estland) taten sich Mitte Februar vor allem Andrei Krauchanka (Weißrussland) und Dmitriy Karpov (Kasachstan) hervor. Aber nicht zuletzt aufgrund ihrer Erfahrung ist auch mit Weltmeister Roman Sebrle (Tschechische Republik) und Vize-Hallen-Weltmeister Bryan Clay (USA) zu rechnen. Die Russen Aleksandr Pogorelov und Mikhail Logvinenko werden in dem illustren Feld auf ihre Chance lauern müssen. Ohne deutsche Beteiligung.
4x400 Meter
Das US-Quartett tritt als Titelverteidiger an und ist wieder ein Maßstab. Polen und Russland eroberten vor zwei Jahren in Moskau die weiteren Medaillen. So oder so ähnlich könnte es auch diesmal wieder enden. Aber Vorsicht vor der britischen Staffel, die als Geheimtipp gilt. Vor vier Jahren in Budapest (Ungarn) waren die Jamaikaner vorne, als die USA disqualifiziert wurden. In diesem Winter mangelt es ihnen aber überhaupt an vorzeigbaren 400-Meter-Läufern. Ohne deutsche Beteiligung.
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