Am Wochenende finden von Freitag bis Sonntag (12. bis 14. März) die Hallen-Weltmeisterschaften in Doha (Katar) statt. Insgesamt 26 Entscheidungen, in denen neue Titelträger gesucht werden, stehen im Aspire Dome an. leichtathletik.de hat für Sie die einzelnen Disziplinen unter die Lupe genommen. Wer sind die Favoriten auf Gold, Silber und Bronze, und welche Chancen können sich die deutschen Starter ausrechnen?
60 METER
Das Rennen ist offen, nur eines ist sicher: Titelverteidiger Olusoji Fasuba (Nigeria) ist nicht am Start, es wird also einen neuen Hallen-Weltmeister geben. Die USA schicken dabei mit Ivory Williams (6,49 sec) und Mike Rodgers (6,52 sec) gleich zwei aussichtsreiche Sprinter ins Rennen. Gute Chancen hat aber auch der Brite Dwain Chambers, der sich bereits mit 6,50 Sekunden in Position gebracht hat. Oder geht der Hallen-WM-Titel über die kürzeste Sprintdistanz erstmals nach Jamaika? Mit Lerone Clarke (6,55 sec) und Nesta Carter (6,54 sec) haben zwei schnelle Männer, die beide in der Gold-Staffel von Berlin liefen, gute Chancen. Titelverteidiger: Olusoji Fasuba (Nigeria; nicht am Start) Weltjahresbester: Ivory Williams (USA; 6,49 sec) DLV-Starter: keine
400 METER
Mit der 4x400-Meter-Staffel sind die USA die dominierende Nation. Umso
erstaunlicher, dass sie in den Einzelrennen bei
Hallen-Weltmeisterschaften nicht ähnlich erfolgreich waren. Nur einmal
(2003) ging der Titel bei den letzten sieben Hallen-Weltmeisterschaften in das Land der
unbegrenzten Möglichkeiten. Das könnte sich in diesem Jahr ändern, denn
mit 400-Meter-Hürden-Läufer Bershawn Jackson (45,41 sec) und Jamaal
Torrance (45,76 sec) gehen gleich zwei schnelle Männer für die USA an
den Start. Zahlreiche der in der Jahresbestenliste vorne platzierten
Läufer werden in Doha nicht sprinten. Auf der Rechnung haben sollte man
auch den zweimaligen Hallen-Europameister David Gillick (Irland; 45,52
sec) und Chris Brown (46,20 sec) von den Bahamas. Titelverteidiger: Tyler Christopher (Kanada; nicht am Start) Weltjahresbester: Torrin Lawrence (USA; 45,03 sec) DLV-Starter: keine
800 METER
Gleich zwei Titelaspiranten schickt der Sudan ins Rennen.
Titelverteidiger Abubaker Kaki Khamis (1:46,29 min) war vor zwei Jahren
der jüngste Hallen-Weltmeister aller Zeiten. Auch dieses Jahr gehört
der 20-Jährige wieder zu den Top-Favoriten, bekommt aber vor allem
durch seinen Teamgefährten und WM-Zweiten Ismail Ahmed Ismail (1:45,99
min) Konkurrenz. Setzt sich Abubaker Kaki Khamis durch, wäre er der
erste Läufer seit dem Kenianer Paul Ereng (1989/1991), der seinen
800-Meter-Titel verteidigen kann. Während der Jahresschnellste und
Olympiasieger Yuriy Borzakovskiy (Russland) auf einen Start verzichtet,
gehören vor allem auch der Kenianer Boaz Kiplagat Lalang (1:46,37 min)
sowie der Pole Adam Kszczot (1:46,00 min) und der Tscheche Jakub Holusa
(1:46,09 min) zu den aussichtsreichen Startern. Titelverteidiger: Abubaker Kaki Khamis (Sudan) Weltjahresbester: Yuriy Borzakovskiy (Russland; 1:45,77 min) DLV-Starter: keine
1.500 METER
Er ist der Titelverteidiger und Jahresschnellste, zudem der Zweite der WM von Berlin: Der Äthiopier Deresse Mekonnen gilt als Top-Favorit für den Sieg über 1.500 Meter. Zweimal lief er in diesem Winter schon eine Zeit unter 3:35 Minuten. Von den anderen Doha-Startern blieb neben ihm überhaupt nur Abdalaati Iguider aus Marokko (3:34,68 min) unter dieser Marke. Können die beiden Kenianer Gideon Gathimba (3:35,40 min) und Haron Keitany (3:35,69 min) im Team für den zweiten Sieg Kenias über 1.500 Meter in der Geschichte von Hallen-Weltmeisterschaften sorgen? Titelverteidiger: Deresse Mekonnen (Äthiopien) Weltjahresbester: Deresse Mekonnen (Äthiopien; 3:33,10 min) DLV-Starter: Christian Klein (LC Rehlingen) Deutsche Aussichten: Für den Rehlinger Christian Klein geht es vor allem darum, Erfahrungen zu sammeln und sich gut zu verkaufen. Nachdem der 26-Jährige zunächst gar keine Hallensaison geplant hatte, ist die Nominierung für die Hallen-WM schon ein Erfolg. Um den Vorlauf zu überstehen, müsste er seine Bestleistung (3:40,86 min) steigern und auf das nötige Quäntchen Glück hoffen.
3.000 METER
2004 war der US-Amerikaner Bernard Lagat bereits einmal Hallen-Weltmeister über 3.000 Meter – kann er diesen Erfolg wiederholen? In diesem Jahr hat er noch keine schnelle Zeit über diese Distanz erzielt. Die größte Gegenwehr werden dem 35-Jährigen sicherlich die Läufernationen Kenia und Äthiopien bieten. Äthiopien schickt Titelverteidiger Tariku Bekele, der 2010 schon in 7:31,78 Minuten glänzte, und Abrehem Cherkos (7:34,38 min), den Hallen-WM-Dritten von vor zwei Jahren, ins Rennen. Kenia hingegen hat mit dem Jahresschnellsten Augustine Kiprono Choge (7:31,75 min) und Sammy Mutahi (7:32,02 min) zwei Asse im Ärmel. Stellt sich nur die Frage: Welches Ass sticht? Titelverteidiger: Tariku Bekele (Äthiopien) Weltjahresbester: Augustine Kiprono Choge (Kenia; 7:31,75 min) DLV-Starter: keine
60 METER HÜRDEN
Wie stark ist Liu Xiang? Das ist wohl eine der interessantesten Fragen
zu den 60 Meter Hürden der Männer. Für den chinesischen
Titelverteidiger und Olympiasieger von 2004 ist es nach langer
Achillessehen-Verletzung der erste Start bei internationalen
Meisterschaften seit den Olympischen Spielen 2008. Die 8,05 Sekunden,
die er bislang in diesem Winter in einem nicht optimalen Rennen
gesprintet ist, stellen nicht sein Leistungsvermögen dar. Kann er schon
wieder mit den Top-Favoriten um Weltmeister Dayron Robles (Kuba; 7,44
sec) und den Jahresschnellsten sowie zweimaligen Hallen-Weltmeister
Terrence Trammell (USA; 7,41 sec) mithalten? Für den Kubaner Dayron Robles wäre ein
Sieg Wiedergutmachung für die Hallen-WM 2008, als er als Favorit
angereist war, einen gültigen Start als einen Fehlstart angesehen hatte
und aus dem Rennen war. Auch der Tscheche Petr Svoboda (7,44 sec) und
David Oliver aus den USA (7,49 sec) haben in diesem Winter die
7,50-Sekunden-Marke schon geknackt. Titelverteidiger: Liu Xiang (China) Weltjahresbester: Terrence Trammell (USA; 7,41 sec) DLV-Starter: Alexander John (LAZ Leipzig), Helge Schwarzer (Hamburger SV) Deutsche Aussichten: Der Leipziger Alexander John
und Helge Schwarzer aus Hamburg reisen nicht nur mit der gleichen
Saisonbestzeit von 7,65 Sekunden an, sondern haben sich auch ähnliche
Ziele gesetzt. Beide wollen auf jeden Fall die erste Runde überstehen,
was realistisch ist. Können sie dort ihre Bestmarke noch einmal
drücken, ist mit großem Glück sogar der Einzug in das Finale möglich.
HOCHSPRUNG
Der Weg zur Goldmedaille führt nur über den Russen Ivan Ukhov. Mit 2,38 Metern sprang er mindestens vier Zentimeter höher als alle anderen Hochspringer in diesem Jahr, zudem gehen die vier besten Leistungen aus dieser Hallensaison auf sein Konto. Mit Weltmeister Yaroslav Rybakov, der bereits 2,33 Meter sprang, hat Russland ein weiteres heißes Eisen im Feuer. Für den 29-Jährigen wäre es der zweite Hallen-Weltmeister-Titel nach 2006. Gute Medaillenchancen können sich auch die USA ausrechnen. Jesse Williams (2,34 m) und Dusty Jonas (2,32 m) rangieren beide unter den Top Vier der Hallensaison. Titelverteidiger: Stefan Holm (Schweden; nicht am Start) Weltjahresbester: Ivan Ukhov (Russland; 2,38 m) DLV-Starter: Martin Günther (LG Eintracht Frankfurt) Deutsche Aussichten: Der Frankfurter Martin Günther gehört zu den 13 Athleten, die in diesem Winter bereits 2,30 Meter überquert haben. Von denen sind aber vier Springer in Doha nicht mit dabei sind, weil ihrem Land nicht entsprechend viele Startplätze zur Verfügung stehen. Der 23-Jährige will seine 2,30 Meter von den Deutschen Hallen-Meisterschaften bestätigen, was für den Einzug in das Finale reichen könnte.
STABHOCHSPRUNG
Am höchsten flog in diesem Jahr mit 5,91 Metern Weltmeister Steven Hooker (Australien) - allerdings nicht in der Halle, sondern im Freien im australischen Sydney. Nach Erfolgen bei Olympia, WM und Commonwealth Games fehlt dem 27-Jährigen noch der Titel des Hallen-Weltmeisters. Konkurrenz droht ihm dabei vom Franzosen Renaud Lavillenie, der mit 5,85 Metern die Welt-Jahresbestenliste in der Halle anführt und sich unter dem Hallendach auch schon an 6,01 Metern versuchte. Auch der Münchner Malte Mohr hat als Ziel eine Medaille formuliert - nicht unrealistisch, denn mit 5,83 Metern ist er der in diesem Jahr zweitbeste Hallenspringer der Welt. Ähnliche Höhen sind auch dem Filstaler Alexander Straub zuzutrauen. Titelverteidiger: Yevgeniy Lukyanenko (Russland; nicht am Start) Weltjahresbester: Renaud Lavillenie (Frankreich; 5,85 m) DLV-Starter: Malte Mohr (LG Stadtwerke München), Alexander Straub (LG Filstal) Deutsche Aussichten: Der Neu-Münchner Malte Mohr will zunächst das Finale erreichen - was auf jeden Fall drin ist - und dort um eine Medaille kämpfen - wofür er wohl ein Ergebnis im Bereich seiner Bestleistung anbieten muss. Auch der Filstaler Alexander Straub ist mit seiner Saisonbestmarke von 5,75 Metern in Schlagweite und sollte mindestens die besten Acht erreichen.
WEITSPRUNG
Die weltweit besten Springer der Hallensaison liegen nah beisammen, keiner konnte sich von der Konkurrenz absetzen. Kaum einem Springer sind bislang mehrere Wettkämpfe mit einem Ergebnis über acht Meter gelungen. Frankreich schickt mit Salim Sdiri (8,24 m) und Kafétien Gomis (8,21 m) zwei starke Springer auf die Anlage. Nicht weit entfernt von deren Bestleistung ist aber auch der Ludwigshafener Christian Reif (8,10 m). Nicht zuletzt da andere Springer wie die US-Amerikaner Brian Johnson und Bryce Lamb nicht gemeldet sind, eröffnen sich ihm damit gute Chancen. Gespannt sein kann man auf den Auftritt von Olympiasieger Irving Saladino (Panama), der in diesem Winter noch keinen Wettkampf bestritten hat. Titelverteidiger: Godfrey Khotso Mokoena (Südafrika) Weltjahresbester: Salim Sdiri (Frankreich; 8,24 m) DLV-Starter: Christian Reif (ABC Ludwigshafen) Deutsche Aussichten: Christian Reif hat in der Hallensaison eine stets ansteigende Form gezeigt, die ihn bislang bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften zur neuen persönlichen Bestleistung von 8,10 Metern führte. Kann er dieses Ergebnis in Doha bestätigen, sollte sein Ziel, das Finale, das Minimum sein, das für den 25-Jährigen drin ist.
DREISPRUNG
Der Dreisprung-Wettbewerb könnte richtig spannend werden. Neun Athleten
sind in diesem Winter über 17 Meter weit gesprungen und lediglich 34
Zentimeter trennen sie in ihren Saisonbestleistungen. Acht von ihnen
sind in Doha am Start, lediglich Alexis Copello fehlt, da zwei noch
stärkere Kubaner nominiert wurden. Viele der Saisonbestmarken wurden
beim Meeting in Birmingham (Großbritannien) aufgestellt. Das
Aufeinandertreffen zahlreicher Titelaspiranten gewann der schwedische
Olympiasieger und zweimalige Ex-Hallen-Weltmeister Christian Olsson -
ein gutes Omen für Doha? Nach drei Jahren, die vor allem durch
Verletzungen bestimmt waren, könnte er nun als erster Mann den dritten
Titel bei einer Hallen-WM feiern. Nicht am Start ist Titelverteidiger
und Weltmeister Phillips Idowu (Großbritannien), der nach der Geburt
seines zweiten Kindes nicht entsprechend trainieren konnte und sich
nicht in Form für einen Sieg fühlt. Titelverteidiger: Phillips Idowu (Großbritannien; nicht am Start) Weltjahresbester: Fabrizio Donato (Italien; 17,39 m) DLV-Starter: keine
KUGELSTOSSEN
Ein Duo hat sich etwas von der Konkurrenz abgesetzt und gilt als erste Anwärter auf die Goldmedaille. Titelverteidiger Christian Cantwell (USA) demonstrierte auch in diesem Jahr mit 21,95 Metern bereits wieder seine Extraklasse, und mit einem Sieg wäre er der erste Mann, der drei Hallen-WM-Titel erringen konnte. Nicht viel schwächer präsentierte sich der Weißrusse Andrei Mikhnevich, der seine Kugel bereits auf 21,81 Meter wuchtete. Von den gemeldeten Athleten haben außer diesem Duo nur der Weißrusse Pavel Lyzhyn (21,12 m) und der Neubrandenburger Ralf Bartels (21,02 m) weiter als 21 Meter gestoßen und sich damit in den Kreis der Medaillenaspiranten geschoben. Noch nicht ganz in Fahrt war zuletzt Olympiasieger Tomasz Majewski (Polen), dem eine Steigerung zum richtigen Zeitpunkt aber zuzutrauen ist. Titelverteidiger: Christian Cantwell (USA) Weltjahresbester: Christian Cantwell (USA; 21,95 m) DLV-Starter: Ralf Bartels (SC Neubrandenburg), David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) Deutsche Aussichten: Nur drei der gemeldeten Athleten haben in diesem Winter eine bessere Leistung angeboten als der Neubrandenburger Ralf Bartels, der vor allem durch seine hohe Konstanz überzeugte. Er selbst liebäugelt mit einem Platz unter den besten Fünf, was auf jeden Fall machbar sein sollte. David Storl ist der mit Abstand jüngste Stoßer der Konkurrenz. Wenn er ein Ergebnis im Bereich seiner Bestleistung von 20,77 Metern anbieten kann, sollte der Weg in das Finale führen.
SIEBENKAMPF
Acht Mehrkämpfer, alle bereits mit internationalen Medaillen dekoriert, formen ein bärenstarkes Siebenkampf-Feld, dem sogar ein Angriff auf den Hallen-Weltrekord (6.476 Punkte) zuzutrauen ist. Der Russe Aleksey Drozdov erzielte in diesem Jahr bereits hervorragende 6.300 Punkte, der Ukrainer Oleksiy Kasyanov stellte mit 6.354 Zählern einen neuen Landesrekord auf. Noch nicht in einem Mehrkampf in Erscheinung getreten sind in diesem Winter Weltmeister Trey Hardee und Olympiasieger Bryan Clay (beide USA), die aber mit starken Ergebnissen bei Einzelstarts ihre gute Form andeuteten. Für „Altmeister“ und Weltrekordler Roman Sebrle (Tschechische Republik) wird es bei so starker Konkurrenz bei seiner siebten Hallen-WM in Folge schwer, einen Medaillenrang zu ergattern. Titelverteidiger: Bryan Clay (USA) Weltjahresbester: Aleksey Drozdov (Russland; 6.300 Punkte) DLV-Starter: keine
4x400 METER
Erste Medaillenanwärter sind wie immer die USA, die in Doha einen
Hattrick feiern könnten. Seit der Disqualifikation im Finale der
Hallen-WM 2004 haben die US-Amerikaner alle Titel bei
Hallen-Weltmeisterschaften, Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen
gewonnen. Sieben der neun letzten Titel bei Hallen-Weltmeisterschaften gingen an sie.
Mit guten Einzelrennen haben vor allem auch die Läufer von den Bahamas
und aus Jamaika, vor zwei Jahren Zweiter der Hallen-WM, auf sich
aufmerksam gemacht. Titelverteidiger: USA Weltjahresbester: USA (3:04,86 min) DLV-Starter: keine
DLV-Mannschaftsbroschüre Die große Hallen-WM-Vorschau - Frauen