Die große Hallen-WM-Vorschau - Männer
Am kommenden Wochenende finden von Freitag bis Sonntag die Hallen-Weltmeisterschaften in Birmingham statt. Insgesamt 28 Entscheidungen, in denen neue Titelträger gesucht werden, stehen in der vollbesetzten National Indoor Arena an. leichtathletik.de hat für Sie die Favoriten herausgeschält und auch die Chancen der DLV-Starter abgewogen. Lesen Sie die Vorschau auf die Wettkämpfe der Männer...
Jason Gardener will wieder jubeln (Foto: Kiefner)
60 MeterDer US-Sprinter Justin Gatlin trägt die Bürde des Weltjahresbesten (6,45 sec). Ob der 21-jährige dieser Rolle gewachsen ist, muss er in der National Indoor Arena unter Beweis stellen. Sein Landsmann Terrence Trammell peilt ebenfalls eine Medaille an. Den beiden US-Boys sitzen die Briten Jason Gardener und Mark Lewis-Francis, dem als Lokalmatador besondere Sympathien zuteil werden, im Nacken. Zu beachten ist auch der Nigerianer Deji Aliu.
200 Meter
Der US-Meister John Capel führt mit seiner Saisonbestzeit von 20,39 Sekunden die Teilnehmerliste an. Kann ihn Joseph Batangdon aus Kamerun ernsthaft gefährden? Oder mischt der junge Franzose Leslie Dijhone im Kampf um die Medaillen vorne mit? Die Briten Marlon Devonish und Allyn Condon werden in jedem Fall versuchen, den Heimvorteil zu ihren Gunsten zu nutzen.
400 Meter
Bereits hochstilisiert wurde ein Duell Daniel (Caines) gegen Daniel (Batman). Während der eine Titelverteidiger ist, kann man den Australier getrost als unbeschriebenes Blatt bezeichnen. Dass er aber mit der Bahn in Birmingham bestens zurecht kommt, bewies er als Gast bei den britischen Titelkämpfen mit einer Zeit von 45,98 Sekunden. Die USA setzen vor allem auf Tyree Washington. Der Kreis der möglichen Medaillengewinner ist mit Namen wie Jamie Baulch (Großbritannien), David Canal (Spanien), Marek Plawgo (Polen), Cedric van Branteghem (Belgien) und Davian Clarke (Jamaika) recht weit zu ziehen. Viel wird von der Tagesform abhängen.
800 Meter
Europameister Wilson Kipketer (Dänemark) ist der Favorit. Allerdings haben in diesem Winter vor allem die Kenianer Wilfred Bungei und Joseph Mutua gezeigt, wie gut sie in der Halle zurechtkommen. Ebenfalls auf der Rechnung sollte man den Südafrikaner Hezekiel Sepeng haben. Auf einen Fehler dieses Quartetts lauern Leute wie der kampfstarke Niederländer Bram Som oder der Spanier Antonio Reina. Die Deutschen Nils Schumann und René Herms haben sich wie der Russe Yuri Borzakovsky (zugleich Weltjahresbester) oder der Schweizer André Bucher trotz geschaffter Norm in die Abwesenheitsliste eingetragen.
1.500 Meter
Der Portugiese Rui Silva ist immer für einen Titel gut. Seine Qualitäten hat er schon oft bewiesen. Allerdings wird es kein Spaziergang, denn die Konkurrenz ist mehr als stark. Den Saisonvergleich führt der Spanier Roberto Parra (3:34,66 min) an. Bereits gut setzte sich der junge Kenianer Cornelius Chirchir in Szene, der seinen Landsmann Bernard Lagat als weiteren Medaillenanwärter an seiner Seite weiß.
3.000 Meter
Kann der Spanier Alberto Garcia, der in diesem Winter gleich zwei Europarekorde lief, den äthiopischen Star Haile Gebreselassie in die Knie zwingen? Einige Experten erwarten einen erbitterten Kampf, doch der Afrikaner wird darauf vorbereitet sein und sich nicht in irgendwelche Geplänkel einlassen wollen. Auf die Bronzemedaille gibt es gleich mehrere Anwärter wie Abiyote Abate (Äthiopien), Luke Kipkosgei (Kenia) oder Abderrahim Goumri (Marokko).
60m Hürden
Bei den US-Meisterschaften hat Routinier Allen Johnson wieder gezeigt, dass er längst nicht zum alten Eisen zählt, und seinen schnellen Landsmann Terrence Trammell in 7,39 Sekunden in die Schranken gewiesen. Das wird auch sein Plan für Birmingham sein. Kubas Olympiasieger Anier Garcia ist die große Hoffnung seines Landes, während die Briten gebannt auf Colin Jackson blicken werden. Außenseiterchancen müssen dem jungen Chinesen Liu Xiang und dem Letten Stanislavs Olijars eingeräumt werden.
Hochsprung
Der Schwede Stefan Holm scheint bereit zu sein für seine Titelverteidigung. In Arnstadt flog er Anfang Februar mit 2,36 Metern an die Spitze der Saisonbestenliste und von dort war er auch nicht mehr zu verdrängen. Nach eigener Aussage fürchtet er den russischen Europameister Jaroslav Rybakov nicht. Auch seinem Landsmann Staffan Strand gab er in diesem Winter schon mehrfach das Nachsehen. Nicht unterschätzen sollte man den Ukrainer Andrej Sokolovsky und den nach seiner Dopingsperre wiedererstarkten Jugoslawen Dragutin Topic.
Stabhochsprung
Der Wettkampf wird mit einem deutschen Favoriten beginnen. Tim Lobinger überzeugte in diesem Winter mit mehreren exzellenten Auftritten und steht deshalb nicht umsonst mit seinen 5,82 Metern an Position eins der Meldeliste. Allerdings prangt hinter dem Kölner auch ein großes Fragezeichen. Man muss sehen, wie er seine schwere Erkältung vom Februar wirklich überstanden hat und wieviel Form er retten konnte. Auf alle Fälle muss Tim Lobinger auf der Hut sein, denn ihm steht keine leichte Aufgabe bevor. Die Tschechen Adam Ptacek und Stepan Janacek sprangen solide, Derek Miles überzeugte in den USA, Romain Mesnil im französischen Lager. Heiß sind auch der Südafrikaner Okkert Brits und der zuletzt noch um seine Form kämpfende Europameister Alexander Averbukh (Israel). Außerdem sollte man den "fliegenden Holländer" Rens Blom und Sindelfingen-Sieger Vasily Gorshkov (Russland) nicht unterschätzen. Der zweite DLV-Starter, Michael Stolle, wusste bei seinen letzen beiden Starts in Karlsruhe und Sindelfingen nicht zu überzeugen und kann unter diesem Blickwinkel nur auf eine Überraschung hoffen.
Weitsprung
Sein Trainer hat den Spanier Yago Lamela in die Favoritenrolle gedrängt und vielleicht ist es ja genau das, was er braucht, um der Konkurrenz davonzufliegen. Die US-Boys Miguel Pate und Dwight Phillips kegelten in Boston bei den nationalen Titelkämpfen den letztjährigen Überflieger Savante Stringfellow aus dem Kader. In Linz zeigte sich der Jamaikaner James Beckford nach seinen physischen und mentalen Problemen wieder verbessert.
Dreisprung
Der 36-jährige Brite Jonathan Edwards ist doppelt motiviert. Zum einen springt er vor heimischem Publikum, zum anderen fehlt ihm der Hallen-WM-Sieg noch in seiner Sammlung. Der Schwede Christian Olsson würde ihn gerne wie bei der EM in München wieder bezwingen. Der Weltjahresbeste kommt allerdings mit Tim Rusan (17,45 m) aus den USA. Ein weiterer Treppchenkandidat ist dessen Landsmann Walter Davis.
Kugelstoßen
Die USA mit Kevin Toth und John Godina gegen den Rest der Welt. So einfach lässt sich dem Anschein nach dieser Wettkampf im Ausblick umschreiben. Die Konkurrenz setzt sich allen voran aus dem Ukrainer Yuri Belonog, dem Finnen Arsi Harju und dem spanischen Hallen-Europameister Manuel Martinez zusammen. Dass sich der Deutsche Ralf Bartels in der Rolle des Außenseiters wohl fühlt, hat er im EM-Regen von München als Dritter bewiesen. In der aktuellen Hallensaison rangiert er im internationalen Vergleich allerdings nur Platz 17 und steht damit vor einer nicht ganz einfachen Aufgabe.
Siebenkampf
Zehnkampf-Weltrekordhalter Roman Sebrle (Tschechische Republik) bekommt schwere Kost vorgesetzt. Nach im Februar erzielten 6.412 Punkten gilt der Russe Lev Lobodin als ernsthafter Herausforderer, vor allem weil Roman Sebrle vor Wochenfrist in Linz noch mit den Folgen einer Grippe kämpfte. Tom Pappas (USA) und Erki Nool (Estland) melden Medaillenansprüche an. Abwarten muss man vor allem, was Freiluft-Weltmeister Tomas Dvorak (Tschechische Republik) anbieten kann. Zuletzt sollen ihn private Sorgen etwas im Training eingeschränkt haben. Der vom DLV ursprünglich vorgesehene Mehrkämpfer Stefan Drews wurde nicht vom Weltverband IAAF nicht eingeladen und fehlt deshalb in Birmingham.
4x400 Meter
Für die Polen wird es schwer werden, den Titel zu verteidigen. Die USA sind eine sichere Größe. Ambitionen auf den Sieg haben natürlich auch die gastgebenden Briten.
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