Die große Leipzig-Vorschau - Männer
Die nationalen Hallen-Titelkämpfe stehen vor der Tür. Wer wird am kommenden Wochenende (17./18. Februar) in der Arena Leipzig zum Deutschen Meister gekürt? leichtathletik.de hat die einzelnen Disziplinen unter die Lupe genommen und gibt einen Ausblick.
Jubelt Julian Reus zum zweiten Mal binnen einer Woche? (Foto: Kiefner)
60 MeterOldies (heraus)gefordert
Im letzten Jahr machten die Wattenscheider Routiniers Ronny Ostwald und Marc Blume, der inzwischen den Wechsel zum Bobsport plant, noch den Hallentitel unter sich aus, doch in diesem Winter haben sie auf den 60 Metern Konkurrenz bekommen von zwei ganz Jungen. Der erst 19-jährige Christian Blum (LAC Quelle Fürth/München) hat den Übergang von der Jugend- zur Erwachsenenklasse nahtlos hergestellt und geht ebenso wie der sogar noch ein Jahr jüngere Erfurter Julian Reus als Mitfavorit an den Start. Damit sind die Oldies ganz schön (heraus)gefordert.
200 Meter
Nachfolger von Tobias Unger gesucht
Hallen-Europameister Tobias Unger (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) ist in diesem Winter nicht einsatzbereit und plant bereits für den Sommer. Im Rennen um seine Nachfolge über 200 Meter scheint vieles möglich. Eine ganze Reihe von Athleten ist diese Strecke schon unter 21,40 Sekunden gelaufen und bewirbt sich damit um einen Podestplatz. Der Chemnitzer Tobias Pfennig lief früh schnell, während der Freiluftmeister Sebastian Ernst (TV Wattenscheid 01) lange Zeit nicht so recht auf Touren kommen wollte. Zu rechnen sein wird auch mit Florian Rentz (LAC Quelle Fürth/München) und dem oft schwer zu berechnenden Markus Malucha (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg).
400 Meter
Gibt Bastian Swillims den Ton an?
Der Wattenscheider Bastian Swillims zeigte in dieser Hallensaison schon gute Rennen, verbesserte seine persönliche Hallen-Bestleistung und gilt damit als Favorit auf den 400 Metern. Ob es zum Sturz des Titelanwärters kommt, wird vor allem davon abhängen, ob die Konkurrenten um den Hallen-EM-Dritten Sebastian Gatzka (LG Eintracht Frankfurt) ihre Defizite noch rechtzeitig aufarbeiten konnten. Gemeldet hat auch Ex-Europameister Ingo Schultz (TSV Bayer 04 Leverkusen), er will aber nur in der Staffel laufen.
800 Meter
René Herms abonniert
Verlängert der Neu-Braunschweiger René Herms sein Titelabonnement über 800 Meter um ein weiteres Jahr? Es deutet alles darauf hin. Die Konkurrenz brennt zwar darauf, ihn vom Thron zu stürzen und der Jugendliche Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen) ist einer der Anwärter für die nächsten Jahre. Dieser will aber auf den Einzelstart in Leipzig verzichten, so dass sich ein ebenbürtiger Gegner nicht herauskristallisiert. Nur eine ganz clevere Taktik könnte eine faustdicke Überraschung bescheren.
1.500 Meter
LG Nord gegen den Rest
Mit Freiluftmeister Carsten Schlangen, Franek Haschke und Falko Zauber stehen auf den 1.500 Metern drei Athleten der LG Nord Berlin in der Meldeliste mit ganz oben. Wenn sie sich einig sind, könnte schon alleine die Teamtaktik für die Hauptstädter entscheiden. Der Erfurter Stefan Eberhardt hat aber schon im letzten Jahr als Sieger gezeigt, dass vor allem die läuferischen Qualitäten entscheiden. Wieder vorne mitmischen wollen nach einer Durststrecke der Cottbuser Toni Mohr und der Pirnaer Wolfram Müller.
3.000 Meter
Jan Fitschen und die Form
Heißt es am Ende wieder "Keiner jubelt so schön wie Jan Fitschen"? Der 10.000-Meter-Europameister ist in Normalform der Favorit. Aber Vorsicht! Für den Wattenscheider hat in diesem Winter das Studium Priorität. Sollte er sich eine Schwäche leisten, stünden Arne Gabius (LAV Asics Tübingen) und möglicherweise auch Carsten Schlangen (LG Nord Berlin) als Abstauber bereit.
60 Meter Hürden
Die Lokalmatadoren
Es wäre keine Überraschung, würde das Finale über 60 Meter Hürden von den Athleten des heimischen LAZ Leipzig kontrolliert werden. Mit der Favoritenrolle muss dabei der Vize-Europameister Thomas Blaschek klarkommen. Ihm im Nacken sitzen seine Teamkollegen Willi Mathiszik, Alexander John und Erik Balnuweit. Der Neu-Hamburger Helge Schwarzer lief im letzten Jahr als Vierter am Podest vorbei, aber diesmal könnte er für eine Medaille reif sein.
4x200 Meter / 4x400 Meter
Blau-weiß kompakt
Auf den 4x200 Metern ist im Prinzip die erfolgreiche Titelverteidigung des TV Wattenscheid 01 avisiert. Recht kompakt in ihrer Leistung wird dieses Quartett am Start stehen. Eine Außenseiterchance wittern die Sprinter des TSV Bayer 04 Leverkusen, während die Vize-Meister des letzten Jahres vom TSV Friedberg-Fauerbach den Ausfall von Till Helmke nur schwer kompensieren werden können. Über 4x400 Meter gehen die Viertelmeiler des OSC Berlin als Titelverteidiger an den Start. Die LG Eintracht Frankfurt, der VfL Sindelfingen und auch der TSV Bayer 04 Leverkusen, der Ingo Schultz als Joker in den eigenen Reihen weiß, könnten aber stark genug sein, um Gegenwehr zu bieten.
5.000 Meter Gehen
André Höhne favorisiert
André Höhne, WM-Vierter über 20 Kilometer, ist der Mann, über den der Sieg im Gehen führen sollte. Der Berliner tritt auch als Titelverteidiger an. Im letzten Jahr ließ er den Erfurter Jan Albrecht klar hinter sich. Die Nachwuchskräfte Carsten Schmidt (SC Potsdam) und Hannes Tonat (Erfurter LAC) können mit einem vorderen Platz liebäugeln, aber auch Frank Werner (SV Einheit Worbis) könnte in diese Richtung marschieren.
Hochsprung
Eike Onnen gibt Impuls
Während sich seine Konkurrenten um den Mannheimer Stefan Häfner mit den 2,20 Metern abmühten, flog der Hannoveraner Eike Onnen auf und davon und stieß das Tor zur erweiterten Weltelite auf. Der Deutsche Meister ist auch einer, der seine Leistung im entscheidenden Moment abrufen kann und heiß auf Titel ist. Entsprechend würde er sich in Leipzig auch eine hochklassige Konkurrenz und einen stärkeren Roman Fricke (TSV Bayer 04 Leverkusen), den er gerne als Begleiter zur Hallen-EM in Birmingham (Großbritannien; 2. bis 4. März) hätte, wünschen.
Stabhochsprung
Die Höhenjagd
Die deutschen Stabhochspringer sind in einer Winterform wie schon lange nicht mehr. Dieser Wettkampf verspricht eine ganze Menge, immerhin kämpfen mindestens fünf Athleten um drei Startplätze für die Hallen-EM in Birmingham (Großbritannien; 2. bis 4. März). Der enge Favoritenkreis umfasst den früh in Form gekommenen Studenten-Weltmeister Björn Otto (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen), den Hallen-WM-Vierten Fabian Schulze (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg), den deutschen Hallenrekordhalter Danny Ecker, den Deutschen Meister Lars Börgeling (beide TSV Bayer 04 Leverkusen) und den Vize-Europameister Tim Lobinger (ASV Köln), der zu Saisonbeginn nicht so recht auf Touren kam.
Weitsprung
Showdown in der Grube
Es könnte ganz arg spannend werden in der Grube. Rund sechs Athleten haben das Zeug, in den Bereich der Hallen-EM-Norm von 7,90 Meter zu springen. Titelverteidiger Peter Rapp (LAV Asics Tübingen) ist einer davon, er gilt als Hallen- und Meisterschaftsspringer. Ihn geschlagen hat in diesem Winter schon der Ludwigshafener Aufsteiger Christian Reif. Die Erfahrung könnte für den Leverkusener Nils Winter sprechen. Hinter diesem Trio lauert aber noch gefährliche Konkurrenz um den Lokalmatadoren Oliver Koenig, den Deutschen Meister Sebastian Bayer (TSV Bayer 04 Leverkusen) und den früheren Titelträger Kofi Amoah Prah (LG Nike Berlin), auch wenn diese Athleten nicht nach Wunsch in die Hallensaison fanden und teilweise auch angeschlagen waren.
Dreisprung
Andreas Pohle muss sich behaupten
Andreas Pohle hat sich früh in der Saison für die Hallen-EM empfohlen. Doch in Leipzig muss der Erfurter seine Position behaupten und die größtenteils schwächelnde Gegnerschaft in Schach halten. In der angekündigten Abstinenz des Ex-Weltmeisters Charles Friedek (TSV Bayer 04 Leverkusen) wird die 16-Meter-Marke für viele der Medaillenkandidaten bereits zur Meßlatte. Hoffnungen, diese zu übertreffen, können sich vor allem der Berliner Titelverteidiger Thomas Moede, der Wattenscheider Konstantin Gens und der Münsteraner Daniel Kohle machen.
Kugelstoßen
Den anderen eine Chance
Europameister Ralf Bartels (SC Neubrandenburg) wird in Leipzig nicht in den Ring gehen. Damit wittern andere ihre Chance. Der Wattenscheider Detlef Bock kann ebenso ein kräftiges Wort um den Titel mitreden wie der etwas favorisierte Lokalmatador Peter Sack.
Die große Leipzig-Vorschau - Frauen
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