Die große Nürnberg-Vorschau - Männer
Wer wird am Wochenende (5./6. Juli) die Nase vorn haben und sich den Deutschen Meistertitel sichern? leichtathletik.de hat die einzelnen Disziplinen unter die Lupe genommen und für Sie einen Blick auf die Spitzenplatz-Anwärter geworfen. Lesen Sie die große Nürnberg-Vorschau auf die Konkurrenzen bei den Männern.
100 Meter„Schwabenpfeil“ Tobias Unger (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) will in diesem Jahr vorrangig über 100 Meter flott sein und strebt den Titel über die kürzeste Sprintdistanz an. Zweimal und als einziger DLV-Sprinter hat er die Olympia-Norm bereits unterboten, führt die Bestenliste mit 10,17 Sekunden an und ist der Top-Favorit. Dahinter balgen sich gleich einige Sprinter um Vorjahressieger Alexander Kosenkow und seine Wattenscheider Vereinskollegen Ronny Ostwald und Julian Reus, Aleixo Platini Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen), den nicht zu unterschätzenden Chemnitzer Martin Keller und Christian Blum (LAC Quelle Fürth/München) um die Medaillen und vielleicht die goldene Überraschung. Chancenreicher Außenseiter ist der aufstrebende Stefan Schwab (TSV Schwarzenbek).
200 Meter
Kann Daniel Schnelting seinen Titel verteidigen? Die Zeichen stehen nicht schlecht für den 22 Jahre alten Sprinter vom LAZ Rhede, der in diesem Jahr bisher mit 20,53 Sekunden der Schnellste war. Weitere heiße Anwärter auf das begehrte Edelmetall sind der Wattenscheider Alexander Kosenko und Till Helmke vom TSV Friedberg-Fauerbach. Dass Tobias Unger über beide Sprintstrecken an den Start geht, wäre eher eine Überraschung, obwohl er gemeldet ist.
400 Meter
Vor allem zwei Viertelmeiler haben sich in dieser Saison in die Favoritenposition für den Titel gelaufen: Der Saarbrücker Simon Kirch und der Jahresschnellste und Europacup-Starter Kamghe Gaba aus Frankfurt. Der Rostocker Martin Grothkopp überzeugte zuletzt mit einer Steigerung auf 46,59 Sekunden. Noch nicht richtig in Tritt gekommen sind, auch gesundheitlich bedingt, bislang der Leverkusener Ingo Schultz und der Wattenscheider Bastian Swillims. Alle Läufer haben noch Steigerungspotential, ein ähnlicher Schub wie vor zwei Jahren bei der DM würde dieser Szene gut tun.
800 Meter
Dass über 800 Meter immer Überraschungen möglich sind, bewies im vergangenen Jahr der Berliner Moritz Höft mit seinem Sieg. Heißeste Kandidaten auf Gold sind diesmal der Deutsche Hallenmeister Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen) und der Braunschweiger René Herms, die eine Woche vor den nationalen Titelkämpfen in 1:45,66 bzw. 1:45,82 Minuten nur um einen Hauch an der Olympia-Norm (1:45,50 min) vorbeischrammten. Beide werden wohl alles dafür geben, die geforderte Zeit noch anzubieten. Dafür soll ein Vorlauf mit den besten Deutschen realisiert werden.
1.500 Meter
Wer gewinnen will, muss erst einmal am Berliner Carsten Schlangen vorbei. Der Titelverteidiger ist in einer herausragenden Form, hat die Normanforderungen für die Olympischen Spiele bereits erfüllt und seine nationale Konkurrenz in dieser Saison nach Belieben dominiert. Hinter ihm sind sein Teamkollege Franek Haschke, der Wattenscheider Christoph Lohse und der Pirnaer Wolfram Müller diejenigen, die um die Medaillen kämpfen. Noch deutlicher in Position hatte sich allerdings letzte Woche der Erfurter Stephan Eberhardt mit seiner neuen Bestzeit von 3:37,91 Minuten gebracht.
5.000 Meter
Ist der Tübinger Arne Gabius in der Lage, seinen Titel zu verteidigen und sein „Trauma“ um den Wattenscheider 10.000 Meter-Europameister Jan Fitschen zu überwinden? Diesen konnte er in zehn Aufeinandertreffen auf dieser Strecke, die in der internationalen Statistik-Datenbank Tilastopaja festgehalten sind, erst einmal hinter sich lassen. Hinter der Form steht bei beiden ein Fragezeichen. Arne Gabius war zuletzt in Lille (Frankreich) weit von der Olympianorm (13:21,40 min) entfernt, Jan Fitschen, der auf dieser Strecke seinen fünften Titel holen könnte, plagte eine Achillessehnenverletzung. So würde es auch nicht überraschen, wenn es am Ende einen lachenden Dritten gibt. Den Europacup-Vierten Zelalem Martel (LG Neckar Enz) zum Beispiel, dieser führt auch die deutsche Jahresbestenliste an.
110 Meter Hürden
Der Titel wird wohl nach Leipzig gehen, realisiert Thomas Blaschek den vierten Titelerfolg in Serie? Der Vize-Europameister war in diesem Jahr bislang der Schnellste, auch wenn er der A-Norm für Olympia (13,45 sec) noch hinterher lief. Seine jungen Vereinskollegen Willi Mathiszik, Alexander John und Erik Balnuweit sind ihm allerdings auf den Fersen und werden alles dafür geben, dass wie bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften alle drei Edelmetalle nach Sachsen gehen.
400 Meter Hürden
Das Rennen über 400 Meter Hürden ist absolut offen. Acht Läufer sind in dieser Saison bisher unter 52 Sekunden geblieben, keiner von ihnen hat aber die 51-Sekunden-Marke unterboten. Die beste Ausgangsposition hat Lars Birger Hense vom TSV Friedberg-Fauerbach, viel Erfahrung bringt der zuletzt angeschlagene Wattenscheider Thomas Goller mit, andere wie der Offenburger Quentin Seigel, Stephan Stoll aus Sindelfingen oder der Neubrandenburger Silvio Schirrmeister können von ihrer jugendlichen Unbekümmertheit profitieren. Der Frankfurter Christian Duma hat nach seiner langen Verletzungspause noch Steigerungspotential.
3.000 Meter Hindernis
Nachdem Favorit Filmon Ghrimai (LAV asics Tübingen) als mit Abstand Jahresschnellster verletzungsbedingt abgesagt hat, ist das Rennen offen. Der im Vorjahr disqualifizierte Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/Kieler TB) könnte wie schon vor zwei Jahren wieder vorne liegen. Gefahr für ihn geht vor allem vom Berliner Norbert Löwa aus.
Hochsprung
Eike Onnen oder Raul Spank? So lautete bereits die Frage nach dem Sieger bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften und auch im Freien werden es wahrscheinlich wieder der Hannoveraner und der Dresdner sein, die in Nürnberg um Gold springen. Beide flogen in diesem Jahr bereits über mindestens 2,30 Meter, Eike Onnen hat die Normanforderungen für Olympia dabei schon voll erfüllt. Dahinter haben der Frankfurter Martin Günther und Matthias Haverney aus Magdeburg beste Chancen auf Edelmetall. Für Titelverteidiger Benjamin Lauckner (LAC Erdgas Chemnitz) wird es trotz ansteigender Form schwer.
Stabhochsprung
Kaum ein Wettkampf wird so spannend sein wie der Stabhochsprung der Männer. Acht Athleten sind in den letzten Wochen schon über 5,70 Meter oder höher geflogen. Sieben haben die Olympia-Norm offizielle bereits mindestens einmal angeboten und kämpfen um eines der drei begehrten Tickets für Olympia. Aber weitere Springer wollen in den Kampf die vordersten Plätze noch eingreifen. Angeführt wird die Liste der Olympia-Kandidaten vom gerade einmal 18 Jahre alten Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken), der in Biberach mit 5,80 Metern den U20-Weltrekord einstellte. Der Leverkusener WM-Dritte Danny Ecker zählt aufgrund seiner Saison-Ergebnisse und Erfahrung zu den Top-Anwärtern auf DM-Gold. Der Münchner Tim Lobinger zeigte sich am Dienstag in Bydgoszcz (Polen) mit 5,71 Metern verbessert.
Weitsprung
Wer darf nach Peking fahren? Mit Nils Winter (Team Referenznetzwerk Leverkusen), Sebastian Bayer (TSV Bayer 04 Leverkusen), und Christoph Stolz (VfL Wolfsburg) haben bereits drei Springer die B-Norm von 8,05 Metern übertroffen und sind im Rennen um das eine Olympia-Ticket, das mit der B-Norm gelöst werden kann. Peter Rapp (LAV Asics Tübingen) gelang das nur mit irregulärem Rückenwind. Beste Aussichten hat bislang Nils Winter, der diese Weite bereits dreimal angeboten hat. Die A-Norm liegt bei 8,20 Metern und ist damit nicht außer Reichweite. In den Kampf eingreifen will auch noch der Ludwigshafener Christian Reif, der wegen einer Verletzung erst sehr spät in das Wettkampfgeschehen eingreifen konnte. Für den Titelverteidiger wären eben jene 8,20 Meter das rettende Ufer für Peking.
Dreisprung
Charles Friedek liegt auf gutem Kurs, nach dem Hallentitel nun auch die Freiluftsaison mit der deutschen Meisterschaft zu krönen. Das i-Tüpfelchen wäre für den Leverkusener allerdings die Erfüllung der zweiten Olympianorm (17,00 m), die ihm am Dienstag in Bydgoszcz (Polen) noch versagt geblieben war. Nach den Vorleistungen kann sich der 36-Jährige nur selbst schlagen, die Konkurrenz um Daniel Kohle (LG Ratio Münster) und Andreas Pohle (ASV Erfurt) hält in diesem Sommer mit jeweils 16,39 Metern Respektsabstand.
Kugelstoßen
Wenn der Europacup-Sieger Peter Sack seine Oberschenkelverletzung wieder auskuriert hat, dann wird er kaum zu schlagen sein. Während Europameister Ralf Bartels (SC Neubrandenburg) verzweifelt seine Form sucht und mit der 20 Meter-Marke kämpfte, zeigte der Leipziger ein stabiles Niveau um und über 20,50 Meter. Spannend könnte der Kampf um Platz drei werden. Mit den größten Chancen tritt Andy Dittmar (LG Ohra Hörselgas) an, der vor wenigen Tagen mit einer Weite von 19,63 Metern am Ende einer verletzungsbedingten Talsohle angelangt zu sein scheint und nun sogar von einer Erfüllung der Olympianorm (20,30 m) träumt.
Diskuswurf
Die Vorherrschaft im deutschen Diskuswurf hat in diesem Jahr bislang der Berliner WM-Zweite Robert Harting inne. In jedem Wettkampf in dieser Freiluftsaison warf er mindestens 65 Meter und schraubte seine Bestleistung auf 68,65 Meter. Hinter ihm kämpft der Wattenscheider Michael Möllenbeck vor allem um die zweite Normerfüllung, mit der der 38-Jährige noch auf den Olympia-Zug aufspringen würde.
Hammerwurf
Es gilt, das Unheil im Hammerwurf-Ring abzuwenden und es liegt in den Händen des WM-Achten Markus Esser, dass am Ende doch noch ein deutscher Athlet in dieser Disziplin zu den Olympischen Spielen nach Peking (China) fährt. Dafür muss sich der Leverkusener auf die Olympianorm von 78,50 Metern steigern. Dass ihm das wiederum den dritten DM-Titel in Folge bescheren sollte, würde nicht überraschen. Bleibt der Favorit allerdings unter der Vorgabe, droht eine Überraschung durch den Mainzer Jens Rautenkranz. Als Ältester im Feld hat der Dortmunder Ex-Weltmeister Karsten Kobs gemeldet.
Speerwurf
Die deutschen Top-Werfer liegen in diesem Jahr nah beisammen, keiner konnte sich entscheidend von seinen Konkurrenten absetzen. Stephan Steding (Hannover 96), Peter Esenwein (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg), Alexander Vieweg und Matthias de Zordo (beide SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken) haben die Olympia-Norm von 82 Metern bereits übertroffen, Titelverteidiger Stephan Steding sogar schon zweimal, und kämpfen mit dem fünften 80-Meter-Werfer Tino Häber um Gold, Silber und Bronze sowie die Olympia-Tickets. Aber auch dahinter lauern noch eine ganze Reihe guter Werfer, so dass Vollgas bis zum letzten Wurf gefordert sein wird.
10.000 Meter Gehen
Alles andere als der dritte Titelgewinn in Serie von André Höhne wäre eine faustdicke Überraschung. Zu sehr dominiert der Berliner, der bereits für die Olympischen Spiele über 20 und 50 Kilometer nominiert ist, die nationale Szene, zu wenig Gegenwehr kommt von seinen Mitstreitern um die Vorjahres-Medaillengewinner Michael Krause (LG Offenburg) und Jan Albrecht (Apoldaer LV 90).
4x100 Meter
Wie so oft in den vergangenen Jahren zählen die Wattenscheider Sprinter mit Alexander Kosenkow, Ronny Ostwald und Julian Reus auch diesmal wieder zu den Favoriten. Seit 2002 waren sie immer Deutscher Meister. Auch der TSV Friedberg-Fauerbach, der TV Gladbeck und das LAC Quelle Fürth/München schicken Staffeln mit einer Saison-Bestzeit unter 41 Sekunden ins Rennen.
4x400 Meter
Die LG Eintracht Frankfurt könnte den sechsten Titel in Folge gewinnen und tritt auch in diesem Jahr als die Staffel mit der besten Meldeleistung an. Aber vor allem die Wattenscheider, die den Hessen im vergangenen Jahr den Titel fast geklaut hätten, darf man nicht unterschätzen. Die schnellste Staffel des Jahres kam bislang vom TSV Friedberg-Fauerbach.
Die große Nürnberg-Vorschau - Frauen
leichtathletik.de berichtet am Wochenende von den Deutschen Meisterschaften top-aktuell per Live-Ticker!
Deutsche Meisterschaften in Nürnberg