Die große Olympia-Vorschau (Teil 2)
Der Countdown tickt. Am Mittwoch, 18. August, eröffnet das Kugelstoß-Lager im antiken Olympia die Leichtathletik-Wettkämpfe bei den Olympischen Spielen in Athen. Danach geht es vom 20. bis 28. August im Olympiastadion weiter, ehe die Marathonmänner am 29. August den Schlusspunkt setzen. leichtathletik.de hat für Sie die Favoriten herausgeschält und auch die Chancen der aussichtsreichsten DLV-Starter abgewogen. Lesen Sie Teil zwei unserer Vorschau auf die Bewerbe bei den Männern...
Wie kann sich Roman Fricke in Athen behaupten? (Foto: Chai)
HochsprungRund zwanzig Athleten sind in diesem Sommer schon 2,30 Meter oder höher gesprungen. Entsprechend spannend kann die Entscheidung in Athen werden. In den Zweikampf von Hallen-Weltmeister Stefan Holm (Schweden) und dem von einer Fußverletzung wiedergenesenen Weltmeister Jacques Freitag (Südafrika) können noch einige Konkurrenten eingreifen. Andrey Sokolovskiy (Ukraine), Grzegorz Sposób (Polen), Jamie Nieto (USA) und die starken Tschechen um Youngster Jaroslav Baba führen die Liste der aussichtsreichsten Mitstreiter an. Für den Leverkusener Roman Fricke ist dann das Finale greifbar, wenn er eine Form wie bei seinen 2,30 Metern, die er im Mai in der Schweiz sprang, aufweist. Für ihn spricht, dass er ein Hochspringer ist, der sich an großen Wettkämpfen aufbauen kann.
DLV-Starter: Roman Fricke
Stabhochsprung
Es gibt in diesem Jahr keinen klaren Favoriten auf den großen Titel. Die US-Amerikaner Toby Stevenson, der im Mai sechs Meter überquerte, und Tim Mack, der beim Golden-League-Meeting in Zürich Selbstvertrauen tankte, gehören aber zu den aussichtsreichsten Startern. Immer auf der Rechnung sollte man bei den Saisonhöhepunkten auch den israelischen Europameister Alexander Averbukh haben. 14 weitere Springer, darunter auch die Deutschen Tim Lobinger und Lars Börgeling sowie der nicht zu unterschätzende Schwede Patrik Kristiansson, haben in diesem Sommer schon 5,80 Meter überquert. Sie alle machen sich Hoffnungen auf die Medaillen. Danny Ecker, der Deutsche Meister, setzt auf eine Steigerung im richtigen Augenblick.
DLV-Starter: Lars Börgeling, Tim Lobinger, Danny Ecker
Weitsprung
Der Weg zum Olympiasieg führt nur über den Weltmeister aus den USA, Dwight Phillips. Er hat seine Bestleistung noch im August auf 8,60 Meter gesteigert. Jetzt träumt er sogar schon vom Weltrekord. Sollte der Hochmut vor dem Fall kommen, stünden Konkurrenten wie Hussein Taher Al-Sabee (Saudi-Arabien) in Lauerstellung bereit. Für eine Medaille könnte der stabile WM-Vierte Ignisious Gaisah (Ghana) reif sein. Mit 8,26 Meter sprang sich vor etwas mehr als einer Woche auch der Spanier Joan Lino Martínez in Olympiaform. Der Leverkusener Nils Winter muss sich in der knüppelharten Qualifikation bewähren. Mit etwas Glück reichen aber schon knappe acht Meter für den Einzug in das Finale.
DLV-Starter: Nils Winter
Dreisprung
Der schwedische Weltmeister Christian Olsson liegt in der Weltjahresbestenliste nur auf Platz fünf. Vor ihm haben sich Melvin Lister (USA), Jadel Gregório (Brasilien), Danila Burkenya (Russland) und Walter Davis (USA) eingereiht. Für den blonden Skandinavier wird es also kein Selbstläufer, zumal mit Kenta Bell (USA) und Marian Oprea (Rumänien) noch zwei weitere Athleten zum Medaillenanwärterkreis zählen, die ihm in den letzten Wochen schon ordentlich die Zähne zeigten. Der deutsche Vize-Europameister Charles Friedek (Leverkusen) kam nach einem ordentlichen Saisonstart wegen einer Verletzung wieder von einem aussichtsreichen Olympiakurs ab. Wenn er aber einen guten Sprung auf's Brett bringt, ist er ein Finalkandidat. Der Ohrdurfer Andreas Pohle muss seinen 16,99-Meter-Ausreißer von den Deutschen Meisterschaften bestätigen, um ebenfalls in die Runde der letzten Zwölf hüpfen zu können. Das wird schwer!
DLV-Starter: Charles Friedek, Andreas Pohle
Kugelstoßen
Auch ohne den nicht qualifizierten Weltjahresbesten Christian Cantwell bilden die US-Kugelstoßer John Godina, Adam Nelson und Reese Hoffa das Maß der Dinge. Die stärksten Herausforderer sind der weißrussische Weltmeister Andrej Mikhnevich und der Südafrikaner Janus Robberts. Die Stabilität spricht aber für ein Duell zwischen John Godina und Adam Nelson. Der Neubrandenburger Ralf Bartels peilt als bester deutscher Kugelstoßer die 21 Meter an. Damit könnte er eine respektable Rolle spielen.
DLV-Starter: Ralf Bartels, Peter Sack, Detlef Bock
Diskuswerfen
Es wird ein spannendes Duell zwischen dem Titelverteidiger Virgilius Alekna (Litauen) und dem Europameister Robert Fazekas (Ungarn) erwartet. Der Rest kämpft um Bronze. Auf diese Medaille schielt auch der deutsche Routinier Lars Riedel. Dafür muss er allen voran den Ungarn Zoltan Kovago und den Esten Gerd Kanter hinter sich lassen. Der Wattenscheider Michael Möllenbeck dürfte nach seiner Muskelverletzung einen schweren Stand haben.
DLV-Starter: Michael Möllenbeck, Lars Riedel, Torsten Schmidt
Hammerwerfen
Die Hammerwerfer zeigten in diesem Sommer schon viele Leistungen jenseits der magischen 80 Meter. Am stabilsten warfen jenseits dieser Marke Weltmeister Ivan Tikhon (Weißrussland), Europameister Adrian Annus (Ungarn) und Koji Murofushi (Japan). Sie sind damit auch die heißesten Medaillenkandidaten. Das Leverkusener Duo Karsten Kobs und Markus Esser muss zunächst einmal die Nerven behalten und die Qualifikation überstehen. Damit würden sie sich für die vier Jahre alte Sydney-Pleite rehabilitieren.
DLV-Starter: Karsten Kobs, Markus Esser
Speerwerfen
Weltrekordhalter Jan Zelezny würde nur allzu gerne seinen vierten Olympiasieg feiern. Dafür hat sich der Tscheche konzentriert auf Athen vorbereitet und nur zwei wenig aussagekräftige Wettkämpfe bestritten. Ähnlich rar machte sich auch der britische Europameister Steve Backley, der ebenfalls im Spätherbst seiner Karriere steht. Noch nicht so recht in die Saison fand der russische Weltmeister Sergej Makarov. Ließe man diese unberechenbaren Größen außen vor, wären der Russe Alexandr Ivanov, US-Boy Breaux Greer und Vize-Weltmeister Andrus Värnik (Estland) die Medaillenanwärter. Ein gesunder Boris Henry (Saarbrücken) kann sicherlich auch für den DLV um Edelmetall kämpfen, während Christian Nicolay (Wattenscheid) und Peter Esenwein (Kornwestheim/Ludwigsburg) zuletzt noch die Olympiaform vermissen ließen.
DLV-Starter: Boris Henry, Christian Nicolay, Peter Esenwein
Zehnkampf
Weltrekordhalter Roman Sebrle (Tschechische Republik) gilt als Favorit. Aber er ist vorgewarnt, hat ihm doch vor einem Jahr bei der WM in Paris der US-Amerikaner Tom Pappas die Show gestohlen. Für den Tschechen spricht der Sieg im direkten Duell an Pfingsten in Götzis, gegen den Weltmeister aus Übersee auch dessen Niederlage bei den US-Trials gegen Bryan Clay. Der Kasache Dmitry Karpov, WM-Dritter vor Jahresfrist, ist ebenfalls ein weiterer heißer Medaillenkandidat. Als Titelverteidiger steht Erki Nool (Estland) vor einer schwierigen Aufgabe. Die drei deutschen Zehnkämpfer müssen sich für einen beachtenswerten Top-10-Platz in einem recht dichten Mittelfeld um ein Leistungsniveau von 8.100 oder 8.200 Punkten behaupten.
DLV-Starter: Dennis Leyckes, Florian Schönbeck, Stefan Drews
20km Gehen
Die Russen Vladimir Stankin, Vladimir Parvatkin und Roman Rasskazov führen geballt den internationalen Saisonvergleich an. Deren Leistungen sind allerdings schon ein halbes Jahr alt und außerdem wird aus diesem Trio nur Vladimir Parvatkin in Athen dabei sein. Favorit ist deshalb der Weltrekordhalter Jefferson Perez aus Ecuador. Er hat im Mai auch den Weltcup in Naumburg für sich entschieden. Der Spanier Francisco Javier Fernandez ist ein aussichtsreicher Konkurrent im Kampf um Gold. Der sich kontinuierlich weiterentwickelnde Berliner André Höhne kann mit etwas Glück unter die ersten Zehn gehen. Andreas Erm (Potsdam) kündigte an, auf die 20 Kilometer verzichten und nur über 50 Kilometer starten zu wollen.
DLV-Starter: André Höhne
50km Gehen
Titelverteidiger Robert Korzeniowski (Polen) will mit einem weiteren Olympiasieg, es wäre der dritte in Folge, von der Geher-Bühne abtreten. Die Konkurrenz wird ihm das aber so schwer wie möglich machen wollen. Denis Nizhegorodov, der das russische Trio anführt, tritt als neuer Weltrekordhalter gegen ihn an. Bürde oder Verpflichtung? Neben den starken Gehern aus China und Mexiko wird auch mit dem deutschen WM-Dritten Andreas Erm, der an der Strecke auf die lautstarke Anfeuerung seine Trainers Ronald Weigel vertrauen kann, und dem Australier Nathan Deakes, der auch über 20 Kilometer nominiert ist, zu rechnen sein. Außerdem plant auch Jefferson Perez (Ecuador) einen aussichtsreichen Doppelstart.
DLV-Starter: Andreas Erm, André Höhne
4x100m/4x400m
Die US-Amerikaner sind in beiden Staffeln wieder haushoch favorisiert. Die Kurzsprinter aus Jamaika und Nigeria verfügen über starke Einzelathleten, die das Quartett schnell machen sollten. Die Briten, Japaner und Brasilianer hoffen ebenfalls auf das Podium. Wenn beim DLV-Quartett alles klappt, gelten Tobias Unger & Co. als chancenreiche Außenseiter. Für eine Medaille müssen sie aber wohl den deutschen Rekord von 38,29 Sekunden knacken. Beachten sollte man auf den 4x400 Metern neben den USA die WM-Medaillengewinner aus Frankreich, wobei der verletzte Marc Raquil eine große Lücke hinterlassen wird, und aus Jamaika. Außerdem werden die Bahamas und die Briten nicht aus dem Auge zu verlieren sein. Die deutschen Viertelmeiler haben eine reelle Finalchance und brauchen sich dort mit dem nötigen Teamgeist nicht zu verstecken.
Die große Olympia-Vorschau (Teil 1)
Olympische Leichtathletik in Athen – Kompakt auf leichtathletik.de...