Die große Olympia-Vorschau (Teil 3)
Der Countdown tickt. Am Mittwoch, 18. August, eröffnet das Kugelstoß-Lager im antiken Olympia die Leichtathletik-Wettkämpfe bei den Olympischen Spielen in Athen. Danach geht es vom 20. bis 28. August im Olympiastadion weiter, ehe die Marathonmänner am 29. August den Schlusspunkt setzen. leichtathletik.de hat für Sie die Favoriten herausgeschält und auch die Chancen der aussichtsreichsten DLV-Starter abgewogen. Lesen Sie Teil drei unserer Vorschau auf die Bewerbe bei den Frauen...
Reckt Ivet Lalova in Athen den Daumen nach oben? (Foto: Gantenberg)
100mEine klare Favoritin ist nicht auszumachen. Zwar ließ die junge Bulgarin Ivet Lalova früh in der Saison mit ihren 10,77 Sekunden aufhorchen, vermochte diese Leistung aber danach nicht so recht zu bestätigen. Für die französische Europarekordhalterin Christine Arron, die sich zuletzt in Zürich behauptet hat, und Debbie Ferguson (Bahamas) spricht die Erfahrung. Um die Medaillen werden auch die US-Sprinterinnen mit LaTasha Colander und der talentierten Lauryn Williams sowie die Jamaikanerinnen, die mit Veronica Campbell und Sherone Simpson eine neue Generation am Start haben, ein Wort mitsprechen.
DLV-Starterin: Sina Schielke
200m
Die drei ursprünglich Erstplatzierten der WM von Paris, Kelli White (USA), Anastasiya Kapachinskaya (Russland) und Torri Edwards (USA), sind inzwischen von Dopingvergehen eingeholt worden. Nicht zuletzt dadurch könnte auf den 200 Metern in Athen ein neuer Star geboren werden. Veronica Campbell (Jamaika), Allyson Felix und Muna Lee (beide USA) haben das Zeug, in ihren jungen Jahren schon den goldenen Olymp zu erstürmen. Cydonie Mothersill (Cayman-Inseln) ist in diesem Sommer die 200 Meter auch schon unter 22,50 Sekunden gelaufen. Bei ihr stellt sich aber ebenso wie bei den russischen Sprinterinnen die Frage, wie gut sie ihre Form bis zum Athen-Start kompensieren konnten.
DLV-Starterin: keine
400m
Sieben Athletinnen sind in dieser Saison schon unter 50 Sekunden geblieben. Das stabilste Niveau legte dabei Tonique Williams-Darling (Bahamas), die auch noch im Rennen um den Golden-League-Jackpot ist, an den Tag. Über sie führt der Weg zum Olympiasieg. Ana Guevara, die Weltmeisterin aus Mexiko, kam zuletzt nach einer Verletzung wieder besser in Tritt. Die Russinnen um Hallen-Weltmeisterin Natalya Nazarova werden aber nicht weniger gut vorbereitet in Athen erwartet. Die hoffnungsfrohe Mission der USA führen Monique Hennagan und Sanya Richards an.
DLV-Starterin: keine
800m
Maria Mutola, die Weltmeisterin aus Mozambique, musste in diesem Sommer in Lausanne eine Niederlage hinnehmen. Damit wurde an ihrem Nimbus der Unbesiegbarkeit gekratzt. Das dürfte der Konkurrenz Auftrieb geben. Die schnellen Russinnen Tatjana Andrianova und Natalja Krushcheljova werden ebenso ihre Chance suchen wie die slowenische Europameisterin Jolanda Ceplak. Bei ihrer fünften Olympia-Teilnahme hofft die routinierte US-Amerikanerin Jearl Miles-Clark auf eine Medaille. Die Konstellation deutet auf ein schnelles Finale ohne taktische "Bummlerei" hin. Die britische Vize-Weltmeisterin Kelly Holmes will erst kurzfristig über einen zusätzlichen 800-Meter-Start entscheiden, nachdem sie sich bereits definitiv für die 1.500 Meter entschieden hat. Die Deutsche Claudia Gesell wird nach ihren gesundheitlichen Problemen in den letzten Wochen Platz fünf von der WM im Vorjahr kaum wiederholen können. Die Oberpfälzerin ist aber mit ihrem bekannten Kampfgeist für ein Achtungsergebnis gut.
DLV-Starterin: Claudia Gesell
1500m
Der russische Verband hat mit Olga Yegorova, Natalya Yevdokimova und Weltmeisterin Tatyana Tomashova drei heiße Eisen im Feuer. Formiert haben sich auch die schnellen Polinnen mit Lidia Okninska und Wioletta Janowska, die überraschend in Zürich gewonnen hat. Es gibt aber darüber hinaus noch eine ganze Reihe weiterer Läuferinnen, die in diesem Jahr schon unter 4:05 Minuten gelaufen sind und damit bei einer geschickten Renntaktik für einen vorderen Platz in Frage kommen. Dazu zählen die Britinnen Hayley Tullett und Kelly Holmes genauso wie Elena Iagar (Rumänien) oder die in diesem Jahr überraschend starke Malindi Elmore (Kanada), die zuletzt aber ihre Form vermissen ließ. Die Weltjahresbeste Elvan Abeylegesse (Türkei) wird auf den 5.000 Metern erwartet, könnte aber auch auf dieser Mittelstrecke auftauchen, wenn sie sich noch frisch genug fühlt.
DLV-Starterin: keine
5000m
Die für die Türkei startende Weltrekordhalterin Elvan Abeylegesse wird von ihren früheren Landsfrauen aus Äthiopien, Meseret Defar, Weltmeisterin Tirunesh Dibaba und Sentayehu Ejigu gejagt werden. Die Kenianerinnen um Isabella Ochichi versuchen ihrerseits, mit diesem Quartett Schritt zu halten und so in die Medaillenvergabe mit eingreifen zu können. Wird das Rennen schnell, werden sich die Europäerinnen schwer tun. Die Frankfurterin Irina Mikitenko kann aber zumindest im kontinentalen Vergleich eine gute Figur abgeben.
DLV-Starterin: Irina Mikitenko
10000m
Die äthiopische Weltmeisterin Berhane Adere wurde von ihrem Verband wegen Formschwäche zurückgezogen. Deshalb gilt das Vertrauen nun allen voran der jungen Ejagayou Dibaba und der wesentlich erfahreneren Derartu Tulu, die als Titelverteidigerin ins Rennen geht. Doch die Medaillenvergabe könnte insgesamt spannend werden, denn Hoffnungen machen sich auch die Osteuropäerinnen um Ludmila Grigorieva (Russland) und die Asiatinnen mit der chinesischen WM-Dritten Yingjie Sun. Kenias Trio führt Sally Barsosio an. Die Siegerländerin Sabrina Mockenhaupt kann sich im Rahmen ihrer Verhältnisse achtbar aus der Affäre ziehen, wenn sie ihre Form vom Frühsommer bestätigt und gegen ihre manchmal offensichtliche mentale Schwäche, die schon den ein oder anderen unnötigen Ausstieg mit sich brachte, erfolgreich ankämpft.
DLV-Starterin: Sabrina Mockenhaupt
Marathon
Weltrekordhalterin Paula Radcliffe (Großbritannien) ist die haushohe Favoritin. Sie kann sich wohl nur selbst schlagen. Die Kenianerinnen Margaret Okayo und Catherine Ndereba, die Weltmeisterin von Paris, sind im Kampf um die weiteren Medaillen favorisiert. Äthiopien hofft auf Efenesh Alemu, die USA setzen auf Deena Kastor. Die starken Japanerinnen Reiko Tosa und Naoko Sakamoto müssen ihrerseits mit dem Erbe der nicht nominierten Sydney-Siegerin Naoko Takahashi klarkommen. Die Rostockerin Ulrike Maisch hat sich einen Platz unter den ersten 15 vorgenommen, dorthin kann auch die Vize-Europameisterin Luminita Zaituc für den DLV laufen. Entscheidend wird sein, wie die Läuferinnen mit der Hitze zurecht kommen.
DLV-Starterin: Ulrike Maisch, Luminita Zaituc
100m Hürden
Im letzten Jahr hat in Paris Perdita Felicien (Kanada) noch alle als Weltmeisterin überrascht. Jetzt muss sie mit der Rolle der Favoritin klar kommen. Die unverwüstliche Gail Devers (USA) führt die Liste der starken Gegnerinnen, die sich mit Joanna Hayes (USA) und Delloreen Ennis-London (Jamaika) fortsetzt, an. Insgesamt sind in diesem Sommer schon 13 Athletinnen unter 12,70 Sekunden gelaufen, was viel Spannung verspricht. Die Mannheimerin Kirsten Bolm zeigte zuletzt stark ansteigende Form und bei der Team Challenge in München auch, dass sie eine Kandidatin für das Halbfinale ist und vielleicht kann sie dort ja überraschen.
DLV-Starterinnen: Juliane Sprenger, Nadine Hentschke, Kirsten Bolm
400m Hürden
Der gastgebende griechische Verband hofft auf eine Überraschung durch die in diesem Jahr stark auftretende Fani Halkia. Doch die Favoritinnen kommen mit Sheena Johnson, Brenda Taylor und Yulia Pechonkina vor allem aus den USA und Russland. Bei Weltmeisterin Jana Pittman (Australien) muss man abwarten, wie sie ihre Knieverletzung von Zürich in der Kürze der Zeit schon wieder auskurieren konnte. Die DLV-Läuferinnen haben einen schweren Stand, die Sindelfingerin Stephanie Kampf ist aber zumindest auf Platz 20 der Weltjahresbestenliste platziert und sie hofft, dass ihr die sommerlichen Bedingungen entgegen kommen.
DLV-Starterinnen: Ulrike Urbansky, Stephanie Kampf
Kugelstoßen
Bereits am Mittwoch, 18. August, sind im antiken Olympia die Kugelstoßerinnen dran, ehe es zwei Tage später im Stadion so richtig los geht. Mit Irina Korzhanenko, Svetlana Kriveljova (beide Russland) und Natalya Kharaneko (Weißrussland) haben in diesem Sommer schon drei Athletinnen die 20-Meter-Schallmauer geknackt. Der direkte Vergleich der beiden Russinnen in diesem Jahr (4:0) spricht klar für Irina Korzhanenko als Tipp auf Gold. Die Kubanerin Yumileidis Cumba meldete vor eineinhalb Wochen mit 19,97 Metern ebenfalls Medaillenansprüche an. Die Deutschen Astrid Kumbernuss und Nadine Kleinert sollten sicher auf den Endkampf programmiert sein. Dort können sie im Kampf um die Medaillen aber nur auf die Nervenschwäche der Konkurrenz hoffen.
DLV-Starterinnen: Astrid Kumbernuss, Nadine Beckel, Nadine Kleinert
Die große Olympia-Vorschau (Teil 2)
Die große Olympia-Vorschau (Teil 1)
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