Die große Sindelfingen-Vorschau - Männer
Die nationalen Hallen-Titelkämpfe stehen vor der Tür. Wer wird am Wochenende (23./24. Februar) im Sindelfinger Glaspalast zum Deutschen Meister gekürt? leichtathletik.de hat die einzelnen Disziplinen unter die Lupe genommen und gibt einen Ausblick.

Shooting-Star im letzten Winter war Christian Blum, der seine Leistungen mit dem Deutschen Meistertitel krönte. In dieser Hallensaison ist der junge Sprinter von der LAC Quelle Fürth/München noch nicht so richtig in Tritt gekommen, nachdem er zuvor seine Grundausbildung bei der Bundeswehr absolvieren musste. Sein Trainer Ewald Kaufmann gibt für seinen Schützling eine Zeit unter 6,65 Sekunden aus. Die Favoritenrolle gehört jedoch Tobias Unger. Der Lokalmatador vom LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg führt die deutsche Bestenliste mit 6,63 Sekunden knapp vor dem Wattenscheider Ronny Ostwald (6,64 sec) an. Beide haben die Norm (6,64 sec) für die Hallen-WM schon erbracht, wollen jedoch ihr Ticket für Valencia (Spanien; 7. bis 9. März) nur nutzen, wenn sie in Sindelfingen eine schnelle Zeit erzielen.
200 Meter
Drei Jahre nach seinem deutschen Rekord über 200 Meter (20,53 sec) will Tobias Unger vor heimischen Publikum im Glaspalast erneut eine starke Leistung bieten und einen Doppelerfolg anstreben. In Lauerstellung hinter dem „Schwabenpfeil“ finden sich Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid 01), der bereits deutlich machte, vor Tobias Unger keine Angst zu haben, und der Chemnitzer Sven Mehlhorn. Überraschen könnte der Frankfurter Stefan Kuhlee, der bei seinem bisher besten Saisonrennen an die 21 Sekunden heran lief, aber disqualifiziert worden war.
400 Meter
Mit einer Zeit von 46,90 Sekunden, aufgestellt am 19. Januar in Erfurt, ließ der Frankfurter Falco Lausecker aufhorchen. Beim Hallen-Europacup in Moskau (Russland) unterstrich er mit 47,11 Sekunden, dass er in Abwesenheit von Vorjahresmeister Bastian Swillims (TV Wattenscheid 01) bester Deutscher über die zwei Runden unter dem Hallendach ist. Vielleicht gelingt dem 21-Jährigen noch der Sprung zur Hallen-WM. Dazu müsste er die Norm von 46,65 Sekunden knacken. Dahinter sind der Saarbrücker Simon Kirch, der Leverkusener Ingo Schultz, für den nur der Titel zählt, und der Gladbecker Mathias Bos nach den Vorleistungen die weiteren Anwärter auf die vordersten Plätze.
800 Meter
Kann Robin Schembera seinen ersten Titel bei den Erwachsenen gewinnen? In der aktuellen Jahresbestenliste nimmt der Leverkusener Platz zwei ein hinter Sebastian Keiner, doch der Jugendrekordler aus Erfurt verzichtet auf die Meisterschaft der Erwachsenen. Optimistisch gibt sich Titelverteidiger René Herms (LG Braunschweig), gespannt darf man auf die Leistungsstärke des Sydney-Olympiasiegers Nils Schumann (Erfurter LAC) und den Deutschen Meister im Freien, Moritz Höft (LG Nord Berlin), sein.
1.500 Meter
Wolfram Müller (LG asics Pirna) musste seine Hallensaison abbrechen. Einziger Erfüller der Hallen-WM-Norm ist der Erfurter Stefan Eberhardt, der es in Karlsruhe auf 3:40,47 Minuten brachte. Die starken Hauptstadtläufer der LG Nord Berlin werden mit Franek Haschke und Jonas Stifel ins Titelrennen eingreifen. Chancenreich sind auch der Wattenscheider Christoph Lohse und René Bauschinger (LAC Quelle Fürth/München).
3.000 Meter
Endet das Titel-Abo von Jan Fitschen im Glaspalast? Der Wattenscheider, der seit 2002 ungeschlagen bei Deutschen Hallen-Meisterschaften ist, kommt in diesem Jahr nur schwer in die Gänge. Erst kurzfristig entschied er sich für eine Teilnahme. Der Tübinger Arne Gabius, der in 7:50,71 Minuten die Norm für Valencia bereits unterboten hat, hofft auf seinen ersten Titel. Hält er dem Druck stand? Lachender Dritter könnte der Berliner Carsten Schlangen werden. Auch er ist in diesem Winter schon unter der Norm für die Hallen-WM geblieben. Unvergessen ist, wie er sich im vergangenen Jahr in Leipzig eine Runde zu früh schon im Ziel und als Sieger wähnte und am Ende die Konkurrenz ziehen lassen musste. Er hat etwas zu beweisen.
60 Meter Hürden
Thomas Blaschek präsentierte sich in der Halle bisher in Top-Form. Einzig beim Hallen-Europacup in Moskau blieb der Leipziger, der gerne mit sich hadert, ein wenig unter den Erwartungen. Mit seiner persönlichen Bestleistung von Stuttgart (7,54 sec) und in einigen weiteren Rennen hat er die Hallen-WM-Norm (7,65 sec) unterboten. Wie der Titelanwärter kommen auch die weiteren Medaillenaspiranten mit Willi Mathiszik, der ebenfalls die Vorgabe für Valencia schon erreicht hat, Erik Balnuweit und Alexander John aus der Hürdenhochburg Leipzig.
Hochsprung
Hier kann der Weg zum Titel nur über Eike Onnen führen. Der Hannoveraner hat bei seinem einzigen Start mit 2,30 Metern an die Leistungen aus dem Vorjahr angeknüpft und das Ticket für Valencia gelöst. Einzig abzuwarten bleibt, wie er seine jüngsten gesundheitlichen Probleme (Infekt) verkraftet hat. Dahinter springt der junge Dresdner Raul Spank in seiner eigenen Liga. Der Kampf um den weiteren Medaillenplatz ist offen.
Stabhochsprung
Stabhochsprung ist bei Deutschen Meisterschaften, ob im Freien oder in der Halle, immer ein Showdown um die begehrten Tickets für die internationalen Titelkämpfe. Diesmal geht es um die Hallen-WM und der Münchner Tim Lobinger scheint die besten Karten und die Form für den Titel mitzubringen. Der WM-Dritte Danny Ecker (TSV Bayer 04 Leverkusen) traut sich 5,70 Meter und mehr zu und ist mit seiner Routine ein Anwärter für die ersten Plätze. Die Lokalmatadoren Alexander Straub (LG Filstal) und Fabian Schulze (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) werden vor heimischer Kulisse ihre Chance suchen und wollen nicht weniger vorne mitmischen. Mit Problemen kämpfte zuletzt Björn Otto (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen).
Weitsprung
Der Tübinger Peter Rapp ist in diesem Winter als einziger Deutscher über die Acht-Meter-Marke geflogen. Zur Hallen-WM-Norm von 8,10 Metern hat es jedoch nicht ganz gereicht. Wiedererstarkt präsentierte sich der Berliner Kofi Amoah Prah. Der Wolfsburger Christoph Stolz und der Leverkusener Nils Winter werden sicherlich ein Wörtchen mitreden bei der Titelvergabe.
Dreisprung
Der Erfurter Andreas Pohle ist wie schon in den Vorjahren Favorit auf den Titel. Die WM-Norm von 17,00 Metern scheint jedoch außerhalb der Reichweite für die deutschen Springer. Konstantin Gens vom TV Wattenscheid 01 konnte mit 16,35 Metern die zweitbeste Meldeleistung vorweisen, musste aber seinen Start absagen. Als unbekannte Größe gilt Ex-Weltmeister Charles Friedek. Dem Vernehmen nach ist der Leverkusener in einer guten Verfassung. Wenn er fit ist, soll er springen.
Kugelstoßen
Die Mission Titelverteidigung scheint für Peter Sack schon in trockenen Tüchern. Der Leipziger, einziger deutscher Erfüller der Hallen-WM-Norm, führt die Bestenliste mit 20,88 Meter klar an. Der Wattenscheider Detlef Bock könnte mit einer gewaltigen Leistungssteigerung noch den Sprung nach Valencia packen, von Weiten will er allerdings nicht reden. Vielmehr geht es darum, sich im Kampf um Platz zwei gegen die Lokalmatadoren Marco Schmidt und Sven-Eric Hahn zu behaupten.
4x200 Meter / 4x400 Meter
Der TV Wattenscheid 01 ist über 4x200 Meter das Maß der Dinge. Seit 2002 haben die Blauhemden diesen Titel im Abonnement bezogen, zudem vor zwei Jahren den deutschen Hallenrekord verbessert. Anders sieht es auf den 4x400 Metern aus. Dort gab es in den vergangenen vier Jahren jeweils einen anderen Sieger. Die beste Vorleistung hat der TSV Friedberg-Fauerbach angeboten, Titelverteidiger ist der TSV Bayer 04 Leverkusen um Ex-Europameister Ingo Schultz.
5.000 Meter Gehen
Ganze vier Geher sind für die Titelkämpfe gemeldet. Klarer Klassenprimus in dem Quartett ist der Berliner André Höhne. Wieder an den Start gehen soll auch der frühere WM-Dritte Andreas Erm (SC Potsdam), der nach einer langen Durststrecke den Anschluss sucht.
Mehr: Microsite der Hallen-DM
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