Die große Ulm-Vorschau - Frauen
Wer wird am Wochenende (4./5. Juli) die Nase vorn haben und sich den Deutschen Meistertitel sichern? leichtathletik.de hat die einzelnen Disziplinen unter die Lupe genommen und für Sie einen Blick auf die Spitzenplatz-Anwärter geworfen. Lesen Sie die große Ulm-Vorschau auf die Konkurrenzen bei den Frauen.
100 MeterSpannung verspricht das 100-Meter-Finale der Frauen, wo die Mannheimerin Verena Sailer ihren vierten Titel in Folge anpeilt. Die Achillessehnenprobleme, die zuletzt einen Start bei der Team-EM verhinderten, sind überwunden, so dass die 23-Jährige sich eventuell auch ihrer Bestleistung (11,28 sec) und der WM-Norm (11,30 sec) nähern könnte. Die Schnellsten waren in diesem Sommer bislang aber zwei andere Sprinterinnen: Die Mainzerin Marion Wagner und Cathleen Tschirch aus Leverkusen sprinteten in Regensburg beide 11,35 Sekunden und gehören damit ebenso zu den Medaillenanwärterinnen wie die Wattenscheiderinnen Karoline Köhler und Yasmin Kwadwo sowie die Mannheimerin Anne Möllinger, die in diesem Jahr schon unter 11,50 Sekunden blieben. Die Wattenscheiderin Sina Schielke hatte zunächst ihren Saisoneinstand für die Deutschen Meisterschaften geplant, ist nun nach Verletzungs- und Krankheitssorgen aber doch noch nicht so weit.
200 Meter
Von den acht Finalistinnen, die vor drei Jahren bei den letzten Deutschen Meisterschaften in Ulm um die Medaillen kämpften, spielen nur noch zwei eine Rolle auf der halben Stadionrunde. Die im letzten Herbst nach Leverkusen gewechselte Cathleen Tschirch geht mir ihrer Vorleistung von 23,44 Sekunden aussichtsreicher ins Rennen als ihre Vereinskollegin, die Titelverteidigerin Mareike Peters, die bislang die 24-Sekunden-Marke noch nicht unterboten hat. Als Mitfavoritin gilt die Deutsche Hallenmeisterin Anne Möllinger (MTG Mannheim), die im Juni ihre Bestleistung auf 23,64 Sekunden verbessern konnte. Die Jahresschnellste Esther Cremer (TV Wattenscheid 01; 23,30 sec), die damit bis auf drei Zehntel an die WM-Norm herangelaufen war, wird im Donaustadion auf den 400 Metern erwartet.
400 Meter
Die Vorjahresdritte Sorina Nwachukwu greift nach ihrem ersten nationalen Titel bei den Frauen. Die erst 21 Jahre alte Leverkusenerin hat sich mit ihrer neuen persönlichen Bestleistung von 51,99 Sekunden von ihrer nationalen Konkurrenz absetzen können und muss damit die Bürde der Favoritin tragen. „Dahinter gibt es ein breites Mittelfeld. Es wird interessant, wer in den Endlauf kommt“, sagt DLV-Disziplintrainer Tobias Kofferschläger, der auch darauf hofft, dass in Ulm mit einem weiteren Aufwärtstrend ein Fingerzeig hinsichtlich einer möglichen Staffel bei der WM in Berlin (15. bis 23. August) erfolgt. Claudia Hoffmann (SC Potsdam), die ihre fünfte Meisterschaft in Folge einfahren könnte, tendiert zu einem Start über 800 Meter. Überraschen könnte die Wattenscheiderin Esther Cremer. Nach einem verletzungsbedingten Rückschlag ist die Frage, ob und wie sich die junge Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt) als aktuelle Nummer drei präsentiert, offen.
800 Meter
Im letzten Jahr machte sie in Nürnberg im strömenden Regen und bei ausgefallener Zeitnahme ihr Ding, jetzt deutet alles auf eine erfolgreiche Titelverteidigung der Dortmunderin Jana Hartmann hin. Mit ihrer neuen Bestzeit von 2:00,71 Minuten hat sie einen bemerkenswerten Fortschritt geschafft. Mit Zeiten zwischen 2:03 und 2:05 Minuten auf der Habenseite können Janina Goldfuß (TV Wattenscheid 01), Hallenmeisterin Annett Horna (TSV Bayer 04 Leverkusen), die noch Jugendliche Corinna Harrer (LG TelisFinanz Regensburg) und Claudia Hoffmann (SC Potsdam) nach Ulm reisen. Die WM-Norm von 2:00,00 Minuten erscheint unter den gegebenen Vorzeichen als zu hohe Hürde.
1.500 Meter
Die besten 1.500 Meter-Zeiten des Jahres wurden alle Anfang Juni in Baunatal erzielt. Dort verbesserte sich Denise Krebs (TV Wattenscheid 01), die in Ulm aussichtsreich als Titelverteidigerin antritt, auf 4:13,51 Minuten. Ihr folgten die für die DM nicht auf dieser Mittelstrecke gemeldete Potsdamerin Antje Möldner und die Leverkusenerin Kerstin Marxen (4:17,09 min). Die WM-Norm von 4:06,00 Minuten ist sehr weit entfernt.
5.000 Meter
Alles andere als ein Sieg von Sabrina Mockenhaupt (Kölner Verein für Marathon) wäre ein kleines Wunder. Die 28-Jährige blieb in diesem Jahr schon unter 15 Minuten und führt die deutsche Bestenliste des Jahres mit über einer Minute Vorsprung an. Spannender wird es im Kampf um die weiteren Plätze auf dem Podest. Sieben Läuferinnen haben eine Saisonbestleistung zwischen 16:06 und 16:20 Minuten und auch Marathon-Europameisterin Ulrike Maisch (1. LAV Rostock) hat ihre Meldung für diese Strecke abgegeben.
100 Meter Hürden
Carolin Nytra könnte den Hattrick perfekt machen. Die Aussichten sind dabei bestens, Zeiten zwischen 13,00 und 13,20 Sekunden kann die Bremerin stabil abrufen, allerdings strebt sie nach Höherem. Die WM-Norm mit 12,96 Sekunden, die es zweimal zu erfüllen gilt, ist der Maßstab. Die Deutsche Hallenmeisterin Nadine Hildebrand (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) ist zuletzt nach einer Verletzung außer Tritt gekommen, bei den Deutschen Junioren-Meisterschaften in Göttingen lief sie im Vorlauf unter Schmerzen gar nur 13,98 Sekunden. So lauern andere wie die Stuttgarterin Stephanie Lichtl, die mit einer frischen Bestzeit von 13,09 Sekunden antritt, und die Leverkusenerin Anne-Kathrin Elbe auf ihre Chance.
400 Meter Hürden
Titelverteidigerin Jonna Tilgner gehört auch in Ulm wieder zu den ersten Anwärterinnen auf Gold. Bei der Team-EM in Leiria (Portugal) steigerte die Bremerin ihre Saisonbestmarke auf 56,45 Sekunden und führt damit die deutsche Bestenliste vor den jungen Läuferinnen Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt; 56,80 sec) und Inga Maria Müller (LG Hannover (56,97 sec) an. Auch die Saarbrückerin Tina Kron, im vergangenen Jahr Zweite der Deutschen Meisterschaften, hat sich mit 57,06 Sekunden bereits wieder in Position für einen Angriff auf das Treppchen gebracht.
3.000 Meter Hindernis
Antje Möldner kann sich nur selbst schlagen. Die deutsche Rekordhalterin vom SC Potsdam ist eine Klasse für sich und auf bestem Kurs zur WM. In der Jahresbestenliste klafft hinter ihren 9:27,22 Minuten eine große Lücke. Nur die Fürtherin Julia Hiller und die Siegerländerin Verena Dreier sind auch schon unter zehn Minuten geblieben. Diese Marke würde gerne Juniorenmeisterin Susi Lutz (LG TelisFinanz Regensburg) angreifen.
Hochsprung
Im Hochsprung der Frauen werden alle Augen auf Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt) gerichtet sein. Wer sollte ihr den dritten Titel in Folge streitig machen? Mit ihrem neuen deutschen Rekord von 2,06 Metern hat sie ganze 13 Zentimeter zwischen sich und die zweitbeste Deutsche der Saison, die Berlinerin Julia Wanner, gelegt. Für diese gilt es, mit einem weiteren Satz über 1,93 Meter die B-Norm für die Weltmeisterschaften zu erfüllen. Dieselbe Höhe haben auch Julia Hartmann (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Meike Kröger (LG Nord Berlin) fest im Visier. Für eine Überraschung könnte, wenn sie auch tatsächlich auf Höhenjagd geht, die Weitsprung-Spezialistin Melanie Bauschke (LG Nike Berlin) sorgen, die in diesem Jahr erstmals über 1,90 Meter floppte.
Stabhochsprung
Ein deutsches Trio hat bereits die WM-Norm erfüllt und sich damit in Position für die WM-Tickets gebracht. Souverän haben sich besonders die Mainzerin Anna Battke (4,68 m) und die Leverkusenerin Silke Spiegelburg (4,60 m), Dritte und Zweite der Hallen-EM, präsentiert. Erwischen sie einen guten Tag, ist der sieben Jahre alte deutsche Rekord von Annika Becker (4,77 m) in Gefahr. Auch Kristina Gadschiew (LAZ Zweibrücken), die bereits bei der Hallen-EM in Turin mit von der Partie gewesen war, hat die Norm bereits wieder erfüllt, so dass das Frauen-Stabhochsprung-Team der Hallen-EM und das der WM in Berlin mit diesen drei Springerinnen identisch sein könnte. Aber gerade im Stabhochsprung kann immer viel passieren. Am dichtesten dem Trio auf den Fersen war in diesem Jahr bislang die Mainzerin Carolin Hingst (4,45 m), die wegen Wadenproblemen zuletzt aber kein Techniktraining absolvieren konnte. Ob ein Start der Titelverteidigerin in Ulm möglich sein wird, entscheidet sich erst kurzfristig.
Weitsprung
Zwei Springerinnen mit erfüllter A-Norm (6,72 m), zusätzlich vier mit B-Norm (6,62 m) und zwei weitere Athletinnen, die die B-Norm bislang nur um einen Zentimeter verfehlt haben bedeutet: Acht Weitspringerinnen kämpfen um drei Tickets für die Weltmeisterschaften. Kaum ein Wettbewerb verspricht am Meisterschafts-Wochenende so viel Spannung auf hohem Niveau. Die besten Positionen haben sich im Vorfeld die Rehlingerin Bianca Kappler (6,81 m) und Beatrice Marscheck (6,73 m) aus Gießen erarbeitet, die beide die A-Norm bereits erfüllt haben. Aber auch die beiden Hamburgerinnen Claudia Tonn und Anika Leipold, Karoline Köhler aus Wattenscheid und die Deutsche Meisterin Sophie Krauel aus Jena sowie die Berlinerin Melanie Bauschke haben ihr Potential bereits angedeutet. Gleiches gilt für die Deutsche Hallen-Meisterin Sosthene Moguenara (TV Wattenscheid 01), die nach einer Fußverletzung am vergangenen Wochenende mit 6,08 Metern wieder in das Wettkampfgeschehen eingestiegen ist.
Dreisprung
Spannung pur ist im Dreisprung der Frauen angesagt, denn Titelverteidigerin Katja Demut (TuS Jena) und die A-Jugendliche Kristin Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz) kämpfen sowohl um die Deutsche Meisterschaft als auch um das eine WM-Ticket, das mit erneuter Erfüllung der B-Norm von 14,00 Metern zu vergeben ist. Die Jenaerin bewies schon im vergangenen Jahr ihre Nervenstärke, als sie im letzten Versuch den Sieg perfekt machte, doch der frischgebackenen deutschen Juniorenrekordhalterin Kristin Gierisch ist zurzeit alles zuzutrauen. Ekaterina Menne (LC Paderborn) und die zweite Jugendliche der Konkurrenz, der Dresdnerin Jenny Elbe, springen dem Anschein nach um den dritten Medaillenrang. Die Herzogenauracherin Katharina Schreck könnte wie im letzten Jahr über sich hinaus wachsen.
Kugelstoßen
Das verletzungsbedingte Saison-Aus von Hallen-Europameisterin Petra Lammert (SC Neubrandenburg) schmerzt. Auch hinter dem Start und der Leistungsfähigkeit der Hallen-EM-Zweiten Denise Hinrichs steht eine Fragezeichen, sie hat Bandscheibenprobleme. Die Wattenscheiderin muss sich zumindest um die zweimalige Erfüllung der WM-Norm (18,20 m) keine Sorgen mehr machen. Bei der mit Verletzungssorgen erst spät in den Sommer gestarteten Neckarsulmerin Christina Schwanitz ist das anders. „Ich gehe davon aus, dass sie startet, weil sie die Norm noch einmal braucht“, meint DLV-Disziplintrainer Klaus Schneider, der im schlechtesten Fall mit einem „stark reduzierten Feld“ rechnen muss. Seinen Schützling Nadine Kleinert dürfte dieses Thema wenig beeindrucken. Die Magdeburgerin steuert ihrem sechsten Titel entgegen. Wenn diese Aufgabe erledigt ist, stehen für die WM-Dritte der Rückzug ins Training und die weitere WM-Vorbereitung im Vordergrund.
Diskuswerfen
Die Disken sind bisher vor allem in Wiesbaden und Schönebeck so richtig geflogen. Dort übertrafen Nadine Müller (Hallesche LAF; 63,46 m), Weltmeisterin Franka Dietzsch (SC Neubrandenburg; 62,50 m), Jessica Kolotzei (LG Nord Berlin; 60,23 m) und Titelverteidigerin Sabine Rumpf (LSG Goldener Grund; 60,18 m), die nach einer Blinddarm-OP einsatzbereit ist, die 60 Meter. Das WM-Ticket (A-Norm: 62,00 m; B-Norm: 60,50 m) haben allerdings nur Nadine Müller und Franka Dietzsch, die Anfang Juni von gesundheitlichen Beeinträchtigungen gebremst wurde, schon sicher. Seit 1997 war Franka Dietzsch auf Sieg programmiert. Ihre Serie wurde nur zweimal, 2002 und 2008, unterbrochen. Dort war sie jeweils nicht am Start.
Speerwerfen
Aus vier mach drei. Mit der Offenburgerin Christina Obergföll und den Leverkusenerinnen Steffi Nerius, Linda Stahl und Katharina Molitor bewerben sich vier Athletinnen mit erfüllter Norm für drei WM-Tickets. Kontinuierlich stark präsentierte sich die Olympia-Dritte Christina Obergföll - keine Werferin weltweit warf in diesem Jahr weiter. Immer Verlass ist eigentlich auf Europameisterin Steffi Nerius. Linda Stahl verbrachte wegen Uni-Klausuren zuletzt viel Zeit am Schreibtisch, meldete sich aber am vergangenen Freitag in Bottrop mit 60,89 Metern zurück und wird wie Katharina Molitor in Ulm alles geben.
Hammerwerfen
Wer kann den Athletinnen der LG Eintracht Frankfurt einen Platz auf dem Podest streitig machen? Weltmeisterin Betty Heidler scheint der fünfte DM-Titel in Folge nicht zu nehmen, und auch die für die WM ebenfalls bereits gesetzten 70-Meter-Werferinnen Kathrin Klaas und Andrea Bunjes sind der nationalen Konkurrenz weit voraus. Für Joana Hahn (TV St. Wendel), Kirsten Münchow (TuS Eintracht Minden) und Nathalie Rheder (SV GW Bad Gandersheim), die bisher Weiten von 61 bis 63 Meter anboten, liegen die Medaillenränge nur in Reichweite, wenn eine der Frankfurterinnen ohne gültigen Versuch bleibt - dieses Missgeschick passierte Kathrin Klaas im Vorjahr.
5.000 Meter Bahngehen
Für die Wattenscheiderin Sabine Krantz ist der Auftritt im Donaustadion nur eine Pflicht. Sie kann mit dem klaren Bewusstsein ins Rennen gehen, dass sie auf der 5.000 Meter-Strecke vorne weg alleine ihre Runden wird drehen müssen. "Ich gehe gegen mich selber, anders kann ich keine Spannung aufbauen. Aber es ist mal eine Abwechslung gegenüber den 20 Kilometern", meint die deutsche Rekordinhaberin, die bereits jetzt voll auf die Weltmeisterschaft in Berlin fokussiert ist. Insgesamt haben nur vier Starterinnen gemeldet, die Potsdamerinnen Christin Elß und Sandra Krause haben Medaillen anvisiert.
4x100 Meter
Die Titelverteidigerinnen von der LG Weserbergland werden es ohne Cathleen Tschirch in diesem Jahr mehr als schwer haben, den Titel wieder zu holen. Cathleen Tschirch verstärkt nun das Team des TSV Bayer 04 Leverkusen, das bereits über 4x200 Meter bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig am schnellsten gewesen war und auch in Ulm große Chancen auf den Sieg hat. Konkurrenz droht besonders auch von den Teams aus Wattenscheid und Mannheim, die mehrere nationale Top-Sprinterinnen in ihren Reihen haben.
4x400 Meter
Auf vier Siege der LG Nike Berlin von 2003 bis 2006 folgten deren zwei des TSV Bayer 04 Leverkusen. Die Rothemden werden von Sorina Nwachukwu angeführt und haben damit auch diesmal das stärkste Ass im Ärmel. Der Hattrick ist entsprechend wahrscheinlich. Der USC Mainz und die LG Rhein-Wied können wie im Vorjahr aufs Treppchen laufen. Zu beachten dürften aber auch die zuletzt bei den Junioren-Meisterschaften überzeugenden Teams aus Dortmund und Dresden sein.
Deutsche Meisterschaften in Ulm
Tippspiel zu den Deutschen Meisterschaften
Die große Ulm-Vorschau – Männer