Die große Ulm-Vorschau - Frauen
Wer wird am kommenden Wochenende die Nase vorn haben und sich den Deutschen Meistertitel sichern? leichtathletik.de hat die einzelnen Disziplinen unter die Lupe genommen und für Sie einen Blick auf die Spitzenplatz-Anwärter geworfen. Lesen Sie die große Ulm-Vorschau auf die Konkurrenzen bei den Frauen.
Ist Marion Wagner reif für den ersten Freiluft-Titel? (Foto: Kiefner)
100 mDer erste Freiluft-Titel für Marion Wagner ist greifbar nahe. Aber Katja Wakan (Hallesche LA-Freunde) steht in der Bestenliste vor der Mainzerin. Von den beiden für die LG Olympia Dortmund startenden Rockmeier-Zwillingen, die sich in ihrer letzten Saison befinden, wird wahrscheinlich nur Gabi die 100 Meter laufen. Sie will ebenso auf das Treppchen wie Verena Sailer (LAC Quelle Fürth/München/Würzburg), die zwischenzeitlich sogar schon Nummer eins in der Rangliste war. Es deutet also alles auf eine knappe und spannende Entscheidung hin, bei der die EM-Norm (11,35 sec) in Gefahr geraten könnte. Cathleen Tschirch (LG Weserbergland) gilt als chancenreiche Außenseiterin.
200 m
Birgit Rockmeier, die Doppelmeisterin von 2005, will nach der Saison ihre Karriere beenden. Sie wird also alles dransetzen, noch einmal als Deutsche Meisterin das Finale zu beenden. In den bisherigen Rennen des Sommers hat sie die Konkurrenz hinter sich gelassen und das sollte der Dortmunderin auch in Ulm gelingen. Nur ihre aktuellen Achillessehnenprobleme können die 32-Jährige wohl daran hindern. Interessant wird sein, wie gut sich die jungen Läuferinnen platzieren können, die in den letzten Wochen auf sich aufmerksam gemacht haben.
400 m
Nach dem Wechsel von Claudia Marx auf die Hürdenstrecke und dem Karriereende von Grit Breuer ist die sich kontinuierlich steigernde Claudia Hoffmann die Nummer eins auf der Stadionrunde. Allerdings ist diese Favoritenstellung nicht unangefochten, denn Korinna Fink (LG Eintracht Frankfurt) wird ebenfalls immer stärker und die Potsdamerin herausfordern. Entscheidend für den Ausgang könnte die unmittelbare Vorbereitung sein. Denn Claudia Hoffmann kommt direkt aus einem Höhentrainingslager in St. Moritz (Schweiz). Korinna Fink, die gerne einmal einen Tick zu flott angeht, dagegen trainierte weiter im Flachland. Vielleicht kommt für eine - oder sogar für beide - dabei doch noch die Erfüllung der EM-Norm (51,70 sec) heraus. Für die anderen Läuferinnen im Finale ist die Qualifikation für die DLV-EM-Staffel das wesentliche Ziel.
800 m
Monika Gradzki hat sich in den letzten Jahren beharrlich an die nationale Spitze gekämpft und ist inzwischen so überlegen, dass ihr die Titelverteidigung sicher gelingen müsste. Mit Platz zwei beim Europacup hat sie bewiesen, dass sie inzwischen auch international gut mithalten kann. Die DM ist für die Wattenscheiderin nur wichtige Zwischenstation auf dem Weg ins EM-Finale in Göteborg. Um die Vizemeisterschaft muss ihre zuletzt von einem Hexenschuss geplagte Vereinskameradin Janina Goldfuß gegen eine Reihe noch sehr junger Mittelstrecklerinnen kämpfen. Die altbewährten Kräfte Claudia Gesell (LAV Asics Tübingen) und Ivonne Teichmann (LAZ Puma Troisdorf/Siegburg) fehlen verletzungsbedingt bzw. aus gesundheitlichen Gründen.
1.500 m
Nach fünf Jahren, in denen die Deutsche Meisterin auf der 1.500-Meter-Strecke immer Kathleen Friedrich hieß, schaffte Antje Möldner 2005 den Durchbruch ganz nach vorn, konnte in diesem Sommer in ihren Leistungen aber noch nichts draufpacken. Sie war in den letzten Monaten bei den Meetings jeweils die beste Deutsche und geht deshalb als Favoritin auf die Bahn des Donaustadions. Zu der EM-Norm (4:08,00 min) fehlen der jungen Potsdamerin allerdings noch ein paar Sekunden. Sie wäre bei dem Versuch, diese Zeit doch noch zu unterbieten, wahrscheinlich ganz auf sich allein gestellt. Im Rennen um den Titel kann sie sich nur selbst schlagen.
5.000 m
Im letzten Sommer legte Irina Mikitenko (TV Wattenscheid 01) eine Babypause ein und bei den nationalen Titelkämpfen war Sabrina Mockenhaupt (Kölner Verein für Marathon) allein weit vor dem Feld. Jetzt ist Irina Mikitenko wieder da und es gibt das alte und immer wieder spannende Duell "Miki gegen Mocki". Die beiden deutschen Vorzeige-Langstrecklerinnen, die beiden den Wechsel zum Marathon planen, werden sich wie üblich nichts schenken und die Fans erwartet ein spannendes Duell, bei dem zunächst bis 4.000 Meter gemeinsam Tempo gemacht werden soll. Danach wird die richtige Taktik entscheiden.
100 Meter Hürden
Kirsten Bolm (MTG Mannheim) hat nach mehreren Topzeiten und Platz zwei beim Europacup ihre EM-Nominierung sicher und kann sich ganz auf den Titel-Hattrick nach 2004 und 2005 konzentrieren. Hinter ihr wird es im Hürdenwald eng und spannend, denn die Nächsten trennen nach der Meldeliste nur wenige Hundertstelsekunden. Mit Tina Klein (VfL Sindelfingen) und Stephanie Lichtl (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) haben auch zwei schwäbische Hürdenläuferinnen berechtigte Chancen auf die Silbermedaille. Zuletzt lief sich aber vor allem die Leipzigerin Judith Ritz in den Vordergrund. Sie denkt auch noch an die EM-Norm (13,00 sec).
400 Meter Hürden
Die große Frage beim Finale über 400 Meter Hürden ist, ob die Erfurterin Claudia Marx ihr Tief vom Europacup überwunden hat und wieder an die Zeiten von Anfang Juni anknüpfen kann. Wenn ja, dürfte ihr der Titel nicht zu nehmen sein. Wenn nein, dann haben Vereinskollegin Ulrike Urbansky und die Berlinerin Anja Neupert die Chance, jeweils zum zweiten Mal Deutsche Meisterin auf dieser Strecke zu werden. Ulrike Urbansky haderte bei den letzten Starts immer wieder damit, dass sie ihre guten Trainingsleistungen im Wettkampf nicht umsetzen konnte. Platzt bei ihr der Knoten? Für alle drei Podestanwärterinnen gilt, dass sie sich seit dem Rennen am 8. Juni in Kassel nicht mehr steigern konnten. Das Potenzial wäre aber da.
3.000 Meter Hindernis
In den fünf Jahren, in denen inzwischen Titel auf der Hindernisstrecke der Frauen vergeben werden, hat sich die Breite gut entwickelt, aber in der Spitze stagniert es. Rekordhalterin Melanie Schulz (LC Erfurt) sucht nach langer Verletzungspause den Anschluss, hat aber die nationale Spitze noch nicht wieder erreicht. Verena Dreier (LG Sieg) ist im letzten Jahr schon unter zehn Minuten gelaufen. Von ihr kann man das Erreichen der EM-Norm (9:55,00 min) ebenso wie von der Braunschweigerin Birte Bultmann, die allerdings beim Europacup enttäuschte, am ehesten erwarten. Die 10-Minuten-Schallmauer wurde in diesem Sommer noch nicht durchbrochen. Für die kommenden Jahre ist auf dieser Strecke aber einiges zu erhoffen, denn die Junioren-WM-Kandidatinnen Susi Lutz (LG Domspitzmilch Regensburg) und Julia Hiller (LAC Quelle Fürth/München/Würzburg) mischen schon jetzt kräftig vorne mit.
4x100 m
Über viele Jahre war die Sprintstaffel bei Deutschen Meisterschaften eine sichere Angelegenheit für die LG Olympia Dortmund. Aber das Quartett des Vorjahrsmeisters MTG Mannheim ist gleichmäßiger besetzt und dann ist da noch die LG Weserbergland, die bereits bei den Hallenmeisterschaften groß auftrumpfte. Wie schon 2005 sollten diese Clubs die Medaillen unter sich ausmachen, zumal die Formation des LAC Quelle Fürth/München/Würzburg durch den Ausfall von Martha Koj entscheidend geschwächt ist.
4x400m
In den letzten drei Jahren lag in der Vier-Runden-Staffel der Frauen die LG Nike Berlin vorn und auch in diesem Jahr sind die Läuferinnen aus der Hauptstadt favorisiert. Aber das von Claudia Marx und Ulrike Urbansky angeführte Team aus der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt ist den Berlinerinnen von der Papierform her nicht unterlegen. Es könnte also auch im letzten Frauen-Wettbewerb der Meisterschaften spannend bis zum Schluss werden.
5.000 Meter Gehen
Die beiden Potsdamer Geherinnen Sabine Zimmer und Melanie Seeger teilten sich in den vergangenen Jahren die Titel auf den verschiedenen Strecken. Weil Melanie Seeger nach überstandener Nierenbeckenentzündung nicht gemeldet hat, ist eine erfolgreiche Titelverteidigung von Sabine Zimmer trotz leichter Verletzungssorgen eine sichere Angelegenheit. Beide sind für die EM qualifiziert und haben ihr Training auf dieses Ziel ausgerichtet.
Hochsprung
So richtig der EM-Norm (1,93 m) genähert haben sich die deutschen Hochspringerinnen in diesem Sommer noch nicht. Das kann sich in Ulm aber noch ändern, wenn sie sich im direkten Aufeinandertreffen vielleicht zu neuen Höhen hinaufschaukeln. Die Meisterin von Ulm 2003, Melanie Skotnik, startet inzwischen international für Frankreich, nimmt aber jetzt wieder für die LG Domspitzmilch Regensburg an den Titelkämpfen teil. Mit Julia Hartmann (TSV Bayer 04 Leverkusen), Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt) und Annett Engel (SC Potsdam) sind bislang drei weitere Athletinnen 1,90 oder 1,91 Meter gesprungen, was den Ausgang als offen erscheinen lässt. Zwar gemeldet, aber nicht in Ulm zu erwarten ist die 2-Meter-Springerin Daniela Rath (TSV Bayer 04 Leverkusen), bei der inzwischen über ein Karriereende spekuliert wird.
Stabhochsprung
Der Frauen-Stabhochsprung ist wie diese Disziplin bei den Männern einer der ganz großen Höhepunkte dieser Deutschen Meisterschaft. In keinem anderen Wettbewerb haben so viele Athletinnen die EM-Norm bereits erreicht. Für gleich sieben Springerinnen geht es in Ulm darum, bei genau diesem Wettkampf unter die ersten Drei zu kommen. Mit dem Vorteil ihrer alten Heimat im Rücken und einer deutlichen Steigerung in den letzten Wochen könnte Yvonne Buschbaum (ABC Ludwigshafen) zu den drei Glücklichen gehören oder sogar ihren vierten DM-Titel erreichen. Eine starke Saison hat ihre Vereinskollegin Nastja Ryshich bisher gezeigt. Die Titelverteidigerin Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen), die Deutsche Hallenmeisterin Martina Strutz (SG Dynamo Schwerin) und die WM-Finalistin Carolin Hingst (USC Mainz) rechnen sich ebenso etwas aus wie die zuletzt stark aufkommende Julia Hütter (LAZ Bruchköbel). Schon vorher steht fest, dass mehrere Spitzenspringerinnen nicht mit zur Europameisterschaft fahren dürfen und sich für den Rest der Saison andere Ziele suchen müssen.
Weitsprung
Claudia Tonn ist in diesem Jahr eine der besten Siebenkämpferinnen und hat sich bereits für die EM-Teilnahme im Mehrkampf qualifiziert. Aber der Göteborger Zeitplan lässt einen Doppelstart im Siebenkampf und Weitsprung zu. Mit ihrem 6,75-Meter-Satz aus dem Ratinger Mehrkampf hat die Paderbornerin bereits einmal die Weitsprung-Norm erreicht. In Ulm soll möglichst die zweite Normerfüllung her. Allerdings kann auch alles ganz anders kommen, wenn die Weitsprung-Spezialistinnen der Siebenkämpferin Paroli bieten. Die Berlinerin Urzula Gutowicz-Westhof hat in diesem Sommer bereits 6,60 Meter zu Buche stehen, zeigte sich in ihren Leistungen aber häufig unkonstant.
Dreisprung
In den vergangenen Jahren konnten die deutschen Dreispringerinnen international nicht viel ausrichten. Zuletzt kam die Jenaerin Katja Demut mit 13,96 Metern bis auf vier Zentimeter an die EM-Norm heran. Katja Pobanz (13,88 m) trennen nur wenige Zentimeter von ihr. Diese beiden Athletinnen können den Sieg unter sich ausmachen. Dahinter wird der Kampf um das Treppchen spannend. Die Hallen-DM-Dritte Annelie Schrader (MTV Ingolstadt) ist ebenso eine Anwärterin wie die Erfurter Titelverteidigerin Silvia Otto, die möglicherweise ihren letzten Wettkampf bestreitet.
Kugelstoßen
Der bisherige Saisonverlauf war für Petra Lammert (SC Neubrandenburg) optimal und mit dem Sieg beim Europacup machte sie deutlich, dass sie zu einer ernsthaften Konkurrentin für die osteuropäische Phalanx gereift ist. Auch die Olympia- und Hallen-WM-Zweite Nadine Kleinert (SC Magdeburg) hat die Weiten, die für eine EM-Endkampfteilnahme ausreichen, sicher im Griff und wird alles versuchen. Hinter diesen beiden ist bei der DM eine deutliche Lücke, weil Christina Schwanitz (SV Neckarsulm) verletzt ist und sich Junioren-WM-Favoritin Denise Hinrichs (SC Neubrandenburg) auf die Wettkämpfe ihrer Altersklasse konzentriert.
Diskuswerfen
Achtmal war Franka Dietzsch bereits Deutsche Meisterin im Diskuswurf, der neunte Titel ist in Ulm eigentlich nur eine Formsache und normalerweise müsste die Titelsammlung im kommenden Jahr in Erfurt dann zweistellig werden. Die Saisonplanung der Neubrandenburgerin ist ganz auf die Europameisterschaft und die danach folgenden Höhepunkte ausgerichtet. Gerne würde sie eine andere deutsche Werferin mit nach Göteborg (Schweden) nehmen, aber der jungen Garde um U23-Europameisterin Sabine Rumpf (LSG Goldener Grund) fehlen noch ein paar Meter zu der Qualifikationsnorm (61,00 m).
Hammerwerfen
Mit mehreren Verbesserungen des deutschen Rekords hat Betty Heilder (LG Eintracht Frankfurt) in den ersten Saisonwochen für Glanzlichter gesorgt. Der Rückschlag mit ungültigen Versuchen beim Europacup sollte wieder überwunden sein. Die beiden anderen für die EM heiß gehandelten Werferinnen Susanne Keil (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Kathrin Klaas (LG Eintracht Frankfurt) werden ihr die Titelverteidigung so schwer wie möglich machen, müssen aber auf eine neuerliche Schwäche hoffen. Dieser Dreikampf sollte damit enden, dass alle drei die 70-Meter-Marke übertreffen. Auch die weitere Frankfurterin Andrea Bunjes könnte für eine solche Weite, die sie aber in den letzten Wochen noch nicht erreicht hat, gut sein.
Speerwerfen
Die Leverkusenerin Steffi Nerius, die in den letzten Jahren medaillenmäßig gesehen zuverlässigste deutsche Leichtathletin, war durch eine Armverletzung ein paar Monate nicht im Wettkampfbetrieb, ist jetzt aber wieder einsatzfähig und zu neuen Großtaten bereit. Die erste könnte bei der DM gelingen, wenn sie auf die zuletzt in ihrer Form schwankende Europarekordlerin Christina Obergföll (LG Offenburg) und U23-Europameisterin Annika Suthe (TSV Bayer 04 Leverkusen) trifft. Es kann sich ein hochklassiger Wettkampf entwickeln.
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