Die große Ulm-Vorschau – Frauen
Wer wird am Wochenende die Nase vorn haben und sich den Deutschen Meistertitel sichern? leichtathletik.de hat die einzelnen Disziplinen unter die Lupe genommen und für Sie einen Blick auf die Spitzenplatz-Anwärter geworfen. Lesen Sie die große Ulm-Vorschau auf die Konkurrenzen bei den Frauen.
Hinter dem Start von Esther Möller steht ein Fragezeichen (Foto: Kiefner)
100mTitelverteidigerin Sina Schielke muss passen, auch hinter dem Start der schnellsten Deutschen dieses Jahres, Esther Möller, stand wegen Oberschenkelproblemen noch ein Fragezeichen, doch am Donnerstagnachmittag gab sie grünes Licht. Als Geheimtipp gilt die Mainzerin Marion Wagner. Die routinierten Sprinterinnen Melanie Paschke und Gabi Rockmeier treten nicht weniger mit Chancen an.
200m
Das Bild auf den 200 Metern sieht ähnlich aus wie auf der kürzeren Strecke. Gabi Rockmeier ist die Titelverteidigung durchaus zuzutrauen. Ihre Schwester Birgit, Jahresbeste auf dieser Strecke, wird sich auf die 400 Meter konzentrieren.
400m
"Wenn Grit Breuer startet, ist sie auch fit", glaubt die motivierte Vorjahressiegerin Birgit Rockmeier und damit sollte sie auch Recht behalten. Für die Magdeburgerin ist es der Saisoneinstieg, der auf einen weiteren Titel in der Sammlung abzielt. Die Berlinerin Claudia Marx hat gute Chancen auf Platz zwei, schöpfte sie doch ihr Potenzial zuletzt noch nicht aus. Zurückgemeldet hat sich auch wieder die Rehlingerin Shanta Ghosh.
800m
Claudia Gesell peilt ihren fünften nationalen Meistertitel an. Bei den deutschen Titelkämpfen ist sie bisher unbesiegt und auch diesmal deutet wieder alles auf einen Erfolg der kampfstarken Europacup-Siegerin hin. Die EM-Finalistin Ivonne Teichmann hat nach einer Achillessehnenverletzung die Saison beendet, muss wahrscheinlich sogar operiert werden. Einen Sprung nach vorne wird deshalb so oder so die junge Wattenscheiderin Monika Gradzki machen. Um Anschluss ringt noch die Erfurterin Anja Knippel, die vor zwei Wochen in Dortmund Schwächen zeigte. Claudia Gesell hat bei diesen Vorzeichen vielleicht sogar eine Zugabe parat. Wagt sie den Husarenritt, im Alleingang die WM-Norm von 2:00,00 Minuten zu attackieren?
1500m
Für Titelverteidigerin Kathleen Friedrich kann die Meisterschaft nur dazu dienen, nach ihrem im Anschluss an fünf Wochen verletzungsbedingter Laufpause offensichtlich zu frühen Saisoneinstieg wieder Selbstvertrauen zu tanken. Dies gilt umso mehr, seit mit Irina Mikitenko die stärkste Konkurrentin abgesagt hat. Der Kampf um die Plätze könnte auch ohne schnelle Zeiten spannend werden.
5000m
Sabrina Mockenhaupt gegen Irina Mikitenko, dieses Duell skizzierte sich klar auf den 5.000 Metern auf die Laufbahn, doch dann sagte die routinierte Frankfurterin wegen einer Wadenverletzung, die sie sich beim Europacup in Florenz geholt hatte, ab. Die kleine Siegerländerin tritt nun als Titelverteidigerin an und wird im Alleingang versuchen, ein Zeichen zu setzen. Schließlich will sie zur WM nach Paris.
100m Hürden
"Es wird ein heißer Kampf", sagt Bundestrainer Rüdiger Harksen. Die favorisierte Europacup-Starterin Juliane Sprenger muss sich der Mannheimerin Nadine Hentschke erwehren, die nicht nur in der Hallensaison schon ihre Ansprüche anmeldete. Titelverteidigerin Kirsten Bolm ist wegen anhaltender Achillessehnenprobleme zur Zuschauerin degradiert. "Sie ist der Belastung im Hürdensprint noch nicht gewachsen", berichtet Rüdiger Harksen.
400m Hürden
Nachdem ihr zu Saisonbeginn die Sindelfingerin Stephanie Kampf zweimal die Show stahl, tritt Vize-Europameisterin Heike Meißner nun als Favoritin an. Ihre 55,22 Sekunden von Florenz sprechen eine klare Sprache, allerdings plagte sie zuletzt eine Erkältung. Ulrike Urbansky fällt aufgrund einer Bänderdehnung aus und muss damit ihre Medaillenansprüche begraben.
3000m Hindernis
Die deutsche Rekordhalterin Melanie Schulz musste die Saison beenden, ehe sie überhaupt richtig begonnen hatte. Somit trägt die Europacup-Vertreterin Katrin Engelen die Last der Favoritin. Im vergangenen Jahr war sie hinter Melanie Schulz Zweite. Doch man sollte die Rechnung nicht ohne Tina Tremmel aufmachen!
5000m Gehen
"Ich bin gut drauf und will schnell sein", sagt Melanie Seeger, "das wäre mein dritter Meisterschaftstitel in diesem Jahr, das habe ich vorher noch nie geschafft." Die Potsdamerin, die ihre Bestzeit von 21:08 Minuten angreifen will, warnt allerdings: "Sabine Zimmer ist eine starke Konkurrentin." Auf dieses Duell der beiden potenziellen WM-Starterinnen läuft alles hinaus.
Hochsprung
Der Auftritt im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF in Mainz ist nach dem Wettkampf bei den Titelkämpfen in Ulm bereits fest gebucht. Also alles vorprogrammiert auf einen Sieg der frischgebackenen Zwei-Meter-Springerin Daniela Rath, die sagt:"Ich will meinen ersten deutschen Meistertitel haben, die Höhe ist sekundär." Für die Konkurrentinnen scheinen die Trauben in der Tat recht hoch zu hängen. Elena Herzenberg gilt zumindest national als gute Meisterschaftsspringerin, reist aber mit einer Saisonbestleistung von nur 1,90 Metern an. Katja Schötz hatte nach ihrem Satz vor heimischer Cottbuser Kulisse über 1,91 Meter einen Durchhänger. Um Anschluss kämpfen Melanie Skotnik, die ihre Winterform noch nicht wieder gefunden hat, und Kathryn Holinski, deren Start wegen Fußproblemen fraglich ist. Über 1,90 Meter hat sich in diesem Jahr auch schon Sophia Sagonas geschwungen. Damit ist klar: zumindest im Kampf um den Vize-Titel wird es spannend!
Stabhochsprung
Annika Becker bot vor einem Jahr in Wattenscheid mit ihrem Europarekord von 4,77 Metern den Stoff für die Headlines. Das würde sie gerne in diesem Jahr wiederholen. In Dortmund zeigte sie Steigerungspotenzial, in Florenz starke Nerven. Aber auch Yvonne Buschbaum war nicht tatenlos. Mit ihrem Sprung über 4,61 Meter übernahm sie nämlich vor wenigen Tagen in Hof die Führung in der deutschen Jahresbestenliste. Zudem ist sie die Lokalmatadorin, kennt Ulm wie ihre Westentasche. Das motiviert! Die Mainzerin Carolin Hingst lauert dahinter auf ihre Chance.
Weitsprung
Ohne Heike Drechsler (Achillsehnenreizung) und Sofia Schulte (Zerrung) ist die dritte verbleibende EM-Teilnehmerin von München, Bianca Kappler, die klare Favoritin. In Florenz hatte die Rehlingerin, die in diesem Jahr schon 6,69 Meter weit gesprungen ist, aber auch einen Durchhänger. Mit dem Youngster Sophie Krauel, die sich auf die Jugend-Meisterschaften in Fulda konzentriert, fehlt aber jene Gegnerin, die ihr den Titel streitig machen könnte.
Dreisprung
Der Frauen-Dreisprung lässt auf deutschem Boden weiter die internationale Klasse vermissen. Das zeigte sich auch beim Europacup in Florenz, wo Katja Umlauf mit 13,02 Metern abstürzte. In Ulm sollte man vor allem Katja Demut beachten. Immer noch zur deutschen Spitze zählt auch die im Winter im Bob sitzende Nicole Herschmann. Henny Gastel hatte sich im Vorjahr durchgesetzt, muss aber für einen erneuten Sieg mehr zeigen als bislang in diesem Sommer.
Kugelstoßen
Europacup-Siegerin Astrid Kumbernuss ist wieder eine Klasse für sich und kann sich eigentlich nur selbst schlagen. Im Kampf um Platz zwei möchte die Schwerinerin Nadine Beckel Vize-Weltmeisterin Nadine Kleinert etwas kitzeln: "Ich will sie zu einer höheren Leistung treiben."
Diskuswerfen
Auch Ex-Weltmeisterin Franka Dietzsch zählt zu jenen Top-Athleten, die in den ersten Wochen der Saison Licht und Schatten zeigten. Zuletzt war es in Trikala wieder sehr viel Licht bei der Neubrandenburgerin, die dort 65,47 Meter erzielte und deshalb in Ulm als Alleinunterhalterin in den Ring tritt. Die junge Vorjahressiegerin Jana Tucholke muss hart um Silber kämpfen.
Hammerwurf
Bundestrainer Michael Deyhle wird mit Argusaugen verfolgen, was seine Athletinnen so anzubieten haben. "Diejenige mit den stärksten Nerven wird gewinnen", weiß Andrea Bunjes, die sich mit einer Platzierung unter den ersten Drei für die WM in Paris empfehlen will. Auf Frankreich-Kurs liegen auch Susanne Keil, Top-Favoritin in Ulm, und die erst 19-jährige Betty Heidler, die beide als erste DLV-Athletinnen die 70-Meter-Marke in diesem Sommer übertrafen. Große Weiten könnte es auch am Samstag wieder geben!
Speerwurf
Steffi Nerius weiß, was sie kann und dass sie es kann. Gefahr, wie im letzten Jahr von der diesmal verletzten Dörthe Friedrich, überrascht zu werden, läuft sie nicht. Sogar die Zweite der DLV-Jahresbestenliste, Jana Woytkowska, fällt aus. Also, ein Solo für Steffi. Oder? Sechs Mal holte sie schon Silber bei den nationalen Titelkämpfen. Erst einmal (2001) reichte es zu Gold. Doch dieses Jahr dürfte ihrem zweiten Sieg nichts im Wege stehen: "Ich bin gespannt, wer mir da Konkurrenz machen will." Trotzdem bezeichnet sie die Meisterschaft als den "schwierigsten Wettkampf des Jahres."
Staffeln
Die LG Olympia Dortmund wird auch ohne Sina Schielke die 4x100 Meter bestimmen. Der TV Wattenscheid 01 hat mit der LG Weserbergland die besten Chancen auf die Plätze, nachdem die Staffel der MTG Mannheim wegen einer Verletzung von Johanna Kedzierski geplatzt ist. Der SC Magdeburg hat über 4x400 Meter mit Grit Breuer alle Trümpfe in der Hand, wenn trotz des Ausfalls von Ulrike Urbansky eine Staffel zustande kommt. Der TSV Bayer 04 Leverkusen und die LG Nike Berlin warten auf ihre Chance.
Alle Infos zu Ulm
Alle wichtigen Infos zu den Deutschen Meisterschaften in Ulm am kommenden Wochenende, 28. und 29. Juni, finden Sie auf leichtathletik.de! Besuchen Sie einfach unsere Microsite im Bereich "Top-Events", dort finden Sie auch die Meldelisten der Veranstaltung und den Zeitplan. Aktuell halten wir Sie am Samstag und Sonntag ab 14 Uhr auf über unseren Live-Ticker auf dem laufenden. Zur Microsite mit allen Infos...