| Hallen-DM

Die große Vorschau auf die Wettbewerbe der Männer

Es ist der Höhepunkt der nationalen Hallensaison. Die Crème de la Crème der deutschen Leichtathletik trifft sich am kommenden Wochenende in der Karlsruher Messehalle zum Kräftemessen. Gesucht werden Deutschlands beste Leichtathleten.
Alexandra Neuhaus

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60 Meter

Diese Entscheidung könnte der Höhepunkt der Meisterschaften werden. Die Winzigkeit von drei Hundertstel trennt Vorjahressieger Christian Blum nur vom deutschen Hallenrekord, der seit 1988 bei 6,53 Sekunden liegt. Der Wattenscheider, der derzeit so schnell ist wie schon seit sechs Jahren nicht mehr, ist indes nicht der einzige deutsche Sprinter, dem ein Vorstoß in derartige Regionen zuzutrauen ist. Zur Erinnerung: Bereits im Vorjahr schnupperte der Berliner Lucas Jakubczyk mit 6,56 Sekunden am Sprintrekord. Auch der deutsche Freiluft-Rekordler Julian Reus (TV Wattenscheid 01) ist ein Kandidat für schnelle Zeiten und den Titel. Alle drei konnten sich bereits für die Hallen-Europameisterschaften in Prag (Tschechische Republik; 5. Bis 8. März) empfehlen. Ein Kandidat, der in Karlsruhe die letzte Chance nutzen will, um noch die EM-Norm von 6,66 Sekunden zu knacken, ist der Mannheimer Patrick Domogala. Dem U23-EM-Teilnehmer fehlte bislang lediglich eine Hundertstel.

Titelverteidiger:

Christian Blum (TV Wattenscheid 01; 6,61 sec)

200 Meter

Der junge Mannheimer Patrick Domogala schraubte seine Bestzeit Anfang Februar auf 20,94 Sekunden - wohlgemerkt bei den Süddeutschen Hallenmeisterschaften in Karlsruhe, die als Generalprobe auf die Hallen-DM galten. Unter den gemeldeten Teilnehmern reist der 21-Jährige mit der schnellsten Zeit an, da der Jahresschnellste Julian Reus auf die längere Sprintdistanz verzichtet. Lucas Jakubczyk hat dagegen angekündigt, sich auch vermehrt über 200 Meter zu zeigen. Abzuwarten bleibt, wie der Vorjahressieger Robin Erewa sich schlägt. Der Wattenscheider ist als guter Kurvenläufer bekannt, entschied sich aber nach einer durchwachsenen Vorbereitung erst kurzfristig überhaupt für eine abgespeckte Hallensaison. Im letzten Jahr konnte er überraschen, als er sich kontinuierlich im Verlauf der Meisterschaften steigerte.

Titelverteidiger:

Robin Erewa (TV Wattenscheid 01; 20,56 sec)

400 Meter

Der Titelverteidiger arbeitet hart für sein Comeback. Eric Krüger, der den vergangenen Sommer aufgrund anhaltender Achillessehenprobleme komplett verpasst hatte, hat sich den nötigen Hallen-DM-Feinschliff im Trainingslager in Spanien geholt. Nur dank einer Sonderstartgenehmigung kann der 26-Jährige in Karlsruhe überhaupt aus den Blöcken kommen, denn: Eine 400-Meter-Hallenzeit hat er in diesem Winter noch nicht zu Buche stehen. Doch es könnten sich auch noch ganz andere Namen in den Vordergrund spielen. Etwa der Hannoveraner Alexander Gladitz, der sich in diesem Jahr schon auf 47,38 Sekunden steigern konnte. Oder aber die EM-Sechsten mit der Staffel Miguel Rigau (LT DSHS Köln) und David Gollnow (LG Stadtwerke München). Dass Freiluft-Meister Kamghe Gaba (LG Stadtwerke München) indes nicht unterm Hallendach in Aktion tritt, ist bereits gute Tradition. Für den Über-1,90-Meter-Mann ist der Kurvenradius in der Halle schlicht zu eng.

Titelverteidiger:

Eric Krüger (SC Magdeburg; 46,92 sec)

800 Meter

Robin Schembera ist wieder im Aufwind. Der mehrfache Deutsche Meister ist in diesem Winter so schnell wie seit 2011 nicht mehr. Nur ganz knapp verpasste der Leverkusener bislang die Norm für die Hallen-EM. Gut möglich, dass er daher versuchen wird, in Karlsruhe das Rennen zu schnell machen, um sich abschließend für einen Start in Prag zu empfehlen. Genügend andere schnelle Läufer sind auf jeden Fall gemeldet. Da ist zum einen der wiedererstarkte Sebastian Keiner (Erfurter LAC), der nach vier Jahren erstmals wieder über 800 Meter eine Hallensaison bestreitet. Da sind aber auch die beiden Braunschweiger Sören Ludolph und Titelverteidiger Andreas Lange, die sich am Wochenende in Neubrandenburg Gold in der Staffel über 3x1.000 Meter holten.

Titelverteidiger:

Andreas Lange (LG Braunschweig; 1:51,85 min)

1.500 Meter

Gold geht nur über Homiyu Tesfaye. Zu übermächtig wirkt der WM-Fünfte spätestens nach seinem Rekordlauf am Wochenende in Wien, wo er den deutschen Hallenrekord über seine Spezialstrecke auf 3:35,71 Minuten schraubte. Schneller war in der Welt bislang niemand in diesem Winter. Dass der gebürtige Äthiopier, der seit 2013 für Deutschland startberechtigt ist, am Wochenende auch in der Messehalle einen Turbo auspackt, ist unwahrscheinlich. Viel wahrscheinlicher ist ein taktisches Rennen, in dem es Tesfaye vor allem um die Verteidigung seines Titels gehen wird. Gefährlich kann dem Frankfurter vor allem EM-Teilnehmer Florian Orth werden. Der Regensburger hat genau wie Tesfaye die Norm für die Hallen-EM bereits in der Tasche, hat aber bereits vor einigen Wochen angekündigt, sich in Prag auf die längere Distanz, die 3.000 Meter, konzentrieren zu wollen.

Titelverteidiger:

Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt; 3:47,28 min)

3.000 Meter

Dieses Rennen verspricht jede Menge Spannung. Team-EM-Gewinner Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen) hat die Chance, sich nach seinem Freiluft-Titel im Vorjahr seine erste Goldmedaille unterm Hallendach zu erlaufen. Doch: Sollte Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) seine Startkarte auch über 3.000 Meter ziehen, so ist der 25-Jährige eine harte Konkurrenz. Vor allem, wenn die Entscheidung in einem von Taktik geprägten Rennen auf den letzten Metern fällt, dürfte Orth höher als Ringer einzuschätzen sein, kommt er doch von den kürzeren Distanzen. Der dritte Läufer im Feld, der die Norm des DLV für die Hallen-EM bereits knacken konnte, ist Clemens Bleistein (LG Stadtwerke München), der genau wie Orth aber auch auf der Meldeliste über 1.500 Meter steht. Seine Chance, sich mit den drei anderen deutschen Hallen-EM-Normerfüllern zu messen, muss indes der Berliner Fabian Clarkson verstreichen lassen. Zu viel Aufwand wäre die Reise von seinem Studium-Ort USA nach Karlsruhe. Ebenfalls nicht gemeldet hat Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt). Der Titelverteidiger konzentriert sich ganz auf die 1.500 Meter.

Titelverteidiger:

Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt; 7:58,09 min)

60 Meter Hürden

Macht Erik Balnuweit den Hattrick perfekt? Der Leipziger kann zum dritten Mal in Serie Hallen-DM-Gold abräumen. Stabil und aufgeräumt präsentiert sich der Sechste der Hallen-WM in diesem Winter. Bei fünf seiner sieben Starts blieb er bislang unter der vom DLV geforderten Hallen-EM-Norm von 7,68 Sekunden – als bislang einziger deutscher Hürdensprinter in diesem Winter. Kommt Balnuweit unfallfrei durch den Hürdenwald, dürfte er von niemandem zu stoppen sein. Dann heißt die Frage einzig: Bleibt der 26-Jährige erstmals in diesem Winter unter 7,60 Sekunden? Als Formtest vor der Hallen-EM nutzen die Top-Zehnkämpfer des letzten Sommers Kai Kazmirek (LG Rhein-Sieg) und Arthur Abele (SSV Ulm 1846) die Meisterschaften.

Titelverteidiger:

Erik Balnuweit (LAZ Leipzig; 7,60 sec)

Hochsprung

Der Hochsprung der Männer ist vermutlich die Disziplin mit den meisten Verletzungssorgen der deutschen Leichtathletik. Der Dritte der WM von 2009, Raúl Spank (LG Nord Berlin), musste sich am Mittwoch am Daumen operieren lassen und kann daher bei der Hallen-DM nur zuschauen. Sein Blick ging aber nach diversen Verletzungen schon vor diesem erneuten Rückschlag eher Richtung Sommer. Titelverteidiger Martin Günther (LG Eintracht Frankfurt) hatte nach überstandener Herzbeutel-Entzündung mit übersprungenen 2,23 Metern gut in die Saison hineingefunden, wurde dann aber von Wadenproblemen ausgebremst. Leverkusens Mateusz Przybylko war mit 2,23 Metern verheißungsvoll ins Jahr gestartet, konnte seitdem aber nicht mehr zulegen. Aber: Der 22-Jährige hat bereits im vergangenen Jahr bei der Hallen-DM in Leipzig gezeigt, dass er sich von einer Meisterschaft pushen lassen kann, als er als Zweitplatzierter mit 2,24 Metern neue Bestleistung sprang. Vielleicht sorgt auch einer der jungen Wilden für eine Überraschung und wächst unter Titelkampf-Bedingungen über sich hinaus. Mit im Feld ist auch U20-Europameister Tobias Potye (LG Stadtwerke München).

Titelverteidiger:

Martin Günther (LG Eintracht Frankfurt; 2,28 m)

Stabhochsprung

Bei allen Fragezeichen, die um diese Entscheidung wabern, steht zumindest eine Sache fest: Es wird ein Athlet Deutscher Hallenmeister werden, der noch nie unterm Hallendach triumphieren konnte. Der amtierende Hallenmeister Malte Mohr (TV Wattenscheid 01) musste die Hallensaison nach einem Muskelfaserriss in der Wade absagen, bevor sie überhaupt für ihn begonnen hatte, und der Olympia-Zweite Björn Otto (ASV Köln) ist nach Achillessehnenproblemen noch nicht wieder fit genug für Wettkämpfe. Nach seiner Hallen-EM-Form sucht indes Weltmeister Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken), der nach Rückenbeschwerden den kompletten letzten Sommer verpasst hat. Vielleicht klappt in Karlsruhe der Befreiungsschlag. Pünktlich zum Saisonhöhepunkt fit geworden ist dagegen Freiluft-Sieger Tobias Scherbarth. Der Leverkusener ist nach dem Erfüllen der EM-Norm bereit für weitere Höhenflüge. Für die ganz große Überraschung könnte Shooting-Star Carlo Paech sorgen. Der Leverkusener, der seine Stabhochsprung-Karriere aufgrund mentaler Probleme im letzten Jahr schon abgeschrieben hatte, schwang sich bei seinem Comeback direkt über die Hallen-EM-Norm von 5,65 Metern. Ein Kunststück, das er gerne auch in Karlsruhe wiederholen würde.

Titelverteidiger:

Malte Mohr (TV Wattenscheid 01; 5,84 m)

Weitsprung

Merken Sie sich den Namen Max Heß. Der erst 18 Jahre alte Chemnitzer könnte zu einem der strahlenden Gesichter dieser Hallenmeisterschaften werden, hat er in diesem Winter doch schon für gewaltig Furore gesorgt. Mitte Januar verbesserte das Sprungtalent bei den sächsischen Hallenmeisterschaften in Chemnitz den deutschen U20-Hallenrekord von Frank Wartenberg um zwei Zentimeter auf 8,03 Meter und löschte so 41 Jahre Weitsprung-Geschichte aus. Ganz nebenbei schaffte er so auch die Norm für die Hallen-EM – die er eigentlich am liebsten im Dreisprung geknackt hätte, denn sein Herz hängt an der zweiten vertikalen Sprungdisziplin der Leichtathletik. Außer Heß ist bislang nur Lokalmatador Julian Howard in diesem Winter über acht Meter gesprungen und führt mit einem Zentimeter mehr als Heß die DLV-Bestenliste an. Dass der Karlsruher vor heimischem Publikum seinen Vorjahrestitel verteidigen will, ist keine Frage. Die Frage ist vielmehr: Wird es die erwartete Zentimeterschlacht? Berechtigte Medaillenhoffnungen können sich auch die Zehnkämpfer Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) und Artur Abele (SSV Ulm 1846) machen, sowie Acht-Meter-Springer Alyn Camara (TSV Bayer 04 Leverkusen), der nach einer Verletzungspause um Anschluss kämpft.

Titelverteidiger:

Julian Howard (LG Region Karlsruhe; 7,98 m)

Dreisprung

Realistisch betrachtet führt der Titel nur über Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz). Deutschlands große Nachwuchshoffnung in den Sprungdisziplinen hat sich in diesem Winter einfach als zu übermächtig präsentiert, als dass ein anderer Dreispringer ihn ernsthaft gefährden könnte. Den letzten Feinschliff für den Angriff auf die ersehnte Norm für die Hallen-EM hat sich der Zweite der U20-WM in den letzten Wochen noch im Trainingslager auf Teneriffa (Spanien) geholt. Knapp zwanzig Zentimeter fehlen ihm noch zur Erfüllung der Quali-Weite für Prag (16,55 m). Der einzige andere Deutsche, der in diesem Winter schon in Heß-Bereiche vorgedrungen ist, ist der Regensburger Manuel Ziegler. Der Freiluft-Meister befindet sich aber derzeit aufgrund seines Studiums in den USA.

Titelverteidiger:

Andreas Pohle (ASV Erfurt; 16,42 m)

Kugelstoßen

Der Weltmeister kommt. David Storl, in den vergangenen Jahren das Nonplusultra der nationalen und internationalen Kugelstoß-Szene, gibt sein Comeback pünktlich zu den Deutschen Hallenmeisterschaften. Der Neu-Leipziger, der im Herbst nach erfolgreicher Titelverteidigung bei der EM in Zürich (Schweiz) eine längst nötige Knieoperation durchführen ließ, hat in diesem Winter bislang auf Starts verzichtet und sich ganz auf die Reha konzentriert. „Ich schicke ihn nur in den Ring, wenn er hundertprozentig fit ist“, hatte sein Trainer Sven Lang immer wieder betont. Was zwischen den Zeilen schwingt: Storl wird nicht nur nach Karlsruhe kommen, um seinen vierten Hallentitel zu holen. 21 Meter sind das Ziel des 24-Jährigen, schließlich will er sich in Karlsruhe für die Hallen-EM in Prag in Position bringen. Zwei Deutsche, die sich in diesem Winter schon für Prag empfohlen haben, sind Christian Jagusch (SC Neubrandenburg) und Tobias Dahm (VfL Sindelfingen). Gegen die Übermacht eines David Storl werden sie aber wenig ausrichten können.

Titelverteidiger:

David Storl (SC DHfK Leipzig; 21,22 m)

4x200 Meter

Was der FC Bayern München im Fußball ist, das ist der TV Wattenscheid über 4x200 Meter. Zwölf deutsche Hallentitel konnte der Verein in unterschiedlichen Besetzungen zwischen 1995 und 2014 ersprinten. Rekordverdächtig! Die Krönung: der deutsche Rekord von 1:23,51 Minuten bei den letztjährigen Deutschen Hallenmeisterschaften. Und auch in diesem Jahr sehen die Chancen wieder goldig für die Westfalen aus, reisen sie doch gleich mit zwei Mannschaften an der Spitze der aktuellen Bestenliste nach Karlsruhe.

Titelverteidiger:

TV Wattenscheid 01 (1:23,51 min)

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Die Hallen-DM in Karlsruhe
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