Die große Wattenscheid-Vorschau - Männer
Die nationalen Titelkämpfe stehen vor der Tür. Wer wird am Wochenende (16./17. Juni) im Lohrheidestadion in Wattenscheid zum Deutschen Meister gekürt? leichtathletik.de hat die einzelnen Disziplinen unter die Lupe genommen und gibt einen Ausblick auf die Männer-Wettkämpfe.
100 MeterEs steht ein spannendes Finale bevor! Eine Handvoll Sprinter ist in dieser Saison schon gute Zeiten gelaufen. Traf die DLV-Elite aufeinander, gab es unterschiedliche Sieger. Die Wattenscheider Julian Reus, Alexander Kosenkow und Christian Blum sind unter regulären Bedingungen schon unter 10,30 Sekunden geblieben. Lucas Jakubczyk (SCC Berlin) war windunterstützt schon deutlich schneller (10,17 sec). Am Ende könnten die besten Nerven entscheiden - und damit ist auch Vorjahressieger Tobias Unger (VfB Stuttgart) ein Titelkandidat.
200 Meter
Aleixo-Platini Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen) ist in diesem Jahr in den Vordergrund gesprintet. Schon in der Halle hat er sich den Titel über die lange Sprintstrecke gesichert. Unter freiem Himmel hat er sogar schon die Olympia-Norm geknackt und sich bei idealen äußeren Bedingungen auf 20,33 Sekunden gesteigert. Aber die Konkurrenz schläft nicht: Vier weitere DLV-Sprinter sind in diesem Sommer schon unter 20,70 Sekunden geblieben und haben damit die EM-Norm in der Tasche. Richtung Helsinki steht also ein Ausscheidungsrennen bevor.
400 Meter
Im vergangenen Sommer ist Thomas Schneider (Dresdner SC 1898) mit einer Top-Zeit in die Saison gestartet und dann immer langsamer geworden. In diesem Jahr macht es der 23-Jährige umgekehrt: Er wird immer schneller und ist bei 46,19 Sekunden angekommen. Die EM-Norm (46,05 sec) soll in Wattenscheid fallen. Eric Krüger (SC Magdeburg; 45,97 sec) hat diese Zeit schon unterboten. Mit Jonas Plass (Asics-Team Wendelstein) und Kamghe Gaba (LG Stadtwerke München) ist das Favoriten-Quartett komplett und möglicherweise auch die Staffel für London?
800 Meter
Mit 1:44,80 Sekunden ist Sören Ludolph in Hengelo (Niederlande) so schnell gewesen wie seit acht Jahren kein deutscher Läufer mehr über 800 Meter. Es spricht nichts dagegen, dass der Athlet der LG Braunschweig in Wattenscheid wieder vorne ist - es wäre der Titel-Hattrick. Etwas dagegen haben dürfte der Leverkusener Robin Schembera, der in diesem Jahr aber mit Verletzungsproblemen kämpft und noch keine Zeit stehen hat.
1.500 Meter
Die Olympia-Norm (3:35,50 min) hat Carsten Schlangen (LG Nord Berlin) bisher vergeblich gejagt. Dass diese Zeit bei der DM fällt, glaubt er nicht - es wird wohl um den Titel und nicht um die Zeit gehen. Freiluft-Meisterschaft Nummer sechs will der 31-Jährige seiner Sammlung hinzufügen. Achten muss er auf Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) und Tesfaye Heyi Homiyu (LG Eintracht Frankfurt), letzterer hat Carsten Schlangen in einer Spurtentscheidung in der Halle den Sieg weggeschnappt.
5.000 Meter
Arne Gabius macht da weiter, wo er in der Halle aufgehört hat: Mit klaren Bestzeiten. Seine Ankündigung, die Olympia-Norm zu erfüllen, hat der Tübinger wahr gemacht. Den deutschen Meistertitel hat er "abonniert": Zum sechsten Mal infolge könnte es diesmal klappen. Die Konkurrenz hat allerdings auch Fortschritte gemacht. Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) ist nach Verletzungssorgen stark wie nie und hat in diesem Jahr schon die EM-Norm geknackt sowie den deutschen Meistertitel über 10.000 Meter geholt.
110 Meter Hürden
Dieser Wettbewerb ist immer ein Garant für Spannung: Wer kommt ohne zu straucheln durch? Wer behält die Nerven? Wer erwischt den besten Start? In den letzten drei Jahren war das immer Matthias Bühler (LG Offenburg). Auf dem gleich starken Niveau sind in diesem Jahr aber auch Alexander John (LAZ Leipzig) und Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen), die auch schon die Olympia-Norm (13,49 sec) in der Tasche haben. Knacken wollen diese Zeit noch Erik Balnuweit (LAZ Leipzig) und Helge Schwarzer (Hamburger SV).
400 Meter Hürden
Die jungen deutschen Langhürdler sind stark wie seit Jahren nicht mehr. Silvio Schirrmeister (LAC Erdgas Chemnitz) ist schon auf dem Weg nach London und mit seinem Rennen in Regensburg (49,21 sec) in die Favoritenrolle gelaufen. Dahinter lauern Titelverteidiger David Gollnow (LG Stadtwerke München; 49,69 sec) und der Vorjahreszweite Tobias Giehl (LG Würm-Athletik; 49,75 sec). Georg Fleischhauer (Dresdner SC 1898) will nach seinem verspäteten Saisonstart die deutsche Spitze zurückerobern. Im Finale könnten sich die Jungs gegenseitig zur Olympia-Norm treiben, "nebenbei" geht es auch noch um die drei EM-Startplätze.
3.000 Meter Hindernis
Ein neuer Meister wird gesucht! Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/Kieler TB) sucht man in der Meldeliste vergeblich. Der Sieger der vergangenen beiden Jahre will sich über 1.500 Meter versuchen und dort etwas für die Tempohärte tun. Damit dürfte es auf einen Zweikampf zwischen Benedikt Karus (LG Badenova Nordschwarzwald) und dem Bamberger Felix Hentschel hinauslaufen, die sich schon in Dessau ein Duell lieferten, dort mit dem besseren Ende für Benedikt Karus.
Hochsprung
Es läuft noch nicht für Raul Spank. Zuletzt machten der Sprungfuß und die Achillessehne Probleme. Auch für die EM-Norm (2,28 m) hat es noch nicht gereicht. Aber der Dresdner ist ein Kämpfer und bei Deutschen Meisterschaften ist mit ihm immer zu rechnen. Vereinskamerad Matthias Haverney und Eike Onnen (LG Hannover) haben schon ähnliche Höhen um 2,25 Meter angeboten. Auf dem Weg zurück ist Martin Günther (LG Eintracht Frankfurt), der nach überstandenem Achillessehnenriss wieder ins internationale Geschäft will.
Stabhochsprung
In der Halle bekamen die Zuschauer einen hochkarätigen Wettkampf zu sehen - 5,92 Meter waren für den Sieg nötig. In Wattenscheid sind die Vorzeichen ähnlich. Malte Mohr will vor heimischem Publikum den Titel-Hattrick perfekt machen. Björn Otto (LAV Bayer/Uerdingen Dormagen) wird genauso motiviert an den Start gehen: Für ihn geht es um den ersten deutschen Meistertitel seiner Karriere unter freiem Himmel. In Lauerstellung sind Teamkollege Karsten Dilla und Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken).
Weitsprung
Das Duell der Europameister geht in die nächste Runde: Christian Reif (ABC Ludwighafen) hat auf nationaler Ebene gegenüber dem Hamburger Sebastian Bayer etwas aufzuholen: Zwei Freiluft-Titel sind auf dem Konto des deutschen Jahresbesten, Sebastian Bayer hat schon vier gesammelt. Alyn Camara (TSV Bayer 04 Leverkusen) hat schon bewiesen, dass er in die Weitenbereiche der beiden Favoriten vordringen kann.
Dreisprung
Neue Teilnahme-Bestimmungen könnten einen neuen Meister bringen: Randy Lewis (TSV Bayer 04 Leverkusen) darf bei der DM antreten, obwohl er eigentlich für Grenada startet. Diese Voraussetzungen sind erfüllt: Er ist mindestens ein Jahr lang nicht mehr international für sein Heimatland gestartet und wohnt seit mehr als einem Jahr in Deutschland. Seriensieger Andreas Pohle (ASV Erfurt) hat also einen Herausforderer mehr. Die Meldeliste führt übrigens - wie schon in der Halle - Hochsprungspezialist Raul Spank an. Er kündigte aber seinen Verzicht an.
Kugelstoßen
David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) hat sich als Nummer eins im DLV etabliert. Der Weltmeister will dem Publikum eine gute Show bieten - größter Gegner wird wohl die 21-Meter-Marke sein. Dahinter wird es spannend: Marco Schmidt (VfL Sindelfingen) und Candy Bauer (LV 90 Erzgebirge) wollen noch zur EM. Die B-Norm (20,00 m) könnte immerhin einen der beiden nach Helsinki bringen. Dort hofft Ralf Bartels (SC Neubrandenburg) nach einer Knieoperation noch auf den Olympia-Zug aufspringen zu können. Die DM kommt für ihn zu früh.
Diskuswerfen
Wie weit kann Robert Harting nach seiner leichten Bauchmuskelzerrung schon wieder werfen? Diese Frage steht im Mittelpunkt des Wettbewerbs. Zweimal hat der Berliner den Diskus in diesem Sommer schon über 70 Meter weit geworfen. Interessant wird der Kampf ums Treppchen: Mit Markus Münch (LG Wedel/Pinneberg), Martin Wierig (SC Magdeburg) und Daniel Jasinski (TV Wattenscheid) haben schon drei weitere DLV-Athleten die EM-Norm (64,00 m) geknackt, nur zwei von ihnen dürfen mit nach Helsinki.
Hammerwerfen
Sieben verflixte Zentimeter fehlen Markus Esser (TSV Bayer 04 Leverkusen) noch zur Olympia-Norm (78,00 m). Die Deutschen Meisterschaften sind eine perfekte Gelegenheit diese Marke zu übertreffen. Allzu viel Druck von der Konkurrenz ist nicht zu erwarten. Mit Alexander Ziegler (LG Staufen) reist der stärkste Gegner aus den USA an. Dort hat er sich auf 75,78 Meter gesteigert.
Speerwurf
Weltmeister Matthias de Zordo (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken) und der WM-Achte Mark Frank (1. LAV Rostock) beißen sich an der Olympia-Norm (82,00 m) bisher die Zähne aus. Bei beiden läuft es noch nicht rund - auch wegen Verletzungsproblemen. Einzig der Leipziger Tino Häber kann schon für London (Großbritannien) planen. Matthias de Zordo ist aber zuversichtlich, dass er sich steigern kann und bei Meisterschaften haut er erst recht gerne einen raus.
4x100 Meter
Der SCC Berlin fordert einmal mehr den TV Wattenscheid 01 heraus. Die Berliner haben sich in den Einzelzeiten verbessert. Im vergangenen Jahr schlugen sich die Wattenscheider selbst, indem sie einen Wechsel verpatzten und nicht ins Ziel kamen. In der Halle schlugen sie dann aber mit einem deutschen Rekord über 4x200 Meter zurück.
4x400 Meter
Die LG Stadtwerke München ist reif für den Titel. Mit Kamghe Gaba und Hürdenspezialist David Gollnow sind zwei deutsche Spitzenviertelmeiler im Team - die aber wahrscheinlich schon zwei Rennen in den Beinen haben werden. Zu rechnen ist auf dieser Strecke auf immer mit der LG Eintracht Frankfurt. Im vergangenen Jahr entschied eine Hundertstel über Sieg und Vizemeisterschaft - möge es diesmal wieder einen solch spannenden Abschluss der Meisterschaft geben.
Die große Wattenscheid-Vorschau - Frauen
Deutsche Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid (16./17. Juni): Tickets für das Highlight im Lohrheidestadion gibt es unter www.ticketmaster.de oder über die Hotline: 01805 - 969 0000 (€ 0,14/Min. aus dem dt. Festnetz / max. € 0,42/Min. aus dem dt. Mobilfunknetz). |
DM in Bochum-Wattenscheid