Die große Wattenscheid-Vorschau – Männer
Wer wird am Wochenende die Nase vorn haben und sich den Deutschen Meistertitel sichern? leichtathletik.de hat die einzelnen Disziplinen unter die Lupe genommen und für Sie einen Blick auf die Spitzenplatz-Anwärter geworfen. Lesen Sie die große Wattenscheid-Vorschau auf die Konkurrenzen bei den Männern.
Holt sich Tobias Unger auch den Sieg über 100 Meter? (Foto: Gantenberg)
100mKann sich der achtmalige Deutsche Meister Marc Blume (TV Wattenscheid 01), der zusammen mit Marius Broening (LAV asics Tübingen) die deutsche Bestenliste anführt, wieder über 100 Meter durchsetzen oder macht ihm der zehn Jahre jüngere Tübinger einen Strich durch die Rechnung? Aber auch viele andere Sprinter, angeführt von Tobias Unger (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg), Deutscher Hallenmeister über 60 Meter, und Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid 01) muss man auf der Rechnung haben.
200m
Wenn über 200 Meter alles glatt läuft, sollte es eigentlich nur um die Platzierungen ab dem zweiten Rang spannend werden, zu überragend scheint Tobias Unger (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) über diese Distanz zu sein. Die Olympiateilnehmer Till Helmke (TSV Friedberg-Fauerbach) und Sebastian Ernst (FC Schalke 04) werden sicher wieder ein Wörtchen mitreden wollen, wenn es um die Medaillen geht. Aber auch der junge Daniel Schnelting (LAZ Rhede) zeigte sich zuletzt in bestechender Form.
400m
Im Abstinenz des verletzten Europameisters Ingo Schultz (TSV Bayer 04 Leverkusen) lastet der Favoritendruck nun auf Simon Kirch, der vor zwei Wochen beim Europacup in Florenz als Zweiter die Nervenstärke bewies, mit der er in Wattenscheid nun nur schwer zu schlagen sein dürfte. Zur WM-Norm von 45,55 Sekunden fehlen ihm bislang noch drei Zehntel. Die Berliner Aufsteiger Florian Seitz und Ralf Rieser können ihre Ansprüche für die WM-Staffel ebenso unterstreichen wie Bastian Swillims (SC Magdeburg). Der Hallen-EM-Dritte Sebastian Gatzka (LAG Eintracht Frankfurt), der bei seinem Saisondebüt in Ulm weit unter seinen Möglichkeiten blieb, kündigt an: "In meinem zweiten Wettkampf in dieser Saison stehe ich nun mit einer deutlich besseren Vorbereitung im Startblock als noch in Ulm. Ich freue mich auf ein Wochenende mit hoffentlich gutem Wetter und schnellen Zeiten."
800m
Der Titel geht wohl nur über René Herms (LG asics Pirna), der zuletzt in Straßburg (Frankreich) mit 1:44,88 Minuten eine Spitzenzeit anbieten und den südafrikanischen Olympia-Zweiten Mbulaeni Mulaudzi schlagen konnte. Dahinter liegen alle Athleten nah beisammen. Vielleicht können die jungen Andreas Freimann (LC ThüringenGas Erfurt) und René Bauschinger (LAC Quelle Fürth/München/Würzburg) bei einem taktischen Rennverlauf auch für eine Überraschung sorgen und dem Pirnaer, der allerdings zuletzt ein Abonnement auf den Meistertitel hatte, nahe kommen.
1.500m
Der Berliner Franek Haschke nutzte in der bisherigen Saison wieder einmal die Verletzungsabstinenz vom Tübinger Wolfram Müller und dem Cottbuser Talent Toni Mohr, um sich die Pole Position in der deutschen Jahresbestenliste und auch den Europacup-Startplatz zu sichern. Diese gilt es nun auch im Lohrheidestadion zu verteidigen. Stärkster Gegner könnte der Erfurter Stephan Eberhardt sein, der aber sagt: "Ich denke nicht unbedingt an eine Revanche an Franek Haschke. Wir werden sehen, was ich drauf habe. Es wird mit Sicherheit ein taktisches Rennen." Die WM-Norm von 3:36,20 Minuten spielt damit keine Rolle.
5.000m
Der Weg zum Titel führt ausschließlich über Jan Fitschen, der die deutsche Jahresbestenliste klar anführt. Der Wattenscheider wird alles daran setzen, um wie vor drei Jahren an gleicher Heimstätte derjenige zu sein, der am schönsten jubelt. Er hat sich in diesem Sommer auch schon in Koblenz den 10.000-Meter-Titel gesichert und ist froh, dass er nach langen Verletzungssorgen wieder gut in Schuss ist. Alles andere als ein Sieg von Jan Fitschen wäre eine Überraschung. Titelverteidiger ist Oliver Dietz (LG Braunschweig).
110m Hürden
Thomas Blaschek führt die Deutsche Bestenliste über 110 Meter Hürden an und konnte zuletzt konstant Zeiten unter der WM-Norm von 13,55 Sekunden anbieten. Dem Leipziger am nächsten auf den Fersen ist der Älteste im Starterfeld, Mike Fenner (TV Wattenscheid 01), der sich in Mannheim, zwei Wochen vor den Deutschen Meisterschaften, auf 13,60 Sekunden steigern konnte und seine Fähigkeiten nach eigenen Angaben noch nicht voll ausschöpfte. Aber auch hier könnten mit Willi Mathiszik (LAZ Leipzig) und Kai Doskoczynski (LAC Quelle Fürth/München/Würzburg) zwei nachrückende Athleten für Aufruhr sorgen.
400m Hürden
Das Augenmerk liegt auf Christian Duma. Der Frankfurter Vorjahressieger steigerte beim Europacup seine Bestleistung auf 49,17 Sekunden und unterbot damit die WM-Norm von 49,20 Sekunden. Außer ihm blieb Thomas Goller (TuS Jena) dieses Jahr als einziger unter 50 Sekunden, er zeigte sich zuletzt beim Grand-Prix-II-Meeting in Prag aber nicht in bester Verfassung. Zum engeren Kreis des Athleten, die in die Medaillenränge laufen können, gehören neben dem Wattenscheider Henning Hackelbusch auch Andreas Wickert (TSV Rudow) und Christian Dumas Vereinskamerad Henning Kuschewitz.
3.000m Hindernis
Fast hatte Filmon Girmai (LAV asics Tübingen) das Unternehmen Normerfüllung schon aufgegeben, doch in Florenz beim Europacup gelang es ihm in 8:22,37 Minuten plötzlich doch. Stephan Hohl (TV 1880 Huchenfeld), der aber zuletzt Verletzungssorgen hatte, und Raphael Schäfer (LC asics Rehlingen) sind nach den bisherigen Saisonergebnissen am ehesten fähig, ihm folgen zu können.
10.000m Gehen
Es wird der Nachfolger des verletzten Vorzeigegehers Andreas Erm (SC Potsdam) gesucht. Damit tut sich für die Konkurrenz eine große Chance auf, die in der Hallensaison bereits der Erfurter Jan Albrecht nutzte. Im steckt aber ebenso wie dem Potsdamer Maik Berger der 20-Kilometer-Wettkampf vom letzten Wochenende in Dublin in den Beinen, die beiden sollten diese Vorbelastung aber kompensieren können. Der Olympia-Achte über 20 Kilometer, André Höhne (SCC Berlin), kämpfte zuletzt mit einer fiebrigen Erkältung und ist erst seit einer Woche wieder richtig im Training. Deshalb dämpft er die Erwartungen: "Die Karten sind gut gemischt. Ich werde den Wettkampf aus dem Training heraus bestreiten. Mein Anspruch ist natürlich der Titel, wäre aber unter den Vorzeichen auch mit einer Medaille zufrieden." Möglicherweise kann auch der Offenburger Michael Krause um die Treppchenplätze mitmarschieren.
Hochsprung
Roman Fricke durchlebte am Wochenende vor den Deutschen Meisterschaften ein Wechselbad der Gefühle. In Bühl – keinem WM-Testwettkampf – sprang der Leverkusener die geforderte Norm von 2,30 Meter, zwei Tage später in Langen – einem WM-Testwettkampf - blieb er mit 2,17 Meter unter seinen Möglichkeiten. Trotzdem geht er als Favorit in den Wettkampf und brennt darauf, seinen dritten Titel in Folge zu holen. Zu rechnen sein wird auch mit dem Mannheimer Stefan Häfner, der zuletzt 2,20 und 2,22 Meter anbot.
Stabhochsprung
Vize-Europameister Lars Börgeling (TSV Bayer 04 Leverkusen) und der frühere Hallen-Weltmeister Tim Lobinger (ASV Köln) haben ihre Tickets für die WM in Helsinki bereits sicher und sind somit über jeden Zweifel erhaben. Hochspannung verspricht die Frage, wer im Titelrennen noch auf sich aufmerksam machen kann und ob im Lohrheidestadion bei dem ein oder anderen, der zuletzt die WM-Norm von 5,75 Metern vergeblich ins Visier nahm, der Knoten Platz. Mit dem etwas angeschlagenen Titelverteidiger Danny Ecker, Richard Spiegelburg (beide TSV Bayer 04 Leverkusen) und Europacup-Starter Fabian Schulze (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) gibt es drei heiße Kandidaten dafür. Michael Stolle (Hamburger SV) kann überraschen, während es bei Björn Otto (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) zuletzt nicht so gut lief.
Weitsprung
Nils Winter (TSV Bayer 04 Leverkusen) geht mit der Last des Favoriten in den Weitsprung-Wettkampf. Mit der neuen persönlichen Bestleistung von 8,21 Meter überbot er in Bad Langensalza die WM-Norm von 8,20 Meter und müsste diese jetzt noch einmal bestätigen, um den letzten Zweifel an seiner WM-Nominierung auszuräumen. Peter Rapp (LAV asics Tübingen) und Oliver Koenig (LAZ Leipzig) haben mit jeweils genau 8,00 Meter in dieser Saison ihre Ansprüche auf einen Podestplatz angekündigt.
Dreisprung
Der wiedererstarkte Europacup-Sieger Charles Friedek (TSV Bayer 04 Leverkusen) führt die DLV-Jahresbestenliste mit fast einem Meter Vorsprung auf den Erfurter Thomas Moede und den Kölner Rudolf Helpling an. Aufgrund der Vorleistungen von 17,39 und 17,20 Meter in den letzten beiden Wettkämpfen ist der Vize-Europameister der glasklare Favorit.
Kugelstoßen
Läuft alles normal, ist der Titel Ralf Bartels (SC Neubrandenburg) wohl nicht mehr zu nehmen, zu dominierend war er in dieser Saison. Mit 21,36 Meter und der mehrfachen Normerfüllung reist der 27-Jährige zu den Deutschen Meisterschaften. Auch Detlef Bock (VfL Wolfsburg) hat die Norm von 20,50 Meter bereits zweimal erfüllt, kann sich einem Platz auf dem "Stockerl" aber nicht sicher sein. Ihm im Nacken lauern weitere Athleten um Andy Dittmar (LG Ohra Hörselgas) und Peter Sack (LAZ Leipzig) auf ihre Chance.
Diskuswerfen
Nach der Absage von Lars Riedel (LAC Erdgas Chemnitz), der sich von einem Infekt noch nicht wieder ausreichend erholt hat, läuft alles wohl auf einen Zweikampf zwischen dem Lokalmatador Michael Möllenbeck und dem starken jungen Berliner Robert Harting hinaus. Sie übertrafen bisher einmal, in Wiesbaden, die Norm von 65,00 Meter und werden deswegen sehr motiviert am Samstag in den Ring gehen.
Hammerwurf
Die Ausgangsposition ist klar. Der frischgebackene 80-Meter-Werfer Markus Esser (TSV Bayer 04 Leverkusen) ist in diesem Sommer der bislang stärkste deutsche Hammerwerfer. Deshalb erklärte er die Deutschen Meisterschaften auch zur "Schlacht der Schlachten". Ex-Weltmeister Karsten Kobs (Teutonia Dortmund) sitzt ihm im Nacken, während der Saarbrücker Holger Klose um die zweite Normerfüllung für die WM (78,65 m) wirft und mit einer entsprechenden Weite auch vorne ein Wort mitreden kann.
Speerwurf
Nach dem bisherigen Saisonverlauf gibt es zwei Favoriten. Europacup-Sieger Mark Frank (1. LAV Rostock) zeigte sich in seinen letzten vier Wettkämpfen jenseits der 80 Meter sehr stabil. Der Vorjahres-Zweite Christian Nicolay dürfte doppelt motiviert in den Wettkampf gehen. Zum einen ist es für den Wattenscheider das Heimspiel, zum anderem muss er noch die WM-Norm von 81,80 Metern bestätigen. "Ich bin Wattenscheider, deshalb ist mein Ziel ganz klar. Ich muss in Wattenscheid gewinnen. Deshalb gibt es für mich bei den Deutschen Meisterschaften kein Wenn und Aber", lautet seine klare und für Spannung sorgende Ansage. Außer diesen beiden haben in dieser Sommersaison nur der Stuttgarter Stefan Wenk und der Magdeburger Björn Lange schon einmal die 80 Meter überboten.
Staffeln
Der TV Wattenscheid 01 wird über 4x100 Meter vor heimischem Publikum alles daran setzen, seinen Erfolg aus dem Vorjahr zu wiederholen. Zwei junge Quartetts werden dahinter versuchen, es den Routiniers schwer zu machen. Der LAC Quelle Fürth/München/Würzburg geht mit Hürdensprinter Kai Doskoczynski und dem zuletzt stark aufkommenden Christian Blum an den Start. Für den TSV Friedberg-Fauerbach werden unter anderem Till Helmke und der schnelle A-Jugendliche Nils Müller versuchen, das Staffelholz möglichst schnell ins Ziel zu bringen. Till Helmke kündigt an: "Wir sind schon 40,86 Sekunden gelaufen. Jetzt haben wir viele Wechsel trainiert, so dass wir eigentlich noch Luft nach oben haben." Über 4x400 Meter ist die LG Eintracht Frankfurt ganz klar auf Sieg und erfolgreiche Titelverteidigung programmiert. Im letzten Jahr gewannen die Hessen mit über fünf Sekunden Vorsprung, deshalb können sie sich auch diesmal nur selbst bezwingen.
Alle Infos zu Wattenscheid
Alle wichtigen Infos zu den Deutschen Meisterschaften in Wattenscheid am kommenden Wochenende, 2. und 3. Juli, finden Sie auf leichtathletik.de! Besuchen Sie einfach unsere Microsite im Bereich "Top-Events", dort finden Sie auch die Meldelisten der Veranstaltung und den Zeitplan. Aktuell halten wir Sie am Samstag und Sonntag über unseren Live-Ticker auf dem laufenden.
Zur Microsite mit allen Infos...