Die große WM-Vorschau Frauen (1)
Der Countdown zur Weltmeisterschaft in Moskau (Russland) läuft. Am Samstag (10. August) fallen die ersten Startschüsse und spannende Entscheidungen stehen bevor. leichtathletik.de blickt mit einer vierteiligen Vorschau auf alle Disziplinen voraus und stellt die Chancen der deutschen Athleten vor.

100 Meter |
Shelly-Ann Fraser (Foto: Chai)
Die Damen sind schnell unterwegs in diesem Jahr: Zwölf Sprinterinnen sind schon unter elf Sekunden geblieben. Titelverteidigerin Shelly-Ann Fraser-Pryce (Jamaika) war bisher die Schnellste von ihnen mit 10,77 Sekunden beim letzten Test vor der WM in London (Großbritannien), allerdings im Vorlauf. Im Endlauf meldete dort die Nigerianerin Blessing Okagbare mit Landesrekord (10,79 sec) Titelambitionen an. Bei den US-Meisterschaften haben sich Newcomerinnen um English Gardener in den Vordergrund geschoben. Auf der Rechnung haben sollte man auch Titelverteidigerin Carmelita Jeter (USA), für die der Sommer bisher aber noch nicht ganz rund lief. Für Verena Sailer (MTG Mannheim) heißt es darauf zu hoffen, im Halbfinale ein Top-Rennen zu erwischen und vielleicht ins Finale zu rutschen. Die Vorschlussrunde zu erreichen, wäre für die erst 20-Jährige Tatjana Pinto (LG Ratio Münster) bei ihrer ersten WM ein Erfolg.
Titelverteidigerin: Carmelita Jeter (USA; 10,90 sec)
Weltjahresbeste: Shelly-Ann Fraser-Pryce (Jamaika; 10,77 sec)
Deutsche Starterinnen: Verena Sailer (MTG Mannheim), Tatjana Pinto (LG Ratio Münster)
200 Meter |
Murielle Ahoure (Foto: Gantenberg)
Die Titelverteidigerin fehlt: Bei Veronica Campbell-Brown war schon vor den großen Schlagzeilen um die Fälle Tyson Gay (USA) und Asafa Powell (Jamaika) ein positiver Dopingtest bekannt geworden. Mit Shelly-Ann Fraser-Pryce steht die nächste Jamaikanerin bereit, den Titel im Land zu halten.Schon drei WM-Titel über diese Strecke hat Allyson Felix (USA), die sich bei den US-Meisterschaften aber Kimberlyn Duncan geschlagen geben musste. Immer schneller wird die Olympia-Sechste Murielle Ahouré (Elfenbeinküste), die wie ihre afrikanische Sprintkollegin Blessling Okagbare die Sprinterinnen aus den USA und der Karibik ordentlich aufmischt.
Titelverteidigerin: Veronica Campell-Brown (Jamaika; 22,22 sec)
Weltjahresbeste: Shelly-Ann Fraser-Pryce (Jamaika; 22,13 sec)
Deutsche Starterinnen: keine
400 Meter |
Amantle Montsho (Foto: Chai)
Sechs Rennen wurden in der Diamond League in diesem Sommer bisher ausgetragen, viermal kam Amantle Montsho (Botswana) dabei als Erste ins Ziel. Dass es die Titelverteidigerin dennoch schwerer haben könnte, wieder Gold zu gewinnen, bewiesen Christine Ohuruogu (Großbritannien) und Aufsteigerin Francena McCorory (USA), die in Birmingham (Großbritannien) und Lausanne (Schweiz) vor der Favoritin landeten. Auch aus Russland sind schnelle Zeiten auf der Stadionrunde zu erwarten.Esther Cremer (TV Wattenscheid 01) will ins Halbfinale. Mit zwei couragierten Rennen bei der DM in Ulm verdiente sie sich ihren ersten Einzelstart bei einer WM.
Titelverteidigerin: Amantle Montsho (Botswana; 49,56 sec)
Weltjahresbeste: Amantle Montsho (Botswana; 49,33 sec)
Deutsche Starterinnen: Esther Cremer (TV Wattenscheid 01)
800 Meter |
Francine Niyonsaba (Foto: Crespel)
Heiß auf den Titel im eigenen Land ist Mariya Savinova (Russland). Die Weltmeisterin und Olympiasiegerin hat sich in diesem Jahr bisher allerdings rar gemacht. Nur zwei Ergebnisse aus Rennen im eigenen Land stehen zu Buche. Die vermeintlich stärkste Gegnerin fällt aber aus. Die Schnellste in diesem Jahr Francine Niyonsaba (Burundi) musste ihren Start wegen einer Zerrung kurzfristig absagen. Dauergast in großen Finals ist Janeth Jepkosgei (Kenia), die ihren größten Erfolg mit WM-Gold allerdings schon 2007 feierte. Ein starke Läuferin der letzten Jahre ist nicht rechtzeitig in Form gekommen: Die Olympia-Zweite und Weltmeisterin von Berlin Caster Semenya (Südafrika) ist nicht am Start.
Titelverteidigerin: Mariya Savinova (Russland; 1:55,87 min)
Weltjahresbeste: Francine Niyonsaba (Burundi; 1:56,72 min)
Deutsche Starterinnen: keine
1.500 Meter |
Abeba Aregawi (Foto: Chai)
Abeba Aregawi dominiert in diesem Jahr nach Belieben. Dass sie jetzt für Schweden starten darf, scheint der gebürtigen Äthiopierin Flügel zu verleihen. Seitdem ist die 23-Jährige ungeschlagen, den Gesamtsieg im Diamond Race hat sie schon klar gemacht. Einzig ihre Bestleistung aus dem letzten Jahr (3:56,54 min) ist noch nicht gefallen. Vielleicht klappt es ja bei der WM. Faith Kipyegon (Kenia) und Genzebe Dibaba (Äthiopien) konnten bisher noch am ehesten mit der Dauersiegerin mithalten und auch Titelverteidigerin Jennifer Simpson (USA) bewies mit ihrem Sieg in Monaco (Monte Carlo), dass auch mit ihr wieder zu rechnen ist.
Titelverteidigerin: Jennifer Simpson (USA; 4:05,40 min)
Weltjahresbeste: Abeba Aregawi (Schweden; 3:56,60 min)
Deutsche Starterinnen: Diana Sujew (LT Haspa Marathon Hamburg)
5.000 Meter |
Meseret Defar (Foto: Chai)
Die Doppelweltmeisterin über die langen Strecken von Daegu (Südkorea) Vivan Cheruiyot (Kenia) macht eine Babypause. Äthiopien erscheint deshalb im ewigen Kampf der beiden Laufnationen im Vorteil. Meseret Defar kann auf zehn Jahre Erfahrung in großen internationalen Rennen zurückgreifen. Einen Doppelstart hat sie sich aufgespart und konzentriert sich auf die kürzere Langstrecke - Landsfrau Tirunesh Dibaba macht es umgekehrt und läuft nur die 10.000 Meter.Herausgefordert werden sie von den Kenianerinnen Mercy Cherono, Viola Kibiwott und Margaret Wangare, die alle noch nie Edelmetall bei einer Meisterschaft auf Weltniveau gewonnen haben und entsprechend hungrig darauf sein dürften.
Geht man nach den Jahresschnellsten, darf der Rest der Welt froh sein, dass nur jeweils drei Läuferinnen aus Äthiopien und Kenia zugelassen sind, denn diese beiden Nationen stellen die ersten 15 in der Weltjahresbestenliste.
Titelverteidigerin: Vivian Cheruiyot (Kenia; 14:55,36 min)
Weltjahresbeste: Tirunesh Dibaba (Äthiopien; 14:23,69 min)
Deutsche Starterinnen: keine
10.000 Meter |
Tirunesh Dibaba (Foto: Chai)
Gleiches Spiel wie über 5.000 Meter. Eine neue Weltmeisterin wird gesucht und die Äthiopierinnen machen auf dem Papier den stärksten Eindruck. Tirunesh Dibaba hat sich diese Strecke ausgesucht und mit WM-Titeln kennt sie sich aus, acht hat sie schon gewonnen. Aber so ein Meisterschaftsrennen über 10.000 Meter kann auch mal ganz anders laufen als erwartet. Alles andere als Gold für Afrika wäre aber eine Sensation.Sabrina Mockenhaupt stellt sich einmal mehr bei einem großen Rennen der internationalen Konkurrenz. Von einer WM steht bisher aus dem Jahr 2005 ein 17. Platz in 31:28,21 Minuten zu Buche.
Titelverteidigerin: Vivian Cheruiyot (Kenia; 30:48,98 min)
Weltjahresbeste: Meseret Defar (Äthiopien; 30:08,06 min)
Deutsche Starterinnen: Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg)
Marathon |
Edna Kiplagat (Foto: Chai)
Viele Favoriten sind bei der internationalen Meisterschaft über die Marathon-Distanz schon heftig ins Straucheln geraten. Mit einem Tipp auf Kenia lag man zumindest bei der letzten WM nicht nur goldrichtig, es gingen gleich alle Medaillen an die große Läufernation. Edna Kipagat steht in Moskau bereit, ihren Titel zu verteidigen. Bisher nur eine WM-Medaille im Marathon gab es für die andere große Läufernation Afrikas: Äthiopien. Olympiasiegerin Tiki Gelana möchte das ändern und den ersten Titel in der Königsdisziplin für ihr Land holen.
Titelverteidigerin: Edna Kiplagat (Kenia; 2:28:43 h)
Weltjahresbeste: Priscah Jeptoo (Kenia; 2:20:15 h)
Deutsche Starterinnen: keine
100 Meter Hürden |
Sally Pearson (Foto: Crespel)
Ein Duell kündigt sich an. Sally Pearson (Australien) hat in den letzten Jahren alle großen Rennen gewonnen und ist in 12,28 Sekunden so schnell gewesen, wie 20 Jahre lang keine Läuferin mehr. 2013 bedrohte eine Zerrung die Sommersaison, die Weltmeisterin und Olympiasiegerin kam zuletzt aber wieder in Form. Parallel stürmte in den USA die 21-Jährige Brianna Rollins ins Rampenlicht, indem sie bei den US-Meisterschaften in 12,28 Sekunden an Position drei in der Geschichte lief und damit an Sally Pearson vorbei. Bringt die Aufsteigerin ihre Zeit auch beim Großereignis? Ein hochklassiges Rennen ist vorprogrammiert.
Nadine Hildebrand (VfL Sindelfingen) ist in Topform und hat sich mit Bestzeit von 12,85 Sekunden bei der Junioren-Gala in Mannheim ihr WM-Ticket gesichert. Diese Zeit will sie in Moskau toppen und damit eine Runde weiter kommen.
Titelverteidigerin: Sally Pearson (Australien; 12,28 sec)
Weltjahresbeste: Brianna Rollins (USA; 12,26 sec)
Deutsche Starterinnen: Nadine Hildebrand (VfL Sindelfingen)
400 Meter Hürden |
Zuzana Hejnova (Foto: Chai)
Schon 2011 war Zuzana Hejnova (Tschechsiche Republik) als Titelkandidatin zur WM gereist und damals nicht über Rang sieben hinausgekommen. Mit Olympia-Bronze hat die Vielstarterin mit Mehrkämpferqualitäten ihre erste große Medaille gewonnen. Fünf Siege bei fünf Diamond League-Rennen in diesem Jahr sprechen für zusätzlich gewonnene Konstanz.Bleibt nur die Frage, ob nicht vielleicht doch - wie schon mehrfach bei großen Meisterschaften - eine US-Amerikanerin, eine Jamaikanerin oder auch eine Russin plötzlich über sich hinauswächst und die ganze Rangordnung aus dem Vorfeld des Saisonhöhepunktes durcheinanderwirbelt.
Titelverteidigerin: Lashinda Demus (USA; 52,47 sec)
Weltjahresbeste: Zuzana Hejnova (Tschechische Republik; 53,07 sec)
Deutsche Starterinnen: keine
3.000 Meter Hindernis |
Antje Möldner-Schmidt (Foto: Chai)
Warum sollte die Siegesserie von Weltmeisterin und Olympiasiegerin Yuliya Zaripova (Russland) ausgerechnet bei der Heim-WM reißen? Vielleicht, weil die Läuferinnen aus Afrika auch über die Hindernisse immer stärker werden. Mit Lydia Chepkurui und Milcah Chemos kommen die beiden Jahresschnellsten aus Kenia. Während diese Strecke bei den Männern eine Domäne der Kenianer ist, gibt es bei den Frauen bisher nur ein Bronze-Abo. Auch Äthiopien drängt nach vorne: Sofia Assefa war Yuliya Zaripova schon bei Olympia dicht auf den Fersen.Die beiden deutschen Vertreterinnen Antje Möldner-Schmidt (LC Cottbus) und Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt) haben sich schon bei Olympia blendend verkauft. An die Plätze sieben und acht von dort heranzukommen wäre wieder ein starkes Ergebnis.
Titelverteidigerin: Yuliya Zaripova (Russland; 9:07,03 min)
Weltjahresbeste: Lydia Chepkurui (Kenia; 9:13,75 min)
Deutsche Starterinnen: Antje Möldner-Schmidt (LC Cottbus), Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt)
4x100 Meter |
Die USA und Jamaika sprinten seit Jahren in einer eigenen Liga. Was die Zeit anging, liefen die USA bei Olympia in eine neue Dimension, die den Sprinterinnen nicht nur Jubel, sondern auch Zweifel entgegen brachte. In diesem Jahr ging es schon wieder unter 42 Sekunden. Geht kein Staffelstab bei den beiden großen Nationen verloren, sprintet der Rest nur noch um Bronze. Die Ukraine und Russland muss man dafür auf der Rechnung haben.
Das deutsche Quartett will ins Finale und kann dort mit einer konzentrierten Leistung auf einem guten Platz landen. Sollten die Favoriten straucheln, wollen sie zur Stelle sein.
Titelverteidigerinnen: USA (41,56 sec)
Weltjahresbeste: USA (41,75 sec)
Deutsche Starterinnen:Verena Sailer (MTG Mannheim), Tatjana Pinto (LG Ratio Münster), Inna Weit (LC Paderborn), Maike Dix (TV Wattenscheid), Yasmin Kwadwo (MTG Mannheim)
4x400 Meter |
Dreimal hintereinander haben die USA Gold auf dieser Strecke gewonnen - dreimal vor Jamaika, deren Silber-Abo sogar noch eine WM länger andauert. Russland gewann zuletzt zweimal Bronze.
Diese Nationen dürften den WM-Titel auch diesmal unter sich ausmachen, Verschiebungen innerhalb der ersten Drei nicht ausgeschlossen. Immerhin geht es für Russland um Gold auf eigenem Boden, und bei den USA fehlt mit Sanya Richards-Ross eine feste Größe, die bei allen Erfolgen der letzten Jahre dabei war.
Titelverteidigerinnen: USA (3:18,09 min)
Weltjahresbeste: USA (3:22,66 min)
Deutsche Starterinnen: keine
Die große WM-Vorschau - Männer (1)
Die große WM-Vorschau - Männer (2)
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