Die große WM-Vorschau - Männer (1)
Die Weltmeisterschaft in Berlin rückt unaufhaltsam näher. Am Samstag (15. August) fallen die ersten Startschüsse im Olympiastadion und fortan Tag für Tag spannende Entscheidungen. leichtathletik.de blickt mit einer umfassenden, vierteiligen Vorschau auf alle Disziplinen voraus und stellt auch die deutschen Aussichten vor.

100 Meter |
Titelverteidiger: Tyson Gay (USA)
Weltjahresbester: Tyson Gay (USA; 9,77 sec)
Deutsche Starter: Martin Keller (LAC Erdgas Chemnitz), Stefan Schwab (TSV Schwarzenbek), Tobias Unger (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg)
Deutsche Aussichten: Jeweils einmal sind die drei deutschen Starter in dieser Saison unter 10,20 Sekunden geblieben, zuletzt Martin Keller (LAC Erdgas Chemnitz) mit Windunterstützung bei der DAK Leichtathletik-Gala in Wattenscheid. Können sie bei den Weltmeisterschaften diese Marke noch einmal unterbieten, ist das Erreichen des Halbfinales möglich.
200 Meter |
Titelverteidiger: Tyson Gay (USA)
Weltjahresbester: Tyson Gay (USA; 19,58 sec)
Deutsche Starter: Robert Hering (TuS Jena), Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid 01), Aleixo-Platini Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Deutsche Aussichten: Während das Hauptaugenmerk Alexander Kosenkows (TV Wattenscheid 01) auf der 4x100-Meter-Staffel liegt, werden sich der U20-EM-Zweite Robert Hering (TuS Jena) und Alexio-Platini Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen) ganz auf den Einzelauftritt konzentrieren. Mit der Unterstützung des heimischen Publikums und Leistungen dicht an ihren Bestzeiten können alle drei Athleten mit dem Einzug ins Halbfinale liebäugeln. 2007 reichten dafür 20,62 Sekunden, diese Zeit haben die deutschen Starter drauf.
400 Meter |
Titelverteidiger: Jeremy Wariner (USA)
Weltjahresbester: LaShawn Merrit (USA; 44,50 sec)
DLV-Starter: keine
800 Meter |
Titelverteidiger: Alfred Kirwa Yego (Kenia)
Weltjahresbester: Abubaker Kaki (Sudan; 1:43,09 min)
DLV-Starter: Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Deutsche Aussichten: Das Halbfinale und damit das Überstehen der ersten Runde hat der Leverkusener Robin Schembera als Ziel ausgegeben und das ist durchaus realistisch. Der Dritte der U23-EM hat bereits mehrmals gezeigt, dass er bei Meisterschaften auf den Punkt fit ist und vor großen Namen keine Angst hat.
1.500 Meter |
Titelverteidiger: Bernard Lagat (USA)
Weltjahresbester: Augustine Choge (Kenia; 3:29,47 min)
DLV-Starter: Carsten Schlangen (LG Nord Berlin); Stefan Eberhardt (LC Erfurt)
Deutsche Aussichten: Zwölf Jahre ist es her, als mit Rüdiger Stenzel ein deutscher Mittelstreckler zuletzt in einem WM-Finale stand. Entsprechend vorsichtig hat der Erfurter Stefan Eberhardt, der im Juni beim Berliner ISTAF sein taktisches Geschick unter Beweis stellte, auch das Weiterkommen in der ersten Runde zu seinem Ziel erklärt. Dass dies eine lösbare Aufgabe ist, bewies sein Mitstreiter, der Deutsche Meister Carsten Schlangen, bereits im Vorjahr, als er bei den Olympischen Spielen im Halbfinale stand.
5.000 Meter |
Titelverteidiger: Bernard Lagat (USA)
Weltjahresbester: Kenenisa Bekele (Äthiopien; 12:56,23 min)
DLV-Starter: Arne Gabius (LAV asics Tübingen)
Deutsche Aussichten: Während die Weltelite Zeiten unter 13 Minuten anbietet, reist Arne Gabius mit einer Saisonbestleistung von 13:28,45 Minuten in die deutsche Hauptstadt. Der 28-Jährige will mit seinem Kämpferherz die Zuschauer begeistern. Auf diese kämpferische Leistung und einen nicht zu schnellen Vorlauf muss der Medizinstudent hoffen, um eine Chance auf den Finaleinzug zu haben.
10.000 Meter |
Titelverteidiger: Kenenisa Bekele (Äthiopien)
Weltjahresbester: Josephat Muchiri Ndambiri (Kenia; 26:57,36 min)
Deutsche Starter: keine
Marathon |
Titelverteidiger: Luke Kibet (Kenia)
Weltjahresbeste: James Kwambai und Duncan Kibet (beide Kenia; 2:04,27 h)
DLV-Starter: André Pollmächer (LAC Erdgas Chemnitz), Martin Beckmann (LG Leinfelden-Echterdingen), Falk Cierpinski (SG Spergau), Tobias Sauter (SG Spergau)
Deutsche Aussichten: Der Abstand zur Weltspitze ist zu groß, als dass sich das deutsche Quartett große Hoffnungen machen kann. Deshalb gilt der Blick in der Hoffnung auf nicht zu große Hitze den individuellen Bestzeiten und einem geschlossenen Mannschaftsergebnis.
110 Meter Hürden |
Titelverteidiger: Liu Xiang (China)
Weltjahresbester: Dayron Robles (Kuba; 13,04 sec)
DLV-Starter: Alexander John (LAZ Leipzig), Matthias Bühler (LG Offenburg), Helge Schwarzer (Hamburger SV)Deutsche Aussichten:Bei den gezeigten Vorleistungen zwischen 13,35 und 13,39 Sekunden darf das junge deutsche Trio auf mehr als nur das Sammeln von Erfahrungen hoffen. Sogar der Finaleinzug zumindest eines DLV-Hürdensprinters erscheint nicht unmöglich, wenn das Potenzial abgerufen und auf die blaue Bahn gebracht wird. 400 Meter Hürden Das schnellste Rennen der Saison fand Ende Juli in Monaco (Monte Carlo) statt: Der Olympia-Fünfte L.J. van Zyl (Südafrika) und Bershawn Jackson (USA), Weltmeister des Jahres 2005, überquerten nach 47,94 und 47,98 Sekunden die Ziellinie und setzten sich an die Spitze der Weltjahresbestenliste. Diese Leistung hätte bei den vergangenen drei Weltmeisterschaften für einen Platz auf dem Podium gereicht. Mit Titelverteidiger Kerron Clement, Olympiasieger Angelo Taylor und dem US-Vizemeister Johnny Dutch haben die USA drei weitere heiße Eisen im Feuer. Dass er mit fast 32 Jahren noch nicht zum alten Eisen gehört, will Vize-Weltmeister Felix Sánchez (Dominikanische Republik) unter Beweis stellen. Auch der 37-jährige Jamaikaner Danny McFarlane (Jamaika) sowie sein zwölf Jahre jüngerer Landsmann Isa Phillips, der in diesem Jahr viertbeste Langhürdler, dürfen sich Medaillenchancen ausrechnen.Titelverteidiger:Kerron Clement (USA)Weltjahresbester:L.J. van Zyl (Südafrika; 47,94 sec) Deutsche Starter:keine 3.000 Meter Hindernis Ein besonders starkes Trio schickt Kenia an den Start. Titelverteidiger Brimin Kiprop Kipruto, der Jahresschnellste Ezekiel Kemboi und Paul Kipsiele Koech werden unter den Top-Vier des Jahres geführt. Mit mindestens einer Medaille für Kenia kann daher durchaus gerechnet werden. Stark präsentiert haben sich in diesem Jahr auch die beiden Franzosen Bouabdellah Tahri und Mahiedine Mekhissi Benabbad, denen Zeiten unter acht Minuten zuzutrauen sind, so dass auch Europa auf dem Siegertreppchen vertreten sein könnte.Titelverteidiger:Brimin Kiprop Kipruto (Kenia)Weltjahresbester:Ezekiel Kemboi (Kenia; 7:58,85 min)DLV-Starter:Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/Kieler TB)Deutsche Aussichten:Mit einem beherzten Rennen bei den Deutschen Meisterschaften, wo er lange für das Tempo sorgte, und einem starken Auftritt bei der Universiade, wo er Dritter wurde, hat sich Steffen Uliczka für die WM empfohlen. Mit seiner Bestleistung von 8:26,18 Minuten liegt er zwar deutlich hinter den Jahresschnellsten zurück. Sollte er aber sein Ziel, eine neue Bestzeit, in den Vorläufen realisieren können, ist bei einem langsameren Rennen vielleicht sogar der Einzug in das Finale möglich. 4x100 Meter Die 4x100-Meter-Staffel ist ein Zitterspiel. Das weiß niemand besser als die stets favorisierten Sprinter aus den USA, die in der Vergangenheit in regelmäßigen Abständen den Staffelstab nicht ins Ziel bringen konnten, zuletzt im vergangenen Jahr bei den Olympischen Spielen in Peking. Hier trumpfte das Quartett Jamaikas mit einem neuen Weltrekord groß auf. Auch in Berlin wird der Sieg nur über die Karibiknation gehen, die mit Usain Bolt, Asafa Powell und Michael Frater drei Mitglieder der Weltrekord-Staffel im Aufgebot hat. Sollten die beiden favorisierten Nationen ordnungsgemäß die Ziellinie überqueren, bleibt nur die Frage nach Platz drei. Gute Aussichten haben hier Trinidad &Tobago und Japan.Titelverteidiger:USAWeltjahresbester:USA (37,85 sec)Deutsche Starter:Martin Keller, Stefan Schwab, Tobias Unger, Alexander Kosenkow, Marius Broening (LAV asics Tübingen), Daniel Schnelting (LAZ Rhede)Deutsche Aussichten:In der Summe der Einzelzeiten können die Deutschen nicht mit den Top-Nationen mithalten, bei den Staffelwechseln sind sie dagegen Spitze. Bei der DAK Leichtathletik-Gala in Wattenscheid löste das deutsche Quartett jüngst in 38,40 Sekunden die Briten als schnellste europäische Staffel des Jahres ab. Der deutsche Rekord von 38,29 Sekunden ist in greifbarer Nähe, und wenn dieser fällt, dann ist mit viel Glück sogar eine Medaille drin. 4x400 Meter Auf der Einzelstrecke sind LaShawn Merritt und Jeremy Wariner erbitterte Gegner, in der Staffel kämpfen sie gemeinsam um Gold. Wer sollte dem US-Quartett den dritten Titel in Folge streitig machen? Immer für einen vorderen Rang gut ist die Staffel der Bahamas, die bei den letzten drei Großereignissen jeweils auf Platz zwei landete. Nicht zu unterschätzen sind die britischen Viertelmeiler, die ein sehr ausgeglichenes Team ins Rennen schicken und bei der Team-EM in Leiria (Portugal) schon an der 3-Minuten-Marke kratzten.Titelverteidiger:USAWeltjahresbester:USA (2:59,78 min)Deutsche Starter:Kamghe Gaba (LG Eintracht Frankfurt), Martin Grothkopp (Dresdner SC 1898), Jonas Plass (LG asics Wendelstein), Ruwen Faller (SC Magdeburg), Thomas Schneider (SC Potsdam), Eric Krüger (SC Magdeburg) Deutsche Aussichten:Für das deutsche Quartett gilt es, auf großer internationaler Bühne Erfahrungen zu sammeln und sich dem Berliner Publikum bestmöglich zu präsentieren. Mit dem Frankfurter Kamghe Gaba ist im europäischen Vergleich nur ein Deutscher unter den Top 20 zu finden. Das Überstehen des Vorlaufs wäre für ihn und seine Staffelkameraden als Erfolg zu bewerten und gut für das Selbstvertrauen.Alles rund um die WM: WM-News | WM-Buch | berlin2009.org
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