Die Helden sind müde
Lange Zeit wartete man am Freitagabend im Stadion Letzigrund vergeblich auf das große Feuerwerk, auch die wallende Stimmung kam erst, als sich das Golden-League-Meeting in Zürich (Schweiz) schon unerbittlich dem Ende neigte. Für so ziemlich den einzigen großen Begeisterungssturm sorgte Kenenisa Bekele (Äthiopien) über 5.000 Meter (12:50,18 min).
Das Feuerwerk war schließlich kein sportliches, sondern ein pyrotechnisches, vorgeplant für 22 Uhr, gefolgt von einem Meer an Leuchtstäben im Publikum, das diese zuhauf auf die Laufbahn schleuderte.Die 26.000 Zuschauer waren vergeblich in der Hoffnung anmarschiert, dass sich bei der fünften Station der diesjährigen Leichtathletik-Königsklasse das fortsetzen möge, was sie von den Olympischen Spielen in Peking (China) am Bildschirm verfolgt hatten. Den bereits 24 Weltrekorden, auf die man seit 1959 verweisen konnte, folgte in Zürich kein weiterer. Die 50.000 US-Dollar Rekordprämie, ausgelobt mit einem Kilo Gold, blieben unangetastet.
Bis auf ganz wenige Ausnahmen, zu denen vor allem die neue Wunderläuferin aus Kenia, Pamela Jelimo (800m; 1:54,01 min) zählte, waren die Helden am Ende ihrer Reserven, müde und abgekämpft.
„Jeder war müde“
Dieser Erkenntnis konnte sich keine acht Tage nach ihrem Auftritt bei Olympia auch die noch um den Millionenjackpot springende Blanka Vlasic nicht entziehen. „Als ich hierher gekommen bin, dachte ich, ich wäre ausgeruht. Aber als der Wettkampf angefangen hatte, habe ich bemerkt, dass ich weit weg vom Idealzustand bin“, sagte die kroatische Hochsprung-Weltmeisterin, „aber jeder war müde.“ Die Belgierin Tia Hellebaut, die ihr den Olympiasieg streitig gemacht hatte, bekam das mit Platz acht und 1,90 Metern besonders zu spüren.
Auch Hürdensprint-Weltrekordler Dayron Robles beklagte seine Müdigkeit. Den Kubaner trieb nur die Gegenwehr des US-Boys David Oliver unter 13 Sekunden (12,97 sec). Jamaikas Triple-Olympiasieger Usain Bolt (100m; 9,83 sec) bemerkte eine Erkältung, die im Anflug sei.
Herbstwind
Stabhochsprung-Star Yelena Isinbayeva mühte sich mit fünfzig Prozent Fehlversuchquote zu 4,88 Metern. Für die Russin war das eine „seltsame Sache“. Doch sie hofft, ihre Müdigkeit wieder in das Gegenteil zu verwandeln: „Es ist jetzt meine Pflicht, in den letzten vier Wettkämpfen ungeschlagen zu bleiben und vielleicht auch den Weltrekord zu brechen.“
Das Golden-League-Meeting in Zürich litt schließlich, das war am Ende des Abends unübersehbar, wie schon im Vorjahr unter dem Termin, der kurz nach dem Saisonhöhepunkt angesetzt war, und schloss so nicht an die Emotionen früherer Auflagen an.
Die Veranstalter um Meetingdirektor Patrick Magyar konnten trotz aller Mühen nicht den Gesetzen der Leichtathletik-Natur trotzen, nach denen sich nun die Sommersaison unweigerlich dem Herbst nähert. Im Letzigrund war der Herbstwind schon zu spüren, aber eher als Flaute. Zumindest gemessen am Anspruch, der in der Schweizer Metropole nach wie vor an der Tagesordnung ist.
Pamela Jelimo nähert sich dem Weltrekord
Ariane Friedrich verzichtete auf Zürich
Dritter Platz für deutsches U23-Team in Zürich
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