Die jungen Hürdensprinterinnen machen Druck
Jugend forsch(t)! Gerade 18 Jahre sind sie alt, doch den etablierten deutschen Hürdensprinterinnen machen sie schon mächtig Konkurrenz. Franziska Hofmann (LAC Erdgas Chemnitz) und Alexandra Burghardt (LG Stadtwerke München) liefen am vergangenen Wochenende beim Indoor-Meeting in Karlsruhe in Vor- und Endlauf neue Bestzeiten und mischten rotzfrech unter den Etablierten mit.
Video:60 Meter Hürden in Karlsruhe
Zu spüren bekam das im Finale ausgerechnet die Deutsche Hallenmeisterin Cindy Roleder. Die Leipzigerin lag auf den 60 Meter Hürden mit ihren 8,22 Sekunden als Siebte urplötzlich hinter den beiden Nachwuchshoffnungen, die sich auf 8,19 und 8,20 Sekunden gesteigert hatten und auf den Rängen vier und fünf einliefen.
Die beiden kecken jungen Damen strahlten nach ihrem gelungenen Auftritt in der Europahalle um die Wette und durften die Glückwünsche, unter anderem auch von der schnellsten Deutschen Nadine Hildebrand (VfL Sindelfingen), entgegennehmen.
„Wir konnten es nutzen, dass alle anderen vom Niveau her besser waren als wir“, stellte die U20-WM-Vierte Franziska Hofmann zu einem auf der ganzen Linie geglückten Hürdenprojekt „Jugend forsch(t)“ fest. „Wir waren ja schon total froh, dass wir überhaupt in Karlsruhe starten und diese Erfahrungen sammeln und bei den Großen dabei sein durften“, ergänzte Alexandra Burghardt, die aus Baden ein Erinnerungsfoto mit dem französischen Stabhochsprung-Olympiasieger Renaud Lavillenie mit nach Hause nahm.
Mit viel Spaß und wenig Druck
Doch dann übertrafen sie auf der Bahn ihre Erwartungen, wie die junge Athletin aus Bayern unterstrich: „Dass es für das Finale und dann zu solchen Bestzeiten reicht, das hätten wir beide nicht gedacht.“ Das Erfolgsgeheimnis klang dabei sogar denkbar einfach. „Man muss einfach locker bleiben und darf sich keinen Druck machen. Dann geht das eigentlich von selbst“, stellte Alexandra Burghardt fest.
Die ausverkaufte Halle mit den rund 4.300 Zuschauern und das besondere Flair in Karlsruhe flößten den beiden Hürdensprinterinnen keinen Respekt ein. Ganz im Gegenteil. Der Spaßfaktor kam nicht zu kurz. „Das pusht“, merkte Franziska Hofmann an, „das ist etwas, was man sonst bei den ganzen Wettkämpfen nicht hat.“ Auch Alexandra Burghardt fand es „bei dem Publikum, bei der Stimmung optimal, um bei den Großen reinzuschnuppern.“
Gesund durch den Winter
Eine lautstarke Unterstützung alleine macht aber noch lange keine schnellen Zeiten, denn vor allem muss die Form stimmen. Und die Form ist bei der Chemnitzerin und der Münchnerin derzeit sehr stimmig, das hatte sich schon in den ersten Rennen des Winters angedeutet. „Natürlich spielt auch die Vorbereitung eine große Rolle“, sagte Franziska Hofmann, die ebenso wie ihre Mitstreiterin gesund durch den Winter gekommen ist und ihr Programm so konsequent durchziehen konnte.
Darüber freut sich die U18-WM-Vierte Alexandra Burghardt, die im Vorfeld auch ein Trainingslager in Teneriffa (Spanien) bezogen hatte, besonders. „Toi, toi, toi! Das bringt einem natürlich schon viel“, sagte sie im Rückblick auf die letzten Wochen, in denen sie von gesundheitlichen Rückschlägen verschont blieb. Im letzten Jahr war es nämlich noch anders herum gewesen. Da hatte sie auf einen Start in Karlsruhe krankheitsbedingt verzichten müssen.
Kommt es in Halle zum Duell?
Doch jetzt geht der Blick vor allem voraus. Die Leistungen vom Wochenende waren auch ein Fingerzeig für die Jugend-Hallen-DM in Halle am 16. und 17. Februar. Dort könnte das Hürdenduell ein wahrer Showdown und ein Kracher der Nachwuchs-Titelkämpfe werden. Allerdings wollte sich Alexandra Burghardt, die als Titelverteidigerin auch im Flachsprint Ambitionen hegt, dahingehend noch nicht festlegen. „Ich weiß noch nicht, ob ich die Hürden laufe“, sagte sie.
Franziska Hofmann will jedoch den Zweikampf: „Ich würde mich freuen, wenn sie startet.“ Und auch für Alexandra Burghardt zählt die gesunde Konkurrenz: „Wir können uns gegenseitig ganz gut pushen.“
Hallen-EM kein Thema
Trotzdem bewerten sie ihre weiteren Aussichten für die nächsten Wochen realistisch. „Ich hoffe, dass ich mich erst einmal auf diesem Niveau einpendeln kann. Es war jetzt schon eine sehr starke Bestzeit. Wenn ich in diesem Zwanziger Bereich bleibe, das wäre schon klasse“, peilt Franziska Hofmann ebenso wie ihre Kollegin zunächst einmal Konstanz an.
So verfallen die beiden nach den Steigerungen von Karlsruhe auch nicht in Träumereien. Eine neues Projekt „Jugend forsch(t)“ bei der Hallen-EM in Göteborg (Schweden; 1. bis 3. März) wurde für sie zu keinem Thema. Die gute Zehntel, die ihnen noch zur Norm fehlen würde, ist doch noch eine recht hohe Hürde. Dass sie eine solche mit ihrer jugendlichen Unbekümmertheit aber auch nehmen können, haben sie in Karlsruhe gezeigt.
Video:
60 Meter Hürden in Karlsruhe