Die leichtathletik.de-Top Ten 2004 – international
Der Dezember ist der Monat der Ehrungen, Rückblicke, Wahlen und Hitlisten. Also haben auch wir uns noch einmal den Kopf zerbrochen und wieder in einem kleinen redaktionsinternen "Blitz-Voting" unsere Top Ten, diesmal des Leichtathletik-Jahres 2004, ermittelt. Das Ergebnis spiegelt sicherlich eine interessante Mischung aus objektiven und subjektiven Eindrücken aus den letzten zwölf Monaten wider.
Yelena Isinbayeva sorgte nicht nur über der Latte für Aufsehen (Foto: Adidas)
Yelena Isinbayeva (Stabhochsprung)leichtathletik.de hatte Yelena Isinbayeva schon vor einiger Zeit entdeckt. Im März 2002 war sie nur eine unter vielen Stabhochspringerinnen beim Meeting in Sindelfingen. Doch schon damals fiel sie mit ihrer quirrligen Art beim Bankett nach der Veranstaltung auf. Ließ sie sich seinerzeit zur Erinnerung noch mit ihren Kollegen eifrig fotografieren, ist die 22-jährige jetzt ihrerseits im Fokus der Öffentlichkeit und der Medien wie keine andere ihrer Zunft. Olympiasiegerin, Hallen-Weltmeisterin, Welt-Leichtathletin des Jahres, Weltrekordhalterin. Die Russin mit den großen Augen, die mit Prämien und Preisen überschüttet wird, nimmt den Erfolg in diesem Jahr recht locker und sorgt wie in Brüssel mit einem Tänzchen auf der Ehrenrunde oder einer Gesangseinlage für Kurzweil, Showwert und Abwechslung. Spassibo - für diese netten Augenblicke!
Hicham El Guerrouj (1.500m/5.000m)
Endlich hat der Marokkaner seinen Olympiafluch überwunden. Nach dem Sturz von Atlanta und der Niederlage von Sydney schlug er in Athen gleich zweimal zu. Mit seinem Doppel über 1.500 Meter und 5.000 Meter trat er in die Fußstapfen des legendären Finnen Paavo Nurmi. Mit seiner grenzenlosen Loyalität zum König ist er außerdem ein vorbildlicher Repräsentant seines Landes.
Kelly Holmes (800m/1.500m)
Keine andere Leichtathletin wurde in den letzten Wochen so hochgejubelt und derart mit Ehrungen überhäuft wie Kelly Holmes. Mit ihrem Doppel-Olympiasieg in Athen über 800 und 1.500 Meter stieg sie in Großbritannien zu einer Nationalheldin auf und bewahrte die dortige Leichtathletik im Olympiastadion vor einem ernüchternden Abschneiden. Mit 34 Jahren ist die taktisch gewiefte Mittelstrecklerin, die um ihren neuen Marktwert weiß, endlich an ihrem Lebensziel angelangt.
Liu Xiang (110m Hürden)
Der Chinese konnte es gar nicht fassen. Es war ein Schmunzler der Saison, als Liu Xiang bei den Olympischen Spielen in Athen erst von einem Fernsehreporter auf seine Fabelzeit von 12,91 Sekunden aufmerksam gemacht wurde, der Einstellung des Weltrekordes. "Ohhhh. World Record!?", stammelte er ungläubig in gebrochenem Englisch vor sich hin und fasste sich staunend an den Kopf. Ja! Weltrekord! Hut ab vor diesem 21-jährigen Teufelskerl, den nun in seiner Heimat jedes kleine Kind verehrt.
Christian Olsson (Dreisprung)
Gemeinsam mit der 400-Meter-Läuferin Tonique Williams-Darling (Bahamas) räumte der Schwede den Jackpot der Golden League aus. Trotz dieser ohnehin schon beeindruckenden Beständigkeit schaffte er es auch, zweimal – zur Hallen-WM in Budapest (dort stellte er mit 17,83 Metern den Weltrekord ein) und zu den Olympischen Spielen in Athen (wo er mit 17,79 Metern Landesrekord sprang) – zum Saisonhöhepunkt noch eine Schippe draufzupacken. Dass sich beim Golden-League-Meeting in Brüssel bei der geplanten Pressekonferenz dennoch kaum jemand für ihn interessierte, nahm er locker. Neidlos musste er anerkennen, als sich alle Aufmerksamkeit auf Yelena Isinbayeva konzentrierte: "Die Frau ist der Wahnsinn." Er ist halt auch nur ein Mann. Ein bodenständiger noch dazu.
Carolina Klüft (Siebenkampf)
Beim Mehrkampf-Meeting in Götzis betrieb die Schwedin unbewusst Reklame für eine Sängerin namens Fefe Dobson, die als "canadian-born fireball" promotet wird. Immer wieder machte in Vorarlberg der extra eingespielte Song "Rock It Till You Drop It" bei Sommerwetter Lust und Laune auf den unterhaltsamen "swedish-born fireball", das dazugehörige Album steht nun nach einer schnellen Internetrecherche bei den in Götzis anwesenden leichtathletik.de-Mitarbeitern im CD-Regal. Nachdem aber nicht Fefe Dobson, sondern Carolina Klüft in diese Top Ten gevotet wurde, sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die 21-jährige mit ihren Siegen in Götzis, Tallinn (Europacup) und natürlich bei den Olympischen Spielen in Athen die überragende Siebenkämpferin des Sommers war. Außerdem gewann sie im März Weitsprung-Bronze bei der Hallen-WM.
Kenenisa Bekele (Cross/10.000m)
Nur eine Niederlage musste Kenenisa Bekele in diesem Jahr auf der großen Leichtathletik-Bühne einstecken. Diese – Platz zwei bei den Olympischen Spielen über 5.000 Meter – konnte er verschmerzen. Denn erneute zwei Titel bei der Cross-WM, drei Weltrekorde und der Olympiasieg über 10.000 Meter machten den 22-jährigen Äthiopier zum Langstrecken-Ass auf der Bahn und zum besten Schlammwühler der Welt. Haile Gebreselassie hat seinen Erben endgültig gefunden.
Robert Korzeniowski (Gehen)
Robert Korzeniowski konnte bei den Olympischen Spielen in Athen seine Karriere glanzvoll abschließen. Der nun insgesamt viermalige Olympiasieger, dreimalige Weltmeister und zweimalige Europameister holte auf den 50 Kilometern mit einer Zeit von 3:38:46 Stunden den dritten Olympiasieg in Folge, das war vor ihm noch keinem anderen Geher gelungen. Außerdem war und ist der Pole für seine Disziplin ein Sympathieträger und Botschafter, der seinesgleichen sucht. Er wird dem Gehen auch weiterhin verbunden bleiben. Darauf freuen wir uns.
Stefan Holm (Hochsprung)
Kleiner Mann ganz groß. Im normalen Leben ist Stefan Holm mit seinen 1,81 Metern sicherlich nicht zu übersehen, im Lager der Hochspringer gilt er allerdings als ausgewiesener "Sprungfloh". Und was für einer. Seit 22 Wettkämpfen ist der Schwede unbesiegt, zwangsläufig holte er damit auch Gold bei der Hallen-WM in Budapest und den Olympischen Spielen in Athen. Seine Bestleistungen schraubte er auf nun 2,37 (Halle) bzw. 2,36 Meter (Freiluft). Sein nächstes Ziel sind die 2,40 Meter. Zu sehen ist er im Februar in Arnstadt. leichtathletik.de wird vorbeischauen.
Veronica Campbell (200m)
Die jamaikanische Sprinterin meldet Ansprüche auf die Nachfolge von Merlene Ottey, die übrigens ihr Vorbild ist, an. Die einstige Jugend- und Junioren-Weltmeisterin schlug nun mit Gold über 4x100 und 200 Meter sowie Bronze über 100 Meter bei den Olympischen Spielen in Athen im Lager der "Großen" auf der ganzen Linie zu. Die 22-jährige steht für eine neue Generation an Sprinterinnen, die in den nächsten Jahren für viel Furore sorgen könnte.
Mehr:
Die leichtathletik.de-Top Ten 2004 – national