Der Dezember ist der Monat der Ehrungen, Rückblicke, Wahlen und Hitlisten. Also haben auch wir uns noch einmal den Kopf zerbrochen und wieder in einem kleinen redaktionsinternen "Blitz-Voting" unsere Top Ten, diesmal des Leichtathletik-Jahres 2009, ermittelt. Das Ergebnis spiegelt eine Mischung aus objektiven und subjektiven Eindrücken sowie Beobachtungen aus den letzten zwölf Monaten wider.
Steffi Nerius
Verglichen mit den Ehrungen, die Steffi Nerius in den letzten Wochen erhalten hat, fristet der Platz an der Sonne unserer Top Ten eigentlich ein Schattendasein. Trotzdem hat ihn niemand anders verdient als die Speerwurf-Weltmeisterin vom TSV Bayer 04 Leverkusen. Unser Votum für eine Athletin, die wir in den vergangenen Jahren mit viel Freude und Interesse begleitet haben und die sich nun in den leistungssportlichen Ruhestand verabschiedete, war eindeutig.
Jennifer Oeser
Hinfallen, aufstehen, weiterkämpfen! Es war ein Moment, der Deutschland bei der WM in Berlin bewegt hat. Uns auch. Doch mal ganz ehrlich: Wir hatten Jennifer Oeser schon vor dem 800-Meter-Rennen auf eine Silbermedaille im Siebenkampf hochgerechnet und der Leverkusenerin insgeheim unser vollstes Vertrauen ausgesprochen. Da konnte gar nichts mehr schiefgehen. Eins haben wir uns aber verkniffen: Die Headline "Von Oesidösi zu Oesidüsi", obwohl diese als ein großes Kompliment zu verstehen gewesen wäre.
Ariane Friedrich
Die Frankfurter Hochspringerin machte in diesem Jahr nicht nur da weiter, wo sie 2008 aufgehört hatte, sondern setzte mit dem Hallen-EM-Titel, WM-Bronze und dem neuen deutschen Rekord noch etwas drauf. Obendrein hat Ariane Friedrich inmitten des großen Rummels um ihre Person ungemein an Profil gewonnen und nicht nur als WM-Gesicht einiges für den Stellenwert der deutschen Leichtathletik getan.
Robert Harting
Wo heroe Kräfte walten... Diese Worte hatten wir schon vor zwei Jahren in unseren damaligen WM-Top-Ten Robert Harting nach Silber auf den Leib geschneidert. Auch diesmal passt es wieder. Der WM-Sieg im heimischen Berlin war eine Demonstration seiner sportlichen Stärke. Fast schon beängstigend, wie dem polarisierenden Athleten, nach unbedachten öffentlichen Äußerungen in der Kritik stehend, dieser Triumph im Diskusring gelang.
Sebastian Bayer
Es war am 8. März ein paar Minuten nach 17:30 Uhr. Unser leichtathletik.de-Server ging in die Knie. Grund für den plötzlichen Useransturm war ein Mann, der soeben einen unglaublichen Satz in eine Sandgrube in Italien gemacht hatte: Sebastian Bayer. Wir haben es ihm aber nie nachgetragen, sondern uns vielmehr mit dem Bremer Weitspringer über jene 8,71 Meter gefreut, die nun als Hallen-Europarekord zu Buche stehen. Als Meisterschaftsspringer hatten wir den 23-Jährigen schon vorher erkannt, zu was er im entscheidenden Moment in der Lage ist, hat uns aber dann doch überrascht.
Raúl Spank
Ja, wir wussten es schon länger. Raúl Spank ist ein Performer, ein Siegertyp, ein Medaillenjäger. Der Dresdner Hochspringer hat uns in diesem Jahr darin bestätigt und mit WM-Bronze in Berlin seine erste bedeutende internationale Medaille geholt. Außerdem ist auch er mit seinen erst 21 Jahren ein Typ, wie er der deutschen Leichtathletik nur gut tun kann. Und, ach ja - wir haben es bemerkt: Raúl, nicht Raul.
Betty Heidler
Elf Wettkämpfe hat Betty Heidler in diesem Jahr gewonnen, darunter das Weltfinale. Dass es bei der WM in Berlin nicht zur Titelverteidigung gereicht hat, war alles andere als ein Wermutstropfen. Mit Silber und einem neuen deutschen Rekord setzte die Frankfurter Hammerwerferin ihr persönliches Glanzlicht, zu dem sie wieder einmal ihr ganz besonderes Strahlen auspacken konnte. Wir freuen uns schon auf die nächsten Male, wenn wir es wieder zu sehen bekommen.
Irina Mikitenko
Mit dem Sieg beim Marathon in London (Großbritannien) und Platz zwei in Chicago (USA) sowie dem Gewinn des Jackpots der World Marathon Majors (WMM) war die Langstrecklerin wieder eine Klasse für sich. Der Tod ihres Vaters hat Irina Mikitenko vom Start bei der WM in Berlin abgehalten. Die Entscheidung der Wattenscheiderin war menschlich und verständlich.
Nadine Kleinert
Die Magdeburgerin ließ es einschlagen und bescherte sich so ihr persönliches "Wunder von Berlin" in Silber. Der Kugelstoßring im Olympiastadion erwies sich als ihre Bühne. Mit 20,20 Metern, einer neuen persönlichen Bestleistung, war Nadine Kleinert einmal mehr da, wenn es darauf ankam. Wir freuen uns, dass die 34-Jährige der Leichtathletik-Szene erhalten geblieben ist und ihren Boxambitionen abgeschworen hat.
Robert Hering
Ein junger Flitzer riss uns sprichwörtlich von den Sitzen. Es war ungemein erfrischend, was Robert Hering in diesem Jahr auf die Sprintbahnen zauberte. Deutscher Meister, WM-Semifinalist, Silber bei der U20-EM - alles im Einzel über 200 Meter, wo die Bestzeit des Jenaers nun bereits bei 20,41 Sekunden steht. Wer mit 19 Jahren schon so auftritt, hat ziemlich sicher eine große Karriere vor sich. Wir blicken ihr gespannt entgegen!