Die leichtathletik.de-Top Ten von Athen
Elf spannende Leichtathletik-Tage bei den Olympischen Spielen in Athen sind Geschichte. Auch diesmal haben wir uns wieder den Kopf zerbrochen, unsere Eindrücke beim Jahreshöhepunkt der Leichtathletik Revue passieren lassen und unsere ganz persönlichen Top Ten zu Olympia zusammengestellt...
Yelena Isinbayeva schenkte Olympia einen Weltrekord zum Nulltarif (Foto: Chai)
Yelena IsinbayevaDie Nacht vom 24. auf den 25. August gehörte ganz und gar Stabhochspringerin Yelena Isinbayeva. Um Mitternacht schwang sie sich nach einer Nervenschlacht über die Weltrekordhöhe von 4,91 Meter, mit der sie sich beim Athener Publikum zum Nulltarif - also ohne Extraprämie - bedankte, nachdem sie zuvor den Wettkampf schon mit ihrem dritten Versuch gewonnen hatte. Gewonnen hat die quirrlige Russin mit ihren großen, strahlenden Augen und ihrem einnehmenden Lächeln auch die Herzen der 72.000 Zuschauer im Olympiastadion, die ihr und umgekehrt denen sie zu Füßen lag, und von Millionen Leichtathletik-Fans zuhause an den Bildschirmen. Deshalb ist Yelena Isinbayeva auch in diesem Jahr wie schon in Paris erneut in den Top Ten - nun sogar ganz oben!
Robert Korzeniowski
Der polnische Geher trat in Athen mit seinem vierten Olympiasieg, davon dem dritten in Folge über 50 Kilometer, von der Leichtathletik-Bühne ab. Wir schätzen Robert Korzeniowski als großartigen Botschafter seiner Disziplin und Sportart und gönnen ihm diesen goldenen Abgang. Sein Erbe wird im Gehsport sehr schwer anzutreten sein.
Steffi Nerius
Die Leverkusener Speerwerferin holte eine von zwei Silbermedaillen für den Deutschen Leichtathletik-Verband. Sie war aber auch eine großartige Repräsentantin für ihren Sport und erwarb sich mit ihrem Auftreten in Athen sogar viele Sympathien außerhalb des Olympiastadions. Mit ihrer baldigen Rückkehr nach Athen als Trainerin bei den Paralympics unterstreicht sie diese Einschätzung nachdrücklich.
Betty Heidler
Die Frankfurter Hammerwerferin machte olympische Schlagzeilen. "Hammerwerferin Betty Heidler begeistert" oder "Für Betty Heidler war Platz vier der Hammer", so hießen sie beispielsweise. Das begeisterte auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen, das sie gemeinsam mit Trainingskollegin Andrea Bunjes gleich ganz flugs ins Olympiastudio holte.
Hicham El Guerrouj
Nach den bitteren Augenblicken 1996 in Atlanta, als er stürzte, und 2000 in Sydney, als ihn der Kenianer Noah Ngeny über 1.500 Meter niederrang, schlug jetzt in Athen, jener Stadt, in der er 1997 zum ersten Mal Weltmeister geworden war, für ihn auch olympisch die goldene Stunde. Und das gleich im Doppelpack. Nach seiner Paradestrecke sicherte er sich auch noch die 5.000 Meter. Ein Double, das es zuletzt vor 80 Jahren gab.
Nadine Kleinert
Die Magdeburger Kugelstoßerin Nadine Kleinert sorgte aus deutscher Sicht für einen zunächst bronzenen, dann – nach der Disqualifikation der Russin Irina Korzhanenko – sogar silbernen Auftakt der Leichtathletik-Tage in Athen. Schade, dass diese Signalwirkung nur von den wenigsten ihrer Teamkollegen aufgenommen werden konnte.
Kelly Holmes
20 Jahre lang hatte Kelly Holmes von diesem Gold geträumt. Jetzt bekam sie es gleich doppelt. Über 800 und 1.500 Meter sicherte sie sich mit tollen taktischen Meisterleistungen den Olympiasieg. Nach ihren vielen Silber- und Bronzeplätzen bei allen bisherigen Großereignissen hatte sich die 34-jährige ein goldenes Athen allemal verdient.
Vanderlei de Lima
Der Brasilianer Vanderlei de Lima kam noch mit einem "blauen Auge" davon. Als Führender des Marathons wurde er am letzten Tag der Spiele von einem Zuschauer attackiert und von der Straße gedrängt. Nach seiner Befreiung galten ihm alle Sympathien, auch unsere. Immerhin konnte er die Bronzemedaille ins Ziel retten, sonst wäre dieser Vorfall sportlich weitaus tragischer gewesen. Unfassbar war die Aktion allemal, zum Glück erlitt Vanderlei de Lima bei diesem Anschlag keine schwerwiegenden Verletzungen! Schlimmeres gar nicht auszudenken!
Melanie Seeger
Nach ihrem fünften Platz im 20 Kilometer Gehen hüpfte Melanie Seeger den ganzen Tag mit ihrer Jubelszene durch das Programm der ARD. Der Fernsehtag endete für die Potsdamerin in "Beckmanns Olympia Nacht", wo sie dem Komödianten Dirk Bach das Gehen praktisch näher brachte. Könnte es bessere Werbung für eine lange Zeit belächelte Disziplin geben? Als Zugabe kündigte sie für die WM im nächsten Jahr in Helsinki den Angriff auf das Podest an. Wir haben nichts dagegen...
Hrysopiyi "Pigi" Devetzi
Blenden wir ihre unglaubliche Leistungssteigerung in den letzten Monaten mal ganz aus und konzentrieren uns auf ihren Showfaktor. Die griechische Dreispringerin erfreute das Publikum nämlich nicht nur durch ihre Dreisprung-Kunst, sonst auch durch ihren Jubel. Nachdem sie im Vorkampf den Landesrekord auf 15,32 Meter geschraubt hatte und das Publikum bereits verzückt applaudierte, ließ die ehemalige Rhythmische Sportgymnastin auf der Laufbahn noch schnell eine Vorwärts-Rückwärts-Kombination mit Handstützüberschlag, Flick-Flack und Salto folgen. Danach stand das komplette Stadion Kopf! Bei der Siegerehrung, zu der sie als Zweite gerufen wurde, zeigte sie auf dem Siegerpodest mal eben einen Handstand und wickelte sich dann in die griechische Fahne ein. Wer der 28-Jährigen zuschaute, der musste sich irgendwie klammheimlich doch mit ihr freuen, allen Zweifeln an ihrer Leistungssteigerung zum Trotz. Für Unterhaltung und Hingucker sorgte sie nämlich allemal.
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