| Weltmeisterschaften 2017

WM Tag 2 – Die letzte Bolt-Show endet mit Gold für Gatlin

Der Vorhang ist gefallen: Superstar Usain Bolt hat sich am zweiten Tag der Weltmeisterschaften in London (Großbritannien) mit Bronze über 100 Meter in seinem letzten Einzelrennen von der Leichtathletik-Bühne verabschiedet. Gold holte sich der frühere Dopingsünder Justin Gatlin in 9,92 Sekunden. Die Dortmunderin Gina Lückekemper durchbrach im Vorlauf über 100 Meter die magische Barriere von 11 Sekunden.
Alexandra Dersch

Es sollte seine Show, sein Finale, seine Bühne werden. Doch Usain Bolt erwischte einen schlechten Start und konnte die starken US-Amerikaner nicht mehr abfangen. 9,95 Sekunden reichten an Samstagabend nur zu Bronze. Gefeiert wurde der Jamaikaner dennoch, der sich auch in der Niederlage als fairer Verlierer präsentierte und dem Sieger Justin Gatlin zu dessen Erfolg gratulierte. Gatlin indes, der bislang einzige Athlet dieser WM, der vom Londoner Publikum ausgebuht wurde, brach in Freudentränen aus und verneigte sich vor Usain Bolt. Den US-Doppelsieg machte Christian Coleman in 9,94 Sekunden perfekt.

Für den Weltrekordler aus Jamaika ist es die erste Bronzemedaille seiner Karriere und die erste Niederlage in einem großen Finale seit 2007. Der achtmalige Olympiasieger verließ als letzter Athlet des Abends das Stadion und wurde auch eine dreiviertel Stunde nach dem großen Showdown noch mit Sprechchören gefeiert, während seines Interview-Marathons.

Robert Harting zum WM-Ausstand Sechster

Seinen Abschied von der WM-Bühne feierte in London auch Deutschlands Diskus-Riese Robert Harting (SCC Berlin) – allerdings ohne die ganz im Stillen erhoffte Medaille. Der Berliner landete bei seiner fünften WM mit 65,10 Metern auf dem sechsten Platz. Die Medaillen holten auf allen drei Positionen Athleten, die bislang noch nie bei einer WM in die Edelmetall-Ränge vorstoßen konnten.

Mit 69,21 Metern feierte der Litauer Andrius Gudzius nicht nur Bestleistung, sondern auch überraschend WM-Gold vor dem im Vorfeld höher gewetteten Daniel Stahl (Schweden; 69,19 m). Die größte Überraschung gelang dem Bronzemedaillen-Gewinner Mason Finley (USA), der seine Bestleistung um knapp eineinhalb Meter auf 68,03 Meter steigerte.

Erstes WM-Gold im Weitsprung für Afrika

Eine packende Show boten auch die Weitspringer dem begeisterugsfähigen Londoner Publikum. Die beste, da weiteste Show fackelte der Südafrikaner Luvo Manyonga ab. Der 26-Jährige setzte sich mit 8,48 Metern vor dem US-Amerikaner Jarrion Lawson (8,44 m) durch. Bronze ging an Manyongas Landsmann Ruswahl Samaai (8,32 m) vor dem Russen Alexander Menkow (8,27 m), der wegen der Suspendierung seiner Mannschaft unter neutraler Flagge startete. Manyonga ist der erste Weitsprung-Weltmeister aus Afrika überhaupt.

Über 10.000 Meter drehte Almaz Ayana einsam ihre Runden. Die Weltrekordlerin und Olympiasiegerin aus Äthiopien sicherte sich auch in London Gold. Die 25-Jährige setzte sich nach 30:16,32 Minuten souverän gegen ihre Landsfrau Tirunesh Dibaba (31:02,69 min) durch, Bronze erarbeitete sich Agnes Jebet Tirop aus Kenia (31:03,50 min). Die Medaille von Dibaba, der Weltmeisterin von 2005, 2007 und 2013, hat gar historische Dimension. Als erste Frau der Geschichte holte die 32-Jährige ihre vierte WM-Medaille über diese Strecke.

Gina Lückenkemper sprintet in die Geschichtsbücher

In die Geschichtsbücher ist auch Gina Lückenkemper gelaufen. Die Dortmunderin durchbrach im Vorlauf erstmals die 11-Sekunden-Schallmauer. 10,95 Sekunden – schneller war in London in den Vorläufen keine andere Sprinterin über die 100 Meter. Als bisher letzte Deutsche war Katrin Krabbe bei ihrem WM-Titel 1991 in Tokio (Japan) unter elf Sekunden geblieben, als sie 10,91 Sekunden im Halbfinale und im Endlauf 10,99 Sekunden sprintete. In dieser Form ist die erst 20-Jährige sogar eine Kandidatin für das große Finale am Sonntag (6. August). Tatjana Pinto (LC Paderborn) wurde nach einem Fehlstart disqualifiziert.

Einen großartigen ersten Tag erwischte Siebenkämpferin Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt) und avanchiert zur größten Herausforderin von Olympiasiegerin Nafissatou Thiam (Belgien). Nach vier Disziplinen liegt die Frankfurterin gar mit 4.036 Punkten in Führung. Topfavoritin Thiam liegt allerdings nur 22 Zählern zurück. Die Frankfurterin Claudia Salman-Rath blieb etwas unter ihren Möglichkeiten, die WM-Vierte von 2013 übernachtet mit 3.655 Punkten auf Platz 13.

Hanna Klein läuft als erste DLV-Athletin des Jahrtausends ins 1.500-Meter-Finale

Lange zurückblättern muss man, um eine DLV-Athletin in einem WM-Finale über 1.500 Meter zu finden. Zuletzt gelang das 1991 Ellen Kiessling und Yvonne Mai. 26 Jahre später wird diese Geschichte weiter geschrieben. Hanna Klein (SG Schorndorf 1846) lief bei ihrem WM-Debüt als Fünfte ihres Halbfinals in 4:04,45 Minuten in den Endlauf von London.

Ein Stoß reichte David Storl (SC DHfK Leipzig) in der Kugelstoß-Quali. 21,41 Meter – morgens um zehn Uhr Londoner Zeit, sind die drittbeste Leistung des zweimaligen Weltmeisters in diesem Sommer. Weiter als Storl stieß nur der aktuelle Hallen-Weltmeister Tom Walsh (Neuseeland), der mit Saisonbestleistung von 22,14 Metern den stärksten Eindruck hinterließ.

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