Die letzten Sieger räumen Stuttgarts Arena
Am Sonntag um 16:45 Uhr fiel beim Weltfinale in Stuttgart der Vorhang mit dem Siegerlächeln des muskelbepackten Hürdensprinters David Oliver (USA). Als sich die 21.500 Zuschauer auf ihren Heimweg machten, hieß es vor dem Umbau in eine Fußballarena für die Leichtathletik-Gemeinde Abschied nehmen von einem Stadion, an das für viele gute Erinnerungen verknüpft sind.

Die letzte Siegerliste der zwei Tage hätte dabei prominenter kaum sein können. Sanya Richards (USA) und Meseret Defar (Äthiopien) trugen sich dort sogar zweimal ein und machten mit jeweils 60.000 US-Dollar Kasse.
Jamaikas Top-Sprinterinnen um Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser narrten auch in Stuttgart die Konkurrenz aus den USA. Die kleingewachsene Athletin feierte bei einem Drei-Länder-Vergleich in 10,94 Sekunden mit Kerron Stewart (11,06 sec) einen Doppelsieg vor vier Vertreterinnen aus den Staaten und zwei Läuferinnen von den Bahamas.
Sanya Richards führt Serie fort
Ihren vierten Weltfinal-Sieg in Folge über 400 Meter feierte Sanya Richards (USA; 50,41 sec), die bereits tags zuvor die 200 Meter gewonnen und damit ihr Revier merklich abgesteckt hatte. Olympiasiegerin und Weltmeisterin Christine Ohuruogu (Großbritannien; 50,83 sec) kam auf der Zielgerade nicht mehr heran.
„Für mich war es wichtiger, beim Weltfinale die 400 Meter zu gewinnen als die 200 Meter. Heute morgen waren meine Beine wegen des gestrigen Rennens etwas schwer, deswegen bin ich den Lauf etwas verhaltener angegangen. Die Saison so zu beenden ist ein gutes Zeichen für 2009. Ich werde für die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr hart arbeiten“, kündigte Sanya Richards an.
Erbarmungslos spielte Olympiasiegerin und Golden-League-Millionärin Pamela Jelimo ihre Überlegenheit auf den zwei Stadionrunden aus. Trotz einer Zwischenzeit von über 59 Sekunden nach 400 Metern kam die Kenianerin noch zu einer Endzeit von 1:56,23 Minuten. Weitere drei Läuferinnen blieben im Schlepptau unter 1:59 Minuten.
Pamela Jelima mit starken Worten
Die erst 18 Jahre alte Pamela Jelimo, der in diesem Sommer nur noch 73 Hundertstel zum Weltrekord fehlten, verabschiedete sich mit einer beängstigenden Warnung an die Konkurrenz von der grünen Bahn: „Vermutlich habe ich sogar noch mehr Talent, als ich 2008 gezeigt habe. 2009 will ich meine Fertigkeiten weiter ausreizen und noch schneller rennen.“
Mit einem souverän herausgelaufenen Sieg über 3.000 Meter tat sich die Äthiopierin Meseret Defar (8:43,60 min) als zweite Doppelsiegerin neben Sanya Richards hervor.
Olympiasiegerin Melaine Walker setzte auch am Neckar ihre inzwischen beeindruckende Siegesserie fort. Die Jamaikanerin gewann über 400 Meter Hürden zum zwölften Mal in Folge (54,06 sec). „Ich bin überglücklich, dass ich so eine fantastische Saison hatte. Ich glaube, das ist ein Geschenk Gottes. Ich weiß, dass die nächste Saison nicht wie diese sein kann. Deswegen muss ich diese Chance nutzen.“
Nur Blanka Vlasic über 2,01 Meter
Großen Unterhaltungswert brachten die Hochspringerinnen in die Arena. Trotz des extrovertierten Auftretens einiger Athletinnen flog nur die Weltmeisterin Blanka Vlasic (Kroatien) über 2,01 Meter. Die Frankfurterin Ariane Friedrich verbuchte insgesamt vier Fehlversuche bis einschließlich der 1,97 Meter, mit denen sie sich in die Ergebnisliste eintrug, und wurde so Vierte.
Die Olympia-Achte im Dreisprung, Anna Pyatykh (Russland), belohnte sich am Ende einer für sie eher durchwachsen verlaufenen Saison mit ihrem Satz auf 14,78 Meter und damit der Siegprämie.
Über 19,42 Meter und Platz zwei jubelte Nadine Kleinert im Kugelstoßen. Die Magdeburgerin verzeichnete so nach ihrer Olympia-Enttäuschung noch einen versöhnlichen Saisonabschluss: „Ich bin sehr zufrieden mit dem Wettkampf. Es war sehr wichtig heute, noch eine gute Serie zum Saisonende hinzulegen. Damit habe ich den Leuten gezeigt, dass es noch geht.“
Auch Valerie Vili trauert
Olympiasiegerin Valerie Vili setzte sich standesgemäß durch, die Neuseeländerin kam aber nicht in die Nähe der 20-Meter-Linie (19,69 m), trotzdem hätte jeder ihrer vier Versuche zum Sieg gereicht. Die großgewachsene Athletin reihte sich mit an vorderster Front in die Trauergemeinde ein: „Ich bin wirklich stolz, die letzte Gewinnerin in diesem Stadion in Stuttgart zu sein. Ich war hier sehr gerne und es ist traurig, dass hier in diesem wundervollen Stadion keine Wettkämpfe mehr ausgetragen werden.“
Die Olympia-Zweite im Diskuswerfen, Yarelis Barrios, feierte im zweiten Wettkampf nach den Spielen in Peking (China) ihren zweiten Sieg. Mit 64,88 Metern bestimmte sie die Konkurrenz um die Olympiasiegerin Stephanie Brown-Trafton (USA), die ihr als Drittplatzierte (62,23 m) das größte Preisgeld nicht streitig machen konnte.
Die Männer-Wettbewerbe standen auf der zweiten Halbzeit des Weltfinales etwas im Schatten des Leistungsniveaus der Frauen. Platz zwei über 1.500 Meter am Samstag ließ der Kenianer Edwin Cheruiyot Soi den Sieg über 5.000 Meter folgen (13:22,81 min). Damit reihte sich der Olympia-Dritte in die Liste der Spitzenverdiener des Wochenendes ein.
Kenianer zweigeteilt
Im Hindernislauf teilten sich die sieben angetretenen Kenianer in zwei Klassen auf. Ein Trio führte, mit Paul Kipsiele Koech als überlegenem Sieger an der Spitze (8:05,35 min) an der Spitze, die Konkurrenz an. Der Rest folgte erstaunlich klar abgeschlagen auf den Rängen acht bis elf. „Ich war heute gut vorbereitet. Ich wollte das Rennen gewinnen und eine schnelle Zeit laufen“, stellte der Sieger, der für die Olympischen Spiele nicht nominiert war, seine erfolgreiche Strategie vor.
Der Leverkusener Weitspringer Sebastian Bayer durfte sich als Fünfter über einen Satz auf exakt 8,00 Meter freuen. 14 Zentimeter fehlten dem Deutschen Meister in einem erbitterten Kampf um die Plätze zum Sieger Fabrice Lapierre (Australien).
US-Doppelsieg mit dem Stab
Im Stabhochsprung feierten die bei Olympia leer ausgegangenen US-Amerikaner Derek Miles (5,80 m) und Brad Walker (5,70 m) einen Doppelsieg. Die Lokalmatadoren Alexander Straub (LG Filstal), der im dritten Anlauf 5,60 Meter meisterte, und Fabian Schulze (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg; 5,40 m) mussten sich mit den Rängen vier und sechs zufrieden geben.
Einer von drei lettischen Startern setzte sich klar im Speerwurf durch. Dem Olympia-Zweiten von 2004, Vadims Vasiļevskis, gelang dabei noch eine Verbesserung seiner Saisonbestweite auf 86,65 Meter. Olympiasieger Andreas Thorkildsen (Norwegen) landete mit nur einem Wurf, der mit 83,77 Metern gemessen wurde, auf der Zwei.
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Abschied der TSG Heilbronn (Foto: Chai)