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Die Marathon-Bilanz 2018 der Frauen: Gladys Cherono führt Top-Liste an

2018 war ein Marathon-Rekordjahr. Nie zuvor gab es in der internationalen Spitze derart viele absolute Weltklassezeiten. Und das sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen. In einem zweiteiligen Rückblick analysieren wir das Jahr. Heute: die Frauen.
Jörg Wenig

Wie bei den Männern wurden auch bei den Frauen 2018 reihenweise Weltklassezeiten verzeichnet: ein halbes Dutzend Zeiten von unter 2:19 Stunden sowie eine Handvoll weiterer unter 2:20 Stunden. Diese Leistungsbreite in der absoluten Spitze gab es noch nie. Bei den deutschen Frauen schafften nur zwei Athletinnen Zeiten von knapp unter 2:30 Stunden.

Mit Berlin, Frankfurt und Hamburg ist Deutschland weiter eines der ganz wenigen Länder, die drei internationale Top-Marathonrennen vorweisen können. Bei den Frauen liegt in dieser Wertung nach wie vor London (Großbritannien) vor Berlin, Chicago (USA) und Dubai (Vereinigte Arabische Emirate). Frankfurt war zwischenzeitlich auf Rang elf abgerutscht, hat sich dann jedoch mit einem außerordentlich starken Frauenrennen bis auf Platz sieben nach vorne geschoben.

Dubai und Berlin setzen Maßstäbe

Vor dem Jahr 2018 hatte es im Frauen-Marathon insgesamt erst zehnmal Zeiten von unter 2:19 Stunden gegeben. Binnen zwölf Monaten kamen nun gleich sechs derartige Ergebnisse hinzu. Fünf weitere Athletinnen blieben 2018 zudem noch unter der 2:20-Stunden-Barriere. Zwar kam keine Läuferin in die Nähe des im Jahr 2003 von Paula Radcliffe (Großbritannien) aufgestellten Weltrekordes von 2:15:25 Stunden, doch die Breite von absoluten Topzeiten lässt darauf schließen, dass dies bald der Fall sein könnte. Waren es vor 2018 Mary Keitany (Kenia) und Tirunesh Dibaba (Äthiopien), die mit Abstand die schnellsten Zeiten liefen, hat sich dieses Bild im vergangenen Jahr geändert. Es sind andere, die mit starken persönlichen Bestzeiten die ersten fünf Plätze der Jahresweltbestenliste einnehmen.

Einmalige Resultate bezogen auf die Breite in der Spitze gab es in Dubai und Berlin. Im Januar stellte Roza Dereje (Äthiopien) in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit 2:19:17 Stunden einen Streckenrekord auf. Gleich vier Läuferinnen blieben dabei unter der 2:20-Stunden-Barriere, was bisher einmalig ist im Marathon. In Berlin waren es im September dann drei. Dieses Trio lief allerdings sogar Zeiten von unter 2:19 Stunden – und auch das gab es bisher noch nicht. Gladys Cherono (Kenia) gewann das Rennen mit einem Streckenrekord von 2:18:11 Stunden. Eine große Überraschung gab es dann noch Istanbul (Türkei) im November: Ruth Chepngetich (Kenia) lief dort 2:18:35 Stunden.

Auch der zweite deutsche Top-Marathon im Herbst verzeichnete eine einmalige Breite in der Spitze: Während Meskerem Assefa in Frankfurt mit einem Streckenrekord von 2:20:36 Stunden gewann, liefen hinter ihr sechs weitere Athletinnen Zeiten von unter 2:23 Stunden. Eine solche Breite von Topzeiten gab es bisher bei noch keinem deutschen Marathon, nicht einmal in Berlin.

Deutsche Frauen hoffen auf Fortschritte in 2019

Insgesamt gab es für den deutschen Frauen-Marathon 2018 einen Rückschritt. Nur noch zwei Läuferinnen erreichten Zeiten von unter 2:30 Stunden: Anja Scherl (LG Telis Finanz Regensburg) lief Ende Januar in Osaka (Japan) 2:29:29 Stunden – konnte dann aber verletzungsbedingt bei keinem Marathon mehr starten – und Katharina Heinig (LG Eintracht Frankfurt) erzielte 2:29:55 Stunden beim Frankfurt-Marathon. Im Bereich bis 2:35 Stunden landeten ebenfalls nur zwei weitere Deutsche. Sehr beachtlich schlug sich allerdings Fabienne Amrhein (MTG Mannheim), die zunächst in Düsseldorf mit 2:32:34 Stunden Deutsche Meisterin wurde und dann bei den Europameisterschaften als beste nationale Läuferin einen guten elften Rang erreichte.

Aus unterschiedlichen Gründen gab es eine Reihe von Ausfällen. So haben weder Fate Tola (Hannover Athletics) noch Anna und Lisa Hahner (SCC Berlin) 2018 eine Marathonzeit stehen. Aufgrund einer Schwangerschaft dürfte Fate Tola, die schnellste deutsche Läuferin der Jahre 2016 und 2017, wohl auch 2019 noch für längere Zeit ausfallen. Dennoch spricht einiges dafür, dass es 2019 wieder besser aussehen wird.

Marathon-Statistik der Frauen

Die schnellsten Zeiten 2018
2:18:11Gladys CheronoKENBerlin
2:18:31Vivian CheruiyotKENLondon
2:18:34Ruti AgaETHBerlin
2:18:35Brigid KosgeiKENChicago
2:18:35Ruth ChepngetichKENIstanbul
2:18:55Tirunesh DibabaETH Berlin
2:19:17 Roza Dereje ETH Dubai
2:19:30Feyse TadeseETH Dubai
2:19:36Yebrgual MeleseETH Dubai
2:19:51Birhane DibabaETH Tokio
2:19:53Debele Degafa ETH Dubai
2:20:13Haftamnesh TesfayeETH Dubai
2:20:13 Brigid KosgeiKENLondon
2:20:36Meskerem AssefaETHFrankfurt
2:20:36Yebrgual MeleseETHShanghai
2:20:45Gelete BurkaETHDubai
2:20:47Haftamnesh TesfayeETHFrankfurt
2:21:14Ashete DidoETHValencia
2:21:18 Edna KiplagatKENBerlin
2:21:18 Roza DerejeETH Chicago
Die besten Deutschen 2018
2:29:29Anja ScherlLG Telis Finanz RegensburgOsaka
2:29:55 Katharina HeinigLG Eintracht FrankfurtFrankfurt
2:32:34 Fabienne AmrheinMTG MannheimDüsseldorf
2:32:58 Laura HottenrottTV Wattenscheid 01Sevilla
2:37:59Stefanie Doll SV KirchzartenFrankfurt
2:40:11Nora KustererSV OberkollbachFrankfurt
Die besten Zeiten aller Zeiten
2:15:25Paula RadcliffeGBRLondon13.4.2003
2:17:01Mary KeitanyKENLondon23.4.2017
2:17:18Paula RadcliffeGBRChicago13.10.2002
2:17:42Paula RadcliffeGBRLondon17.4.2005
2:17:56Tirunesh Dibaba ETH London23.4.2017
2:18:11Gladys CheronoKENBerlin16.9.2018
2:18:31Tirunesh DibabaETHChicago23.4.2017
2:18:31Vivian CheruiyotKENLondon22.4.2018
2:18:34Ruti AgaETHBerlin16.9.2018
2:18:35Brigid KosgeiKENChicago7.10.2018
2:18:35Ruth ChepngetichKENIstanbul11.11.2018
2:18:37Mary KeitanyKENLondon22.4.2012
2:18:47Catherine NderebaKENChicago7.10.2001
2:18:55Tirunesh DibabaETHBerlin16.9.2018
2:18:56Paula RadcliffeGBRLondon14.4.2002
2:18:58Tiki GelanaETHRotterdam15.4.2012
2:19:12Mizuki NoguchiJPNBerlin 25.9.2005
2:19:17Roza DerejeETHDubai26.1.2018
2:19:19Irina MikitenkoGERBerlin 28.9.2008
2:19:19Mary KeitanyKENLondon17.4.2011
Die besten Deutschen aller Zeiten
2:19:19Irina MikitenkoGERBerlin28.09.2008
2:24:35Katrin Dörre-HeinigGERHamburg25.04.1999
2:25:37Uta PippigGERBerlin26.09.1995
2:25:42Fate TolaGERFrankfurt30.10.2016
2:26:01Luminita ZaitucGERFrankfurt28.10.2001
2:26:13Sonja Oberem GERHamburg22.04.2001

(Uta Pippig lief 1994 beim Boston-Marathon 2:21:45 Stunden, jedoch erfüllt die Strecke nicht die für die Anerkennung von Rekorden nötigen Kriterien)

Die schnellsten City-Marathonläufe

1. LONDON (2:18:17,3 h)*
2. BERLIN (2:19:18,5 h)
3. CHICAGO (2:19:31,3 h)
4. DUBAI (2:19:41,9 h)
5. BOSTON (2:21:17,3 h)
6. TOKIO (2:21:25,6 h)
7. FRANKFURT (2:21:42,1)
8. PARIS (2:21:49,3 h)
9. PEKING (2:22:20,4 h)
10. NAGOYA (2:22:22,7 h)

*Gewertet wird der Durchschnitt der jeweils zehn schnellsten je erzielten Zeiten des Rennens.

Mehr:

<link news:66963>Die Marathon-Bilanz 2018 der Männer – Eliud Kipchoges Fabelzeit krönt Rekordjahr

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