| Porträt

Die Onnens – eine nicht ganz gewöhnliche Familie

Sie sind keine ganz gewöhnliche Familie, die Onnens aus Hannover. Die Familie besteht aus sieben Familienmitgliedern, und alle sieben sind in der Leichtathletik gelandet. Die Hochspringer Eike und Imke Onnen absolvieren eine erfolgreiche Saison.
Ewald Walker

„Es gibt Tage, da machst du Luftsprünge, und dann gibt es Tage, da lässt du ganz viele Nerven.“ Bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg war es für Trainerin Astrid Onnen und ihre Familie stressig, da haben sie viel Nerven gelassen. Statt den siebten Deutschen Meistertitel im Hochsprung zu gewinnen musste sich Favorit Eike Onnen dem jungen Kornwestheimer David Nopper geschlagen geben.

Die Onnens: das sind Astrid (59 Jahre), Mutter und Trainerin, Eike (32 Jahre), Lasse (30 Jahre), Maie (27 Jahre), Kjell (25 Jahre), Imke (20 Jahre) und Vater Hillrich (65 Jahre). Eine ziemlich leichtathletikverrückte Familie, im positiven Sinne natürlich. Ein Novum in der deutschen Leichtathletik. So saßen sie einträchtig im Nürnberger Stadion beim Hochsprungfinale in der Kurve.

Während Eike auf der Anlage mit Wind und Latte kämpfte, jubelten und litten die Onnens auf der Tribüne. Wenn Eike das Sprungbein hochzieht, gehen alle Sprungbeine der Onnens synchron nach oben, als wollten sie alle zusammen mit ihm die Latte überqueren. Das Mitgefühl und der Zusammenhalt in dieser Familie scheint sehr groß zu sein.

Sportbezogene Erziehungsphiosophie

Astrid Onnen ist der Mittelpunkt des Clans. Sie war 1978 unter dem Mädchennamen Fredebold Deutsche Meisterin im Fünfkampf mit Bestleistungen von 1,83 Meter im Hoch- und 6,38 Meter im Weitsprung. Sie hat den Geist der olympischen Kernsportart auf ihre gesamte Familie übertragen. „In der Leichtathletik ist man auf sich selbst gestellt“, sagt Astrid Onnen. "Und wir haben versucht, bei den Kindern Selbständigkeit und Selbstverantwortlichkeit zu entwickeln“, nennt sie ihre sportbezogene Erziehungsphilosophie. Sechs der sieben Familienmitglieder wohnen noch unter einem Dach, allein Maie ist nach München gegangen.

Wenn Astrid Onnen, die Trainerin, in Hannover mit dem Auto zum Training fährt, kommen Eike & Co. mit dem Fahrrad hinterher. Sie trainieren in verschiedenen Trainingsgruppen, die Mutter betreut mit Eike und Imke die Hochspringer, die leistungsstärksten der Familie.

Rückkehr nach sieben mageren Jahren

Eike Onnen gehörte schon 2007 zur Weltklasse. Mit 2,34 Meter sprang er höhengleich mit drei weiteren DLV-Springern auf Platz sechs der ewigen deutschen Bestenliste, musste aber wegen einer Verletzung die Olympischen Spiele in Peking (China) absagen. In Biberach gelang ihm fast der Sprung in die Geschichtsbücher der Leichtathletik, als er nur ganz knapp den Deutschen Rekord von Carlo Tränhardt (2,37 m) verpasste. In den Jahren danach wurde es ruhig um Onnen.

Erst in diesem Jahr kehrte er mit drei 2,30-Meter-Sprüngen zurück und scheint mit 32 Jahren besser denn je zu sein. Sein großes Ziel sind die Olympischen Spiele im nächsten Jahr in Rio de Janeiro. In Eberstadt sprang er 2,27 Meter, nachdem ihm sein Schuh gerissen war. Bei der WM in Peking ist das Finale das Ziel.

Erster Sprung über Körpergröße naht

Am Wochenende sorgten die Onnens in Eberstadt für eine weitere Besonderheit: erstmals trat nämlich unterm Eberfürst ein Geschwisterpaar an. Imke Onnen, die Deutsche Hallenmeisterin des vergangenen Winters, sprang erstmals gegen die Weltklasse. Mit großem Erfolg, denn das 1,90 Meter große „Nesthäkchen“ steigerte ihre Bestleistung um drei Zentimeter auf 1,89 Meter und war natürlich happy.

„Hochsprung beginnt, wenn du die eigene Körpergröße überspringst“, sagt Bundestrainerin Brigitte Kurschilgen und gibt damit die Devise aus für die immer gutgelaunte Imke. Die Abiturientin kam erst spät zur Leichtathletik („Sie zierte sich etwas, da alle Disziplinen in der Familie schon besetzt waren“, sagt Astrid Onnen) und ist erst spät gewachsen. Imke und Eike profitieren von der starken Familienbande im Leichtathletik-Unternehmen Onnen.

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