Die Pechvögel 2012 - Auf dem Weg zurück
Sportlerkarrieren haben Höhen und Tiefen. Von den Tiefen können diejenigen Athleten ein Lied singen, die im Olympiajahr 2012 aufgrund von Verletzungen die Saisonhöhepunkte vor dem Fernseher mitverfolgen mussten. leichtathletik.de hat sich bei den Pechvögeln der vergangenen Saison umgehört und verrät, wer 2013 wieder voll angreifen will.
Aleixo Platini Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen) war 2012 in Topform, er hatte sich über 200 Meter auf starke 20,33 Sekunden gesteigert und die Normen für EM und Olympia in der Tasche. Dann passierte es: Beim Training kurz vor seinem EM-Einsatz in Helsinki (Finnland) riss er sich Ende Juni Außen- und Kreuzband des rechten Knies.Der 25-Jährige hat den Kopf nicht in den Sand gesteckt, sondern in den vergangenen Monaten im Anschluss an seine Operation fleißig mit Reha-Coach und Physiotherapeuten an seinem Comeback gearbeitet. „Alle sind zufrieden mit meinen Fortschritten“, erklärt er und betont, dass er in Verein und Umfeld viel Unterstützung erfahre.
Den Schmerzen im Knie sind mittlerweile die Schmerzen vom Muskelkater gewichen. In dieser Woche hat er mit leichtem Joggen und Laufkoordinations-Übungen begonnen. Sein Ziel: schnellstmöglich wieder das Trikot überzustreifen. Aber er weiß, dass er geduldig sein muss: „Alles ganz piano“, sagt er.
Daniel Schnelting angriffslustig
Für Sprinter Daniel Schnelting (LAZ Rhede) war die Saison beendet, bevor sie begonnen hatte: Ein Riss der linken Achillessehne machte im Januar den Traum von einer Olympia-Teilnahme zunichte. Rund neun Monate später kann er Positives vermelden: „Die Sehne ist intakt, ich bin seit anderthalb Monaten wieder voll im Training.“
Schmerzen verspüre er keine mehr, berichtet der dreimalige Deutsche 200-Meter-Meister. Zum Wiedereinstieg in das Wettkampf-Geschehen sind in der Halle ein paar Test-Wettkämpfe geplant. Der Fokus liegt auf der Sommersaison: „Da will ich wieder voll angreifen!“
Raúl Spank wieder schmerzfrei
Auch Hochspringer Raúl Spank (Dresdner SC 1898) hatte 2012 mit Achillessehnen-Problemen zu kämpfen und verpasste sowohl den DM-Titel als auch die internationalen Höhepunkte. Anfang September hat er wieder das Training aufgenommen und verkündete vier Wochen später auf Facebook: „Es ist wunderbar, sich wieder schmerzfrei bewegen zu können.“
An Knieproblemen laborierte Mittelstreckler Stefan Eberhardt (LG Ohra-Hörselgas). Der Deutsche 1.500-Meter-Meister von 2008 bestritt nicht ein ernsthaftes Rennen, bevor er Anfang Juni die Saison abbrechen musste. Zwar kann er nach dreimonatiger Pause noch immer nicht sagen, was die Knieprobleme verursacht hat, aber die Schmerzen sind weg. Vor ein paar Wochen hat der 27-Jährige wieder das Training aufgenommen. Er plant auch mit einer Hallensaison.
Hürdensprinter im Aufbautraining
Mit Willi Mathiszik (TV Wattenscheid 01) und Jens Werrmann (LAZ Leipzig) fehlten 2012 im Hürdensprint der Männer gleich zwei Kandidaten für internationale Einsätze. Willi Mathiszik laborierte an einem Bandscheiben-Vorfall, bestritt nur ein einziges Rennen und musste dann die Segel streichen. Nach einer konservativen Behandlung hat er jetzt das Aufbautraining für die kommende Saison aufgenommen.
Für Jens Werrmann nahm eine lange Verletzungsmisere 2012 ihre Fortsetzung: Nach einer Fußoperation im Sommer 2011 traten immer wieder Probleme mit der Narbe auf, in der Wunde setzten sich Keime fest. "Er hätte fast seinen Fuß verloren", berichtet sein Trainer Jan May. Eine weitere Operation verhinderte schließlich das Schlimmste. Mittlerweile ist der 27-Jährige wieder im Training und plant mit der Saison 2013. "Wenn die Narbe hält", schiebt Jan May hinterher.
Niklas Zender mit Doppelbelastung
Der Frankfurter Niklas Zender stand im Sommer vor seiner Olympia-Premiere als Ersatzläufer der deutschen 4x400 Meter Staffel. Ein Muskelbündelriss setzte den Viertelmeiler kurz vor der Abreise nach London außer Gefecht. „Da musste ich schon erst mal schlucken“, sagt er rückblickend. „Ich wäre sehr gerne dabei gewesen!“
Zwei Wochen musste er anschließend pausieren, seit rund einem Monat ist er wieder im Training und hat keine Beschwerden mehr. Der 23-Jährige plant mit einer abgespeckten Hallensaison und liebäugelt mit einem Start bei der WM in Moskau. Fast zeitgleich steht in seinem Medizinstudium allerdings auch das Physikum auf dem Programm. „Das wird eine ganz enge Kiste“, sagt er.
400-Meter-Läuferin Lena Schmidt (LG Stadtwerke Hilden) wollte mit der Staffel ebenfalls nach London, musste das Ziel aber abhaken und die Saison abbrechen. „Ich fühlte mich vollkommen platt“, sagt die U23-EM-Dritte von 2011, bei der schließlich eine Schilddrüsen-Unterfunktion diagnostiziert wurde. Nachdem die medikamentöse Feinabstimmung endlich passt, hat die Lehramts-Studentin ihr Training wieder aufgenommen und strebt 2013 eine Verbesserung des Hausrekordes von 52,62 Sekunden an.
Jennifer Oeser erholt sich von der Reha
Siebenkämpferin Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen) musste eine verletzungsgeplagte Saison mit einer Waden-Operation abschließen. Sechs Wochen Reha-Training liegen hinter ihr. Die Ärzte seien zufrieden mit ihren Fortschritten, schreibt sie auf ihrer Homepage, nur eine Stelle der Narbe bereite noch Probleme. „Daher heißt es: Warten bis alles ganz verheilt ist und dann kann es wieder losgehen.“ Zunächst steht ohnehin ein USA-Urlaub auf dem Programm, anschließend will die WM-Dritte wieder ins gewohnte Training einsteigen.
Ganz so schnell wird es bei Lilli Schwarzkopf (LG Rhein-Wied) nicht gehen. Der Olympia-Zweiten im Siebenkampf steht nach ihrem Achillessehnen-Riss, zugezogen im September in Talence (Frankreich), eine lange Reha-Phase bevor. Ob sie 2013 ins Wettkampf-Geschehen eingreifen kann, ist unklar. Kurz nach ihrer Operation zeigte sich die gebürtige Kirgisin aber bereits wieder kämpferisch: „Ich habe noch nie aufgegeben!“
Matthias de Zordo zurück im Training
Speerwurf-Weltmeister Matthias de Zordo wurde nach einer Saison auf der Überholspur durch eine Ellbogen-Verletzung jäh auf den Boden der Tatsachen heruntergeholt. Nur drei Mal landete der Speer des 88-Meter-Werfers im Jahr 2012 knapp jenseits der 80-Meter-Marke. Bei den Olympischen Spielen machte er in der Qualifikation alle drei Versuche ungültig, weil er die bescheidenen Weiten nicht in den Ergebnislisten sehen wollte. Anschließend brach er seine Saison ab.
Auf Facebook hat der Neu-Magdeburger nun gute Nachrichten für seine Fans parat: "Meine Regenerationszeit ist endlich vorbei und ich habe wieder mit dem Training begonnen!“ schreibt er. So bleibt für ihn und auch für alle weiteren wieder genesenen Athleten ausreichend Zeit, die Weichen zu stellen für eine hoffentlich erfolgreiche Saison 2013.