Die Sicht der Dinge – von Christian Klaue
Deutschland ist auf der Suche: RTL sucht den Superstar und das Nationale Olympische Komitee (NOK) die passende Stadt für die Olympiabewerbung 2012. In beiden Wettbewerben wird am Ende einer gewinnen. Das ist klar. Bei der Suche nach dem Superstar sieht es indes so aus, als ob auch die Unterlegenen Sieger sein werden und Plattenverträge bekommen. Wirkliche Verlierer gibt es dort also nicht. Dass das im Rennen um die Olympiabewerbung auch so sein wird, darf angezweifelt werden.
Sieger (im Bild Ivonne Teichmann) und Verlierer wird es auch im Olympiabewerber-Rennen geben (Foto: Kiefner)
Zwei spannende Fragen stehen momentan im Raum: Zum einen natürlich, wer den Zuschlag erhält, und zum anderen, was mit den vier Unterlegenen passiert. Die Antwort auf Frage eins gibt es am 12. April. Frage zwei wird dagegen erst in den Tagen nach der Wahl beantwortet. Hoffentlich bleiben uns dann böse Überraschungen erspart.Projekte die auch langfristig weiterhelfen
Vieles ist im Zuge der Olympia-Bewerbungen im vergangenen Jahr in Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Leipzig und Stuttgart für den Sport getan worden. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um Maßnahmen, die taugen, auch langfristig weiterzuhelfen. Ob es die verbesserte Nachwuchsförderung in Nordrhein-Westfalen ist, die Schaffung von Trainerstellen in Hessen, die dritte Sportstunde in Hamburg, das Projekt "Mittelschulen für Olympia" in Sachsen oder die Olympiapatenschaften in Baden-Württemberg. All dies sind gute Ansätze, die es weiter zu fördern und auszubauen gilt.
Die deutsche Bewerberstadt, egal wer es denn ist, wird damit kein Problem haben. Aber womöglich die vier Nicht-Gewählten. Bei allem Optimismus, der zweifelsohne im Vorfeld des Wahltages vonnöten ist, sollte sich jeder Kandidat schon jetzt mit der Frage befassen, was im Falle einer Niederlage passiert. Wie geht es dann mit der Sportförderung und den angefangenen Projekten weiter?
Die Gefahr zu scheitern droht im Nachhinein
NOK-Präsident Klaus Steinbach hat in seiner Ansprache beim Neujahrsempfang in Berlin Ruderprofessor Karl Adam zitiert. "Nicht gewinnen ist kein Scheitern", hatte dieser immer gesagt. Dem ist uneingeschränkt zuzustimmen. Aber nur, wenn die vier Unterlegenen nach dem 12. April ihren eingeschlagenen Weg weiter beschreiten und dem Sport nicht drastisch die Mittel kürzen. Sonst scheitern sie im Nachhinein trotzdem. Der Sport – momentan noch auf der Gewinnerseite – wäre dann der große Verlierer.
Christian Klaue, der Autor unserer Olympia-Serie, die mit diesem Kommentar zu Ende geht, ist freier Journalist in Köln.
Die einzelnen Texte der Olympia-Serie finden Sie unter folgenden Links:
Die Einleitung
Der Olympia-Check von Leipzig
Der Olympia-Check von Frankfurt
Der Olympia-Check von Hamburg
Der Olympia-Check von Düsseldorf
Der Olympia-Check von Stuttgart
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