Die Sicht der Dinge - von Dieter Massin
Gerade rechtzeitig zur wieder auflebenden Diskussion um die Gesundheitsreform erscheint die AOK-Studie "Deutschland bewegt sich falsch", in der nach einer Untersuchung der Deutschen Sporthochschule Köln abschließend festgestellt wird, dass "Deutschlands Jogger dazu neigen, sich zu überfordern." Diese Feststellung wird innerhalb der Studie sogar ausgeweitet bis hin zur Bemerkung, dass "die Hälfte der Freizeitläufer sich mehr oder minder überfordert."
Dieter Massin sieht in der jüngsten AOK-Studie eine Bestätigung der DLV-Aktivitäten.
"stern-spezial" und die Nachrichtensendung "heute" greifen dieses Thema kurze Zeit später auf und ergänzten die Studie aus ihrer Sicht. AOK-Studie, "stern-spezial" und "heute" nehmen 320 (!) getestete/befragte Läufer aus drei Städten, um schlusswirkend eine Überforderung zu konstatieren. Vor dem (belegbaren) Hintergrund, dass in Deutschland 16 (!) Millionen Menschen joggen, ein gewagtes Unterfangen!Laufen ohne zu schnaufen
Doch nicht nur der Zahlenvergleich lässt Zweifel aufkommen, da Studie, Kommentare und Presseerklärungen in eine Richtung gehen, die der gesamten, nunmehr 30 Jahre alten Laufbewegung in den LAUF-TREFFs nicht gerecht wird. Seit Enzio Busche in den frühen 70er Jahren die LAUF-TREFF-Bewegung initiierte, über Carl-Jürgen Diem als langjährigen DLV-LAUF-TREFF-Wart bis hin zum derzeitigen LAUF-TREFF-Chef Karl Nagel, hat sich die Idee des "Laufen ohne zu schnaufen" immer weiter entwickelt und perfektioniert.
Von Anfang an galt das Hauptaugenmerk der Anfängerbetreuung und dem Laufen in mehreren Gruppen. Hier – so die Philosophie des LAUF-TREFFs – wird der Grundstock gelegt, der dann in einem körperbewussten und gesundheitsorientierten Verhalten mündet. Dazu kommen dann Gruppenverhalten und Steuerung durch genau diese Gruppen, die – so wie die AOK-Studie auch eindeutig belegt – "bei Problemen wesentlich häufiger (als bei Individual-Läufern) ihr Verhalten ändert."
Studie unterstützt indirekt DLV-Initiative
Die AOK-Studie macht deutlich, dass übertriebener Ehrgeiz und falsches Laufverhalten zu Gesundheitsschäden führen können und zeigt weiterhin klar auf, dass in einer Gruppe diese Fehler seltener vorkommen. Somit – auf indirektem Wege – unterstützt die Studie die Initiative des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, nämlich die LAUF-TREFF-Bewegung, die nach wie vor ein "kontrolliertes Joggen" gewährleistet und die durch ständige Aus- und Fortbildungsmaßnahmen in den 20 Landesverbänden dafür Sorge trägt, dass die Gesundheit immer im Vordergrund aller Aktivitäten steht.
Und zu diesen Aktivitäten zählt auch mittlerweile das gesamte Feld der "Walking-/Nordic-Walking-TREFFs". In mehr als 3400 dieser TREFFs (LAUF und Walking) im DLV-Gebiet wird eine Garantie abgegeben, dass verantwortungsbewusst und kontrolliert gelaufen, gejoggt und/oder gewalkt wird. Von Anfängern bis hin zu leistungsorientierten Teilnehmern/innen unter Anleitung erfahrener Betreuer.
Gütesiegel für DLV LAUF- und Walking-Treffs
Seit vergangenem Jahr zeichnet der DLV seine LAUF- und Walking-Treffs mit den Prädikaten "sehr gut" bzw. "gut" aus, um auch nach außen deutlich zu machen, was in diesen TREFFs geleistet wird. Dieser Auszeichnungskampagne gingen Studien und Befragungen vom DLV-Bundesausschussmitglied Willi Maurer voraus, der das Verhalten und die Ansprüche der Jogger und Walker studiert hat.
Eines macht die AOK-Studie aber auch deutlich: ein individuelles Laufen, Walken oder Joggen mit all den Möglichkeiten der Fehleinschätzung bis hin zur Überforderung ist nicht ratsam und widerspricht allen Aktionen rund um die Gesundheit.
Fehler durch individuelles Laufen und Walken
Die Schlussfolgerung muss daher lauten: Als Individualist läuft der Deutsche Gefahr, sich falsch zu bewegen; in LAUF- und Walking-TREFFs (einschl. Nordic Walking) im gesamten DLV-Gebiet hingegen ist die Betreuung so ausgerichtet, dass die Gesundheit und das körperliche Wohlbefinden auf die richtige Fährte kommen!
Dieter Massin ist DLV-Vize-Präsident Wettkampf-, Breiten- und Freizeitsport.
In unregelmäßigen Abständen äußern sich auf leichtathletik.de Insider, Funktionäre, Journalisten, Athleten oder andere Experten, die eng mit der Leichtathletik verbunden sind, meinungsfrei und unabhängig von der Redaktion und dem DLV zu ihrer "Sicht der Dinge".