Die Sicht der Dinge - von Rüdiger Nickel
Der Wahlkampf um das Amt des NOK-Präsidenten war nicht das, was man sich unter "Vorbild für den olympischen Sport" vorstellt. Gleiches gilt für die Reaktion des unterlegenen Kandidaten, des abgewählten Präsidenten Tröger. Seine Verarbeitung einer Wahlniederlage entspricht nicht dem, was von Sportlern im Falle einer Niederlage erwartet wird.
Rüdiger Nickel bezieht Position (Foto: Kiefner)
Im Vorfeld der Wahl des NOK-Präsidenten wurde es den Sportfachverbänden als Mitgliedern, die sich für einen der beiden Kandidaten zu entscheiden hatten, nicht gerade leicht gemacht, ihre Entscheidung auf demokratische Füße zu stellen. Während Kandidat Steinbach den Fachverbänden, die immerhin drei Viertel der Stimmen ausmachen, immerhin ein Grobkonzept zur Diskussion und als Entscheidungshilfe überließ, verwies sein Kontrahent auf die Vorstellung seines Wahlprogramms bei der Wahlveranstaltung selbst.Der "Bauch-Entscheidung" überlassen
Wer sein Programm erst bei der Wahl selbst vorzustellen bereit ist, hat keinerlei Vorstellung, wie Fachverbände, in denen grundlegende Entscheidungen demokratisch vorbereitet und gefällt und nicht dem zufällig den Fachverband vertretenden Delegierten als "Bauch-Entscheidung" überlassen werden, arbeiten und Entscheidungen finden.
Der DLV als einer der großen Verbände hat seine Entscheidung, wie gestimmt wird, selbstverständlich im Präsidium getroffen; so haben es sicherlich auch andere, demokratisch geführte Verbände gehalten. Die Vorstellung eines Wahlprogramms bei der Wahlveranstaltung selbst ist deswegen ein Hohn auf alle Fachverbände, die auf diese Art solide arbeiten.
Absage an Visionen und Visionäre
Vielleicht war es aber auch gut so, dass die Fachverbände vorher nicht gewusst haben, was als "Programm" vorgestellt wurde. Die klare Absage an Visionen und Visionäre musste sicherlich gerade in der Spitzenorganisation der "olympischen Idee" vor den Kopf stoßen.
Wer Visionen in den Bereich "psychiatrischer Behandlungsnotwendigkeit" stellt, wie von Prof. Tröger in seinem Rechenschaftsbericht geschehen, stößt alle vor den Kopf, die sich Visionen bewahrt haben, auf die Trögers Nachfolger auch zurecht so großen Wert legt. Sie werden geradezu durch eine solche Aussage beleidigt. Prof. Tröger hat mit seiner Bewertung der Visionäre als "Fall für den Psychiater" die olympische Idee konterkarriert. Ich jedenfalls habe mich persönlich beleidigt gefühlt.
Rüdiger Nickel
Vizepräsident Leistungssport des Deutschen Leichtathletik-Verbandes
In unregelmäßigen Abständen äußern sich auf leichtathletik.de Insider, Funktionäre, Journalisten, Athleten oder andere Experten, die eng mit der Leichtathletik verbunden sind, meinungsfrei und unabhängig von der Redaktion zu ihrer "Sicht der Dinge".