Die Spiegelburgs - Als Geschwister-WG zur EM
Dass Geschwister zusammen wohnen und den gleichen Sport betreiben ist, zumindest bis zu einem gewissen Alter, keine Seltenheit, aber dass beide dabei auch noch äußerst erfolgreich sind und nun gemeinsam zur EM nach Göteborg (Schweden; 7. bis 13. August) fahren, ist dann doch etwas Besonderes: Die Rede ist von den Stabhochspringern Silke und Richard Spiegelburg.
Richard Spiegelburg hat sich wieder für ein Großereignis qualifiziert (Foto: Chai)
Die Europameisterschaft ist das erste internationale Großereignis, bei dem sie gemeinsam dabei sind. Richard als Deutscher Vizemeister (5,70 m) und Silke als Deutsche Meisterin (4,55 m). "Wir freuen uns sehr darüber, dass wir uns beide qualifizieren konnten", meint Richard. Heimliche Konkurrenz oder etwa Neid seien zwischen ihnen gar kein Thema. Vielmehr motivieren sie sich gegenseitig und natürlich hat der Ältere immer Tipps für die Jüngere parat.Beider Ziel ist es, sich im Ullevi-Stadion für das Finale zu qualifizieren. "Vielleicht schaffe ich es sogar, eine Medaille zu holen", hofft Richard. Auf alle Fälle soll die Europameisterschaft nicht der letzte gemeinsame Wettkampf der beiden werden. "Wenn alles gut läuft, bleibe ich bis 2009 in Leverkusen, bevor ich meine Karriere beende", plant der 29 Jahre alte Athlet. Bis dahin wollen sie selbstverständlich zusammen wohnen und weiterhin gemeinsam zum Training fahren.
Da sie aus einer Stabhochsprungfamilie stammen, wuchsen die beiden von Kindesbeinen an mit dieser Sportart auf. Vater Ansgar, der heute als Sportlehrer unterrichtet, begann schon früh damit, Silke und Richard zu trainieren. Er brachte ihnen, genau wie ihren älteren Brüdern Henrik und Christian, die Geheimnisse des Stabhochsprungs bei. Richard und Silke hatten im Gegensatz zu den beiden Älteren Glück: sie blieben vom Verletzungspech verschont und wurden immer erfolgreicher.
Beide sind international am Start
Dank seines Talents und des harten Trainings, gehörte der neun Jahre ältere Richard bald zur nationalen Spitze im Stabhochsprung und durfte Deutschland auch international vertreten. Silke folgte seinem Beispiel und machte sich auch einen Namen in der Szene. Wegen des Altersunterschiedes ging sie bis vor diesem Jahr vor allem noch in den Jugendklassen an den Start. 2004 qualifizierte sich die damals erst 18-Jährige überraschenderweise für die Olympischen Spiele und fuhr als jüngste deutsche Teilnehmerin nach Athen (Griechenland). Aus dem ersten gemeinsamen Großturnier wurde jedoch nichts, da Richard die Olympia-Nominierung knapp verpasst hatte.
Nach dem Abitur entschied sich Silke im letzten Jahr dafür, ihrem Bruder Richard von ihrem Heimatverein LG Lengerich zum TSV Bayer 04 Leverkusen zu folgen. So trainierten sie fortan nicht nur bei dem gleichen Verein, wenngleich auch bei unterschiedlichen Trainern (Jörn Elberding und Leszek Klima), sondern beschlossen auch, eine Wohngemeinschaft zu gründen. "Da ich selbst auf der Suche war, hat sich dieser Schritt sehr gut angeboten", erzählt Richard. Trotz des Altersunterschiedes funktioniert das Zusammenleben der beiden hervorragend. Mit sportlichem Erfolg noch dazu. Nun ist die Geschwister-WG auf dem Weg nach Schweden.