Die Verletzten: Wer trainiert, wer laboriert?
„Niemand hat gesagt, dass Leistungssport gesund ist.“ Dieser Satz stammt von Mark Frank (1. LAV Rostock), der letzte Woche aufgrund von anhaltenden Verletzungen das Ende seiner Speerwurf-Karriere bekannt gab. Wie schmerzhaft dieser Sport manchmal sein kann, das merken auch viele andere Leichtathleten. Wer von den verletzten DLV-Athleten inzwischen wieder zurück im Training ist und wer sich weiterhin mit Problemen herumplagt, das lesen Sie hier.
Sie träumt schon wieder von den ersten Sprüngen. Martina Strutz (SC Neubrandenburg) hat nach ihrem Fußbruch kurz vor der Weltmeisterschaft in Moskau (Russland) Ende der vergangenen Woche das Reha-Zentrum in Berlin wieder verlassen. „Es fühlt sich gut an“, sagt die Deutsche Stabhochsprung-Meisterin.Der Bruch ist gut verheilt, jetzt geht es darum, wieder Kraft in der Wade aufzubauen. „Erste Sprints und Sprünge im Sand konnte ich schon gut machen“, sagt die Zweite der WM des Jahres 2011. So gut, dass sie in der Hallensaison wieder starten will. „Da möchte ich mir meine Sicherheit wieder holen, um im der Sommersaison wieder voll angreifen zu können.“
"Krasse Schmerzen" bei Carolin Nytra
Soweit denkt Carolin Nytra dagegen noch nicht. Der Mannheim Hürdensprinterin wurde in diesem Sommer gleich an beiden Füßen ein Fersensporn entfernt. Inzwischen kann sie zwar wieder ohne Krücken gehen, aber von Sport kann noch nicht die Rede sein. „Die Schmerzen sind noch krass“, sagt die Halleneuropameisterin des Jahres 2011. „Hürdenlaufen ist noch eine gefühlte Ewigkeit weit weg.“
Die Ärzte bescheinigen ihr aber einen guten Heilungsverlauf und auch die Schmerzen seien normal. „In drei Wochen kann ich wohl wieder mit leichtem Joggen anfangen.“ Dennoch – sie ist froh die OP gemacht zu haben. „Es ging nicht anders, ich konnte ja noch nicht einmal mehr schmerzfrei gehen.“ An die Halle will sie aber noch nicht denken. „Ich will jetzt nichts kaputt machen. Mein großes Ziel ist Zürich. Das ist mir wichtig.“
Jennifer Oeser immer noch nicht schmerzfrei
Dieses Ziel hat auch Raúl Spank bereits im Hinterkopf. „Das Knie hält“, sagt der Dresdener zufrieden, der sich im Sommer an der Patellasehne operieren lassen musste. Momentan absolviert er seine Grundausbildung bei der Bundeswehr, bevor er Mitte Oktober ins Wintertraining einsteigen will und sich im November im Trainingslager in Südafrika auf das kommende Jahr vorbereiten will.
Jennifer Oeser dagegen klingt weniger begeistert. „Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen“, sagt die Leverkusener Siebenkämpferin. Nach einer Wadenoperation im Herbst des Vorjahres musste die WM-Zweite des Jahres 2009 im März erneut unters Messer. Ein Überbein an der Ferse musste entfernt werden. Die WM-Saison war dahin.
„Die beiden Operationen habe ich gut überstanden“, sagt die 30-Jährige heute. „Aber ich muss mich jetzt ganz schön quälen.“ Denn schmerzfrei ist sie immer noch nicht. „Es tut jeden Tag woanders weh.“ Dennoch hat sie das Aufbautraining begonnen, mit Krafttrainings, Stabilisationsübungen und Einheiten auf dem Fahrrad. „Für November habe ich meine Flüge ins Trainingslager in Südafrika gebucht. Bis dahin will ich wieder richtig trainieren können.“
Tobias Unger sprintet neben dem Beruf
Das kann Tobias Unger bereits wieder. Nach einer Knieoperation im Januar konnte der 33-jährige Sprinter in der Sommersaison nicht eingreifen und wechselte stattdessen den Job. Aus dem sprintenden Bankkaufmann wurde der sprintende Athletiktrainer in der Fußballjugend seines Vereins VfB Stuttgart. „Der neue Job macht noch mehr Spaß als ich es vorher gedacht hätte“, sagt Unger.
Von einem Ende seiner eigenen Karriere will er dennoch nicht nichts wissen. „Ich trainiere wieder gut, das passt bislang ganz gut rein in meinen Tag zwischen den verschiedenen Einheiten mit den Fußballern“, sagt Unger. Zwar muss er anders als früher seine Einheiten ohne Trainer Mickey Corucle, der ihm nun nur noch aus der Ferne Anweisungen geben kann, absolvieren, aber der Traum von der EM in Zürich (Schweiz) lebt weiter in dem Stuttgarter. „Das Knie hält, es tut nichts mehr weh. Da will ich es nochmal wissen.“
Optimistisch blickt auch 400-Meter-Hürdenläufer Silvio Schirrmeister ins neue Jahr. „Ich bin soweit wieder hergestellt, dass mir Gehen keine Probleme mehr bereitet“, sagt der Chemnitzer, der sich auf dem Aufwärmplatz bei der Weltmeisterschaft in Moskau (Russland) einen Muskelfaserriss zuzog. Nun ist er wieder auf einem guten Weg. „Ich kann auch schon wieder locker joggen. Wenn ich Spannung aufbauen möchte, merke ich noch eine leichte Störung. Für ein leichtes Training ist aber schon wieder alles hergestellt. Anfang Oktober möchte ich wieder richtig anfangen und bis dahin habe ich es bestimmt wieder im Griff.“
Jan Fitschen muss sich operieren lassen
Unters Messer muss dagegen wohl Jan Fitschen. Der Wattenscheider, der nach anhaltenden Schmerzen in der Achillessehne seinen Start beim Berlin Marathon absagen musste, bekommt die Probleme auf anderem Weg nicht mehr in den Griff. „Sobald ich wieder richtig trainiere, sind die Schmerzen sofort wieder da.“ Mehrere Ärzte rieten ihm daher zur Operation an der linken Sehne. „Ein Stück vom Knochen muss weg und der Schleimbeutel entfernt werden“, sagt der ehemalige Europameister über 10.000 Meter, für den es die erste Sport-Operation ist. Dennoch: „Ich plane mit einem Frühjahrsmarathon und will mich dort für die EM in Zürich qualifizieren.“
Dieses Ziel hat auch Fitschens Disziplinkollege Sören Kah (LG Lahn-Aar Esterau) im Kopf. Doch nach zwei Knie-Operationen ist er auch heute noch nicht wieder beschwerdefrei. „Lange Läufe klappen mittlerweile wieder ganz gut, aber Tempoeinheiten kommen aufgrund der Schmerzen deutlich zu kurz“, sagt der 31-Jährige. In fünf Wochen will er beim Frankfurt Marathon an den Start gehen. Wie realistisch das ist, das vermag er noch nicht abzuschätzen. „Ich merke, dass ich Fortschritte machen, daher habe ich noch Hoffnung, dass es reicht.“
Katharina Grompe zurück im Training
Auch Katharina Grompe kann wieder lachen. Nachdem die 20-jähirge Dortmunderin kurz vor der Weltmeisterschaft aufgrund eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel auf ihren Staffeleinsatz verzichten musste, ist sie seit Anfang der Woche wieder im Training. „Die Verletzung ist gut verheilt und ich merke keine Schmerzen mehr.“ Nur Muskelkater, der stellte sich nach dem ersten Training dann ein. „Es ist ein schönes Gefühl, wieder laufen zu können“, sagt die U23-Staffeleuropameisterin. Eine konkrete Planung gibt es noch nicht, aber für sie steht fest, dass sie in der Halle wieder Wettkämpfe bestreiten wird.
Für Jenny Elbe war die Saison schon Mitte Juli vorbei. Eine Zerrung im Hüftbeuger machte weitere Wettkämpfe unmöglich und musste auskuriert werden. Nach der Zwangspause, die die Dreispringerin unter anderem als Zuschauerin bei der WM in Moskau (Russland) verbrachte, ist die Dresdenerin nun zurück im Training. „Der Trainingsalltag ist wieder eingezogen“, postet sie auf ihrer Facebook-Seite.
Johannes Hock will im Sommer wieder angreifen
Diesen Alltag genießt auch Zehnkämpfer Johannes Hock (TSV Bayer 04 Leverkusen) seit rund drei Wochen an seinem Trainings- und Studienort in Texas (USA) wieder. Die Operation im Ellbogen, die ihn zur Aufgabe bei der U23-EM in Tampere (Finnland) zwang, ist gut verlaufen. „Ich hatte schnell wieder volle Beweglichkeit im Ellbogen“, sagt der 21-Jährige.
Neben allgemeinem Konditions- und Grundlagentrainings stehen nun vor allem Kräftigungsübungen für den Arm auf seinem Programm. „Ich muss jetzt die verlorenen Muskeln wieder aufbauen, um den Arm möglichst stabil zu bekommen. Wenn alles so gut weiter geht, kann ich im Sommer wieder angreifen. Speerwurf wird natürlich ein bisschen die Wundertüte sein in dem Jahr, aber es ist ja nur eine von zehn Disziplinen.“