| Chronologischer Rückblick

Die zehn Berliner Marathon-Weltrekorde – Teil II

Zehn Weltrekorde wurden beim BMW Berlin-Marathon bisher aufgestellt – mehr als bei jedem anderen Marathon in der Geschichte der Leichtathletik. Von Christa Vahlensieck 1977 bis Dennis Kimetto 2014 reicht die aktuelle Berliner Rekordliste. Offizielle Weltrekorde im Marathon gibt es aber erst seit 2003, davor sprach man von „Weltbestzeiten“. Bevor am 24. September die nächste Berliner Weltrekordjagd beginnt, lesen Sie hier den zweiten Teil des Rückblicks auf die zehn Rekorde.
Jörg Wenig

Nummer 6 – Haile Gebrselassie: 2:04:26 Stunden am 30. September 2007

Der 34-jährige Äthiopier stürmte nach 2:04:26 Stunden ins Ziel am Brandenburger Tor und stellte damit den sechsten Weltrekord in der Geschichte des Rennens auf. „Dieser Erfolg ist etwas sehr spezielles für mich – es ist schließlich der Marathon-Weltrekord! Das ist etwas anderes als die Bahnstrecken über 5.000 oder 10.000 Meter, denn es ist die Königsdisziplin des Langstreckenlaufes“, sagte Haile Gebrselassie.

Geführt von Tempomachern lag Haile Gebrselassie bei sehr guten Wetterbedingungen praktisch durchweg auf Weltrekord-Kurs. Die erste Hälfte absolvierte er in 62:29 Minuten. Die Konkurrenz hatte dieses Tempo von Beginn an nicht angenommen – Haile lief sein eigenes Rennen durch Berlin. Bis zur 30-Kilometer-Marke hielten zwei der ursprünglich fünf Pacemaker durch. Dann gingen Eshetu Wondimu (Äthiopien) und Rodgers Rop (Kenia), der in diesem Jahr den Hamburg-Marathon in 2:07:32 Stunden gewonnen hatte und auch schon in New York und Boston (beide USA) triumphiert hatte, aus dem Rennen. Sie hatten gute Arbeit geleistet und Haile Gebrselassie nach 1:28:54 Stunden durch die 30-Kilometer-Marke geführt.

Nummer 7 – Haile Gebrselassie: 2:03:59 Stunden am 28. September 2008

Haile Gebrselassie war einmal mehr der umjubelte Superstar: Vor einem Millionenpublikum brach der Äthiopier beim 35. Berlin-Marathon seinen eigenen, ein Jahr zuvor an gleicher Stelle aufgestellten Weltrekord um 27 Sekunden und verbesserte die Marke auf 2:03:59 Stunden. Damit erreichte er auf die Sekunde genau sein Ziel, als erster Läufer über den Marathon unter 2:04 Stunden zu laufen.

„Das war heute fantastisch, alles war perfekt – Pacemaker, Wetter und Zuschauer. So einen Tag erwischt man wahrscheinlich nur einmal im Leben. Aber auch wenn ich am Ende vielleicht noch recht frisch aussah – der letzte Kilometer war sehr hart“, sagte Haile Gebrselassie. Nebenbei wurde er der erste Läufer in der Geschichte des Rennens, dem ein Hattrick gelang. Ein Jahr später baute er diese Serie sogar noch auf vier Erfolge in Serie aus. Eines Tages, war sich Haile Gebrselassie schon damals sicher, wird auch die Zwei-Stunden-Marke fallen. „Ich glaube, dass das noch mindestens 20 Jahre dauern wird. Aber ich bin mir sicher, dass es passieren wird.“

Nummer 8 – Patrick Makau: 2:03:38 Stunden am 25. September 2011

Von den sieben Männer-Weltrekorden, die in Berlin bisher aufgestellt wurden, hat jener von Patrick Makau einen besonderen Stellenwert – auch wenn der Kenianer nicht wie Paul Tergat eine Zeit-Barriere durchbrach. Das liegt daran, dass Patrick Makau auf jenen Mann traf, der am Sonntagmorgen des 25. Septembers noch als aktueller Weltrekordler ins Rennen ging: Äthiopiens Superstar Haile Gebrselassie. Fast zwei Jahrzehnte lang war Gebrselassie der große Gegner der kenianischen Weltklasseläufer. Und fast immer war der Äthiopier dabei vorne.

Jetzt aber schaffte es der 26-jährige Patrick Makau, Gebrselassie im direkten Duell nicht nur hinter sich zu lassen sondern ihm auch auf spektakuläre Art und Weise den Weltrekord zu entreißen. Makau brachte den prestigeträchtigsten Langstrecken-Rekord zurück nach Kenia. Nach 2:03:38 Stunden war er im Ziel und hatte damit die Zeit von Gebrselassie, der 2008 in Berlin 2:03:59 Stunden gelaufen war, um 21 Sekunden unterboten. Kurz vor der 27-Kilometer-Marke hatte Patrick Makau den Äthiopier überholt, der dann unmittelbar hinter ihm lief.

Dann rannte der Kenianer bei hohem Tempo plötzlich scharf nach rechts und dann wieder scharf nach links über die komplette Breite der Straße. Kurz darauf zog er das Tempo an, sprintete davon und lief den folgenden Kilometer in 2:47 Minuten. „Das Zickzacklaufen gehörte zu meiner Taktik, ich wollte Haile verwirren. Ich hatte viel Energie und wollte ihn müde machen. Als ich mich umschaute, war Haile nicht mehr da“, erzählte Patrick Makau, der dann zum Weltrekord stürmte und in Berlin jeden 5-Kilometer-Abschnitt des Rennens unter 15:00 Minuten lief.

Nummer 9 – Wilson Kipsang: 2:03:23 Stunden am 29. September 2013

Wilson Kipsang wurde in Berlin zum Weltrekordler Nummer neun. Der Kenianer rannte beim 40. Berlin-Marathon 2:03:23 Stunden und setzte eine bemerkenswerte Serie fort: Seit dem 25. Berlin-Marathon wurde bei jedem Jubiläumsrennen der Männer-Weltrekord gebrochen! 1998 war es der Brasilianer Ronaldo da Costa, fünf Jahre später folgte Paul Tergat, beim 35. Rennen lief Haile Gebrselassie Weltrekord und nun Wilson Kipsang. Der Kenianer unterbot die alte Marke, die sein Landsmann Patrick Makau vor zwei Jahren in Berlin gelaufen war (2:03:38 h), um 15 Sekunden.

Die Halbmarathon-Zeit der Spitzengruppe lag mit 61:32 Minuten genau im Plan. Doch in der Folge verlor die Gruppe etwas Zeit im Rennen um den Weltrekord. Es lag dann an Wilson Kipsang zu reagieren – und das tat er. Kurz nach der 35-Kilometer-Marke trat der zweifache Frankfurt-Marathon-Sieger, der 2011 am Main den Weltrekord um lediglich vier Sekunden verpasst hatte, an und machte Sekunde um Sekunde gut. Mit zwei superschnellen letzten Kilometerabschnitten – Kipsang lief 2:48 und 2:53 Minuten – rannte er zum größten Triumph seiner Karriere und in 2:03:23 durch das Ziel. „Für mich ist ein Traum wahr geworden“, sagte Wilson Kipsang.

Nummer 10 – Dennis Kimetto: 2:02:57 Stunden am 28. September 2014

Dennis Kimetto durchbrach in Berlin die nächste Zeitbarriere über die klassische Distanz. Der 30-jährige Kenianer stürmte in der Weltrekordzeit von 2:02:57 Stunden ins Ziel am Brandenburger Tor und erzielte damit die erste Zeit unter 2:03 Stunden. Es war Weltrekord Nummer 10. Auch der zweitplatzierte Emmanuel Mutai (Kenia) blieb mit 2:03:13 noch zehn Sekunden unter der bisherigen Bestzeit von Wilson Kipsang.

Nachdem die Halbmarathonmarke nach 61:45 Minuten erreicht worden war, leisteten die beiden kenianischen Tempomacher Wilfred Kirwa und Geoffrey Ronoh noch bis 30 Kilometer Führungsarbeit. Kurz nach Kilometer 34 fiel dann der kenianische Halbmarathon-Weltmeister Geoffrey Kamworor zurück, so dass sich an der Spitze ein Duell zwischen Kimetto und Mutai entwickelte. Die beiden taktierten nicht, sondern liefen weiter volles Tempo, so dass eine Zeit von unter 2:03 Stunden möglich wurde.

Vier Kilometer vor dem Ziel löste sich dann schließlich Kimetto von Mutai. Es gab keine gravierende Tempoverschärfung, aber Mutai konnte nicht mehr ganz folgen. „Ich war zuversichtlich bezüglich des Weltrekordes – vor dem Rennen und auch während des Rennens“, sagte Dennis Kimetto, der einen Kilometer-Durchschnitt von genau 2:54,83 Minuten erreichte und ebenso wie Emmanuel Mutai jeden 5-Kilometer-Abschnitt unter 15:00 Minuten lief.

Mehr:

<link news:60050>Die zehn Berliner Marathon-Weltrekorde – Teil I

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