Dietmar Chounard – "Wollen uns gut präsentieren"
Im Bereich der U20 und U23, für die Dietmar Chounard im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) verantwortlich zeichnet, stehen im Juli jeweils kontinentale Höhepunkte an. Die Europameisterschaft U23 ist dabei in Erfurt vom 14. bis 17. Juli sogar ein Heimspiel, die U20-Truppe bricht nach Kaunas (Litauen; 20. bis 24. Juli) auf. Peter Grau sprach mit Dietmar Chounard über die aktuelle Situation und die Aussichten.
Dietmar Chounard gibt im Interview mit Peter Grau eine Momentaufnahme (Foto: Möldner)
Erfurt ist in diesem Jahr für den deutschen Nachwuchs ein wichtiger Termin. Mit welchen Erwartungen wird das DLV-Team zur Europameisterschaft U23 in knapp sechs Wochen in die thüringische Hauptstadt fahren?Dietmar Chounard:
Wir gehen für Erfurt von einer starken Mannschaft aus und hoffen, uns auch dank des Heimvorteils gut präsentieren zu können.
Wie lautet Ihr Ziel konkret?
Dietmar Chounard:
Unser Ziel ist es, in der Nationenwertung unter die ersten Drei zu kommen und ich denke, dass wir einige Athletinnen und Athleten haben werden, die sich auch im Medaillenbereich behaupten werden können.
Wer sind Ihre heißesten Kandidaten dafür?
Dietmar Chounard:
Vorausschicken möchte ich, dass wir uns gerade in der heißen Phase befinden und tagtäglich neue Meldungen eintreffen. Es ist also momentan nur eine Momentaufnahme, diese erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Zuerst muss man sicher Diskuswerfer Robert Harting (SCC Berlin) nennen, der in Wiesbaden gerade 66,02 Meter warf und sowohl Erfurt als auch die WM in Helsinki anstrebt. Oder die Kugelstoßerinnen Petra Lammert (VfB Stuttgart) und Christina Schwanitz (SV Neckarsulm), die ja beide die Helsinki-Norm packen können bzw. schon gepackt haben und auch in Erfurt zu den Finalistinnen zählen werden. Im Diskuswerfen der Juniorinnen haben wir mit Ulrike Giesa (LAC Quelle Fürth/München/Würzburg), Nadine Müller (Hallesche LAF) und Sabine Rumpf (LSG Goldener Grund) gleich drei Athletinnen, die zumindest das Finale erreichen können. Im Hammerwerfen sieht es mit der deutschen Rekordhalterin Betty Heidler und Kathrin Klaas (beide LG Eintracht Frankfurt) ebenfalls sehr gut aus.
Wie steht es in den anderen Bereichen?
Dietmar Chounard:
Mit Till Helmke (TSV Friedberg-Fauerbach), Marius Broening (LAV asics Tübingen) und Sebastian Ernst (FC Schalke 04) haben wir exzellente Sprinter, die weit nach vorn kommen können. Stabhochspringer Fabian Schulze (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) gehört mit zu den Athleten, die sich mittlerweile auch bei den Erwachsenen etabliert haben. Marius Hanniske (LG Nord Berlin) und Christian Kaczmarek (LG Nike Berlin) zählen zu den Top-Athleten, wenn sie denn gesund sind. Hochspringer Marius Hanniske hat im Moment Fußprobleme, doch in einigen Tagen sollte er wieder fit sein. Problematischer ist es bei 8-Meter-Weitspringer Christian Kaczmarek, der eine muskuläre Verletzung hat, in ärztlicher Behandlung ist und wahrscheinlich noch länger auf einen Start warten muss. Die Mittelstrecklerin Antje Möldner (SC Potsdam) hat mit den in Dessau gelaufenen 4:08,81 Minuten über 1.500 Meter gute Chancen aufs Finale, wobei sie sicher noch schneller werden kann. Ansprüche auf eine gute Platzierung melden auch die Zehnkämpfer Norman Müller (Hallesche Leichtathletik-Freunde) und Christopher Hallmann (TV Gladbeck) an.
Wie sieht der Fahrplan nach Erfurt aus, wie kann man sich qualifizieren?
Dietmar Chounard:
Die Möglichkeiten sind vielfältig. Es gibt Testwettkämpfe, die von den einzelnen Disziplintrainern vorgeschrieben sind, es gibt aber auch das DKB-DLV-Meeting in Ulm (12. Juni), die DLV-Juniorengala in Mannheim (18./19. Juni) und die Deutschen Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid (2./3. Juli). Danach wird nominiert.
Kommen wir zu den U20. Wie können sich die jungen Athleten hier für Kaunas empfehlen?
Dietmar Chounard:
Der Weg nach Kaunas führt erstens über die DLV-Juniorengala in Mannheim, und außerdem zweitens über weitere Qualifikationswettkämpfe. Und einer dieser Test-Wettkämpfe fand am vergangenen Wochenende im Potsdamer Stadion Luftschiffhafen statt, wo ein Großteil der Disziplinen angeboten wurde.
Wie war dort die Resonanz aus Ihrer Sicht?
Dietmar Chounard:
Dieser Wettkampf wurde sehr gut angenommen, wenn auch einige Athleten in Absprache mit Heim- und Bundestrainern zur gleichen Zeit bei Meetings mit stärkerer Konkurrenz antraten.
Was bzw. wer hat Ihnen in Potsdam besonders gefallen?
Dietmar Chounard:
Gefreut habe ich mich über die zahlreichen Normerfüllungen. Darüber hinaus möchte ich die Sprintergebnisse der männlichen Jugend A hervorheben, vor allem den Sieger Nils Müller (TSV Friedberg-Fauerbach; 10,48 sec) und den Zweitplazierten Marius Sewald (SV Gendorf Burgkirchen/10,49), sowie eine gute Staffelleistung von 40,79 Sekunden. Schnell war der Jenaer Alexander John im Hürdensprint in 13,84 Sekunden. Ebenfalls erwähnenswert ist die Zeit der DLV-Staffel in der weiblichen Jugend A von 44,83 Sekunden. Anne-Kathrin Elbe (TSV Bayer 04 Leverkusen) gewann die 100 Meter Hürden in 13,77 Sekunden und wird sicher noch schneller werden. Annett Engel (SC Potsdam) siegte im Hochsprung mit 1,84 Metern, ist in dieser Saison schon über 1,88 Meter geflogen. Aber diesmal war sie durch Magenprobleme gehandicapt.
Zurück zu Mannheim. Was erwartet uns dort?
Dietmar Chounard:
Die DLV-Juniorengala wird am 18. und 19. Juni in Mannheim mit nationaler und internationaler Konkurrenz stattfinden. Allein 150 ausländische Teilnehmer aus elf Nationen spornen unsere Athleten zu höheren Leistungen an. Und gleich danach, am 20. Juni, wird für Kaunas nominiert. Die Deutschen Jugend-Meisterschaften, die erst vom 29. bis 31. Juli in Braunschweig stattfinden, können aus terminlichen Gründen nicht mehr für die Nominierung berücksichtigt werden.
Wie stark soll das Kaunas-Team zahlenmäßig werden?
Dietmar Chounard:
Wir werden mit einer starken Truppe von rund 100 Athletinnen und Athleten anreisen und hoffen, die gute Tradition bei den Junioren-Meisterschaften auch leistungsmäßig fortsetzen zu können.