Dietmar Chounard - „Unter die besten Fünf“
Das deutsche Team bricht zur U20-WM in Moncton (Kanada; 19. bis 25. Juli) auf. Im Interview mit leichtathletik.de spricht Dietmar Chounard, DLV-Bundestrainer U20/U23, über die Chancen der deutschen Athleten bei den Welt-Titelkämpfen.
Dietmar Chounard, die Bauhaus Junioren-Gala Anfang Juli in Mannheim war der entscheidende Wettkampf für die Qualifikation zur U20-WM in Moncton. Gab es für Sie noch einmal Überraschungen?Dietmar Chounard:
Mich hat es vor allem gefreut, dass die guten Bedingungen von den Athleten genutzt wurden, und dies dazu geführt hat, dass wir das Team noch einmal deutlich vergrößern konnten. Vor allem in den Lauf-Wettbewerben gab es einen ordentlichen Schub. Auch die Hürdenfinals haben gezeigt, dass unsere Athleten mit der Leistungskurve zum Saisonhöhepunkt nach oben zeigend gut aufgestellt sind.
Wie bewerten Sie die dort gezeigten Leistungen - auch in Relation zu den internationalen Ergebnissen?
Dietmar Chounard:
Die Teilnehmerfelder in Mannheim waren sowohl national als auch international herausragend. Es gab viele spannende und hochklassige Wettkämpfe. Vor allem die Sprints haben bedingt durch die günstigen Voraussetzungen im europäischen und auch im weltweiten Maßstab Zeichen gesetzt.
Viele der deutschen Nachwuchsathleten sind in Mannheim zum ersten Mal auf internationale Konkurrenz getroffen. Wie haben sie die Herausforderung angenommen?
Dietmar Chounard:
Viele haben sich wacker geschlagen und gut behauptet. Marcel Bosler zum Beispiel im Kugelstoßen, der mit einer Bestleistung von 18,82 Metern angereist und mit 19,25 Metern abgereist ist. Er hat sich deutlich für das WM-Finale empfohlen. Einige Wettbewerbe waren vom Endergebnis etwas schwächer, was aber oft auch an den äußeren Bedingungen gelegen hat.
Vor zwei Jahren bei der letzten U20-WM in Bydgoszcz gewann die deutsche Mannschaft zehn Medaillen und war die zweitbeste Nation. Ist das wieder der Anspruch?
Dietmar Chounard:
Das ist mit Sicherheit eine hohe Messlatte. Ich denke, dass wir in der Gesamtheit gut aufgestellt sind und viele Athleten haben, die um Finalplätze kämpfen werden. Ob ein vorderer Finalplatz dann auch mit einer Medaille belohnt wird oder ob es nur knapp im Bereich einer Medaille ist, das hängt oft von der Tagesform ab. Ich sehe in der Mannschaft eine gute Substanz. Viele der Athleten, die wir nominiert haben, sind für einen Platz unter den besten Fünf gut und einige von ihnen auch für eine Medaille.
Mit welchem Ziel reist die deutsche Mannschaft nach Moncton?
Dietmar Chounard:
Unser Ziel ist es, uns unter den besten fünf Nationen der Welt zu platzieren, auch wenn es nicht einfach zu realisieren sein wird. Kenia mit seinen starken Läufern oder Jamaika mit seinen Sprintern, können an uns vorbei ziehen. Vor zwei Jahren lagen sie noch in der Nationenwertung hinter uns.
Welche deutschen Athleten haben besonders gute Chancen auf eine Platzierung ganz vorne?
Dietmar Chounard:
Nach der derzeitigen Weltrangliste haben mit Sicherheit unsere vier Mehrkämpfer und Stabhochspringer sehr gute Chancen, sich vorne zu platzieren. Auch im Diskuswerfen der Männer und Frauen sollten wir nicht chancenlos sein. Und auch Speerwerfer Till Wöschler, der im vergangenen Jahr schon Zweiter der U20-EM war, zählt als Weltranglisten-Führender sicher zu den Medaillenkandidaten. Aber überall gibt es immer ausländische Starter, die plötzlich auftauchen und vorher nicht bekannt waren.
Das deutsche Team reist an diesem Mittwoch zunächst nach Charlottetown, das 170 Kilometer entfernt von Moncton liegt. Weshalb?
Dietmar Chounard:
Während der WM ist die deutsche Mannschaft in Moncton untergebracht. Das Trainingsstadion befindet sich allerdings 30 Kilometer entfernt, so dass die Bedingungen in der Vorbereitung nicht optimal wären. Die Räumlichkeiten, wo wir in Moncton schlafen werden, sind zudem sehr eng. Um eine Akklimatisierung und gute erste Trainingseinheiten zu gewährleisten, haben wir uns entschieden, nach Charlottetown zu gehen. Wir nutzen die Zeit zur Mannschaftsbildung und zur Vorbereitung auf die Wettkämpfe. Am Sonntagmittag reisen wir dann nach Moncton.
In Deutschland ist es gerade sehr heiß. Welche Bedingungen erwarten die Athleten in Kanada?
Dietmar Chounard:
Die Klimazone in Moncton ist vergleichbar mit der, in der Deutschland liegt. Vor zwei Wochen hatten wir in Deutschland auch noch gemäßigte Temperaturen um 25 Grad. Ich gehe von ähnlichen Bedingungen für die Wettkämpfe in Kanada aus. Ich erwarte nicht so hohe Temperaturen wie im vergangenen Jahr bei der U20-EM in Novi Sad oder 2006 bei der U20-WM in Peking.
Ist die Zeitverschiebung von fünf Stunden ein Problem?
Dietmar Chounard:
Ich denke das lässt sich gut handhaben, weil wir eine günstige Flugverbindung haben. Wir fliegen morgens in Deutschland los und kommen abends in Kanada an. Bis wir unsere Unterkunft erreicht haben, wird es später Abend sein, so dass die Athleten sofort ins Bett gehen können, und am nächsten Morgen im neuen Rhythmus sind. Zudem reisen wir vier Tage vor den Wettkämpfen früh genug an, um sich anzupassen.
Wann würden Sie von einem gelungenen Auftritt Ihrer Mannschaft bei der U20-WM sprechen?
Dietmar Chounard:
Wenn wir innerhalb der Mannschaft viele Athleten haben, die sich über die Vorrunde hinweg für die Semifinals und Finals qualifizieren können und sich viele Athleten mit neuen Bestleistungen oder im Bereich ihrer Bestleistungen präsentieren und damit ihren Nominierungsanspruch mit entsprechenden Leistungen rechtfertigen. Es ist eine junge Mannschaft mit großer Zukunft. Ich denke, man sollte die Qualität der Mannschaft nicht nur an Platzierungen unter den besten Acht ablesen. Viele werden im Hinblick auf die kommenden Jahre Erfahrungen sammeln, sich gut behaupten und in den kommenden Jahren noch für gute Leistungen sorgen.
DLV-Mannschaftsbroschüre U20-WM